» Übersicht
» Neuigkeiten
» Reviews
» Interviews
» Konzertberichte
» Links
» Suchen
» Kontakt
» Über uns
» Datenschutz
» Impressum
Danny B. Helm

Heute möchte ich euch Danny B. Helm, den Autor des Buches "SCENE MADE" auf Ramtatta.de vorstellen.
Danny B. Helm kam durch einen gutenFreund gegen Ende 2009/Anfang 2010 die Idee zu dem Buch "SCENE MADE". Danny B ist was die Schreiberei angeht schon ein alter Hase, und hat im Vorfeld zu dieser Buchveröffentlichung bereits 24 Jahre in dem Metier hinter sich. Egal ob es sich nun auf eigene Versbände, Songs oder eigene Bücher bezieht. Zu seinen weiteren Referenzen zählt das Führen von Interviews für das "Fatal Underground" und das "Eternity Magazin".
Die Kritik zu seiner Buchveröffentlichung findet ihr übrigens auch hier auf Ramtatta!
Geschrieben von DrunkenDork am 15.02.2014, 22:12 Uhr
Hallo erst einmal. Die Idee kam fast schon im Nebensatz auf, als wir über meine Idee sprachen vielleicht ein eigenes Labelfanzine aus dem Boden zu stampfen. Da hatte ich damals irgendwie Bock drauf. Am Ende verlief sich die Idee mit dem Zine aber und wurde von dem Buch als Grossprojekt abgelöst.
Nicht dass wir uns falsch verstehen, mein damaliger Freund fragte mich nur warum ich nicht mal ein Szenebuch schreiben würde und gab mir den ein- oder anderen Erstkontakt an die Hand, mehr aber auch nicht. Die Arbeit, das Konzept etc. habe ich aber komplett im Alleingang gemacht, abgesehen von den späteren Übersetzungsarbeiten und der grafischen Umsetzung.
Ich finde, du deckst in deinem Buch eine sehr große, musikalische Bandbreite unserer subkulturellen Genres ab. Würdest du dir auch manchmal wünschen, dass der Großteil der Szene auch offener in Sachen "Musik" wäre und weniger in Schubladen denkt?
Da bin ich etwas zwiegespalten und sehr wahrscheinlich auch befangen!? Die Oberbegriffe „Punk“ und „Hardcore“ nutze ich ja bereits im Beititel dieses ersten Buchteiles. Klar gibt es dann noch die Substile Oi, Ska, Hardcore Punk, Hatecore, Metalcore, Grindcore, Crust etc., die mindestens gestreift, wenn nicht sogar durch den/ die ein- oder anderen Musiker, Labelinhaber sogar näher beleuchtet werden.
Ich wollte schon ein möglichst breites Facettenspektrum abdecken, um die Vielfalt und die grenzenlose Freiheit der Dinge in diesen Szenen so zu zeigen wie sie aktuell vorhanden sind.
Was die Punkszene betrifft, so denke ich ist man da genauso wie in der heutigen Core-Szene doch ziemlich offen was andere Musikstile betrifft. Ich sehe mich ja selbst noch immer dem Punk zugehörig, höre aber sogar Musik, die z.T. für viele Hardliner schon viel zu kommerziell wäre. Ich bin da auch zu sehr Musiker: ein guter Song ist immer noch ein guter Song und gut ist, was einen berührt, da gibt es keine Grenzen.
Wie groß war bisher denn insgesamt die Resonanz in- und außerhalb der Szene auf dein Projekt?
Bislang kann ich nicht klagen, das Interesse ist definitiv da. Es ist natürlich extrem schwierig das Interesse in der Öffentlichkeit zu wecken ohne dass man jetzt megabekannt ist. Ich setze da ein Stück weit auch auf den guten alten D.I.Y. Stil in Form der Mundpropaganda, denn die ist am Ende neben diversen Netzwerken noch immer sehr wichtig!
