Design wechseln

Start » Konzertberichte » Resist to Exist-Festival in Berlin

Resist to Exist-Festival in Berlin

20.08.2009

Resist to Exist: Eindeutig schlichtweg DAS Punkfestival in Berlin.

Nun schon zum sechsten Mal fand das Festival statt. Es wurde gegründet, um ein Zeichen gegen die Privatisierung des szenebekannten Biesdorfer Parks im Berliner Osten zu setzen, daher fand das Festival die ersten drei Jahre (2004-2006) auch auf der parkeigenen Bühne statt. So ist sich auch der Name des Festivals („Widerstand leisten/zeigen, um zu existieren“) zu erklären. Im Jahr 2009 ist von diesem Ursprung des Festivals nichts mehr zu spüren, das Festival hat sich zu eigenem Vorteil verselbstständigt, fand auch dieses Jahr, wie die letzten zwei Jahre auch, im Norden Berlins statt, mit einem Line-Up, nach dem man sich die Finger lecken kann, für meinen Musikgeschmack sogar eines, besser als auf dem deutschen Punkfestival Nummer eins, dem Force Attack. Zumal das Resist viele weitere Vorteile zu bieten hat:

Eintritt nur 26 Abendkasseneuronen für drei Tage Festival mit fast 40 Bands von Punkrock bis hin zu Ska, gute Verkehrsanbindung, da in Berlin, Zelten inklusive und eine familiäre Atmosphäre mit trotz circa 2000-3000 Besuchern lediglich eine Zeltplatzbelegung von maximal 500 Menschen. Und vom Zeltplatz aus nur eine Laufminute zur nächsten Bühne.

Am 7.-9. August 2009, eines der heißesten Wochenenden des Jahres, war es so wieder mal so weit: Bier eingekauft, Zelt aufgebaut und das Festival konnte 16 Uhr pünktlichst beginnen. Der Zeitplan wurde das gesamte Festival eh aufs genauste eingehalten, damit auch punkt 24 Uhr am Freitag und Samstag Schluss sein konnte, da es das Ordnungsamt sehr genau mit der Ruhestörung nahm, wie das Organisationsteam meinte. Viele Anwohner hätten sich die letzten Jahre über oft beschwert, nächstes Jahr wird das Festival auch wieder stattfinden, dann aber wahrscheinlich an anderem Ort mit weniger Ordnungsamtstress.

Zwei Bühnen gibt es auf dem Gelände, damit trotz Umbaupausen zwischen den Bands die ganze Zeit für wundervollen Krach gesorgt ist. Die jeweiligen Bands, die vor 18 Uhr spielten, hatten es entsprechend schwer, meist fanden sich kaum mehr als 50 Menschen vor der Bühne ein, denn wer ist auf einem Festival denn 14 Uhr morgens fit und hat seinen Kater vom Vorabend überstanden oder wieder beseitigt.

Schon am ersten Festivaltag frohlockte ein fettes Line-Up mit zum Beispiel 18 Uhr der Band Frustkiller aus Hannover, die, soweit ich weiß, lange nicht mehr oder vielleicht auch noch nie, in Berlin gespielt hatte. Recht voll war es noch nicht, das änderte sich gegen 20 Uhr mit Alarmsignal aus Celle und später bei Rasta Knast gab es, wie auch letztes Jahr, kein Halten mehr. Der vierköpfigen Band merkt man live ihre Professionalität an, auch wurden alle ihre bekannten Hymnen gespielt, das Lied Ost-Berlin hatte selbstredend eine einschlagende Wirkung. Wenn man davon ausgeht, dass die Band das Publikum nicht angelogen hat, ist das Resist für die Band das beste Festival Deutschlands. Zumindest meinten sie dies live.

Zu meiner großen Freude komplettierten Konflikt aus der Slowakei den ersten Festivalabend. Eine Band, die in ihrer Heimat vom Bekanntheitsgrad her so etwas wie die slowakischen Toten Hosen ist und ein Wochenende später sogar in der Slowakei mit the Offspring spielte. Hat mich jedenfalls sehr gefreut, die Band endlich live bestaunen zu dürfen, für die Band hat sich die lange Fahrtzeit nach Berlin sicherlich auch gelohnt.

Die Band Zusamm-Rottung beendete den Freitag-Abend. Es war das erste Konzert der Band nach insgesamt 10 Jahren Bandpause. Warum sich die Band nach zehn Jahren Versenkung wieder ans Tageslicht traute, hat sich nicht geklärt, auch fand ich sie textlich, vor allem aber musikalisch nicht sonderlich hintergründig und durchdacht, auch war die Stimmung zuvor bei Rasta Knast wesentlich besser.

Samstag begann das musikalische Programm schon 13 Uhr mit vor den Bühnen fast menschenleeren Wiesen, spätestens bei Hausvabot und No Exit aus Berlin, die beim Resist natürlich Heimvorteil genossen, erwachte ein Großteil der Festivalbesucher zum Leben und 21.30 gab es bei den Gumbles kein Halten mehr. Schön war es auch, die Rotten Ratten (ehemals HBW) live zu bewundern, die jedenfalls in den letzten Jahren nicht mehr in Berlin spielten. Lieder wie Gruppenzwang, Rote Zora oder Moskau wurden gespielt, auch waren die Ratten die einzige Band, die es sich tatsächlich wagten, die ihnen zugeteilte Zeit zu überziehen, man merkte ihnen die Spiellust an. Den Freitag vollendeten Popperklopper mit ihrem schnellen Punkrock und einem Programm (inklusive Ansagen), das sich ihrem Programm von letztem Jahr verdächtig ähnelte, was aber nicht weiter stören soll, genau die gespielten Lieder wollte ich, so wie die meisten anderen, eh wieder hören.

Nach zwei Tagen Punkrock war am Sonntag neben den Crushing Caspars aus Rostock und den Daily Terroristen (die aus der Band Daily Terror entstandene Band, leider ohne den nun verstorbenen Sänger Pedder) für eher ruhige Musik vorbehalten wie Ska und Reggae. Vielleicht gar keine schlechte Idee für den letzten Festivaltag.

Pünktlich 20 Uhr am Sonntag Abend wurde das Festival beendet, damit die Herrschaften vom Ordnungsamt auch ja nichts zu meckern hatten.

Insgesamt ein tolles Festival mit familiärer Atmosphäre, ohne Stress in jeglicher Hinsicht, mit einem super Organisationsteam, mit vielen kleinen, aber auch vielen großen Bands, mit sehr guten Bands und auch einigen musikalischen Enttäuschungen (als außerordentlich schlecht ist mir noch die Band Roimungstrupp in Erinnerung, die anscheinend nicht mal ihre eigenen Lieder spielen konnte und wirklich partout jeden Einsatz verpasste) und natürlich mit tollem Wetter. Weiterhin in Erinnerung der zu verkraftende Preis: Ein Bier 1,50Euro. Nächstes Jahr wieder!


Geschrieben von Chris am 21.08.2009, 00:00 Uhr


Teilen:                    

Kommentieren