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HASS
Als eine der ersten Deutschpunk-Bands überhaupt, haben sich HASS im Jahr 1978 in Marl gegründet. Die Stadt, in der Nähe von Dortmund und Essen, unweit von Recklinghausen, Bottrop und Herne wurde maßgeblich von Bergbau und Chemie geprägt. Der an die Stadt angeschlossene “Chemiepark Marl“ mit einer Größe von 9 Quadratkilometern ist einer der größten Industrieparks Deutschlands.
Zwischen Kohlenstaub und chemischen Erzeugnissen gründeten vier Menschen also die Band HASS, die bereits mit ihrem ersten Album “Hass allein, genügt nicht mehr“ ein Werk für die Ewigkeit geschaffen hatte.
HASS veröffentlichte bisher zehn Alben, einige Singles und ist außerdem auf wenigen, ausgewählten Samplern mit Beiträgen vertreten.
HASS ist im Vergleich zu den anderen Bands aus der Zeit, die es immer noch gibt, immer Untergrund geblieben. Das hat u.a. auch damit zu tun, dass die Band einen ganz eigenen Stil hat, der nicht unbedingt einladend ist. Das Sprachbild in den Texten ist eher grob, jedoch sind die Texte sehr klar auf den Punkt gebracht, die Länge der Texte ist meist überschaubar. Die Musik ist hart und knallig. Es geht vom Sound eine eigene, starke Kompromisslosigkeit aus, die nachhaltig wirkt.
Seit 2020 ist Thomas Sohns als Sänger nicht mehr dabei. Das Mikro hat Marv Mandela übernommen, der den Stil des Gesangs weiter führt, ohne aufgesetzt zu klingen.
Die Band spielt Ende des Jahres einige Konzerte mit Slime, Toxoplasma und Knochenfabrik zusammen. Ein Package was es so noch nicht gegeben hat und was sicherlich Geschichte schreiben wird.
Die Band war so freundlich, mir ein paar Fragen zu beantworten, bevor sie sich im Proberaum einschließt für die Proben für die Konzerte im Dezember.
Die Konzerte im Dezember mit Slime, Toxoplasma und Knochenfabrik sind folgende:
27.12.2024 Hamburg Docks
28.12.2024 Berlin Astra
29.12.2024 Oberhausen Turbinenhalle
30.12.2024 Frankfurt am Main Zoom
Geschrieben von Frank am 30.11.2024, 13:49 Uhr
F: HASS wurde 1978 gegründet und existiert immer noch. Wie fühlt sich
das an?
H: Wie fühlt sich das an? Wie ein gut geölter Motor, der die Karre durch die
Republik jagt!
Rost?
Fehlanzeige.
Wir haben immer noch genug Power, um alles in Bewegung zu halten –
und den Punk am Leben.
F: Viele alte Songs von euch sind nach wie vor noch aktuell bzw. aktueller
denn je. Ist das für euch frustrierend?
H: Leider ja. Songs wie „Ihr Helden“, „Mama, was macht der Panzer vor der
Tür?“ oder „Menschenhasser“ sind leider so relevant wie eh und je.
Die Welt ist ein Pulverfass, und die alten Machtspielchen laufen wieder auf
Hochtouren. Es ist fast so, als hätte sich seit dem kalten Krieg und seinen
Stellvertreterkonflikten nichts geändert – nur die Gesichter haben sich
ausgetauscht.
Das Traurige: Unsere Songs waren immer aktuell und werden es wohl
auch bleiben.
F: Marv, als neuer Sänger von HASS, hat ein großes Erbe zu tragen, die
Songs auch gesanglich zu präsentieren. Wie geht Ihr damit um?
H: HASS bleibt HASS, und genau das ist auch der Punkt. Ich sehe es als
riesige Verantwortung - aber auch als Chance, meine eigenen Akzente zu
setzen. Am Ende des Tages muss der typische HASS-Sound knallhart und
unverkennbar aus den Boxen ballern. Unsere Message ist klar, und sie
bleibt es.
F: Zum aktuellen Weltgeschehen: HASS allein genügt nicht mehr.
Was braucht es noch?
H: Ein bisschen mehr Hirn, ein bisschen mehr Selbstreflexion, und vor allem:
Empathie.
Die Welt scheint mal wieder im Chaos zu versinken – Krieg, Angst,
Despoten, überall dieselbe Scheiße.
Früher die Kubakrise, heute der Krieg in der Ukraine.
