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SOIFASS

25.10.2010

Das neue Album von SOIFASS hat mich ziemlich umgehauen. Melodie, Härte, intelligente Texte sowie der eigene Stil von SOIFASS sind die Grundpfeiler des Sounds. Die Band ist als Berliner Gewächs schon einige Jahre alt, jedoch gab es in den letzten Jahren wenig von ihnen zu hören. Hierzu, zum neuen Album und zu weiteren Themen hatte ich Gelegenheit Viktor ( Gesang & Gitarre ) und Danilo ( Gitarre & Gesang ) ein paar Fragen zu stellen.


Geschrieben von Frank am 26.10.2010, 00:00 Uhr


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F: Als ich erfahren habe, dass euer neues Album rauskommt, hab ich mich sehr gewundert. In den letzten Jahren war es doch recht still um die Band. Warum ?

V: Nachdem wir 2004 das Album “Der Anfang vom Ende“ veröffentlicht hatten, haben wir natürlich erst mal 1-2 Jahre Konzerte gegeben.2006 wollten wir eigentlich wieder ins Studio aber bedingt durch stressige Jobs, Familie etc. hatten wir kaum neue Songs. Als ein Jahr später immer noch kein brauchbares Material da war, verloren die einstigen Mitstreiter ihre Lust und schlossen sich anderen Bands an. Soifass lösten sich vorübergehend auf. 2008 gelang es mir dann wieder Leute für die Band zu gewinnen, das alte Set einzuhämmern und mit neuen Songs zu beginnen. Das Pech klebte uns zwar weiterhin am Schuh, das Besetzungskarussel rotierte munter weiter aber irgendwann kristallisierte sich dann doch eine feste Besetzung heraus, mit der wir dann doch endlich im Mai 2010 das Studio entern konnten. Rückendeckung gab es außerdem noch von unserem ex-Drummer Anton, der ebenfalls noch einen Teil der Lieder einspielte.

F: Wie kam es dazu, dass Ihr euch entschieden habt ein neues Album zu veröffentlichen ?

D: Es war an der Zeit und die potentiellen Hörer wollten es so!

V: Na das ist doch die einzige logische Konsequenz wenn du Musik machst. Ich meine wenn du eine Band einmal im Jahr siehst, mag das in Ordnung gehen, wenn es dieselben Lieder sind die gespielt werden, aber als Band hörst du das dann ja bei jedem Auftritt. Außerdem wollen die anderen ja auch was Eigenes schaffen und nicht nur alte Soifass Sachen “covern“.

F: Auf der "Hypokrit" finde ich euren Sound sehr brachial. Das ist fetter Streetcore. Erinnert mich manchmal an TOXPACK. Wie seht Ihr das?

V.: Ich find wir sind schneller und dreckiger im Sound! Damit versuchen wir Toxpack gegenüber unsere musikalischen Defizite auszugleichen. Aber im Ernst, wir hatten denselben Produzenten, Harris Jones. Mag sein dass der daran auch etwas Schuld hat. Ich kann aber auch nicht sicher ausschließen, dass es nicht doch vorgekommen sein könnte, dass sich Toxpack Tommi ins Studio geschlichen hat um ein Solo oder ähnliches einzuspielen.

D: Ist ja auch genau wie Toxpack, nur ein bisschen anders! Vielleicht liegt es auch daran, dass wir im selben Haus proben und manchmal tage- und nächtelang mit dem Ohr an der Wand hängen und Toxpack belauschen, damit wir wissen was wir spielen müssen!

F: Die Texte auf der "Hypokrit" zeugen von Lebenserfahrung ohne mit dem Zeigefinger zu zeigen. Basieren die Texte auf eigenen Erfahrungen?

V: Ja klar. Ich finde durch Songs kann man bestimmte Sachen besser verarbeiten oder ihnen zumindest ein Gesicht geben. Jeder lädt seinen Frust auf seine Weise ab, für mich ist da die Musik der beste Weg. Es geht ja auch gar nicht darum der Welt zu zeigen “ Hey, seht her was ich für ein harter Typ bin und was ich schon alles für Scheiße erlebt hab“. Ich schätze so ziemlich jeder aus unserer Szene hat genug Mist erlebt um selbst zahlreiche Lieder zu schreiben, nur die wenigsten haben halt leider eine Band um das auch tun zu können.

F: Die Begrüßung auf eurem neuen Album finde ich sehr passend und sehr provokant. Wer von euch ist da Klaus Kinski-Fan?

D: Ich bin Kinski-Fan, spätestens seit ich damals, irgendwann Mitte der 90er, dabei war als Ben Becker, mit seiner fetten Reibeisenstimme, die jahrzehntelang verschollenen und dann plötzlich wieder aufgetauchten Gedichte des jungen Kinskis vorlas. Das war, glaub ich, in Berlin auf der Museumsinsel und das hat mich schwer beeindruckt. Sowohl die abgefahrene Lyrik von Kinski als auch die, dazu mehr als passende, Stimme Ben Beckers! Und natürlich kennt man Kinski auch aus diversen Filmen, z.B. die ganzen Edgar Wallace Streifen und so, die ich schon als kleiner Junge geschaut hab.  Auch dort immer großartig der Typ!

F: War Klaus Kinski nur Pöbler oder war er Punk ?

D: Also wie schon gesagt, Kinski war einfach großartig. Weil er immer er selber war. Also ich würde sagen er war kein Pöbler, also er hat nicht absichtlich Streit gesucht oder ähnliches. Er war etwas speziell und eigenwillig und vielleicht auch etwas neben der Spur,  hat aber immer genau gewusst was und wie er etwas wollte. Er ist immer seinen Weg gegangen und hat es gehasst wenn Leute anderer Meinung waren oder ihm rein reden wollten. Wenn man einen Plan hat oder eine Richtung eingeschlagen hat und davon überzeugt ist, sollte man daran festhalten und diesen Weg gehen. Auch wenn man dadurch aneckt oder auf die Fresse fällt! Dafür meinen Respekt an Klaus! Also war er eigentlich eher Punk! Obwohl ihm diese Bezeichnung sicher nicht gefallen hätte! Er war Klaus Kinski!

