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FRIEDEMANN

31.05.2014

Weitere Informationen:
http://friedemann-ruegen.de/


C.O.R., die Trashrocker von Rügen kennt derjenige der auf laute Musik aus der Subkultur mit Tiefgang und Aussage steht. Die Band besteht aus Hanse, Pilse, Matze und Friedemann. Friedemann als Sänger, charismatischer Frontmann, jemand der kein Blatt vor den Mund nimmt und dessen Körper voller Tätowierungen ist. Genau dieser Friedemann hat ein Album gemacht. Es ist seit dem 16.05.2014 draußen und hört auf den Namen “Uhr vs. Zeit“. Auf dem Album geht es viel ruhiger zu als bei C.O.R.. Nur Friedemann, seine Texte und seine Gitarre sind auf dem Album zu hören. Es ist ein ruhiges, fast intimes Album. Die Review dazu findest du bei ramtatta.de unter: http://www.ramtatta.de/s/reviews/f/details/id/6622/
Das Album hat mich berührt, mich nachdenklich gemacht und so lag es nah, Friedemann auch ein paar Fragen zu dem Album zukommen zu lassen.

Hier sind nun seine Antworten zu meinen Fragen:

Geschrieben von Frank am 06.06.2014, 21:10 Uhr


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Frank: Warum hast du das Album “Uhr vs. Zeit“ veröffentlicht?

Friedemann: Ich war schwer krank. Ich hatte Zeit. Ich musste mich ablenken. Ich begann Gitarre zu spielen, Texte habe ich immer genug. Plötzlich waren viele Songs da die eine Menge Leute um mich herum gut fanden. Und mein Freund Andreas Kohl ( Exile on Mainstream Records ) wollte daraus eine Platte machen. Die Rügencore Records - Jungs fanden die Idee gut und so kam es dann zur gemeinsamen Veröffentlichung. Vom Spielen her vielleicht eine Soloplatte, aber wenn ich bedenke wie viele Leute “Uhr vs. Zeit“ mit verwirklicht haben, dann ist es bald ein Big Band Album.

Frank: Wie kamst du auf den Titel des Albums? Was soll der Titel ausdrücken?

Friedemann: Zeit ist das worüber jeder von uns verfügen kann. Eigentlich. Aber das System in welchem wir Leben teilt sie uns zu, macht sie zu einem kostbaren Gut. Hetze, Druck und die “Alles immer gleich - Mentalität“ machen den Menschen zu schaffen. Und die Uhr steht für den Kontrollmechanismus, den Taktgeber. Wenn man die Chance bekommt sich davon lösen zu können merkt man erst, wie gefangen wir alle sind. Und wie schön es ist Zeit zu haben, für sich, die Familie, Freunde und das Leben.

Frank: Wie sind die Songs entstanden?

Friedemann: Wie schon gesagt. Ich musste mich ablenken und hatte viel Zeit. Ich liebe es Gitarre zu spielen, auch wenn ich darin nicht richtig gut bin. Und so habe ich über ständiges jammen und basteln und schreiben die Songs zusammenbekommen. Einfach so, es wuchs von Tag zu Tag von Woche zu Woche.

Frank: Der erste Song des Albums “Lied aus Stille“ ist nicht von dir. Warum ist dir der Text so wichtig und warum hast du “Lied aus Stille“ als ersten Song gewählt?

Friedemann: Weil der Text so schön ist und mich schon seit langer Zeit begleitet und tief berührt. Ich wünschte ich könnte so schön schreiben. Eva Strittmatter war eine große Dichterin und ist es wert entdeckt und gelesen zu werden.

Frank: Du hast Conny Ochs auf der Platte ein Lied gewidmet. Erzähle mir bitte über Conny und warum er dir so wichtig ist?

Friedemann: Conny ist einfach gut. Er ist ein toller Sänger und Gitarrist. Conny zeichnet wunderbar, das Cover von “Uhr vs. Zeit“ ist von ihm, und ist menschlich wertvoll. Eigen und schräg, manchmal wie aus einer anderen Welt. Seine Musik begleitet und erdet mich. Ich bin oft laut und grob und Conny ist eher sanft und leise und trotzdem überzeugend. Die Bekanntschaft mit ihm hat mich stark beeinflusst, mir Kraft gegeben und vielleicht auch den Mut, selbst leise Musik zu machen. Es lohnt sich auch hier, einen super Künstler zu entdecken

Frank: Ich finde das Album streckenweise sehr melancholisch und düster. Wie siehst du das?

Friedemann: Im Gegensatz zu der Stimmung in der ich war, als ich die Songs schrieb, ist das Album der reinste Frühling und ich denke, es schwingt immer meine Lebenslust mit. Ich mag das Leben, auch wenn es oft aus Kampf und Krampf besteht. Die Grundaussage ist: Das Leben ist schön und wert gelebt zu werden. Die ganz düsteren Songs habe ich auch raus gelassen.

Frank: Wie war es für dich, die Songs alleine im Studio aufzunehmen?

Friedemann: Harte Arbeit. Ich bin kein guter Gitarrist und musste mich extrem konzentrieren. Dazu konnte ich keine Verantwortung abgeben und musste wirklich alles selbst entscheiden. Das war schon sehr schwierig aber auch ein gutes Gefühl. Ich denke aber, dass ich es ohne Janko, der hat die Platte aufgenommen, und die Unterstützung vieler Freunde nicht oder erst viel später geschafft hätte.

