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SPIRIT FESTIVAL vom 05.09.08 – 06.09.2008

25.09.2008

Letztes Jahr startete das Festival, und fiel fast dem schlechten Wetter zum Opfer. Fast durchgehend Regen von Freitag bis Sonntag. Schon die Wetteraussichten waren schlecht. Nach dem Motto, einmal ist kein Mal, ging es dieses Jahr in die zweie Runde.
Dieses Jahr waren die Wetteraussichten nicht viel besser, aber dieses Mal wollten wir es wagen, und nach Barby fahren.
Freitag um 13.30 Uhr verließen wir die Großstadt Berlin um ins Nest Barby bei Magdeburg zu fahren. Gegen 16.00 Uhr fuhren wir auf´s Festivalgelände. Als wir ankamen wurde ein Punkermädel in einen Krankenwagen verladen, und das vor Beginn der ersten Band. Wir wollten es nicht so krass angehen lassen, parkten und brachten unsere sieben Sachen auf den Zeltplatz. Beim SPIRIT FESTIVAL ist zelten und parken getrennt, oder zumindest war es so vorgesehen, den am Samstag Morgen sah man doch einige Zelte auf dem Parkplatz.
Nach dem Aufbau ging es gut gelaunt mit dem ersten Bier im Blut auf Erkundungsrunde. Der Zeltplatz füllte sich zusehends mit vielen Skins, vielen Punks, einigen Psychobillys und auch einigen normal aussehenden Leuten. Die Stimmung war gut, das Wetter auch. Ein See war auch am Festivalgelände. Die ganz Mutigen stiegen sogar in die kühlen Fluten.
So verging die Zeit, und erst die vierte Band sah ich mir auch an. Als vierte Band, spielte, viel zu früh, C.O.R. aus Rügen. Es war 18.20 Uhr, und die Meute vor der Bühne gut gelaunt. Die Jungs aus Rügen sahen noch etwas verschlafen aus, ließen sich aber von der guten Stimmung mitreißen. Sie wurden von Song zu Song wacher. Sänger Friedemann beschwerte sich über die hohe Bühne, den diese war für alte Leute, also über 30, nicht mehr so leicht zu erklimmen. Er ließ sich davon aber nicht von abhalten, und war oft im Graben vor die Bühne zu sehen, um dort mit den ersten Reihen zusammen die Songs zu singen. Wie immer lieferte die Band eine super Show ab. Ihre Songs sind Infernale, ihre Musik der Soundtrack zum Untergang unserer Welt. C.O.R. sind einmalig!
Kaum hatte man sich warm gepogt, war die Band auch wieder verschwunden. 25 Minuten sind definitiv zu wenig für eine Band dieses Kalibers. Das meinte auch die nächste Band D.D.P. Die Band spielte ein Best – Of Set, was nicht nur mir sehr gut gefiel. Die Stimmung war sehr gut, und stieg mit jeder Minute. Der Auftritt der Berliner Oi-Punker BERLINER WEISSE folgte. Vor der Bühne war es gerappelt voll. Kaum betrat die Band die Bühne, und die ersten Töne erklangen, ging der Pogo und das Mitsingen los. Melodischer, druckvoller Oi, mit einer guten, humorvollen Portion Proll ist der Stil der Band. Als Support zu Pöbel & Gesocks und Die Kassierer stellte und stellt die Band ihr Können genauso unter Beweis wie an diesem Nachmittag. Natürlich durfte das beliebte Spiel “Prost Ihr Säcke…“ nicht fehlen. 30 Minuten prima Party. Und die Nacht war gerade erst angebrochen.
Die nächste Band waren die DÖDELHAIE. Als eine der Deutschpunkikonen hatten sie es nach BERLINER WEISSE leicht. Auch hier gab es eine bunte Mischung aus neueren Songs und alten Klassikern. Auch wenn die Band optisch vielleicht nicht viel hermacht, sind die Songs nach wie vor aktuell und gut. Das zeichnet eine gute Band aus, zeitlose Songs zu schreiben.
