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LOS FASTIDIOS


LOS FASTIDIOS gelten als eine der wichtigsten politischen Bands aus Italien. 1991 hat sich die Band gegründet. Sie wurde von Enrico, dem Sänger der Band ins Leben gerufen, der auch der Gründer des kleinen aber sehr feinen Labels KOB Records war.

LOS FASTIDIOS ist eine Band die sehr viel auf Tour ist. Sie sind eine fantastische Live-Band. Auf der Bühne sind sie mitreißend, energiegeladen und schaffen es immer wieder das Publikum in ihren Bann zu ziehen.

LOS FASTIDIOS kommen aus dem Streetpunk und Oi. Seit vielen Jahren finden neben diesen beiden Stilen auch Reggae, Ska und Rocksteady Einzug in die Songs.

Das aktuelle Album ”Joy Joy Joy” kann vom Stilmix her als Best-Of-Album von LOS FASTIDIOS angesehen werden. Hier findet sich die Essenz dessen, für das die Band bekannt ist und für was sie geliebt werden.

Die Review von ”Joy Joy Joy” ist bei ramtatta.de online und hier zu lesen:

http://www.ramtatta.de/s/reviews/f/details/id/8420/

Meine Interview-Fragen hatte ich bereits vor einiger Zeit an Enrico gesandt. Da die Band in den letzten Monaten fast durchgehend auf Tour war (und aktuell immer noch ist), habe ich etwas warten müssen, bis Enrico genug Zeit hatte, mir seine Antworten zu übermitteln.


Geschrieben von Frank am 10.11.2019, 18:11 Uhr


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Frank: Auf dem neuen Album ”Joy Joy Joy” höre ich Ska, Reggae, Punkrock, Rocksteady und Oi. Wie kam es zu der Idee ein so abwechslungsreiches Album aufzunehmen.

Enrico: Das neue Album repräsentiert den klassischen Los Fastidios-Sound, eine Mischung aus verschiedenen Stilen die ich wirklich mag: Streetpunk, Ska, Rocksteady, Reggae, Oi, Punkrock und ein Hauch von Pop und Rock. Während der Aufnahme haben wir allen Arrangements sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist großartig zu sehen, dass die Fans von Los Fastidios das Album wirklich mögen. Es ist ein einfacher Sound, mit positiven Texten, Energie und Spaß. Ich sehe das neue Album “Joy Joy Joy“ als die perfekte Fortsetzung des vor zwei Jahren veröffentlichten Albums “The Sound Of Revolution“. Die Jahre vergehen schnell, aber der Geist wächst Jahr für Jahr. Nichts ändert sich, es ist Leidenschaft, mehr als Leidenschaft, es ist wie ein Feuer in mir, das niemals aufhört zu brennen. Ein Feuer, das den Brennstoff für seine Energie aus der Begeisterung der Menschen nimmt. Menschen, die der Band überall mit großer Leidenschaft begegnen. Menschen die uns unterstützen.

Das neue Album ist ein Dankeschön an alle, die wie ich, heute noch die gleiche Energie und Haltung haben wie vor Jahren. Unsere Fans haben auf das neue Album gewartet und wir haben unser Bestes gegeben.

Frank: Der erste Song auf dem neuen Album ist ”Ellos Dicen Mierda”. Es handelt sich bei dem Lied um einen Coversong der Band ”La Polla Records” aus dem Baskenland. Banda Bassotti hat den Song ebenfalls in einer eigenen Version aufgenommen. Was bedeutet der Song für dich?

Enrico: Ich liebe die iberischen Oi !, Punk- und Ska-Bands. “La Polla Records“ ist eine von ihnen. Der Song “Ellos Dicen Mierda“ ist eine großartige Hymne dieser Band.

Als wir eine Tour in Lateinamerika gespielt haben, haben die DJs nach dem Ende unseres Auftritts immer dieses Lied gespielt. Alle haben diesen Song nach unserem Auftritt zusammen gesungen.

Dieses Lied folgte uns auf unserer Tour durch Mexiko, Brasilien und Chile.

In Europa, mit Ausnahme der iberischen Länder, ist “La Polla Records“ nicht so bekannt und so haben wir beschlossen, diesen Song aufzunehmen. Wir lieben den Originalsong und wir lieben auch unsere Version. Viele Leute in Europa haben sich bei uns bedankt, weil wir diese Band und diesen Song auf unseren Konzerten vorgestellt haben. Das freut uns sehr.

Das Lustigste ist, dass “La Polla Records“ nach der Aufnahme unseres Songs, angekündigt hatten, wieder live zu spielen.So können die Leute denen wir diese Band nahe gebracht haben, diese live auf der Bühne sehen.

Frank: Auf dem neuen Album “Joy Joy Joy“ haben viele Gastmusiker mitgewirkt. Wieso habt Ihr so

viele Gäste eingeladen auf dem Album mitzuwirken?

Enrico: Auch auf den vorherigen Alben hatten einige Gäste mitgewirkt, so dass wir uns entschlossen haben, diesen Weg fortzusetzen. Ich finde es schön, die eigenen Songs mit ein paar Freunden zu teilen.

