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HOUNDS & HARLOTS

15.04.2013

Im Vorfeld zu ihrer ersten Europa-Tour wurde mir die Chance geboten die Band HOUNDS & HARLOTS aus San Francisco zu interviewen. Die Band (Greg de Hoot -Gesang & Bass-, Bryan Zimmermann -Gesang & Gitarre- und Cory Cuningham -Schlagzeug-) nahm sich kurz vor dem Besteigen des Fliegers gen Europa die Zeit mir ein paar Fragen zu beantworten.


Geschrieben von Frank am 16.04.2013, 00:00 Uhr


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F:         Auf dem Cover eures aktuellen Albums “The good fight“ ist ein Schaf zu sehen wie es gegen einen Wolf kämpft. Was möchtet ihr dem Cover aussagen?

B:         Im Kampf zwischen Schaf und Wolf repräsentiert das Schaf den Underdog. Das Schaf steht als Metapher für einen Mensch aus der Mittelschicht. Einem Menschen der täglich ums Überleben kämpfen muss und der dafür kämpft, was ihm im seinem Leben wichtig ist.

G:        Wir haben uns sehr lange Gedanken darüber gemacht, wie das Cover des Albums aussehen soll. Alles was wir machen ist sehr durchdacht und wird zwischen uns oft heiß diskutiert. So war die Entstehung des Covers auch keine einfache Sache. Bryan kam mit der Titelidee. Cory und ich haben dann mit Bryan geredet, um die Idee grafisch zu verwirklichen. Die Grafik des Covers kommt von mir. Ich wollte unbedingt mal den Kampf zwischen Schaf und Wolf darstellen. Die Geschichte des Kampfes zwischen Schaf und Wolf ist so alt wie die Zeit selber. Ich denke jeder Mensch kann die Geschichte für sich verstehen und nachvollziehen. Es gibt keine bessere Möglichkeit als den Sieg des Schafes über den Wolf darzustellen als Metapher für den Sieg des Underdogs der Rache nimmt. Diese Aussage darzustellen, war mir eine Herzensangelegenheit.

C:         Wir müssen in diesem Zusammenhang Jeff Paige danken, der die Grafik als Cover für uns umgesetzt hat. Es ist toll geworden und wir sind sehr zufrieden. Das Cover zeigt auf klassische Weise den täglichen Kampf im Leben. Aufzustehen und gegen die Einflüsse anzukämpfen, die einen täglich belasten ist wichtig, denn man kann gewinnen. Die Geschichte vom Schaf und dem Wolf zeigt das. Man darf sich nicht unterkriegen lassen auch wenn man denkt, dass man verliert, denn am Ende kann es sein, wenn man standhaft ist, dass man gewinnt.

F:         Ihr habt euer aktuelles Album “The good fight“ genannt. Kann ein gewaltsamer Kampf je ein guter Kampf sein? Ist Gewalt eine Lösung?

B:         In dem Kontext ist der “Kampf“ nicht im wörtlichen Sinne als gewaltsamer Kampf gemeint. Für uns ist Gewalt immer die letzte Möglichkeit. In gewissen Umständen kann Gewalt eine Option sein, jedoch kommt es immer auf die Umstände an.

G:        “The good fight” ist ein amerikanischer Slang-Begriff. Es heißt übersetzt, dass man sich nicht unterkriegen lassen und sich für die gute Sache weiter engagieren, eben kämpfen, soll. Es bedeutet, dass man gegen die negativen Einflüsse kämpfen soll, die einen daran hindern, ein guter Mensch zu sein. Als Jemand mit einer vielfältigen Vergangenheit, die auch von Gewalt geprägt war, bin ich verwundert wo die Linie des Einsatzes der Gewalt heutzutage gezogen wird. Ich bin der Meinung, dass Gewalt immer nur die letzte Möglichkeit sein darf. Darüber hinwegzusehen und Gewalt als Mittel zum Zweck einzusetzen, sehe ich nicht als Option an.

Ich glaube, die Menschen fassen heutzutage viel zu schnell einen Entschluss und fällen eine endgültige Entscheidung. Sie betrachten nicht mehr alle Fakten, die für eine Entscheidung wichtig sind. So werden oft die falschen Entschlüsse gefasst.