Bislang waren die meisten Leser zuerst leicht verwirrt und nach dem Lesen des Buches waren sie meist beeindruckt von den vielfältigen Lebenswegen der Protagonisten im Buch, soweit ich das mitbekommen habe.
In deinem Buch SCENE MADE – Vol. 1 „Punk & Hardcore“ lässt du Andere viel Interessantes über die persönliche Geschichte deiner Interviewpartner erfahren, auch was die jeweilige Person geprägt hat in Kindheit und Jugend. Nun plaudere doch mal ein bisschen aus deinem Nähkästchen Danny und erzähl uns was über deine Kindheit in der DDR!
Da habe ich ja im Vorwort dieses Buchteiles schon genug dazu geschrieben. Ich bin nicht so wichtig, dass ich jetzt alles von mir preisgeben müsste. Ich hatte mit Sicherheit viel Glück dass die Mauer vor meinen richtig wilden Jugendjahren fiel, ich bin mir felsenfest sicher, dass ich andernfalls früher oder später den Versuch gemacht hätte zu türmen. Ich hatte schon mit Beginn meiner Punkanfänge im Alter von 11 Jahren das Gefühl, dass die DDR nicht meine Sache ist. Ich war ein fies-unbequemes Kind, das sich schon sehr früh beim DDR System unbeliebt gemacht hat und das ließen mich die Leute, die in der Systemhierarchie über mir standen, auch oft spüren – physisch, wie auch psychisch. Aber genug davon, es geht hier nicht um mich. Ich bin nur ein kleines Rädchen auf dem Weg zur wirklichen Freiheit.
Wann bist du zum ersten Mal mit der Szene in Berührung gekommen? Wie ist deine persönliche SCENE MADE Geschichte?
Wie eben schon angedeutet, Punk erreichte mich im Alter von 11 Jahren zum ersten Mal, das müssen damals die Sex Pistols oder U.K. Subs gewesen sein?! Auf jeden Fall rangierten OHL schon sehr früh mit.
Hardcore hingegen bekam mich erst so ab 1.994 in etwa zu fassen. Parallel dazu hörte ich aber auch jede Menge Metal, Rock, später dann sogar Gothic und jüngst, seit Beginn dieses Buchprojektes auch einigen Rockabilly- und Psychobilly. Natürlich alles mit sämtlichen Substilen auch. Zur Zeit höre ich sogar supergern modernen Pop/Funk/ Soul wie den von der wunderbaren, belgischen Ausnahmesängerin Selah Sue.
Der persönliche Kontakt zu deinen Interviewpartnern war dir wichtig, du schreibst auch es war dir ein Anliegen die Person mindestens einmal im realen Leben gesehen zu haben. Wie offen sind dir denn deine Interviewpartner entgegen gekommen, was war so dein Eindruck?
Also die Musiker waren super angenehm diesbezüglich und haben mir da echt blindes Vertrauen entgegengebracht, wofür ich noch immer tiefe Dankbarkeit empfinde, zumal ich so ganz in Ruhe arbeiten konnte.
Ein paar wenige Szeneleute fragten auch mal intensiver nach, ich denke sie waren ein wenig aufgeregter, da sie ja keine Vorstellung hatten wie gross das ganze Projekt würde?! Ich hielt mich da auch bewusst bedeckt, um alles möglichst gut in den Hafen zu kriegen. Alles in allem sammelte ich viele wertvolle Erfahrungen wie man am Effektivsten arbeitet.
Wirklich schade waren nur die Momente, in denen man „Rip Off“-mäßig von Interviewpartnern sitzen gelassen wurde, nachdem man sich die Mühe gemacht hatte schon Fragen ausgearbeitet zu haben. Nun ja, jeder entscheidet für sich was er/ sie im Leben möchte. Nichts muss, alles kann. ;-)
Manche Interviewpartner sind dir im Vorfeld auch abgesprungen, obwohl du dir schon die Mühe machtest ihnen Fragen zu senden. Denkst du das manche Leute gerade mit kritischen Fragen nicht umgehen können oder wollen?