Um 21.20 Uhr gab es für die Oi – Fraktion mit den KRAWALLBRÜDERN aus dem Saarland ein weiteres Highlight. Die Band hat sich vor allem in den letzten 3 Jahren mit ihrem druckvollen, leicht prolligen Oi einen hohen Bekanntheitsgrad erspielt. Auch heute sah man, dass viele Festivalbesucher sich auf die Band freuten. Die Stimmung war sehr gut. Das Bier floss in Strömen. Man feierte zusammen und mit der Band.
Nach der Band aus dem Saarland kam eine der bekanntesten Bands aus dem Psychobillybereich auf die Bühne, DEMENTED ARE GO. Besonders für die Psychobillys unter dem Publikum war die Band ein Highlight, aber auch unter den Punks und Skins hat die Band viele Fans. Der schräge Gesang von Sparky gepaart mit dem abgedrehten, leicht wahnsinnigen Sound der Band, macht DEMENTED ARE GO immer wieder zu einem Erlebnis. Dieses Erlebnis hörte ich mir vom Zelt aus an. Ich gönnte mir eine Pause, die leider etwas lang wurde. Im dunklen Zelt fielen mir die Augen zu, so dass ich die großartigen SPRINGTOIFEL nur noch kurz wahrnahm. Ich fiel in einen unruhigen Schlaf. VOLXSTURM die nach der Band aus Mainz folgten weckten mich mit ihrer Musik ab und an, bevor ich bei den SKATOONS endgültig ins Reich der Träume driftete. Die letzte Band, die um 02.00 Uhr die Bühne betrat war DRITTE WAHL. Ich wurde pünktlich zur Band wieder wach, aber aufraffen konnte ich mich nicht mehr. So hörte ich mir “Greif ein“ und weitere klasse Songs der Rostocker Band in meinem Schlafsack an.
Gegen 09.00 Uhr am nächsten Morgen wachte ich wieder auf. Einigermaßen fit, krabbelte ich aus meinem Zelt und widmete mich der Morgentoilette. Mein Blick über den Zeltplatz zeigte viele Gesichter, die wie ich gerade wach wurden. Man blickte mehr oder weniger verkatert gen Himmel, und hoffte, dass es trocken bliebe.
Die Zeit bis zur nächsten Band verbrachte man mit gepflegtem Rumhängen, Frühstück und dem ersten Bier. Ganz Mutige wagten auch wieder ein kleines Bad im See.
Mit HÖRINFARKT begann um 12.00 Uhr die erste Band. Die Combo klang ziemlich rumpelig. Irgendwo zwischen Deutschpunk und Skapunk hat die Band ihr zu Hause gefunden. Richtig gut gefallen, tat das nicht, aber vielleicht war es auch einfach zu früh am Morgen.
Als zweite Band begab sich um 12.40 Uhr GLEICHLAUFSCHWANKUNG auf die Bühne. Innerhalb von 5 Minuten gesellten sich mehrere hundert Punks dazu. Die Band hat mit ihrem großartigen Mundartlied “Kotz in den Schrank ( Punks understand no Fun )“ in der Szene einen kleinen Hit gelandet. Mit diesem Song eröffnete die Band den Reigen an lustigen und kranken Songs. Zu fast jedem Song zogen sich Sänger und Sängerin etwas anderes an, und führten politisch korrekten Punk ad absurdum. Es erinnerte ein wenig an HEITER BIS WOLKIG, jedoch mit mehr Musik. Die 25 Minuten die die Band hatte, nutzte sie und wusste zu gefallen. Weitaus politisch motivierter zeigte sich die nächsten Band, die DAILY TERRORISTEN. Teilweise mit Songs von DAILY TERROR, teils mit neuen Songs im Gepäck lieferte die Band gute 25 Minuten ab. Deutschpunk mit einer Portion Rock, die durchaus zu gefallen weiß.
Zum Fröhlich sein und Singen lud danach OXO86 aus Bernau bei Berlin ein. Trinkfester Party-Oi mit Texten zwischen Politik und Spaß, aber immer mit einem Augenzwinkern, so lässt sich die Musik wohl am besten beschreiben. Zur besten Kaffee und Kuchen Zeit gab es das erste Mal richtig Stimmung vor der Bühne.