Meine persönlichen Regeln sind:

Stehe immer zu dem was du glaubst, schütze deine Familie, koste es was es wolle und stehe zu denen, die zu dir stehen und kämpfe niemals aus Angst.

Wenn Gewalt die letzte Option ist, um diese Regeln zu verteidigen, dann kämpfe als ob es um dein Leben gehen würde.

F:         Im Song “Stand Up“ singt Ihr, es ist Zeit für eine neue Revolution. Welche Chancen haben wir, die Welt zu verbessern?

G:        Jeden Morgen wenn du aufstehst, kannst du den Entschluss fassen, die Welt etwas zu verbessern. Es gibt Millionen von Menschen, Tausende von Organisationen, wo du dich organisieren kannst, um die Welt ein wenig besser zu machen. Alles was du machen musst ist aufstehen und was tun. Ich sehe Leute, die den ganzen Tag an ihrem Computer sitzen und mal hier und mal dort einen missmutigen Kommentar ablassen. Ich glaube weniger als 1 % der Menschen engagieren sich für was Positives. Es ist wichtig, dass du eine positive Lebenseinstellung hast und dir diese bewahrst!

F:         Wie wird die Welt aussehen, nachdem die Revolution erfolgt ist, die Ihr euch vorstellt?

G:        Nach der Revolution wie sie in meinen Augen erfolgen sollte, werden die Leute mehr aufeinander aufpassen und einschreiten, wenn es z.B. dem Nachbar nicht so gut geht. Die Regierung wird nicht mehr von privaten Unternehmen beeinflusst und gesteuert werden. Alle Menschen haben die gleichen Rechte. Alle Menschen werden Zugang zu freier und kostenloser Krankenversorgung haben. Ich könnte dir eine riesige Liste machen von Dingen die dann besser sein werden. Ich bin ein Idealist. Ich möchte die Welt ein bisschen besser machen, so dass meine Kinder noch eine Zukunft auf dieser Erde haben.

C:         Eine Revolution bedeutet Veränderung. Die meisten Menschen sprechen nur darüber, was sie in ihrem Leben alles haben wollen, aber kaum jemand tut etwas dafür. Ich denke, der erste Schritt zu einer Revolution ist, dass die eigenen Stärken erkannt werden und dass man bereit für Veränderungen ist. Dies wird nicht über Nacht geschehen, aber ich denke, wenn man daran arbeitet, können sich Stück für Stück Veränderungen bemerkbar machen, die jedem zu Gute kommen können.

F:         Ihr habt euch auf einer Party kennen gelernt und die Band gegründet. Wie ist die Musikszene in San Francisco? Wie findet man die richtigen Musiker, wenn man eine Band gründen möchte?

B:         Die Szene ist immer in Bewegung, aber in den letzten Jahren war sie sehr gut und recht groß. Wir erleben momentan ähnliche Veränderungen und eine Aktivierung wie sie in den späten 90er Jahren zu erleben war. Momentan kommen viele gute Bands mit vielen guten Musikern aus unserer Gegend.

C:         Aus San Francisco und den Gebieten der San Francisco Bay kamen schon immer große Punkbands. Bands wie Rancid, Operation Ivy oder Green Day haben der Szene geholfen sich zu etablieren. Seit diese genannten Bands bekannt geworden sind, hat sich auch die Szene entwickelt. Mittlerweile kann man die Punkszene als sehr facettenreich betrachten. Es ist häufig so, dass Punkbands mit Popbands zusammenspielen und Elektrobands mit Metalbands. Das ist typisch für unsere Gegend und zeigt auch den gegenseitigen Respekt und die Akzeptanz anderer Stile in den Szenen und unter den Musikern. Das ist natürlich auch für neue Bands gut, da sie so die Möglichkeit haben mehr Leute zu erreichen.

Wir drei spielen seit 10 Jahren in Bands. In dieser Zeit haben wir viel gesehen. Wir haben in einigen Bands gespielt. Wenn diese Bands sich aufgelöst haben, haben wir uns getroffen, zusammen Spaß gehabt und uns an die Wurzeln der Szene in unserer Gegend erinnert. Wir haben dabei die Bands aus unserer Gegend gehört mit denen wir aufgewachsen sind.

