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20 Jahre NO EXIT, 2 Konzerte, 10 Bands ( u.a. RASTA KNAST,BERLINER WEISSE, FLUCHTWEG )

18.05.2011

Die Berliner Punkband NO EXIT feierte am Freitag den 13.05.2011 und Samstag den 14.05.2011 ihr 20jähriges Bestehen. Das Jubiläum wurde nicht mit einem normalen Konzert gefeiert, sondern mit Bands, die NO EXIT in ihren 20 Jahren begleitet haben oder noch begleiten. So ist es also weit mehr als ein normales Konzert, sondern vielmehr ein Treffen unter Freunden gewesen.

Tag 1:

Freitag der 13.. Ist das ein gutes Omen an diesem Tag zu feiern? Zumindest Zaunpfahl war es kein gutes Omen, denn sie hatten kurzfristig ihren Gig absagen müssen, aus gesundheitlichen Gründen. Dafür sind kurzfristig HALBSTARKE JUNGS eingesprungen. So stand es am Einlass des Clubs H.O.F.23 geschrieben. Das konnte man auch mehrmals lesen, denn der Einlass, der zwar schon um 18.00 Uhr began, aber erst zum Start der ersten Band um 19.30 Uhr genutzt wurde, war nicht der schnellste. So hieß es warten und sich in Geduld üben. Die Wartezeit verkürzten wir uns, in dem wir die ersten bekannten Gesichter begrüßten und unser Geburtstagsgeschenk an NO EXIT übergaben.

Endlich drinnen, spielten bereits SPANX. In dieser Band spielt Hoitling, der lange Zeit bei NO EXIT die Gitarre gezupft hatte, sich dann aber ganz für SPANX entschieden hat. Dort spielt er den Bass.

Im Konzertraum war es noch recht leer. Vielleicht 40 Leute sahen die Band, von denen viele auch direkte Freunde der Band waren. Die Jungs ließen sich von der kaum vorhandenen Kulisse nicht stören und spielten sauber ihren Sound, der irgendwo zwischen (Gitarren) Rock, Dark Punk und Schweinerock zu finden ist. Das klang nicht übel und wusste auch durchaus zu gefallen, aber durch die paar Leute im großen Konzertraum konnte einfach keine Stimmung aufkommen. Der nicht gerade überragende Sound den der Mischer an seinem großen Pult mischte, trug auch nicht gerade zu steigender Begeisterung bei. So gingen wir dann noch während SPANX spielten in den kleinen Hof, und siehe da, da waren die Leute also. Wir sicherten uns noch einen Platz, bei dem wir nicht komplett allen im Weg standen und genossen unser erstes Feierabendbier.

SPANX dürften noch zwei Zugaben gespielt haben, den bis die HALBSTARKEN JUNGS die Bühne betraten, und die ersten Töne erklangen dauerte es doch einige Minuten.

HALBSTARKE JUNGS hatte ich bis dato noch nicht gesehen und war entsprechend gespannt was der Fünfer zeigen würde. Mittlerweile war auch der Konzertraum besser gefüllt, so dass langsam eine richtige Konzertstimmung aufkam. Die Jungs gaben gut Gas und ballerten ihre Version von Oi gepaart mit Streetpunk ins Publikum. Dieses dankte es der Band mit Pogo und lautem Mitsingen. Da waren einige Fans vor Ort, die die Band gut kannten. Die Songs die ich mitbekommen habe, wie “Nie Skinhead“, der insbesondere gegen die ganzen rechtsoffenen Menschen mit ohne Haare ist und ein ganz klares Statement bezieht, der aber gleichzeitig auch gegen jeden Extremismus ist, wussten zu gefallen, wobei nach man nach 5-6 Songs doch gemerkt hat, dass der Band ein bisschen mehr Abwechslung gut tun würde. Kann aber auch am Sound gelegen haben, der auch bei dieser Band nicht der beste war. Insbesondere den anwesenden Skins gefiel der Sound jedoch und so wurde es langsam aber sicher eine gute Party.