Auf “Joy Joy Joy“ wirken 4 italienische Gäste und 2 internationale Gäste mit.

Ich habe zusammen mit Elisa, meiner Freundin, Miteigentümerin von KOB Records und Tourmanagerin von Los Fastidios, einen wirklich schönen 2-Tone-Style-Ska-Song gemacht. Es war für sie nicht das erste Mal. Vor einigen Monaten hat sie mit ihrer Stimme zwei alte Los Fastidios-Songs aufgenommen, die auf einer 7 "-EP veröffentlicht worden sind. Aktuell nimmt sie drei weitere alte Los Fastidios-Songs für eine weitere 7" -EP auf. Diese 7“-EP wird bald auf KOB Records erscheinen. Seit Ende 2018 ist Elisa regelmäßiger Gast bei den Shows von Los Fastidios.
Neben unserem Stammgast De Veggent (ex RedSka) aus Cesena (Italien), der Keyboard bei den drei Songs "I have a dream", "Rude Firm" und "You" spielte (er hat uns mit seinem Keyboard bereits auf unseren letzten beiden Alben unterstützt), haben wir einen weiteren großen italienischen Musiker, Giotanni (von “Ashpipe“) gewinnen können. Giotanni hat uns bei “Marichiweu“ mit seinem großartigen Geigenspiel unterstützt. Unsere Freunde von “Skassapunka“ (Ska-Punk-Band aus Mailand) haben uns bei vielen Songs mit ihrem Gesang unterstützt.

Ein weiterer italienischer Freund, der Rapper “DJ Koma“ aka “Mauràs“ aus Turin, spielt einen Part im Song "Il suono della strada".
Wir sind sehr stolz auf unsere internationalen Gäste. Mit unseren deutschen Punkrocker-Freunden Elf und Dirk von Slime haben wir den Song "Schönen Cafe" aufgenommen.

Mein Lieblingssänger Paul Heaton hat auf “Joy Joy Joy“ ebenfalls mitgewirkt. Er singt einen großartigen Part in unserem Ska-Pop-Song "I have a dream". Für mich ist damit mehr als ein Traum in Erfüllung gegangen. Paul Heaton ist ein Idol für mich. Er spielte in den Bands “The Housemartins“ und “The Beautiful South“. Er singt momentan zusammen mit Jacqui Abbott (“The Beautiful South“) in einem Soloprojekt mit.

Frank: Bei dem Song “Schönen Cafe“ singen Dirk und Elf von Slime mit. Ist das die Revanche für euren Part bei “Let´s get united“ einem Song welcher auf dem letzten Album von Slime erschienenen ist?

Enrico: Ich kenne Dirk und Elf schon sehr lange. Wir haben vor zwei Jahren mit ihnen, bei ihrem letzten Album "Hier und Jetzt", zusammengearbeitet. Ich habe einen Teil des Songs "Let's get united" gesungen. Der Song war ein schönes Projekt, dass die drei Bands Slime, Los Fastidios und The Wakes aus Schottland vereint hat. Der offizielle Videoclip zu diesem Song ist auch sehr gut geworden. Es war daher für mich eine Selbstverständlichkeit, sie einzuladen auf unserem neuen Album mitzuwirken. Ich bin wirklich stolz auf diese Zusammenarbeit.

Das Lied "Schoenen Cafè" ist das erste offizielle Lied in deutscher Sprache für Los Fastidios. Ich habe das Lied zusammen mit einem Freund von mir geschrieben und Elf und Dirk von Slime haben ihren Vers selber geschrieben und in den Song eingearbeitet. Elf hat sogar noch seine eigene Gitarrenspur für den Song aufgenommen. Ich finde das Ergebnis exzellent. Der Song hat eine wirklich schöne und energiegeladene Punkrockmelodie!

Das ironische Lied spricht davon, dass die Politiker nur reden und ihren Kaffee trinken, anstatt die Probleme unseres Planeten zu lösen.

Frank: Möchtest du etwas zu der Situation der Flüchtlinge und der Seenotrettung in Italien sagen?

Enrico: Die Situation in Italien ist wirklich schwierig für unsere Brüder und Schwestern, die nach Italien gekommen sind, um einen Ort des Friedens zu suchen, an dem sie leben, arbeiten und bleiben können. Ich glaube wirklich, dass wir in Europa genug Platz für alle Menschen haben, die aus Ländern kommen, die seit der Kolonisation durch europäische Länder ausgebeutet wurden und immer noch werden.

Ich denke, es ist an der Zeit, für die Menschen, die Hilfe brauchen, die Häfen und die Herzen zu öffnen. Einige Politiker in Italien bezeichnen diese Situation als "Krise". Aufrichtig gesagt ist es keine Krise. Ich denke, wir müssen all diesen Menschen helfen. Alle europäischen Länder müssen zusammenarbeiten, um den Menschen zu helfen. Der beste Weg sollte sein, einige offizielle Wege zu eröffnen, um den Menschen, die vor schwierigen Situationen fliehen, die Möglichkeit zu geben, direkt nach Europa zu gelangen.