Unsere ersten Songs haben wir an dem Tag geschrieben, als wir das erste Mal zusammengespielt haben. Wir haben dabei nie zurückgeschaut. Wir haben viele Ideen gehabt, einige verworfen und hart an uns und den Songs, die wir geschrieben haben gearbeitet. Das sind die Songs, die auf unserem ersten Album “The good fight“ zu hören sind. Ich denke das Album ist gut geworden.

Es gibt hier viele tolle Studios und Tontechniker, die Bands wie uns sehr gut Unterstützung.

G:        Wir haben uns glücklicherweise gefunden und ich glaube mit anderen Musikern als uns würde die Band so wie sie ist nicht funktionieren. Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Ich bin eigentlich Gitarrist, aber als unser damaliger Bassist 2009 die Band verlassen hat, hab ich zeitweise Bass gespielt. Wir haben einige Gitarristen und Bassisten danach ausprobiert, aber es hat nie mit anderen Leuten als uns funktioniert.

Die Weise in der wir Songs schreiben, das Artwork besprechen und umsetzen sowie die Shows spielen ist ganz speziell. Wir sind eigen. Du musst einen ganz besonderen Wahnsinn in dir haben um das zu verstehen und nachvollziehen zu können.

F:         In Deutschland sagt man, dass San Francisco eine ganz spezielle Stadt ist. Was ist das Besondere an San Francisco?

 

B:         San Francisco ist tatsächlich eine ganz spezielle, besondere Stadt. San Francisco ist so vielfältig. In San Francisco ist es egal woher du kommst, welche (sub)kulturelle Prägung du hast und wo du aufgewachsen bist. Du kannst hier rumlaufen wie du willst, es interessiert keinen. Die Stimmung ist immer sehr entspannt und relaxt.

C:         Ich liebe San Francisco! Es ist eine besondere Stadt, weil sie so vielfältig ist wie keine andere Stadt in den USA. San Francisco hat eine reiche Vergangenheit von Künstlern, Musikern und politischen Veränderungen. Ich denke, auf Grund dieser Vergangenheit konnten Menschen verschiedenster Couleur stets in San Francisco wohnen und sich entfalten.

Es ist sehr teuer in der Innenstadt von San Francisco zu leben, aber es ist durchaus nicht nur ein Ort wo die Reichen wohnen.

G:        Ich habe in Iowa 18 Jahre gelebt und lebe seit 18 Jahren in San Francisco. Vor einiger Zeit sind wir, also meine Frau, unser Kind und ich für eine Zeit nach Iowa zurückgegangen. Ich hab als Tätowierer gearbeitet und meine Frau und mein Kind konnten viel Zeit mit meiner Familie verbringen. In dieser Zeit habe ich gemerkt, warum ich San Francisco so liebe.

Du bekommst an jeder Ecke in San Francisco tolles Essen, du kannst jeden Tag auf Konzerte gehen oder in Galerien. Fast täglich werden Ausstellungen eröffnet. Der Zusammenhalt der Musikszene und der Kunstszene ist sehr gut und du findest die besten Klamotten und die besten Platten hier.

Wenn du als Skinhead durch die Straßen läufst oder auf Konzerte und Partys gehst und mit anderen Skinheads zu Ska oder Reggae tanzt, wirst du nicht als Rassist oder als Schwuler beschimpft. Es interessiert die Menschen nicht wie du rum läufst so lange du so zu dir stehst wie du bist. Es ist wirklich toll hier!

F:         Was sind eure musikalischen Einflüsse und eure musikalischen Wurzeln?

B:         Ich bin süchtig nach Musik. Die Genres, die ich am meisten höre und die mich am meisten interessieren sind Punk, Oi, Reggae, Glam-Rock, Classic Rock, Powerpop und Blues. Lyrnyrd Skynyrd, AC / DC und Thin Lizzy sind die Bands die mich und mein Gitarrenspiel am meisten beeinflusst haben.