Als dritte Band des Abends kam DIE ZUSAMM-ROTTUNG auf die Bühne: Eine Band die ich bisher noch nie live gesehen hatte, die aber auch eng mit NO EXIT verbandelt waren. Die Band ist sogar ein Jahr älter, da sie sich bereits 1989 gegründet hatten. Der Konzertraum war mit 200-250 Leuten gut gefüllt. Die ZUSAMM-ROTTUNG genossen sichtlich den Gig und spielten ihren Sound, der so ein bisschen an 90er Punkrock mit Einflüssen von Deutschpunk und ´77er Punk erinnerte, sehr sauber. Die Musik erinnerte mich an die alten Tage, als die Aufnahmen noch analog gemacht worden sind und die Musik insgesamt purer und einfacher klang. DIE ZUSAMM-ROTTUNG gefiel auch den Anwesenden, wobei viele vor allem auf NO EXIT und auf BERLINER WEISSE, die danach spielen sollten, warteten.

BERLINER WEISSE, die aus gesundheitlichen Gründen ein paar Monate pausieren mussten, gaben von der ersten Sekunde an Vollgas. Sänger Toifel machte fast einen aufgeregten und nervösen Eindruck, wobei ihm das auch gestattet sei, kam doch bei BERLINER WEISSE das erste Mal richtig Partystimmung an diesem Abend auf. BERLINER WEISSE spielte gleich zu Anfang “Thor Steinar“, ihr Song gegen alle rechten Spinner. Auch an diesem Abend konnte man an ihrem Merchandise “Thorten Schneida “ - Shirts kaufen. Ein klares Statement gegen Rechts.

BERLINER WEISSE sind aber vor allem für geile Party bekannt, und diese gab es auch an diesem Abend. Ein klasse Set mit Klassikern wie “Haltet die Welt an“, “ begeisterte. Die Stimmung stieg minütlich an. Es war eine richtig klasse ausgelassene Stimmung. Auf dem Höhepunkt kündigte Sänger Toifel noch drei Songs an, von denen einer “Berlin“, von NO EXIT mit Sänger Rio gesungen wurde. Kaum waren die Songs gespielt, wurde es hell und die Jungs waren weg. So schnell kann es gehen. BERLINER WEISSE waren auch dieses Mal sehr geil und sind in meinen Augen mittlerweile eine der wirklich guten Bands aus diesem Genre, die klare Positionen haben und mit denen man ordentlich Spaß haben kann.

Als letzte Band machte sich nun das Geburtstagskind bereit. Der Sound wurde noch mal gecheckt, und siehe da, plötzlich klang es ganz ordentlich. Das liegt auch am Mischer von NO EXIT, der immer einen exzellenten Job macht und auch an diesem Abend das Beste aus der Anlage rausholte.

Wie nicht anders zu erwarten war der Konzertraum nun voll, mit ungefähr 350 Leuten. Es war aber nicht ausverkauft, was natürlich ein bisschen schade war, den für 12 € fünf Bands zu sehen, ist nun wahrlich einfach nur lohnend. NO EXIT wurden an diesem Abend von Tobi ( Zusamm-Rottung & Commando ) an der zweiten Gitarre unterstützt, bis der ehemalige Gitarrist Roland den Sechssaiter an sich nahm und einige Songs spielte. Das sah gut aus, das klang gut und als langjähriger Weggefährte von NO EXIT war das ein Höhepunkt des Abends. Die Band um Sänger Rio spielte ein abwechslungsreiches Set zwischen älteren und neueren Songs, wobei wirkliche Raritäten fehlten, also Songs die selten oder bisher noch nie live gespielt wurden, aber vielleicht präsentiert diese die Band am Samstag. Die Partystimmung von BERLINER WEISSE blieb bestehen und so war es eine wirklich klasse Zeit mit einer wirklich klasse Band, die aus dem Deutschpunk nicht mehr wegzudenken ist.