Die Probleme bleiben dieselben, nur der Wahnsinn trägt immer neue
Namen.
F: Die meisten europäischen Nationen driften nach rechts. Was denkt ihr, warum das passiert? Und wie kann man den Trend umkehren?
H: Es ist der Egoismus, der regiert. Angst – vor Fremden, vor Veränderung, vor
ein paar Cent mehr auf der Stromrechnung – überdeckt alles.
Das Kollektiv interessiert niemanden mehr, nur noch die eigene
Komfortzone. Dabei sterben Menschen an Grenzen, während andere sich
über Tempolimits aufregen. Der Rechtsruck ist eine Folge dieser
Engstirnigkeit – zurückdrehen kann man das nur mit Solidarität und
Vernunft.
F: Spürbarer Klimawandel, spürbarer politischer Wandel – wie ist die
Situation im Ruhrgebiet?
H: Im Ruhrgebiet spürt man beides extrem. Hier könnte der Pott absaufen,
wenn die Pumpen ausfallen, und die politischen Verwerfungen spiegeln
sich in den Stadtteilen. Hippe Hotspots stehen zerfallenen Ecken
gegenüber, die vom Strukturwandel zerlegt wurden.
Die Städte, die nichts haben, bleiben auf der Strecke – während die mit
Geld sich alles sichern. Das zeigt sich auch in den Wahlergebnissen:
Frust und Rechtsruck in schwachen Regionen, Fahrradwege in den
starken.
F: Naturschutz wird in der linken Szene oft vernachlässigt, obwohl er
überlebenswichtig ist. Wie seht ihr das?
H: Die Natur zeigt uns gerade mit aller Gewalt, was passiert:
Überschwemmungen, Tornados, Temperaturrekorde.
Das ist kein Zufall, sondern menschengemacht. Die meisten wissen das,
aber es wirkt, als hätten viele den Kampf aufgegeben. Währenddessen
ziehen die neuen Nazis – diesmal im Anzug – wieder ihre altbekannten
Parolen durch, nur hübscher verpackt.
Es ist der gleiche braune Mist, nur mit Schleifchen.
F: Kann der Kampf gegen den Klimawandel auch einen gesellschaftlichen
Wandel anstoßen?
H: Er könnte – aber nur, wenn wir rechtzeitig die Kurve kriegen. Mit einem
Kanzler wie Merz wäre das allerdings Geschichte. Energiewende?
Vergiss es.
Stattdessen geht's dann wieder nur ums große Geld von seinen Blackrock-
Freunden.
F: Die Deutschpunk-Szene scheint kleiner zu werden. Stimmt das?
H: Teils, teils.
Vor der Pandemie vielleicht, aber seitdem spüren wir frischen Wind.
Es gibt wieder mehr junge Bands, die sich lautstark gegen Rechts und
Rassismus stellen. Aber das Problem bleibt: Es gibt immer weniger
Auftrittsmöglichkeiten. Hohe Kosten, Personalnot und Bürokratie machen
es kleinen Läden schwer – und großen Konzernen wie CTS Eventim umso
leichter, alles zu schlucken. Das trifft DIY- Festivals und kleine Bands
besonders hart.
F: Dieses Jahr habt ihr selten gespielt. Woran lag das?
H: Wir haben uns auf eine besondere Konzertreihe konzentriert:
„Grobes Fest“ mit Slime, Toxoplasma und Knochenfabrik.
Vom 27. bis 30. Dezember spielen wir in Hamburg, Berlin, Oberhausen und
Frankfurt am Main.
Das wird der Knaller!
F: Mit wem würdet ihr gerne mal einen Tag im Tourbus verbringen, und
warum?
H: Mit jemandem, der Peddas (Anmerkung des Redakteurs: Peter Blümer,
Gitarrist und einziges verbliebenes Gründungsmitglied von HASS)
Schnarchen erträgt!
Spaß beiseite: Ich würde gerne mit Dritte Wahl touren.
Die Jungs sind der Hammer und haben letztes Jahr mit „Urlaub in der
Bredoullie“ ein Mega-Album rausgehauen. Liebe Grüße an Gunnar!
F: Was erwartet die Fans bei der Konzertreihe im Dezember?
H: Die volle Ladung Deutschpunk! Mehr muss man dazu nicht sagen.
F: Wie geht es mit HASS weiter?
H: Lasst euch überraschen.
Aber eins ist klar:
Wir bleiben laut, unbequem und HASS.
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