Die momentane Situation unterstützt in großem Umfang kriminelle Organisationen die die Menschen ausbeuten und aus ihrem Elend nur Profit ziehen wollen. Damit bedrohen sie das Leben von vielen Männern, Frauen und Kindern.
Die rechten Politiker nutzen diese Migrationssituation seit Jahren aus, um ihre rassistischen Botschaften und ihre Propaganda zu verbreiten. Sie versuchen, Menschen gegen Menschen aufzuwiegeln. Sie wollen einen neuen sozialen Krieg auslösen.

So wurden von der rechten italienischen Regierung, die bis vor kurzem an der Macht war, Gesetze und Beschränkungen erlassen. Nach dem Niedergang der Rechtsregierung hoffen wir wirklich, dass sich etwas ändert. Wir hoffen, dass die neue Regierung (sie ist ein bisschen besser als die vorherige) einige rassistische und restriktive Gesetze aufhebt. Jetzt sind die Häfen wieder geöffnet. Die Situation hat sich damit etwas gebessert. Wir brauchen aber noch mehr bürgerliche und menschliche Gesetze für unsere Brüder und Schwestern. Diese haben momentan tatsächlich das Risiko, noch heute in ihre Heimatländer zurückgeschickt zu werden, auch wenn sie seit langer Zeit in Italien leben, auch wenn sie einen offiziellen Job haben und sich perfekt integriert haben.

Frank: Ist die politische Situation in Süditalien eine andere als in Norditalien?

Enrico: Nicht wirklich, die politische Situation ist die gleiche, sowohl im Norden als auch im Süden von Italien. Die rechten Parteien haben in den letzten Jahren sehr viel Zuspruch erhalten. Gleichzeitig scheint sich auch bei den Linken ein neues Bewusstsein zu entwickeln. Es scheint so, dass etwas Neues heranwächst.

Es gibt leider noch zu viele dumme Diskussionen innerhalb der Linken. Diese Diskussionen machen es schwierig etwas zu ändern. Ich denke wirklich, innerhalb der antifaschistischen Bewegung muss jeder auch mal einen Kompromiss eingehen, um etwas wirklich ändern zu können. Ich denke und hoffe, dass bald die Zeit kommt, die Diskussionen innerhalb der Linken zu beenden und zu versuchen, Seite an Seite zu laufen und zusammenzuarbeiten, um den rassistischen Wind zu stoppen, der überall in Italien, in Europa und in der Welt weht.

Frank: In den letzten Jahren habt Ihr sehr viel live gespielt. Wie schafft Ihr es, dass jeder Auftritt richtig gut wird?

Enrico: Ich denke, dass Los Fastidios eine Live-Band ist. Wir spielen viele Konzerte und wir sind sehr glücklich und freuen uns sehr, dass die Touren so gut laufen. Überall wo wir spielen kommen viele Leute zu den Konzerten. Die Leute sind jedes Mal begeistert.

Es kommt oft vor, dass unsere Fans mehr als ein Konzert pro Tour besuchen. Manche Fans reisen tatsächlich einige Tage mit uns mit. Das ist großartig und gibt uns viel Energie. Für mich sind unsere Fans meine Familie. Das Lied "You" auf unserem neuen Album ist diesen Fans gewidmet.

Es ist ein großartiges Gefühl, überall auf der Welt an jedem Ort spielen zu können und immer werden Fans von uns dabei sein,

Wir können auf viele alte Fans zählen, die die Band überall auf der Welt unterstützen, aber gleichzeitig sind wir auch glücklich über viele neue Leute, die wir auf der letzten und der laufenden Tour kennengelernt haben. Es ist großartig zu merken, dass neue Leute zu unseren Konzerten kommen. Das bedeutet, dass wir immer noch viele Menschen mit unserer Musik erreichen können.

Live zu spielen ist für mich der beste Weg, Menschen für unsere Musik zu begeistern.

Frank: Welches Konzert war für dich in 2019 bisher das beste?

Enrico: Ich denke, dass jedes Konzert, das beste Konzert ist. Jeder Auftritt hat etwas besonderes. Jeder Auftritt gibt mir und der Band etwas zurück.

Es ist mir wirklich egal, ob wir in großen oder kleinen Clubs oder auf großen oder kleinen Festivals spielen. Jedes Konzert ist für uns etwas besonderes. Wir versuchen bei jedem Konzert unser bestes zu geben.

Jedes Konzert der laufenden Tour war großartig. Nach jedem Konzert kamen Menschen zu mir die gesagt haben, dass unsere Musik sie glücklich gemacht hat. Genau das möchte ich. Musik machen bedeutet für mich Spaß zu haben und wenn ich damit außer mir noch andere Menschen glücklich machen kann, dann ist das wunderbar. Es bedeutet, dass wir als Band eine gute “Arbeit“ geleistet haben. Das bedeutet, es war ein großartiges Konzert. Das bedeutet, es war "das Konzert des Jahres“.






LOS FASTIDIOS sind aktuell weiterhin auf Tour.

Die aktuellen Konzerttermine sind auf der Homepage der Band so wie auf deren Seite bei Facebook zu finden.

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