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Counterparts - The Difference Between Hell and Home

Counterparts - The Difference Between Hell and Home

CD Victory Records 23.07.2013
  7 / 10

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/counterpartshc


„Der Hardcore verzeichnet momentan eine große Welle, soll heißen: Im Moment kommen sehr viele Bands ans Tageslicht, die unter anderem sehr ähnlich klingen“, erklärte mir mein mit Brille und Bart gesegneter Begleiter, als es gerade darum ging, sich über diverse Bands dieser Musikrichtung zu unterhalten. Da er als ausgewiesener Experte für Hardcore-Wissenschaften bekannt ist, konnte ich natürlich ein paar Einblicke mehr in die Weiten dieser Musik bekommen und konnte seiner Aussage durchaus zustimmen.
Nun liegt es an der Band „Counterparts“, mich vom Gegenteil zu überzeugen…

Und das machen sie gar nicht mal so schlecht! Counterparts rudern auf der bestehenden Welle Richtung „Post-Hardcore“ ein wenig zurück, zur "alten Schule", wie sie gerne genannt wird. Das heißt: Die melodischen Gitarren, die im Post-Hardcore bereits breiten Einzug gefunden haben, werden reduziert (nicht entfernt), wodurch der ganze Klang der Band ein wenig brachialer und "simpler" wird. Es gibt dementsprechend also weniger hohe Töne und weniger "Single-Notes" zu hören, die die Rhytmus-Gitarre begleiten. Ich konnte teilweise sogar ein paar Parallelen zu den New Yorkern von „Madball“ erkennen und musterte diesen Umstand mit einem Grinsen, zähle ich mich doch als Fan dieser Gruppierung. Ich persönlich stehe ja wirklich auf den sogenannten „Old school Hardcore“, der mit weniger musikalischer Harmonie, dafür aber mit brutaler Power arbeitet. Wie aber bereits beschrieben, werden diese Passagen lediglich reduziert, was bedeutet, dass natürlich immer noch genug "Melodie" vorhanden ist. Das ist aber keinesfalls schlimm: Ein Mittelweg zwischen beiden Stilrichtungen ist durchaus möglich…und in dem Fall auch gut gelungen! Die Stimmungen und Klänge gehen gut ins Ohr und kooperieren in jeder Form mit dem Gesang des wütend scheinenden Sängers…

… zu dem ich auch noch was verlieren werde. Auch hier gilt wieder die Regel: Reduzierung, anstatt Abschaffung, wobei die Abschaffung schon gar nicht mehr so weit entfernt ist. Im Post-HC hat sich der Mischgesang gut eingebürgert: Zwischen den harten Brüll- und Schreipassagen kommen (vor allem in den Refrains) auch richtige Gesangseinlagen vor, die vor allem die Emotionen, wie Verzweiflung, Liebe, Sehnsucht oder Trauer gut verdeutlichen. Diese ruhigen und gesangstechnisch hochwertigen Passagen kommen hier eher selten vor: Am Ende des Liedes „Outlier“ oder beim Lied „Decay“ (welches an sich auch schon ruhiger und mit vielen Spielereien ausfällt) kommen diese Zeilen vor, ansonsten darf man sich permanent auf Gebrüll und Sprachgewalt vom Feinsten freuen.
Der Rest verhält sich so, wie man sich schönen Hardcore vorstellt: Schnelle Trommelwirbel, aggressive Saiteninstrumente und leider wieder einen Bass, der zu sehr in den Hintergrund gedrängt wird (hier heißt es dann an der Anlage: Höhen raus, Bässe rein!) und somit nur Beachtung findet, wenn man wirklich konzentriert hinhört. Herausstechen tut da der Titel „Slave“, der durch ein kleines Riff eingeleitet wird. Im Gegensatz zu mir ist diese Aussicht ziemlich schmächtig und sollte umgehend noch einmal genauer bearbeitet werden.

Doch ein Problem gibt es natürlich noch, nämlich jenes, von dem weiter oben bereits die Rede war: Auch wenn Counterparts durchweg zu gefallen wissen und durch ihre Semi-Rückkehr zum Old-School-Hardcore auch ein wenig herausstechen, so ist ihr Wiedererkennungswert immer noch relativ gering. Die Melodien, der Gesang, das Schlagzeug; all das besitzt einen seltsamen Nachgeschmack der Wiedererkennung von anderen Künstlern dieser Musikrichtung.

Wer Counterparts jedoch sofort sympathisch findet, der wird eine schöne Zeit mit guter Musik vor sich haben. Für diejenigen, bei denen der Funke nicht rüber springt, wird es nur „eine weitere Band“ sein, die als kleiner Funken in einem großen Lichtermeer aufgeht.

Ich für meinen Teil konnte mich gut einfinden und deshalb bekommen die Counterparts „7,5“ Punkte von mir. Für die 8 Punkte fehlte wirklich noch ein kleines bisschen von dem „gewissen Etwas“. Wenn die Jungs aber schön so weiterarbeiten, wie es hier getan haben, dann bin ich sicher, dass ihre folgenden Alben dieses "Etwas" von ganz alleine bekommen werden.


Geschrieben von ChaosZx2 am 08.07.2013, 12:40 Uhr


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