SIK aus Stuttgart folgten. Trotz ihrem Bekanntheitsgrad konnte die Band nicht überzeugen. Einige Fans schauten sich das Set an, jedoch wurde wenig getanzt, und im Vergleich zu den Bands davor, war der Platz vor der Bühne leer.
Nach SIK wurde aus unbekannten Gründen die Playlist geändert. Leider sah es der Veranstalter nicht als nötig an, dies zu verkünden oder gar mit neuen Playlisten kund zu tun. So lag es an jedem Einzelnen entweder auf die nächste Band zu warten, oder andauernd zwischen Bühne und Zelt zu pendeln.
GUMBLES betraten soweit ich weiß, nach SIK die Bühne. Die Band aus dem hohen Norden hat in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht. Warum, das zeigte die Band an diesem Nachmittag mit Nachdruck. Melodische Oi-Punk-Kracher wurden neben politischen Messages super rübergebracht. “OI, Mach´s Maul auf “ist ein Song, der ganz klar Stellung bezieht, und zeigt, dass Oi mehr ist als Saufen. Die GUMBLES wären nicht die GUMBLES, wenn der Duff-Mann auf der Bühne nicht die Meute vor der Bühne angefeuert und mit leckerem Bier versorgt hätte. Natürlich durfte der Song über Barney Gumble von den Simpsons auch nicht fehlen. Die Band nutzte ihre Zeit um zu überzeugen und um ein wirklich tolles Set hinzulegen. Die Band wird von Gig zu Gig deutlich besser.
So langsam wurde es immer düsterer am Himmel und es fing an, mal mehr, mal weniger zu regnen. Da es noch einigermaßen warm war, störte der Regen am Anfang nicht. Je später es wurde, je mehr Regen kam auf, und der Platz vor der Bühne wie auch vor dem Einlass verwandelte sich in eine glatte Matschfläche.
A.C.K. müssten danach gekommen sein. Die Band legte ein tolles, wenn auch selten langsames Set hin. Sogar die Texte waren gut zu verstehen. Ein bisschen baff war ich schon, muss aber sagen, dass mir dieser Gig von A.C.K. bisher am besten gefallen hat. Hochpolitische Texte muss man eben nicht immer so schreien dass keiner sie versteht.
Die Stimmung war allerdings recht verhalten, was der Band nicht verborgen blieb. Die Kommentare erspare ich mir, jedoch hatten sie zum Tenor dass Bands mit politisch, sozialkritischen Texten wohl nicht so gerne gesehen sind.
Dies kann ich so nicht stehen lassen, den als FAHNENFLUCHT die Bühne betrat wurde es davor mindestens doppelt so voll wie bei A.C.K. FAHNENFLUCHT haben schon mit ihrem ersten Album “Beissreflex“ einen Meilenstein im Deutschpunk hingelegt. Die beiden weiteren Alben kamen zwar nicht ganz an “Beissreflex“ heran, sind jedoch besser als das meiste was es im Deutschpunk momentan gibt. Die Band spielte ein tolles Set, in dem Songs aller Alben platziert waren. Es wurde mitgesungen und ordentlich gepogt. Die Band konnte auch an diesem Tag wieder überzeugen. Am vierten Album wird gebastelt. Großartiger Deutschpunk, der besser kaum sein kann.
ZAUNPFAHL hatte ich mir ein knappes Jahr nicht mehr gegeben, und so war ich gespannt was die Band aus Teterow in Mecklenburg-Vorpommern zu bieten hat. Besonders beim jüngeren Publikum kam die Band fantastisch an. ZAUNPFAHL spielte einen bunten Mix ihrer bisherigen Alben. Es war ein wirklich gut zusammengestelltes Set. Die Stimmung war toll. Der Band hat es sichtlich Spaß gemacht.
