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FRIEDEMANN (KODDER)

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/people/Kodder/61562630236694/
https://kodder.de/
Friedemann von der Insel Rügen hat seine ersten bekannten musikalischen Schritte mit der Band Tonnensturz gemacht. Bei Tonnensturz war Friedemann Schlagzeuger. Mit dem Ende von Tonnensturz und der Gründung von COR wurde Friedemann Sänger. Es gab jedoch von 2004 bis 2007 einen Ausflug an die Schießbude, bei Troopers aus Berlin.
Wie viele sicherlich wissen, hat sich COR im Jahr 2023 aufgelöst. Parallel dazu war Friedemann seit 2014 auf Solopfaden unterwegs. Erst noch mit musikalischer Begleitung, dann aber immer mehr alleine.
Wer Friedemann kennt, der hat sicherlich dein Eindruck gewonnen, das da einer ist, der etwas zu sagen hat. Das kann Friedemann zwar auch sehr treffend leise, aber wie es eben so ist, irgendwann lockt der Krach.
So hat Friedemann hat KODDER ins Leben gerufen.
KODDER kommt.
Damit wir besser wissen, was KODDER ist, habe ich Friedemann ein paar Fragen zu seiner neuen Band zu kommen lassen. Die Antworten und meine Fragen an den waschechten Rüganer sind nachfolgend zu lesen.
Geschrieben von Frank am 30.10.2024, 15:06 Uhr
Frank: KODDER ist ein relativ neues Bandprojekt von dir.
Wie kam es zu KODDER? Wie hast du deine Bandkollegen gefunden?
Friedemann: Ich hatte die Idee einer kompromisslosen Punkband schon
länger im Kopf und mit der Auflösung von COR war der Weg frei. Das Ganze sollte so in Richtung frühe COR gehen, mehr Herz als Kopf und ohne große Überlegungen über Songstruktur etc. Dann habe ich öffentlich gefragt ,ob jemand Bock hat. Nach einem Friedemann Konzert in Rostock kam ein Mann in meinem Alter auf mich zu und fragte, ob ich mal mit seinem Sohn eine Session machen würde. Ich hatte vorher schon einige Drummer getestet und irgendetwas hat immer nicht gepasst.
Nach dem ersten Probetag mit Arthur war klar - passt!
Super Drummer , extrem eigen und ein Freak wie ich!
Wir sind Jungs aus verschiedenen Generationen die sehr gern Zeit im Proberaum verbringen und Musik kompromisslos lieben.
Stefanie kannte ich aus ihrer Zeit bei „Mickey the Sick“ einer Frauenpunkband aus Halle an der Saale. Ich hatte sie nicht im Auge , da sie eher zurückhaltend ist , konnte mich aber grob an gemeinsame Konzerte erinnern. Sie schrieb mich an und fragte ob ich nicht Bock hätte mal mit ihr zu proben. Haben wir dann getan und als wir die erste gemeinsame Bandprobe durch hatten wusste ich:
Da hast du zwei sehr gute Leute!
Unkonventionell, eigen, von gutem Charakter und sehr gute Instrumentalisten.
Wir verbringen ordentlich Zeit miteinander und proben extrem viel und gern. Ich fühle mich manchmal wie mit 18 , als wir dauerhaft im Proberaum saßen und gespielt haben.
Das nehmen wir 3 jetzt für uns als eine schöne, kreative Zeit einfach mit.
Frank: Der Bandname hat mich als Berliner sofort an die "Kodderschnauze"
erinnert. Wie kam es zu dem Bandnamen?
Friedemann: Es gibt bei uns im Norden den Begriff “koddern“, dass heißt so
viel wie sich auskotzen, herum meckern, stänkern und frech sein. Passt zu dem Bandplan und der Attitüde. In der Schweiz gibt es ein ähnliches Wort (ich glaube “ Chodder“), dass bedeutet dann so viel wie Schleim und Rotze. Fand ich auch spannend.
Frank: Wie viel COR ist in KODDER?
Friedemann: Die Idee ist ähnlich, die Rauheit auch. Außerdem bin ich ja
dabei. Deshalb ein guter Schuss. Es wird live auch immer COR Songs geben. Die sind gut und ich liebe sie. Allerdings werde ich sie anders spielen, weniger Metall mehr Punk und Rock´n´ Roll. Dann gibt es ja noch zwei neue Personen und die färben auch extrem ein. Das macht dann COR Songs im neuen Sound. Außerdem singt Stefanie mit und übernimmt einen großen Gesangsteil, das verändert echt viel!
