Um MfA wurde es in den letzten Jahren sehr ruhig, so dass man zweifeln konnte, ob die Band überhaupt noch existiert. Wo habt ihr in der Zeit gesteckt?

Wir haben seit 2005 auf einer Insel im Mittelmeer ein Haus gebaut. Das ist jetzt fertig (siehe Foto) und wir haben uns dort auch ein kleines Tonstudio eingerichtet so das wir nun richtig loslegen können. Wir wollen auch weiterhin von der Musik leben und es war uns schon vor 10 Jahren klar dass das langfristig nur geht wenn wir die Lebenshaltungskosten radikal senken, also keine Miete zahlen, keine Heiz- und Wasserkosten, teilweise Selbstversorgung usw...

Das heißt, ihr lebt jetzt alle gemeinsam in diesem Haus? Und in dem Tonstudio produziert ihr auch noch für weitere Bands?

Ne, wir haben uns ein bißchen aufgeteilt. Ein Teil der Band ist fast ständig dort, ein anderer Teil hat festgestellt das es dann doch zu einsam ist dauerhaft. Wir haben auch noch eine Basis in Gießen mit Proberaum und Lager für die Lichtanlage, PA usw. (siehe Webseite) was ganz praktisch ist weil zentral gelegen.

In unserem Studio nehmen wir nur uns auf, es misst auch nur 2x2 Meter, bestehend aus Gesangskabine inkl. einer Bandmaschine, Mischpult + Monitore. Die Drums werden auf der Terrasse im Freien aufgenommen, das geht ja zum Glück Tag und Nacht :-)


Ihr habt ja bereits ein zweites Internetalbum angekündigt, das wieder kostenlos ins Netz gestellt werden soll. Wie weit sind die Arbeiten hier und wie viele Titel sollen enthalten sein?

Wir werden jetzt nach und nach erstmal wieder kostenlose Downloads rausbringen und nach einigen Veröffentlichungen wird es ein Internetalbum 2.0 zum Selberbauen und Kaufen geben. Mit dabei und fast fertig gemischt sind einige neuere Titel wie "Gentrification" oder "Arbeitsagentur", aber auch ältere Stücke wie "Ekelhafter Antisemit", eine frühe Konfrontation mit den Antideutschen die wir bisher aber immer nur Live gespielt haben.


Werden auch eure alten Alben irgendwann neu aufgelegt? Diese sind teilweise selbst mit viel guten Willen praktisch nicht mehr erhältlich. Eure anstehende Tour bietet doch sicherlich eine gute Gelegenheit, etwas Merchandise unter das Volk zu bringen.

Das Hatjokers-Album gibt es nach wie vor als LP und CD, genauso wie das San Pedro Livealbum. Das Internetalbum 1.0 war so schlecht aufgenommen das wir es nicht nochmal releasen wollen sondern die großen Hits wie "Amoklauf", "Langweiliges Leben" oder "Vision der Unsterblichkeit" nochmal neu in unserem Studio aufnehmen und zum kostenlosen Download anbieten werden. Vielleicht gibt es irgendwann auch mal wieder ein "Best of" Album.


Einige Termine sind schon angekündigt für eure Weltuntergangstour 2012/13. Dabei geht die Welt doch wie wir alle wissen bereits am 21.12. unter. Oder worauf bezieht sich dieser Tour-Titel? Wie viele Stationen plant ihr in etwa?

Am 21.12. ist ja auch große Weltuntergangsparty in Ostritz, d.h. nur wenn die Welt aus irgendwelchen Gründen am 22. doch noch da sein sollte spielen wir in Dresden und geben auch noch die weiteren Konzerte ;-) Der Tourtitel bezieht sich übrigens neben dem allgemeinen Untergangshype auch oder sogar vor allem auf die aktuelle Situation der Welt, die seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr so elendig war wie heute und unsere Songs greifen ja auch einiges davon auf. Geplant sind erstmal 12 Stationen und dann mal sehen. Wir machen ja diesmal das Konzept "MfA! in Deiner Stadt" (siehe Webseite) und wenn das funktioniert gibt es auch noch mehr Konzerte in dem Stil.


Ihr bringt die komplette Infrastruktur für ein Konzert mit, weshalb ihr für einen Auftritt nicht mehr als eine geeignete Halle benötigt. Ist das nicht deutlich mehr Aufwand als sich in ein gemachtes Nest zu setzen? Wo liegen hier die Vorteile aber auch Nachteile?

Wenn wir uns ins gemachte Nest legen, wollen die Veranstalter meistens 40-50% vom Eintritt, vor allem wenn es ein schickes Nest ist mit vom Ordnungsamt eingemessener Anlage, Hochglanzflyern, Kartenvorverkauf inkl. Steuern für Deutsche Panzer usw... Als Alternative dazu gibt es Autonome Zentren, viele haben eine kack Anlage wo wir garnicht das umsetzen können was uns vorschwebt und dann heißt es oft: mehr als 5 Euro Eintritt geht nicht und davon gehen noch pauschal 200 Euro Soli ab. Auf die Frage wovon die Musiker dann leben sollen kommt manchmal sogar die Antwort "Arbeiten gehen!"... Sorry, aber antikapitalistische Perspektive sieht anders aus. Die Vorteile bei unserer Aktion sind also: Wir können mit den Konzerten die Kosten decken und wenn es gut läuft auch unser Leben einigermaßen finanzieren, die Nachteile liegen eher darin, dass sich die Zahl der möglichen Auftrittsorte zunächst erheblich reduziert und wir zum Teil unbekanntes Neuland betreten müssen.