Nach dem Auftritt ging es dann entweder nach Hause oder noch um´s Eck zur Aftershowparty.

Tag 2:

“Muss das so hell sein?“. Ach ja, ist ja Mitte Mai, da scheint auch mal die Sonne. Nach mehrmaligen Umdrehen und hoffen, dass einem der Schlaf doch noch einmal hold ist, irgendwann aufgewacht, wenn andere schon mit Kaffee und Kuchen wieder anfangen. Die Nacht war lang.

Nach der neuerlichen Menschwerdung mit Freunden zum Lieblingsitaliener gegangen, und dann im Regen ab nach Weißensee, zum zweiten Tag der Geburtstagsfeier von NO EXIT.

An diesem Tag ging der Einlass schneller, was aber auch daran lag, dass um 19.30 Uhr noch weniger Leute als am ersten Tag im Saal waren, um die erste Band, BOTOX, zu sehen.

Hatte die Jungs ganz anders in Erinnerung, und war angenehm überrascht was die Jungs zu bieten hatten. Melodischer Punkrock, der in seinen besten Momenten an Alarmsignal erinnerte und zu unterhalten wusste. Am Ende der halben Stunde Spielzeit die die Band bekam, tanzten sogar ein paar fitte Punks. Die Mehrzahl des anwesenden Publikums war allerdings noch recht ruhig. Ruhig angehen, war die Devise, denn auch dieser Abend sollte lang werden.

Als zweite Band betraten KAFKAS die Bühne. Mittlerweile waren vielleicht so 100 Leute anwesend, wobei nun minütlich mehr Leute kamen. Die KAFKAS hatte ich als ganz grausame Spaßpunkkapelle im Hinterkopf abgespeichert, und so gab ich mir nur die ersten Songs der Band. Diese waren nichts Besonderes. Deutschpunk eben, mit einem Tick Anspruch, aber nichts was man nicht schon tausend Mal gesehen hatte. Die Zeit konnte ich mir auch besser vertreiben, und so trieb es mich in den kleinen Hof, wo Bier und Wurst gereicht wurde und die Raucher ihrer Sucht fröhnen konnten. Da die coolen Leute ja meist da sind, wo geraucht wird, war es nicht verwunderlich, das mich KAFKAS nicht mehr groß interessierten.

Wen dann allerdings alle Anwesenden interessierten war der erste Auftritt von N.O.E. seit deren Auflösung vor 13 Jahren. Die vielleicht 350 Leute, die jetzt im Konzertraum waren, warteten mit Spannung auf den Auftritt der Band aus Delitzsch.

Nach einem kleinen Linecheck war es dann so weit und N.O.E. begann. Obwohl der Sound an diesem Abend gefühlt lauter aber auf jeden Fall besser als am ersten Abend war, war eine der ersten Ansagen der Band “Das klingt alles anders als vorhin“. Dann wurde am Bühnensound noch etwas gedreht, und zack ging es weiter. Man merkte der Band die Nervosität aber auch die Begeisterung an, insbesondere bei den Ansagen, die ungekünstelt und ehrlich rüber kamen. Die Band wurde im wahrsten Sinne des Wortes abgefeiert. Es war toll zuzusehen, auch als jemand der die Band damals nicht so gut fand, wurde ich von der schieren Begeisterung mitgerissen. Viel zu früh hörte die Band auf und so laut auch Zugabe gefordert wurde, die Delitzscher kamen nicht noch einmal auf die Bühne.

Dafür machte sich jetzt aber eine Band bereit, die auch nicht mehr all zu oft spielt, FLUCHTWEG!