F: Eure neue Platte erscheint auf dem Label der Band " Krawallbrüder ". Die Band ist nicht unumstritten. Wie seht Ihr das? Wie kommt Ihr damit klar?

V: Als wir 2002 “Es ist Zeit“ auf Scumfuck veröffentlicht haben war dieses Label ja nicht weniger umstritten. Die Frage ist also die, was meinst du nun genau? Ist es Rockstargehabe oder die Annäherung an die Möchtegern - Onkelz Liga? Wenn es die Onkelz - Liga ist dann magst du evtl. Recht haben, aber da gibt es noch ganz andere Bands bei denen das komischerweise keinen weiter aufregt. Wenn du nun aber die vermeintliche Rechtsoffenheit von KB meinst, ich habe Pascal ( Anm. d. R.: Sänger und Gitarrist bei Krawallbrüder und Labelchef von KB - Records ) bisher als jemanden kennen gelernt der tatsächlich zu seinem Wort steht. Und auch wenn wir darauf verzichtet haben seine Freundesliste zu durchleuchten glaube ich ihm, wenn er sagt, dass er nichts mit rechten Idioten zu tun haben will. Der Band selbst kannst du in dieser Hinsicht sowieso keine Vorwürfe machen. Hätte nie gedacht, dass ich das mal sage aber mittlerweile mögen wir die Jungs richtig.

D: Also ich persönlich hatte mich mit den Krawallbrüdern, bevor Soifass bei KB gelandet sind, nicht wirklich beschäftigt. Lief an mir immer irgendwie vorbei. Ja man hat so einiges gehört bzw. gelesen in der letzten Zeit, aber inwieweit die Sachen nun genau stimmen, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir haben ja nun schon einige Gigs mit den Jungs gespielt und auch das ein oder andere Bierchen zusammen geschüttet und das sind eigentlich ganz nette Typen. Ich hatte auch nie den Eindruck dass sie politisch irgendwie fragwürdig sind. Wenn man in seinen Lieder und Ansagen auf der Bühne gewisse Statements abgibt, dann zählt das für mich mehr als das was andere irgendwo im Netz verbreiten! Und ich denke ich spreche für die ganze Band wenn ich sage: Wenn wir Zweifel an ihrer politischen Einstellung, wären wir nicht mehr bei KB!

F: Eure Record - Release - Party feiertet Ihr in Berlin im kleinen Jugendclub Klinke in Marzahn. Warum dort und nicht in größerem Rahmen?

D: Weil Soifass sich unweit von dort gegründet haben und es ja auch nur eine kleine Feier im engsten Bekanntenkreis werden sollte!

V: Ich hatte da unseren ersten Proberaum 1995 und da uns kein Klub in der Stadt einen Termin geben konnte oder wollte sind wir halt nach Marzahn ausgewichen. Mit den spanischen Rockbastards und der italienischen Skin Combo “Pinta Facile“ hatten wir uns auch zwei sehr geile wenn auch unbekannte Bands eingeladen. Sämtlichen Eintritt hatten wir für die Flugtickets der Bands vorgesehen also lief alles zu 100% DIY also irgendwie genauso wie früher. Ich meine, ich liebe es auf Festivals vor Teils mehreren 1000enden von Leuten zu spielen aber wenn du dann wieder plötzlich da stehst wo du begonnen hast und es ist plötzlich wieder so wie früher, dann fällt dir auch wieder ein warum du damit eigentlich angefangen hast. Es war jedenfalls eine geile Party!


F: 1989 fiel die Mauer, jetzt ist 2010. Gibt es in euren Augen immer noch ein Ost und West in den Köpfen und im täglichen Leben oder sind die beiden Teile Deutschlands mittlerweile komplett zusammen gewachsen ?

V: Unser Basser Fox und unser Ex Drummer Sven waren ja sowieso schon immer Westberliner. Von daher hat das für uns eigentlich nie eine Rolle gespielt. Und wenn wir nach “West“ - Deutschland fahren, du wirst es nicht glauben, sehen die Leute doch tatsächlich genauso aus wie hier?! Die Grenze gibt es schon noch, nur verläuft diese nicht zwischen Ost und West sonder zwischen oben und unten. Und damit habe ich ein viel größeres Problem.

D: In unserer Generation bzw. bei jüngeren Leuten ist das mit Ost und West denk ich kein Problem mehr. Da gibt es keine Spaltung mehr, zumindest was Berlin angeht. Bei älteren Semestern kommt es wohl noch recht häufig vor. Das sehe ich z.B. bei manchen Arbeitskollegen. Also komplett zusammen gewachsen kann man noch nicht ganz sagen. Das wird wohl noch ein paar Jahre dauern.

F: Wie sind eure Pläne für 2011?

V: Wir wollen so schnell wie möglich wieder ins Studio, wir werden sehen…

D: Spielen, spielen, spielen!!  Da war auch noch was mit einer Splitscheibe und / oder die ersten Ansätze für ein weiters Album. Mal schauen wie es läuft!

Hoffen wir mal; dass es gut läuft und die Band in der jetzigen Besetzung weiterhin zusammenbleibt. SOIFASS haben es verdient  mit ihrem aktuellen Album “Hypokrit“ beachtet zu werden. Deswegen kann es nur heißen, in “Hypokrit“ reinhören, kaufen und live die Band unterstützen. Sie haben es wahrlich verdient.

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