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Deathstar und Rammstein - Heißes Spektakel in Berlin

07.12.2011

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ schallt es aus dem Auto, welches den langen Weg von Wolfsburg aus nach Berlin begonnen hatte. Zielort ist die O2-Arena, die irgendwo in der Nähe vom Stadtteil Kreuzberg ihre Existenz fristet und nur darauf wartet, zwei Übergewichtige, einen Verrückten und einen relativ ruhigen Säufer in sich willkommen zu heißen. Und ganz seltsamerweise war auch ich mit von der Partie. Normalerweise kategorisiere ich die Band Rammstein in die Sparte „Bands, die mir viel zu teuer sind und darum wohl niemals live sehen werde“ ein und würde daher jedes Konzert von ihnen gekonnt vermeiden. Da sich aber meine Gefährten dazu entschlossen mir arme Sau ein bisschen was dazuzugeben, da ich „mal unbedingt  dabei sein sollte“, kam es halt dazu, dass auch ich meinen Platz in den Fan-Reihen der Berliner Band fand. Genau zwischen meinen Mitreisenden Ecki, Makram und (Kotze-)Olli.

Da sind wir nun, mitten im Stadtverkehr von Berlin. Konfuse Straßenführung, überall nur Menschen und Autos, triste Umgebungen und natürlich keinen blassen Schimmer, wohin wir eigentlich fahren sollen. Der Lärm im Hintergrund war auch nicht unbedingt zuträglich. Doof nur, dass es sich dabei um „Deathstar“ handelte, die eigentlich als Vorband auftreten sollte. Auf Platte klangen sie ein bisschen nach Rammstein. Für Arme. Aus Schweden…aber doch auf englisch. Fix wurde die Anlage ausgemacht, ein neues Bier (Oettinger, lecker!) aufgemacht und weiter ging’s.

So standen wir nun endlich mitten in der Halle. Nach dem ganzen Stress an der Garderobe und auf der Toilette konnten wir uns endlich entspannt zurücklehnen und auf den Beginn des Konzertes warten. Bei der Warterei ergaben sich auch etliche Gespräche zwischen uns und anderen Besuchern, die mich (da sie HSV-Fans waren) als erste angesprochen haben (St.Pauli-Shirts sind schon etwas Tolles!). Diskussionsstoff gab es also genug, auch wenn es alles weniger ernst war.  Doch auch die schönsten Gespräche enden einmal und nun war es so weit: Deathstar erklommen die Bühne! Hoffentlich sind sie live ein bisschen besser, als auf CD…

Der Ersteindruck ist beklemmend. In etwa so beklemmend, wie die Bekleidung, die die Musiker von „Deathstar“ tragen. Wer bei diesem Anblick nicht sofort an die Worte „Lack und Leder“ denkt, der muss schon ordentlich Erfahrung in der BDSM-Szene haben, um dermaßen abgestumpft zu sein. Das muss doch ordentlich weh tun im Schritt! So klingt zumindest der Zweitsänger, der nebenbei auch den Bass bedient. Er scheint also neu im Verein der Schmerzliebhaber zu sein. Ansonsten gesellen sich noch vier weitere – ähnlich hergerichtete – Gestalten dazu, die jeweils am Schlagzeug, am Mikrophon und an zwei Gitarren vorzufinden sind.
Der Klang und der Gesang der Band ging gut ins Ohr und war noch einmal eine ganz andere Welt, als wir sie auf Konserve wahrgenommen haben. Besonders der Sänger verdiente eine Extra-Erwähnung, weil die Stimme nicht nur verdammt markant war, sondern auch sein Auftritt. Das Aussehen war eine Mischung aus Tokio Hotel und Marylin Manson, gepaart mit ein paar bewußt gesetzten homoerotischen Bewegungen und Tänzen. Durch die Dunkelheit auf der Bühne und den violetten Farben war das schon fast gruselig! Die Stimme konnte jedoch voll überzeugen. Es war kein Geschrei und kein Gebrüll, sondern eine weitere Mischung, die man am besten zwischen Rammstein und nochmals Marilyn Manson ansiedeln könnte. Es klang irgendwie „cool“. Leider fällt mir eine genauere Beschreibung ziemlich schwer, da man sowas einfach hören muss. Die Riffs waren zwar allesamt ziemlich ähnlich, aber das hat weder sonderlich gestört, noch ist es großartig aufgefallen. Fett geklungen hat es allemal! Da auch hier wieder Parallelen zu Rammstein erkennbar waren, wurden sie den ganzen Tag über auch „Die Rammsteins aus dem Norden“ genannt. Nur schade, dass sie ausschließlich live überzeugen konnten. Komisch war auch noch die Tatsache, dass die Band nach ungefähr 45.Minuten aufhörte zu spielen und die Bühne verließ. Seltsam, meines Wissens nach haben die Bands, die meine Kollegen bei den letzten Konzerten gesehen haben, weitaus länger gespielt, als die hier heute. Mich soll es nicht weiter stören, ich bin gespannt, was die kommenden Berliner so für mich in Petto haben…