Frank: Der erste Song von euch hat den Refrain "Ihr kotzt mich an. Ich kotze
mich aus". Wie kam es zu dem Song und dem Refrain? Warum eine
so radikale Aussage?
Friedemann: Die Weltlage, die Gleichgültigkeit , das Augenverschließen vieler
Menschen auf dieser Welt geht uns auf den Sack. Mit Verlaub, wir können und müssen mit unserem Verhalten den Lauf der Dinge ändern. Ich werde oft dafür gescholten, dass ich von meinen Mitmenschen verlange ihre Lebensart zu reflektieren und dann den Müll auszusortieren und es besser zu machen. Das ist in meinen Augen und auch in denen von Arthur und Stefanie der einzige Weg. Das mache ich täglich innerhalb meines Privatlebens, innerhalb meiner Tätigkeiten und meiner Arbeit. Das ist anstrengend aber total sinnvoll. Dieses ganze Gerede von der besseren Welt und dem Kampf gegen die Ungerechtigkeiten und dann kommt oft nichts. Das führt uns als Menschheit in den Abgrund. Ich sympathisiere mit allen die das nicht hin nehmen, mit Fridays for Future, Kein Bock auf Nazis, Ärzte ohne Grenzen, mit FLINTA Bewegungen und vielen anderen.
Da gibt es unglaublich engagierte Menschen, die durchziehen und auf Missstände aufmerksam machen, sie bekämpfen und von uns dann verlacht, kriminalisiert und bekämpft werden obwohl wir wissen: Die haben Recht und stützen sich oft auf wissenschaftliche Erkenntnis (wie z.B. zum Klimawandel) und fundierte Kenntnis!
Was ein schwachsinniges Verhalten der gesellschaftlichen Masse!
Das kotzt uns an, vor allem weil es sich auch in unserer sogenannten Szene breit macht. Wie viel Schrott da aus den Köpfen vieler angeblicher linksoffener, demokratiefreundlicher Menschen fließt, wie viel Gleichgültigkeit und Konsumdenken da zu sehen und zu hören ist... Das ist teilweise unerträglich und nicht zuletzt auch mit Ursache dafür, wie es in diesem Land und auf dieser Welt aussieht.
Wir haben da so extreme Wut, das entlädt sich in Songs.
Frank: Auf eurer ersten EP, die es in einer Auflage von 333 Stück geben wird,
ist auch ein Song über Campino, der vor kurzem den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten hat. Was hat dich dazu bewogen, dem Sänger der Toten Hosen ein Lied zu widmen?
Friedemann: Für das Lied gab es richtig Haue!
Ich sitze hier gerade unter dem Eindruck der Beiträge der
Menschen, die diese unter dem Video hinterlassen haben.
Ich habe damit gerechnet.
Nein, es ist keine Marketing Strategie!
Ich habe mich mit den Dingen die ich dort singe extrem auseinander gesetzt. Ich bin überrascht vom sehr rauen Ton und den persönlichen Beleidigungen.
Das erinnert mich an die Worte unter dem Lampedusa Blues, einem Song von COR ( https://www.youtube.com/watch?v=3C5BEcxOI-4 ), die waren ähnlich hart und kamen nur von der anderen politischen Seite.
Kaum jemand setzt sich mit den Tatsachen auseinander!
Die Toten Hosen, das sind Millionäre, die zur Elite der Gesellschaft gehören, von einer besseren Welt reden (das tut Campino tatsächlich häufig und ist da auch engagiert) , aber dann mit den normalen Großindustrien zusammenarbeiten, denen es scheißegal ist was sie an wen zu welchem Preis verkaufen (z.B. die BMG Zusammenarbeit mit Die Tote Hosen und gleichzeitig früher mit Kollegah / Farid Bang zusammengearbeitet) . Ehrlich, da muss mehr kommen als schimpfen auf Nazis und AfD und Kollegah!
Da muss Kritik an der Industrie kommen, da muss Kritik an unserer Gesellschaft kommen, da muss vorgelebt und besser gemacht werden.