Diese Band dürfte jedem NO EXIT - Fan durch jahrelange enge Bande sowie einer gemeinsamen Tour bekannt sein. FLUCHTWEG hatte nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums “Corporate Identity“ ihren Stil geändert, hin zu ruhigerem, teilweise Big Band - lastigem Sound. Dies war zwar musikalisch anspruchsvoll und schön anzusehen, konnte aber insgesamt nicht wirklich begeistern. Trotzdem war das Publikum heute zahlreich vor der Bühne und rein optisch sah es auch schon beim Aufbau so aus, als ob die Band ihren Stil wieder geändert hatte.

So war es dann auch. Die Band hat ihren Sound in Richtung Punkrock, Country mit einem Schuß Rockabilly und Ska geändert. Die Band stand edel, komplett in schwarz auf der Bühne und man sah ihr den Spaß an, der sich auch prompt auf das Publikum übertrug. Es wurde gepogt und mitgesungen und einfach jeder Song genossen. Der Auftritt von FLUCHTWEG war in meinen Augen einer der besten seit Jahren. Das lag am neuen Stil, insbesondere der junge zweite Gitarrist machte eine super Figur und an dem sehr guten Sound, der aus den Boxen kam ( hier ein großes Lob an den Mixer ). Die Band spielte viel zu kurz und als letzten Song “Big fat Trucker“, ein Song der sich auch nicht immer auf die Setliste verirrt, und an diesem Abend, wie jeder Song der Band, richtig inszeniert wurde.

So gefällt mir die Band wieder. Vielleicht geben sie sich ja dieses Jahr noch mal die Ehre.

Als wäre der Abend bis jetzt nicht schon mit genug Höhepunkten gespickt gewesen, gab es nach einer kleinen Verschnaufpause und einem frischen Bier RASTA KNAST zu hören.

Die vielleicht 400 anwesenden Gäste gingen schon nach den ersten Takten der Band ab. Vorne wurde ordentlich gepogt und natürlich wurde aus fast allen Kehlen lauthals mitgesungen. Der Sound war bei RASTA KNAST fast genauso gut wie bei der Combo davor, und so begeisterte ihr schneller und hochmelodischer Punkrock von der ersten Sekunde an. RASTA KNAST spielte ein geiles Set welches die Klassiker “Die Katze beißt in Draht“, “39 Grad“, den großartigen Song “Trümmer“ und natürlich, weil wir uns an diesem Abend im ehemaligen Ost-Berlin befanden auch ihren in der Hauptstadt immer geforderten Song “Ost-Berlin“ beinhaltete. Glaube die Band hatte eine Stunde Spielzeit, die mir allerdings wie eine halbe Stunde vorkam. Es war ein rauschendes Punkrockfest, und eine Band sollte ja noch kommen. Herz, was willst du mehr?

NO EXIT als letzte Band des Abends und Geburtstagskind wurde natürlich, wie nicht anders zu erwarten, frenetisch empfangen. Die Band sah erstaunlich frisch aus, am Tag 2 ihrer Party. Die Band aus dem Ostteil der Stadt spielte an diesem Abend ein Set, welches etwas abwechslungsreicher hätte sein können, den viele Songs wurden am Tag davor schon gespielt, aber da die Setliste per se sehr gut war und aus allen Schaffensphasen der Band etwas geboten wurde, war das auch nicht weiter schlimm. Die Stimmung war, wie nicht anders zu erwarten, sehr gut. Das Publikum und die Band boten noch mal alles, bevor es dann so langsam nach Hause oder zur Aftershowparty ging.

Es waren zwei wirklich klasse Tage, die einem 20jährigen Jubiläum würdig waren. Die Location war gut gewählt, der Sound hätte am ersten Tag besser sein können, aber sei´s drum. Es waren zwei Tage die fast perfekt waren.

Vielen Dank NO EXIT und vielen Dank an Puke Music als Veranstalter!

Hoffen wir, dass uns NO EXIT noch ein paar Jahre erhalten bleibt! Schön, dass es euch gibt, Jungs.


Geschrieben von Frank am 19.05.2011, 00:00 Uhr


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