C:         Ich bin ein großer Plattensammler. Ich denke 90 % meiner Plattensammlung sind Punkscheiben. Ich mag aber auch Bands wie Black Sabbath, Led Zeppelin und AC / DC. Es ist schwer in der heutigen Zeit einen Überblick über alle Neuerscheinungen zu haben. Ich höre Musik nur von Vinyl.

Ich denke, die Menschen sollten die Musik der Vergangenheit hören, um die Zukunft zu verstehen. Ich mag all die alten Bands wie Black Flag, Minor Threat and Bad Brains. Man muss diese Bands kennen lernen und sehen, was sie wie gemacht haben, um zu verstehen wie es zu den Bands kam die wir heute haben.

G:        Ich liebe jegliche Art von Musik. Von Punk bis Jazz über alte Country-Songs bis Hardcore. Ich mag auch Rap und Rocksteady. Außerdem mag ich einige Popsongs. Ich lasse mich nicht von Labels oder äußeren Einflüssen in meinen Entscheidungen beeinflussen. Wenn ich Musik mag, mag ich sie. Ich glaube wir werden von viel unglaublich schlechter Musik umgeben und viele Musiker geben sich nicht genug Mühe einen guten Song zu schreiben, aber wenn du nach guten Songs suchst, wirst du sie immer auch finden.

F:         Warum sollte jemand auf eines eurer Konzerte gehen?

C:         Ich glaube, viele Bands spielen einfach nur ihre Songs runter, gehen dann von der Bühne und fertig. Es macht den Eindruck als ob sie nur auftreten, weil sie auftreten müssen. Wir stehen auf der Bühne und spielen Konzerte, weil wir es wollen. Wir alle haben einen regulären Job. Touren sind für uns eine Möglichkeit miteinander und mit dem Publikum Spaß zu haben. Wenn es uns keinen Spaß machen würde, warum sollten wir es dann tun?

G:        Du solltest auf eines unserer Konzerte gehen, weil du dann Spaß haben wirst. Wir wollen gemeinsam mit dem Publikum Spaß haben.

F:         Spielt ihr eure erste Tour durch Europa? Welche Erwartungen habt ihr an die Tour?

B:         Ich habe keine Erwartungen. Ich will einfach nur reisen und unsere Musik mit den Leuten teilen, die auf unsere Konzerte kommen. Ich bin sehr neugierig auf andere Kulturen und lerne gerne neue Bands und Menschen kennen. Ich freue mich auf unsere Europa-Tour und kann es kaum erwarten, endlich in den Flieger zu steigen.

C:         Es ist unsere erste Tour in Europa. Ich war schon mal als Tourist in Europa. Während der Zeit habe ich sehr viele gute Erfahrungen gemacht. Es war eine echt tolle Zeit. Ich freue mich sehr darauf, wieder nach Europa zu kommen. Wir haben ein paar neue Songs und ein paar Coverversionen im Gepäck, die wir bisher noch nie gespielt haben.

Wir spielen ein paar Konzerte mit Rat City Riot und Far from Finished. Das sind zwei großartige Bands aus den USA.

Ich freue mich, neue Leute und neue Bands kennen zu lernen.

Kommt zu unseren Konzerten, sprecht uns an und lasst uns eine tolle Zeit haben. Und wer weiß, vielleicht gebe ich uns auch ein Bier aus.

G:        Ich habe keine Erwartungen an die Tour, weil ich nicht enttäuscht werden möchte. Ich lasse die Tour auf mich zu kommen und freue mich über alles, was ich erleben werde. Ich bin gerne unter Menschen und denke, dass ich viele neue Freunde kennen lernen werde.

Ich bin außerdem beim Makulay Tattoo in Dülmen am 24.05.2013 Gasttätowierer. Da freue ich mich schon sehr drauf. Es ist eine Ehre für mich!

Ich freue mich sehr, dass wir die Möglichkeit haben unsere Musik mit all den Menschen teilen zu dürfen, die in Europa auf unsere Konzerte kommen.

 

 

Schöne letzte Worte, denen ich mich nur anschließen kann. “The good fight“ hat es in sich!

Wer Bands wie Rat City Riot, Far from Finished oder Born to Lose mag, wird HOUNDS & HARLOTS auch mögen. Eine Band die druckvolle und eingängige Songs mit Melodie und Härte verbindet.

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