Je höher man in dieser Gesellschaft angesiedelt ist, je mehr Möglichkeiten man hat, desto höher ist in meinen Augen auch die Verantwortung. Es geht nicht nur um Campino, es geht um alle großen Stars und Sternchen die aus dem Punk oder der Subkultur gekommen sind , jetzt Möglichkeiten und Verantwortung haben und es meiner Meinung nach nicht gut genug machen.
Wir brauchen mehr Einmischung, mehr klare Kante und kein Verbeugen vor Monarchen, Industrie und das Annehmen von Staatspreisen. Denn der Herr Wüst gehört zur CDU einer Partei, die uns mit ihrer “Industrienahen, uns sind Umwelt und Menschenwohl scheißegal Hauptsache der Profit stimmt“ - Haltung dahin gewirtschaftet hat wo wir heute stehen.
Die Elite findet sich, verleiht sich Preise und klatscht Applaus für einander. Dann gibt es ein bisschen Kritik an den verirrten Schafen die die AfD wählen, Erinnerung an Werte die man selbst verraten hat und bitte wählt demokratisch. Danach Sektchen und Buffet.
Das ist schwach, ganz schwach.
Frank: Wenn ich richtig informiert bin, wollt Ihr bald noch mehr veröffentlichen.
Was kannst du schon erzählen? Was wird auf uns zu kommen?
Friedemann: Die EP kommt in einer Auflage von 333 mit geätztem Bandlogo
und enthält drei Songs. Im April 2025 kommt die LP mit 15 Songs. Beides erscheint auf dem Label Weird Sounds.
Die Tour von KODDER startet ab Februar 2025.
Frank: Du bist jemand der solo unterwegs ist, jetzt noch KODDER hat, dann
hast du Familie und bist Landwirt. Ich stelle mir das organisatorisch anspruchsvoll vor. Wie bekommst du alles organisiert?
Friedemann: Das ist anstrengend aber ich mache es sehr gern und werde
gestützt von einem guten Netzwerk aus Familie, Freunden und dem Andre von unseren Label Weird Sounds.
Ich versuche möglichst viel selbst zu machen und meinen Idealen dabei treu zu bleiben. Oft ist es ein Spagat, aber ich habe sehr kritische Leute um mich, die im Notfall eingreifen und mich auf die Spur zurück schieben.
Frank: Spürbarer Klimawandel, Spürbarer politischer Wandel...wie siehst du
die Situation für dich, für Rügen, für Mecklenburg-Vorpommern?
Friedemann: Das sind Probleme deren Lösung wir noch in den eigenen
Händen halten. Weniger klagen, mehr Verantwortung übernehmen, mehr von sich geben und Lösungen im privaten Umfeld sowie im eigenen Verhalten suchen. Nicht immer “Die da oben“ sondern auch mal “Wir hier unten“.
Die Politik schafft nur den Rahmen. Ausfüllen muss jeder einzelne Mensch selbst. Eigenverantwortung ist da ein gutes Stichwort. Meine Familie und ich machen das z.B. in dem wir auf Flugreisen verzichten, auf importiere Südfrüchte, auf Industriefleisch und vor jedem Kauf schauen :
Brauchen wir das ?
Wer hat es unter welchen Bedingungen hergestellt ?
Gibt es Alternativen?
Viele Leute werfen mir immer vor, ich würde nur meckern und alles besser wissen! Ich kann die beruhigen. Ich bin ein großer Selbstzweifler, der sich ständig hinterfragt und die Wege die er geht nicht für allgemeingültig hält. Ich bin auf einem Weg, ich suche, ich mache Fehler aber ich setzte mich wenigstens mit mir und meiner Zeit und meinen Aufgaben darin auseinander.
Frank: Mit wem würdest du gerne mal im Tourbus einen Tag verbringen und
warum?
Friedemann: Ich habe keine Idole und außerdem möchte ich manche Musiker
lieber nicht kennen lernen, damit die heile Welt in der ich sie sehe nicht zerstört wird. Am Ende ist er oder sie vielleicht ein Arschloch und dann kann ich die Musik nicht mehr hören. Ich wäre an offenen Gesprächen z.B. mit Campino interessiert. Ich würde gerne erfahren warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden. Das macht es interessant, aber Zeit im Tourbus am liebsten mit meiner Band oder allein.
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