Danach kamen, glaube ich, DIE TORNADOS. Schöner, tanzbarer Ska. Die Band hörte ich mir aus meinem Zelt an. Das Zelt war der einzige Platz der noch trocken war, und wo noch ein paar Dosen Gerstensaft nach Leerung schrieen. Flaschen waren auf dem Gelände tabu, so musste man auf Plastikflaschen oder Dosen ausweichen. Obwohl nur gehört, gefielen mir DIE TORNADOS sehr gut. Einige Coverversionen bekannter Klassiker lockerten die Playlist auf.
Der Regen ließ nicht nach. Trotzdem trieb BETONTOD mich aus dem Zelt. Die Band wollte ich mir trotz des widrigen Wetters ansehen. Da meine Begleitung einen Regenschirm mithatte, natürlich nur damit der Iro nicht nass wird, und abknickt, wurde ich den Abend über nicht all zu nass.
Die Band aus Rheinberg hätte ich mir allerdings auch vom Zelt anhören können. Eher sollen, den dann wäre mir das Posing des Sängers nicht aufgefallen, was fast komplett bei Campino, Sänger der Toten Hosen, geklaut war. Es gab alles, was man von Campino auch kennt, inklusive Traversen – Klettern. Musikalisch und textlich ist die Band nicht übel, aber ich kam mir schon manchmal vor wie im Kindergarten. Irgendwie bin ich zu alt dafür. Und wenn ich mir Campino ansehen will, gehe ich zum Original, zu den Toten Hosen.
Danach kamen THE METEORS, wenn ich mich recht entsinne. Wegen dem schlechten Wetter hörte ich mir die Band aus meinem Zelt an. Noch dort bekam ich vom Sound Gänsehaut. Sänger P. Paul Fenech schafft es immer wieder mit seiner Stimme einen in seinen Bann zu ziehen!! Der düstere Psychobilly – Sound tat sein übriges.
Gesehen habe ich definitiv noch FUCKIN´ FACES. Die Band ist an mir bis dato komplett vorbeigegangen. Seit ein paar Jahren spielt die Band ausgewählte Konzerte, aber selbst dort habe ich die Band nie gesehen gehabt. Eine Schande, den die Band ist wirklich gut, textlich wie musikalisch. Trotz ihres Alters sind FUCKIN´ FACES immer noch eine verdammt gute Deutschpunkband.
Als letzte Band die ich gesehen hatte, spielte PERKELE aus Göteborg in Schweden. Die Band genießt im Oi – Bereich absoluten Kult – Status, wurde aber nicht nur von den Skinheads frenetisch empfangen. Die Rockstarallüren beim Aufbau hätten nicht sein müssen, aber was es dann eine Stunde zu hören gab, war feinster Working – Class Oi der seine Wurzeln in den vergangenen Zeiten hat. PERKELE spielten absolut sauber ein Set, was mich umhaute, auch wenn es aufgrund mangelnder musikalischer Abwechslung zum Ende hin etwas langweilig wurde. Von der Message her erinnerte die Band mich stark an THE MOVEMENT, die es leider nicht mehr gibt. PERKELE haben ihren Status absolut verdient, wobei ich mir Hier und Da etwas mehr Tempo gewünscht hätte.
Als letzte Band spielten THEE FLANDERS aus Potsdam. Mit düsterem, sehr horrorlastigem Psychobilly schlief ich in meinem Zelt ein, während der Regen unablässig auf das Zeltdach trommelte.
Der nächste Morgen: Sonnenschein, und nasse Wiese. Große Schlammflächen beim Eingang sowie auf den Hauptwegen des Platzes. Wir packten unsere sieben Sachen, und machten uns auf den Weg nach Berlin.
Fazit: Tolles Festival, absolut vorbildliches Preis - Leistungs - Verhältniss. Ein super Line-Up, und dazu noch gute Stimmung während des kompletten Festivals. Wäre das Wetter noch besser gewesen, hätte das Festival noch mehr Spaß gemacht. Nächstes Jahr bin ich mit Sicherheit wieder dabei! Das SPIRIT FESTIVAL ist eine echte Alternative zum großen FORCE ATTACK

Geschrieben von Frank am 26.09.2008, 00:00 Uhr


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