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Mr.Protector - Gumbo

Mr.Protector - Gumbo

CD Furne Records 16.02.2013
  7 / 10

Weitere Informationen:
http://www.facebook.com/pages/mrprotector/180953613685


Ich habe wirklich schon vieles von mir geben dürfen. Sehr vieles. Dementsprechend habe ich mir natürlich auch einiges anhören müssen und durfte sowohl die Höhen und Tiefen der Musiker-Welten kennenlernen. Doch nun ist ein Punkt erreicht, an dem ich vor absoluter Ratlosigkeit stehe. Selbst der etwas längere Zeitraum hat es mir nicht ermöglicht, die Platte von „Mr.Protector“ wirklich zu erfassen. Aber ich kann ja mal versuchen, meine Gedanken in eine lustige Abenteuerfahrt zu verwandeln:

„It’s all about a rise to pleasure” fängt schon krank an. Seltsam gesetzte Pausen, verschiedene Tempowechsel, ein großes Repertoire an Klängen (Verzerrte Gitarren, Kuhglocken, verstimmte (?) Gitarren, wenig verzerrte Gitarren und ein Gesang, der einmal hart ist und dann man in leisen Sprechgesang übergeht…). Es wirkt so, als ob man einen großen Topf genommen hätte und gerade alle Mittel rein gekocht hätte, die man gerade zur Verfügung hat. Es klingt wie gesagt schon fast krank, aber es hat was Interessantes und doch positives an sich. Es läd auf jeden Fall zum Weiterhören ein.

Der Song „Zeit und Raum“ bringt ein wenig mehr Struktur rein…wenn auch nur kurz. Wenn der Refrain am Anfang nämlich dem Ende zugeht, gehen die Strophen los, die zwar auch eine eigensinnige Struktur aufweisen, aber dennoch seltsam klingen. Es wirkt so, als ob einfach ein Teil des Riffs „weggelassen“ wurde, wodurch alles ein wenig „schief“, aber dennoch im Takt klingt. Irre, wie wenig ich im Stande bin, diese Songs zu umschreiben! Aber eines kann ich sagen: Gerockt wird im restlichen Verlauf des Liedes dennoch!

„Mirror“ macht genau da weiter, wo die anderen Songs aufhören: Es verwirrt mich. Auf einmal muss ich an „Alternative Rock“ denken. Normaler Gesang, wenig verzerrte Gitarren, ein flotter Rhythmus und sehr viel Melodie. Es hört sich so an, als ob auf einmal eine ganz andere Band am Werke wäre. Zum Ende des Liedes hin sogar scheint es schon fast Chor-Gesänge der Bandmitglieder zu geben. Was ist nur hier los?

Bringt „Das Felsen von Carlong“ ein wenig Klarheit? Nein! Das 7:28 lange Lied ist eine Mischung aus absolutem Minimalismus und punktuierten Momenten, in denen alle Instrumente zusammenkommen. Erst sind ein paar Töne zu hören, dann seltsames Gemurmel. Dies zieht sich so lange hin, bis der „Refrain“ kommt, kurz alle Instrumente ein paar Mal anschlägt, um sofort wieder in ewiger Stille zu versinken. Manchmal geht der Refrain auch ein bisschen weiter, wodurch der Song wieder zum „normalen“ Lied wird. Besonders am Ende wird nochmal stetig weitergerockt und auf die Saiten gehauen.
Und nun stelle man sich all dies in einem steten Wechsel vor.

Nun könnte ich noch weiter machen und alle Einzelheiten genau aufzählen, doch das würde den Rahmen deutlich sprengen. Ich versuche mich einfach mal an eine Zusammenfassung:

Mr.Protector sind stilistische Virtuosen, die Querbeet alles einrennen, was nicht in 2,38573 Sekunden unter der Erde verschwunden ist und rollen dabei Textkaskaden runter, die sich größtenteils bar jedes Verständnisses befinden, jedoch eine wichtige, klangtechnische Funktion in sich tragen. Mr.Protector sind Meisterköche, die es schaffen, aus „allem“ eine sehr interessante Mahlzeit zu zaubern, anstatt eines abstoßenden, braunen Breies. Mr.Protector machen Musik für jene, die das „Andere“ suchen. Mr.Protector sind Franzosen, die auf deutsch singen und dabei auch noch gut klingen.

Ihr versteht nicht was ich sagen will? Glaubt mir, ich ebenfalls nicht. Aber eines weiß ich: Diese Jungs machen sehr interessante Musik und sollten – so oft diese Floskel nun schon von mir kam – unbedingt mal angehört werden. Hier kommen Rock-Fans sicherlich auf ihre Kosten, denn Rock wird auch in ausreichendem Maße geboten! Das kann man vor allem sehr schön beim sehr gelungenen Lied „Grabstein“ hören.

Schönes Ding! Verstörend, ja, aber dennoch schön!


Geschrieben von ChaosZx2 am 08.04.2013, 00:00 Uhr


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