Mit euren Texten hattet ihr in der Vergangenheit erheblichen Ärger mit den Behörden, auch wegen eures Liedes "Hallo Verfassungsschutz". Ist das inzwischen alles ausgestanden und was sagt ihr über die nicht enden wollende Reihe von Verfehlungen dieses Amtes, die ans Licht der Öffentlichkeit gelangen? Achtet ihr bei neueren Texten besonders darauf, keine Angriffsfläche für weitere Repressalien zu liefern?

Ärger gab es ja hauptsächlich wegen "Amoklauf", nachdem ein Ermittlungsverfahren wegen "Anleitung zur Straftat" eingeleitet wurde. Das Verfahren wurde zwar nicht eingestellt, es scheint aber zu ruhen, mit der Warnung, dass wir das besagte Lied nicht mehr öffentlich aufführen sollen. Wir können natürlich bei unserer Musik keine Rücksicht auf irgendwelche verrückte oder radikal-fundamentalistische Stuttgarter Staatsanwälte nehmen, wofür gibt es denn sonst noch die Kunstfreiheit? Und das Polizei, Justiz, Verfassungsschützer und Geheimdienste sich um das Recht wenig kümmern sondern dass es sich bei denen selbst um hochideologisierte und evtl. sogar terroristische Einrichtungen handelt sieht man ja an der NSU-Geschichte. Insofern ist das Lied "Hallo Verfassungsschutz" aktueller denn je.


Auf YouTube wurden vor längerer Zeit Videos zu euren Songs gelöscht. Auch deshalb meidet ihr die kommerziellen Plattformen im Netz. Ist das heutzutage, da alle Welt nur noch auf Facebook unterwegs zu sein scheint überhaupt noch vertretbar, wenn man die Leute erreichen will?

Naja, es geht nicht nur um das Löschen sondern in erster Linie um die grundsätzliche Frage wem das Netz gehört und die Aktivität oder Passivität der User. Bei Facebook, Youtube usw. bekommen die Leute etwas Fertiges vorgesetzt, das Design steht, die Inhalte sind vorgegeben, es gibt Werbung und die Subkultur oder das Private werden kommerzialisiert, das ganze Leben wird also zum Produkt und darum geht es letztendlich. Wir wünschen uns dagegen ein Netz der aktiven User, wo jeder der was oder auch nichts zu sagen hat zumindest über die Art und Weise bestimmt wie das präsentiert wird und wer Zugriff auf die Daten hat. Natürlich sind Facebook und Youtube inzwischen so dominant, das ein Teil der Leute nicht mehr erreicht werden kann wenn man dort nicht präsent ist. Auf der anderen Seite gibt es aber inzwischen auch eine kleine aber wachsende Gegenbewegung und das sind dann die Leute, die eher auf ein MfA!-Konzert gehen.


Angenommen, die Tour erweist sich als Verlustgeschäft und auch bei den CD Verkäufen kommt nicht mehr genügend Geld rein - laut Musikindustrie ist hier aufgrund der Kopiererei im Internet eh nichts mehr zu holen - habt ihr einen Plan B in der Hinterhand?

Plan B gibt es keinen, entweder alles oder nichts :-) Nein, im ernst, wenn es uns irgendwann nicht mehr möglich sein sollte von der Musik zu leben, dann müssen wir eben irgendwas anderes machen, aber darüber machen wir uns Gedanken wenn die Situation tatsächlich konkret da sein sollte.


Dann hoffen wir einfach mal, dass das nicht so bald der Fall sein wird. Momentan steckt ihr in den Vorbereitungen zur Tour. Was müsst ihr dazu noch alles erledigen und steht auch der ein oder andere Stolperstein im Weg?

Wie schon gesagt, hauptsächlich gilt es Locations zu finden die mit unseren Konditionen konform gehen. Ansonsten müssen wir halt proben und auch am Sound feilen, z.B. testen wie die Drums, Bass und Orgel dann über die PA klingen, das ist was komplett anderes als im Studio und braucht viel Zeit wenn spezielle Soundideen auch live umgesetzt werden sollen. Es ist z.B. ein Riesenunterschied, ob du einfach ein Keyboard mit fertigen Sounds ans Mischpult anschliest und los gehts oder wie bei uns wo die Orgel über mehrere Effektgeräte in einen Röhrenverstärker läuft, der dann mit mehreren Mikros fast schon surroundmäßig abgenommen wird.


Eure Homepage leitet neuerdings von der .de Domain auf .info um. Sind das die ersten Anzeichen für eine bevorstehende Welttournee? Bei MfA! machen viel die Texte aus, könnt ihr beurteilen, wie ihr im Ausland ankommt?

Die Meinungsfreiheit in Deutschland ist was das Internet angeht inzwischen stark eingeschränkt, z.B. braucht jede .de-Seite ein Impressum wenn sie über eindeutig private Zwecke hinausgeht und damit entstehen gleich alle möglichen Verpflichtungen, Haftung, Risiken usw. Daher ist der Wechsel zu einem ausländischen Betreiber logisch.

Ausländische Fans gibts es wenige. Wir verkaufen ab und zu CDs ins europäische Ausland, nach Kanada und sogar Japan war dabei, hauptsächlich das San Pedro Album weil da sind Untertitel drauf.


Dann verwandle ich mich zum Abschluss noch geschwind in eine gute Fee und gestehe dir genau einen Wunsch zu. Wie würde dieser lauten?

Einen Wunsch? Sehr theoretische Frage... wir würden uns wünschen das wir uns so viel wünschen können wie wir wollen :-)

1 Kommentar

Thnx (unregistriert)
Geschrieben am 13.11.2013, 02:53 Uhr

Hey super intresantes Interview! Von MFA erfährt man ja sonst nicht all zu viel. Hoffentlich gibts bald mal nen Album. Thnx!!!

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