 Der Anfang ist bereits vielversprechend: Von „hinten“ kamen die Musiker und bahnten sich mit Fackeln und seltsamen Bekleidungen einen Weg durch die Fanmassen, um in die Mitte der Halle zu gelangen, wo sonst eher die ganze Elektronik und Tontechnik verstaut wird. Eine Art metallische Brücke senkt sich langsam von der Decke ab und hält ungefähr 2 Meter über den Köpfen der Zuschauer an, um den Rammsteinlern einen Weg zur Bühne zu ermöglichen. Langsamen Schrittes stapfen die sechs Rocker voran. Kaum haben sich Rammstein ein gemütliches Plätzchen auf der Bühne gesichert, ging es schon mit dem Titel „Sonne“ ließ. Heiß! Flammen und Feuer stießen aus dem Boden hervor und kreisten den Sänger Till gerade zu ein, der in einer Offiziers-Haltung (Hände hinter dem Rücken verschränkt) und einer fast unheimlichen Ruhe den Text singt. Der Keyboarder hatte es weniger gemütlich, denn er war fast das ganze Konzert über damit beschäftigt auf einem Laufband zu gehen und währenddessen die Tasten zu drücken. Ob das wohl so beabsichtigt war? Ich glaube nicht. War bestimmt ein Konstruktionsfehler…oder ein böser Witz der Gitarristen und des Bassisten, die es doch sehr gemütlich hatten und rumstanden.
Die Show ging unermüdlich weiter. „Unermüdlich“ trifft es schon ganz gut, denn es gab keine wirklichen Ansprachen der Band. Ecki war zwar der Meinung, dass er nicht „vollgelabert werden müsste, weil er lieber Musik hören wollte“, aber ich finde es nach wie vor immer schön, wenn man eine Art Kontakt zur Band hat. Wer kleinere Bands schon mal live hat spielen sehen, wird wissen was ich meine.
Weiterhin beschäftigte mich die Frage, ob ich nun auf einem Konzert bin oder bei einer Bühnenshow. Es knallte und rummste wirklich bei fast jedem Lied. Seien es nun Feuerfontänen, Feuerwerkskörper, Schaumkanonen, bewegliche Bühnenelemente (z.B. riesige Lüftungsanlagen, die runtergefahren wurden), Schlauchboote mitten in den Zuschauermassen oder kleine bis große Flammenwerfer: Es wurde von allem etwas geboten, und nicht zu knapp! Selbst die Instrumente brannten irgendwann und wurden mitten auf der Bühne gespielt, bevor sie entsorgt wurden. Es wurden selbst brennende und feuerspeiende Engelsflügel geboten, die der Sänger beim letzten Lied „Engel“ getragen hat und damit einen würdigen Abschluss eingeläutet haben. Geile Aktion!
Instrumental ging es auch gut zur Sache: Der harte und dumpfe Stil der Band kam live sehr schön rüber und wurde getreu der CD-Originale nachgespielt, ganz ohne große Experimente. Das sorgte natürlich für ordentlich Stimmung. Es gab um sich schlagende Vollidioten, wildes Headbanging und die ganzen anderen Rockerbewegungen, die so auf großen Konzerten vorkommen. Schade war nur, dass es keinen Pogo in dem Sinne gab. Es wurde zwar gerempelt und geschubst, aber ich habe doch ein bisschen den klassischen „Punkrock-Pogo“ vermisst, mit den geisteskranken Leuten in der Mitte und den Nichttänzern drum herum. Das war zwar irgendwo schade, aber ich hatte sowieso mehr ein Auge auf das geworfen, was sich auf der Bühne abgespielt hat.

Puh, was für ein Abend! Es war mal wirklich etwas anderes, als die Konzerte, die ich bisher besucht habe. Ein wirklich sehenswerter und einzigartiger Auftritt! Besonders, wenn man bedenkt, dass ich nicht einmal den vollen Preis habe zahlen müssen. Wer aber dennoch auf Feuer, gut inszinierte (feurige) Bühnenshows und seltsam gekleidete Leute steht und nebenher auch noch bereit ist, etwas mehr Geld zu bezahlen, der kann mit einem Besuch von Rammstein sicher nichts falsch machen.
Einen zweiten Besuch wage ich wohl nicht mehr, weil mir das sonst zu sehr ins Geld geht. Außerdem gehe ich besonders gerne auf Konzerte, weil ich die Musik mag, dazu tanzen möchte und dabei jegliches Gefühl aus meinem Körper herausprügeln möchte. Aber es war doch schon ziemlich cool mal eine „größere Band“ der anderen Art live zu sehen.

In dem Sinne: Oettinger-Prost und heiße Grüße!


Geschrieben von ChaosZx2 am 08.12.2011, 00:00 Uhr


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