Ersteres hatte ich ja bereits angeschnitten. Ich glaube eher, dass manche Leute den neuen Gesetzen der heutigen Schnelllebigkeit unterliegen. Zuerst sind sie Feuer und Flamme von einer Idee, wollen dann aber nichts oder wenig dafür tun. Das Leben schenkt dir aber nun einmal nichts. Heutzutage geht es bei vielen Leuten doch nur noch um die Egostreichelei. Die Menschen sind doch zu grossen Teilen nicht einmal mehr beziehungsfähig. Die tägliche Kopffickerei macht den Menschen die Birne weich. Zuviel an Informationen, Reizen etc. jeden Tag im TV, am Bahnhof, im Radio... einfach überall. Wen wundert es da, dass psychische Krankheiten rapide angestiegen sind?! Wir ernten was wir säen, eine Gesellschaft aus kaltherzigen Zombies, die aktuell täglich Bilder von sadistischen Schweinen frei Haus serviert bekommen, wie diese Hunde töten, Katzen quälen oder auch wie jüngst dieser Thüringer Politiker, der ein Trophäenfoto macht, nachdem er einen Elefanten erlegt hat. Widerlich diese perverse Egoscheisse!
In deinem Buch sind auch ein paar "umstrittene" Bands. Ich nenne jetzt bewusst keine Namen, da ich niemand anklagen will, wo ich auch keine Hintergründe kenne und ich finde dass diese Grauzonen-Diskussion auch komplett aus dem Ruder läuft. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man Menschen erst mal selbst zu Wort kommen lässt um eventuelle Gerüchte vielleicht aus der Welt zu schaffen. Ich finde du hast ganz gut hinterfragt. Bekamst du trotzdem Anfeindungen oder Vorwürfe von manchen Seiten zu spüren, bezüglich der Auswahl deiner Interviewpartner?
Ja, es kamen vereinzelt Leute, die mich auf der Lesetour auch ansprachen und direkt fragten. Ich finde es gut, wenn die Leute genug Eier haben und mich direkten Weges fragen. Ungut ist nur, wenn sie, wie so geschehen, rhetorisch fragen. Wenn da ein Typ schon ankommt und Frei.Wild anführt, ich aber Frei.Wild gar nicht im Buch drin habe, dann ist das für mich faktisch lächerlich.
Wie schon gesagt habe ich jede einzelne Band getroffen und mich auch immer sehr genau davon überzeugt, ob man diesbezüglich Ambitionen hat?! Hätte ich auch nur den leisesten Funken bemerkt, der in Richtung Deutschtümelei etc. geht, hätte ich betreffende Band(s) nicht mit ins Buch genommen. Ich bin mir der Verantwortung diesbezüglich sehr bewusst. Auf meinem Buch steht „Punk & Hardcore“ drauf und nicht etwa „Deutsch Rock“. ;-)
Du möchtest bald eine Fortsetzung von SCENE MADE machen. Könntest du dir auch vorstellen, irgendwann eine Art gegenteiliges Stück herauszubringen, in dem du willkürlich Newcomerbands, junge kreative Leute wie Designer oder eben auch Schreiberlinge aus der Szene aus den verschiedensten Regionen der Bananenrepublik herauspikst? Quasi einen aktuellen Zeitausschnitt der jungen Szene?
Vorstellen kann ich mir grundsätzlich vieles. ;-) Es folgen in diesem Jahr noch zwei weitere Buchteile: „Rock & Metal“, „Gothic, Rockabilly & Psychobilly“ und auch darin sind, wie auch im aktuellen Buchteil „Punk & Hardcore“ schon, bereits Newcomerbands. Im aktuellen Buchteil sind das z B. Linea De Fuego aus Kolumnien, die kaum jemand in Europa kennt. Pipes And Pints aus Tschechien waren als ich mit dem Buch begann auch noch nicht so bekannt in Europa, die haben sich ihren Status in den letzten 3-4 Jahren aber mit dermaßen viel Spielfreude erarbeitet, dass ich selbst erstaunt war.