Frank: Wie haben deine Bandkollegen von C.O.R. reagiert, als du gesagt hast, dass du ein Soloalbum aufnehmen möchtest?

Friedemann: Ich glaube die sind ganz froh, dass ich mich noch anderweitig beschäftige, weil ich, wenn mir musikalisch langweilig wird, ganz schön unangenehm werden kann und Druck aufbaue.D ie Solosache entlastet das Bandgefüge ein wenig und verschafft Luft und Lust für und auf COR. Außerdem haben die Jungs mich bei den Aufnahmen unterstützt und finden das auch ganz gut, was ich mit “Uhr vs. Zeit“ gemacht habe.

Frank: Du warst mit C.O.R. im Januar 2014 auf Cuba. Wie hat Cuba auf dich gewirkt?

Friedemann: Oh Mann, da müsste ich weit ausholen. Die Eindrücke von 3 Wochen sind extrem und wir versuchen das Ganze grad zu ordnen und die Filmleute kämpfen sich durch mehrere hundert Stunden Filmmaterial und sortieren es, weil wir zu der Tour eine Dokumentation auf DVD raus bringen werden. Das geschieht im September 2014.
Mich hat die Freundlichkeit der Menschen, die Gastlichkeit und der Hunger auf unsere Musik und Lebensart schwer beeindruckt. Die Kubaner sind sehr arm und sehr stolz. Und sie machen aus Scheiße Bonbons. Ich hatte viele Momente der Demut und der Scham auf Kuba.
Wir versacken hier im Überfluss und jammern trotzdem sehr oft, dort ist wirklich großer Mangel und die Leute lächeln! Vielleicht sollten mehr Deutsche mal eine Bildungsreise dorthin machen, um den eigenen Wohlstand schätzen zu lernen. Die Reise war sehr gut und sehr lehrreich und prägend. Aber dieses Land ist im Umbruch und alles ist in Bewegung und man kann den Kubanern nur wünschen, dass sie eine Gesellschaftsform finden, die mehr Gerechtigkeit und Gleichheit zu lässt als unser perfekter Kapitalismus .Es dürfte spannend sein dieses Volk weiter zu beobachten.

Frank: Cuba ist für viele Sozialisten eine hoffnungsvolle Insel. Wie siehst du das?

Friedemann: Ich glaube die Revolution hat für die Kubaner extrem viel bewirkt. Im Endeffekt waren sie Sklaven im eigenen Land, ohne Bildung, ohne Hoffnung, ohne Chance. Sie bekamen Würde und Stolz und eine Identität. Doch ich denke, dass dieses System jetzt am Ende ist. Mich erinnert es ein wenig an das Ende der DDR. Viel Mangel, viel Armut. Vor allem die jungen Leute wollen die Welt sehen und teilhaben. Kuba wird sich öffnen und wir sollten sie unterstützen, damit sie nicht überrollt, aufgekauft und ausgeschlachtet werden. Und dem idealistischen Sozialisten empfehle ich einfach mal ein Jahr auf Kuba zu leben, ohne Finanzen und Güter mitzubringen. Sondern einfach unter den Lebensbedingungen der normalen, nicht privilegierten Kubaner zu sein. Ohne ständiges Internet, ohne Luxusgüter. Zu Leben mit zeitweisem Hunger und Not und Mangel .
Kuba braucht Unterstützung und neue Ideen, aber kein Festhalten an träumerischen Idealen die nicht der Lebenswirklichkeit entsprechen.

Frank: Wie kann man sich gegen das tägliche Hamsterrad und den Alltagshorror, wie er im Song “Nackenbrecher“ besungen wird, wehren?

Friedemann: Ich habe kein allgemeingültiges Rezept. Ich kann nur sagen wie ich es mache. Ich habe meine Ansprüche runter gefahren, lebe gut von gebrauchten Dingen und verweigere mich dem bedingungslosen Konsum. Ich brauche nicht viel zum Leben, habe eine gute Familie und gute freundschaftliche Beziehungen zu Gleichgesinnten. Ich repariere was kaputt ist und schmeiß nicht alles auf den Müll. Betreibe ein wenig Landwirtschaft und habe so etwas Selbstversorgung.
Das ist ein kurzer Abriss meines Lebensentwurfes. Ob mein Weg gut und richtig ist vermag ich nicht zu sagen, ich hoffe es!

Frank: Wie kann diese Welt besser gemacht werden?

Friedemann: Verdammt, was ne harte Frage!!!! Vielleicht durch Nächstenliebe? Ja , durch gelebte Nächstenliebe!

Frank: Wirst du mit “Uhr vs. Zeit“ auch live auftreten? Gibt es da Pläne?

Friedemann: Ja , werde ich. Ab August 2014 bin ich auf Tour für ein paar Wochenendgigs und ab dem 31. Oktober gibt es eine Europatournee mit Conny Ochs und Kristian Harting. Die genauen Daten findet ihr im großen Netz.


Die Platte “Uhr vs. Zeit“ möchte ich jedem ans Herz legen. Es ist eine Platte die berührt. Wahrscheinlich tut sie das, weil auf ihr jemand singt der das was er tut von ganzem Herzen tut. Weitere Infos über Friedemann und “Uhr vs. Zeit“ findest du unter:
http://friedemann-ruegen.de/

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