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DIEPHILS - DEPRIDISCO?

DIEPHILS - DEPRIDISCO?

CD EIGENVERTRIEB 08.03.2015
  8 / 10

Weitere Informationen:
http://www.diephils.de/
https://www.facebook.com/DiePhils?ref=hl


Woran merkt man, dass man älter geworden ist?
Klar, an den grauen Haaren und den Falten, aber woran noch?
Ich merke es an DIE PHILS aus Berlin.
Die Band existiert seit 20 Jahren. Sie wurden gegründet als bei mir noch eine 1 als erste Zahl beim Alter stand. Damals, als ich noch jung und hübsch war...
Die Band und insbesondere Sänger Derstäffi, sind mir im Laufe der Jahre immer wieder über den Weg gelaufen. Man hat zusammen gefeiert, zusammen gesoffen (früher ging das ja noch) und diskutiert. Mit der Zeit hat man sich etwas aus den Augen verloren, aber sich auch immer wieder gesehen. Und vor kurzem sagt mir Derstäffi, dass die Band eine neue CD raus gebracht hat. Konnte ich kaum glauben, aber nun liegt sie vor mir. Ganze elf Songs hat die Band auf den Silberling gebannt und das alles in bester D.I.Y. - Manier hergestellt. Und da man schon immer ganz nah am Punkolymp war, spielt die Band mit den Berliner Szenegrößen She-Male Trouble, Frau Mansmann, Divakollektiv, Val Sinestra und weiteren Gästen am 23.09.2016 im Berliner S.O. 36. Das ist mal eine Ansage!
Auf dem Cover ist ein Faultier als Skelett zu sehen. Soll das die Band symbolisieren, die im Jahr vielleicht eine handvoll Gigs spielt oder hat es eine andere Bedeutung?
Und dann öffnet sich der CD-Player, ich lege die CD ein und warte...
Als erstes ist “Zugabe“ zu hören. Ein Song dessen Text beim ersten Hören einen denken lässt, dass es nur eine Beschreibung der letzten fünf Minuten vor Beginn eines Auftritts ist, aber beim genauen Zuhören ist es mehr...
“Lachen oder Wein“ ist der zweite Song. Ein Song der textlich nicht die Offenbarung ist. Es geht mal wieder darum, dass man nicht versteht, warum so viele Menschen so wenig gegen diese Gesellschaft, das System und die Ungerechtigkeiten machen. Schon oft gehört, ich selber stelle mir die Frage auch jeden Tag, aber eben nichts Neues.
“Monument“ ist ein Punkrock-Knüppel. Schnell, eingängige Melodie und viel Beckengeschepper. Auf Konzerten wird das sicher einen ordentlichen Pogo auslösen.
Da macht es auch nichts, das der Text doch Schwächen in der B-Note aufweist.
Dann kommt “Hochachtungsvoll“. Der beste Song bis dato und einer der besten Songs des Albums. Pop-Melodie die irgendwie nach dem Tetris-Sound aus dem Gameboy klingt, für unsere Generation eine bekannte Melodie. Ein bisschen Offbeat, ein bisschen Punkrock von der Oberstufe und ein witziger Text.
Hatte ich schon den Stil von DIE PHILS erläutert? Die Band fing an wie viele Punkbands deren Mitglieder Anfang 20 sind. Poppunk, einfach, manchmal schräg aber immer mit Spaß. Was man der Band anerkennen muss, ist, dass sich der Stil der Band nicht verändert hat. Wie schafft man das, diesen Pop-Punk-Stil zu konservieren? Damit schafft die Band eine Art Zeitreise. Ich sehe mich wieder in Jugendclubs tanzen...
“Depridisco“ hat dann wohl die krasseste Liedzeile diesen Jahres. Diese lautet:

...Es geht mir gut oder noch besser prima.
Ich könnte Kinder überfahren.

Früher feierten wir solche Texte. Heute sagen wir krass. Wie sich die Zeiten ändern!
Würde heute noch einer Texte schreiben wie “Ein Baby, das nicht schreit, das ist ziemlich breit“ von den Abstürzenden Brieftauben 1987?
“Riposte“ erinnert mich vom Gesang extrem an Benno (Sänger von The Bottrops, vorher Xarecrows) und auch das Arrangement geht stark in Richtung The Bottrops.
Punkrock meets Powerpop.
“Party ist Krieg ist Party“, wieder so ein Wortspiel. Hier geht es um die Suche nach der besten Party. Immer gut gelaunt, immer feiern, mehr voll daneben als mittendrin.
“Hitler Terror Gema“ ist provokant und auch etwas zu sehr gewollt. Die Gema mit der Gestapo zu vergleichen geht mir doch ein bisschen weit. Das Thema Urheberrecht ist sicher schwierig und man kann auch der Meinung sein, dass die Gema abzuschaffen ist, aber ich weiß nicht, warum das dritte Reich immer herhalten muss, wenn einem nichts mehr einfällt.
“Klipp und Klar“ könnte von WIZO sein.
Der letzte Song “Sid O Malley without a Cue“ könnte auch ein Bericht vom letzten Wochenende sein...
Insgesamt sind die Songs ordentlich. Sie machen tatsächlich sogar (immer noch) Spaß.
Freunde von WIZO, Terrorgruppe, The Bottrops und Poppunk im Allgemeinen können hier bedenkenlos zugreifen. Und im S.O. 36 sehen wir uns dann...

Geschrieben von Frank am 28.06.2016, 19:34 Uhr


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