In den beiden kommenden Buchteilen sind auch wieder einige Newcomer drin, sogar auch Designer. ;-) Da ich mich aber ungern auf ein Land begrenze, möchte ich es auch zukünftig lieber global halten.
Es sei nur soviel verraten, dass die nächste Buch-Trilogie, die dann unter dem Beititel „Vol. 2“ erscheint, konzeptionell einen neuen, zeitgemäßen Blickwinkel auffahren wird.
Danny erzähl mir doch noch, was du neben dem Schreiben noch alles machst? Spielst du auch in diversen Bands oder Musikprojekten?
Nun ja nicht direkt in Bands. Irgendwie bleiben selbst die Berliner Musiker lieber öde auf ihren ihnen erfolgsversprechenden Pfaden?! Es herrscht viel zu wenig Wille/ Bereitschaft mal etwas zu wagen, stattdessen wird munter weiter abgekupfert und kopiert. Ich möchte Musik machen, die mir entspricht. Das habe ich immer gemacht und werde ich auch weiterhin tun. Ich komme derzeit zu meinen Wurzeln zurück. Mehr möchte ich noch nicht verraten. Nur soviel: Ich befinde mich derzeit in einer intensiven Veränderungsphase.
Schreiben werde ich aber vermutlich immer, seien es auch nur Verse, die vielleicht auch nur für mich Sinn ergeben?!
Kannst du von deiner Kreativität leben oder musst du wie viele Andere doch etwas "spießiges" malochen und anderweitig noch deine Brötchen verdienen?
Ich wünschte ich könnte davon leben, aber ich muss auch nach über 20 Jahren harten Schaffens sicher noch `ne ganze Weile Dreck fressen?! Wie ich schon sagte: Das Leben schenkt dir nichts. Das Fliegen ist gratis, aber nur wenn du auf die Fresse fliegst. Ich könnte locker Flugmeilen damit füllen können, aber scheiß drauf, ich bin bislang immer wieder aufgestanden. ;-)
In diesem Sinne bedanke ich mich für das Interview und deine Zeit und wünsche dir weiterhin noch viel Erfolg!
Ich danke dir Lizal – auch für die guten Fragen!
P.S 1.: Ich bin gespannt, ob du beim Resist To Exist dieses Jahr wieder diese seltsame Buchsenfarbe auf der Bühne zur Schau trägst?! ;-)
Mal seh`n Danny, vielleicht sollte ich mich diesmal mit Piratenpapst-Toni besser absprechen, um rein farbtechnisch eine harmonischere Symbiose einzugehen hahaha.
P.S. 2: Zum Schluss noch die Websites zum Buch. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mal vorbeischaut!
http://scenemade.de/
https://www.facebook.com/pages/SCENE-MADE/124543380962839
Kommentieren
Weitere interessante Interviews
Borgzinner
LynGPoS der Grand Pa of Ska vom Kamikaze-Radio sprach in seiner Sendung "Ska-Reggae-Polka bis das die Heide wackelt!" mit Brinx (Sax, Voc) von Borgzinner aus NRW, Germany
HöhNIE Records
Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit HöhNIE über seine Party in Peine
Dosenbier
Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Mike (Bass) von Dosenbier aus Saarburg
Umluft 180°
Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Matze (Vol/Git) und Nik (Vol/Git) von Umluft 180° aus München
Punk in den Mai
Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Fritzsche (Orga) und Neumi (Orga) vom Punk in den Mai in Eisleben
Gott sei Punk
Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Bela vom Gott sei Punk Festival - Hamburg