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Dödelhaie - Hai Alarm!!

Weitere Informationen:
http://doedelhaie.de/
http://www.myspace.com/doedelhaie
Es gibt Bands, die mich immer wieder zum Nachdenken bringen. Einige schreiben sehr schöne Texte und berühren meine Gefühlswelt zutiefst, wieder andere schreiben politisch-gesellschaftlich gefärbte Phrasen und sprechen mich in Form von Anspruch an und noch einmal andere faszinieren mich durch ihren einfallsreichen Wort- und Sprachgebrauch. Die „Dödelhaie“ stecke ich überwiegend in die letzte Gruppe, da ich mittlerweile der festen Überzeugung bin, dass man sich die komischsten und seltsamsten Bandnamen mit Mühe ausdenken muss.
Mal ernsthaft: Wer wäre ernsthaft auf „Dödelhaie“ gekommen? Ich mache mal ein kleines Spontan-Experiment, indem ich mich selber daran versuche: „Die Pedal-Palmen“, „Rasierklingenrasenmäher“ oder „Die blauen Sockenstrümpfe“. Man kann gut erkennen, dass mein Versuch weder sonderlich originell, noch witzig, noch in irgendeiner Art und Weise fruchtbar gewesen ist. So viel zum Thema „Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Bandnamen“, aber nun wollen wir uns dem Album „Hai Alarm!!“ widmen…
„Hai Alarm!!“ ist ein offensichtlicher aber passender Titelname für die neue Scheibe aus Duisburg und harmoniert glanzvoll mit dem gelungenem Cover, in dem die Menschheit verzweifelt versucht einen überdimensional riesigen Haifisch das Lebenslicht auszupusten. Die Band beweist hier – wie in den vergangenen Alben in Form von Texten – wieder einmal, dass sie keinen Hehl aus ihrem Humor machen und ihn auch gut sichtbar auf die Front ihrer Verpackung zu drucken.
Dabei sind die Texte nicht nur witzig, sondern bombadieren einen auch mit gelungenen Zeilen und intelligenten Metaphern, die teilweise auch noch die alte Radikalität der Band beinhaltet (Stichwort:“Gerechtigkeit“ oder „Radikal“). Es ist relativ schwierig die Texte der Band eindeutig zu klassifizieren, ohne jeden Song einzeln aufzählen zu müssen. Da ich nicht unbedingt scharf darauf bin jeden Song aufzulisten, um die gewollte Botschaft dahinter zu erklären, möchte ich es mal so festhalten: Prinzipiell geht es um gesellschaftskritische Themen (zum Beispiel „Dummheit“, „Widerstand“ bzw. „Revolutionsszenarien“), die abwechselnd mal mehr oder weniger humoristisch ausgearbeitet sind. So ist beispielsweise das Lied „Gedanken am Fluss“ eine klasse Einleitung zum Album, das die positiven Seiten in Zweifel zieht, wenn man als Mensch in der heutigen Zeit zu viel weiß. Das Wissen mache die „Welt nicht schön“, da man sie in all ihrer Schlechtheit erkennen würde. Andererseits behandelt beispielsweise das Lied „Ponyhof vs. Pferdebraterei 0:1“ auf eine sehr lustige Art und Weise das Thema „Kindheitstrauma“, da das geliebte Reitpferd aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verpfändet werden muss, was die kleinen Mädchen in die Prositution, Kriminalität und letztendlich in den Wahnsinn treibt. Dass dabei noch ein verdammt witziger Bezug zur Band gezogen wird hat den Überraschungseffekt genial ausgenutzt und macht dieses Lied zu einem lyrischen Meisterwerk! Solche kleinen Spielereien ziehen sich durch viele Texte, von denen auch die Ernsteren nicht verschont bleiben. Damit wird den Widerstands- und Revolutionsthemen ein bisschen die Verkrampftheit genommen, wodurch das ganze etwas weniger stumpf wirkt, wie bei anderen Vertretern des Genres. Sehr schön! Dass die weniger ernsten Themen auch noch lustig sind und teilweise in die Absurdität gehen, trifft ebenfalls meinen Geschmack, könnte aber ein paar Politik-Puristen womöglich sauer aufstoßen, die beim kleinsten Anflug von Spaß oder Unsinn den berüchtigten erhobenen Zeigefinger (von dem ich nicht wissen möchte, wo er vorher gesteckt hat) zu erheben.
Musikalisch präsentieren sich die Haie weniger dunkel und hart, als ihre anderen Punkrockkollegen. Auch wenn die Instrumente gut und sauber gespielt wurden, so handelt es sich um ein solides und nettes Gerüst, was sowohl die Stimme, als auch die Botschaften zu stützen wissen. Wer jedoch hoch komplexe und rockstarähnliche Gitarrenriffs sucht, wird dabei weniger fündig werden, als ein Pilzsammler, der bei einem Knollenblätterpilz (der im Übrigen tödlich giftig ist) den absoluten Hochgenuss erwartet. Man stirbt zwar nicht bei der Hörprobe, könnte aber bei zu hohen Erwartungen womöglich etwas enttäuscht sein.
Es klingt rockig, rotzig und sorgt auch für unruhige Gliedmaßen, allerdings bleibt Headbanging und „der totale Ausraster“ dabei aus (wobei das auf Konzerten wieder anders aussehen könnte). Es wäre aber auch unberechtigt zu sagen, dass die Musik bei „Hai Alarm!!“ rein zweckmäßig wäre, da dies einfach nicht der Fall ist. Die Musik bleibt also ein netter und auch hörbarer (wenn auch nicht dauerhaft fesselnder) Begleiter, welcher der Musik einen guten und notwendigen Dienst tut.
Grundlegend bleiben die Haie auf genau dem Niveau, wie ich sie auch kennen lernen durfte. Sie sorgen bei mir für viele Schmunzler, laden mich auf ein paar Lyrik-Reisen ein und verstehen es auch mit auf lange Sicht zu unterhalten. Es ist beruhigend (nicht Morphium-Beruhigend, aber dennoch ziemlich angenehm) zu wissen, dass nach ca. 25 Jahren Bandbestehen eine Platte von solcher Qualität zu Stande kommt, die den Wurzeln noch in gewisser Weise treu bleibt. Da man das heutzutage nicht mehr oft zu Gesicht bekommt, verdient das eine erneute Nennung. Das schaffen nämlich nicht mehr viele, was wirklich sehr schade ist.
Wer sich also als Fan dieser Band sieht oder auch sonst Sympathien in dieser Richtung zu hegen pflegt, wird sicherlich nicht enttäuscht.
An der Stelle tut es mir natürlich Leid für alle Menschen, die bei dem Versuch, das große böse Hai-Monstrum zu stürzen, ums Leben gekommen sind, aber um dieses Album zu kippen, braucht man schon etwas mehr. 8 von 10 Punkten sind nun einmal schwer um zu pusten.
Geschrieben von ChaosZx2 am 11.10.2011, 00:00 Uhr
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