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POPPERKLOPPER

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/popperklopperpunk/
http://www.popperklopper.com/
POPPERKLOPPER haben dieses Jahr ein neues Album veröffentlicht, über das Nürnberger Label “Aggressive Punk Produktionen“. Das Label schickte am 20.10.2017 und 21.10.2017 ihre Labelbands Misstand, Popperklopper und Toxoplasma mit Rawside auf Mini-Tour. Ich nutzte Freitag den 20.10.2017 um mit POPPERKLOPPER ein Interview zu führen und ihnen meine Fragen zum neuen Album zu stellen.
Aufgrund der verspäteten Ankunft der Band in Berlin, machten wir das Interview nach ihrem Auftritt in aller Ruhe im Backstage des SO 36.
Die Band (Carsten -Gesang und Gitarre-, Udo -Bass und Backgroundgesang- sowie Lars -Schlagzeug und Backgroundgesang-) nahm sich fast eine Stunde Zeit für mich.
Geschrieben von Frank am 27.10.2017, 13:15 Uhr
Frank: Wie war der Auftritt heute für euch?
Lars: Hat Spaß gemacht.
Udo: War geil!
Carsten: Also für die Uhrzeit (Anm. d. Verfassers: Die Band spielte als zweite
von vier Bands und begann 21.15 Uhr), war der Auftritt richtig geil! Es hat richtig Spaß gemacht.
Frank: In Berlin habt Ihr bisher sehr oft im Tommy-Weissbecker-Haus gespielt. Da passen 200 Leute rein. Es ist eine sehr direkte Atmosphäre dort. Heute war es eine größere Halle. Wie ist das für euch, in größeren Clubs zu spielen?
Lars: Kleine Bühnen machen uns mehr Bock und sind mehr unser Ding. Aber, hier im SO36 war es schon geil, zu Mal die Bühne auch nicht so riesig ist. Der Saal ist zwar groß, aber die Bühne ist nicht so riesig. Das liegt uns mehr. Z.B. auf dem “Resist to Exist“ war die Bühne riesig groß. Das ist nicht so unser Ding.
Carsten: Wobei das “Resist to Exist“ schon sehr geil ist. Da spielen wir auch sehr gerne. Die kleineren Sachen sind aber meist mehr so die geileren.
Klar, hier im SO36 zu spielen ist eine besondere Ehre. Wann kommt man schon mal hier hin? Und dann hier auf der Bühne zu stehen, das ist voll geil. O.k., es ist größer als das Tommy-Weissbecker-Haus aber ich fand es von der Atmosphäre supergeil. Auch um die Uhrzeit, das da schon so viele Leute da waren, das fand ich echt top!
Lars: Wobei das Tommy-Weissbecker-Haus auch schon immer einer unserer Lieblingsorte war. Wir haben mal geguckt, das wir tatsächlich in Berlin fast genauso häufig gespielt haben wie in Trier. Also generell in Berlin. Das waren bisher überwiegend Konzerte im Tommy-Weissbecker-Haus.
Frank: Ihr habt das “Resist to Exist“-Festival angesprochen. Das “Resist to Exist“ ist ein DIY-Festival. Wie wichtig ist es euch, auf so einem Festival zu spielen?
Lars: Sehr wichtig! Zum Einen ist das Festival geil und zum Anderen finde ich, ist es unheimlich unterstützenswert. Da stecken so viele Leute ihre Energie und Lebensblut hinein. Von daher ist es um so wichtiger, dass Leute auch mitziehen.
Carsten: Vor allen Dingen, dieses Festival...wir haben ja dort schon einige Male gespielt...für ein DIY-Ding ist das “Resist to Exist“ extrem professionell aufgezogen. Als wir das erste Mal da ankamen, das war, glaube ich 2008, haben wir uns echt total gewundert wie das war. Es war wie auf einem großen Festival, richtig professionell. Alle Leute waren total cool, die da mitgearbeitet haben. Es lief absolut super fair alles. Echt...einfach nur top!
Frank: Dann habe ich jetzt mal eine Frage an den neuen Mann. Wie ist dein musikalischer Background? Ist die Band auf dich aufmerksam geworden oder du auf die Band?
Udo: Die Band kenne ich schon ziemlich lange. Beziehungsweise, ich habe fast zehn Jahre mit dem Carsten zusammen in der Rock´n´Roll-Band “The Dynaminds“ gespielt. Wie Not am Mann war, hat er mich halt gefragt, ob ich nicht Lust hätte bei Popperklopper mitzumachen. Ich habe auf dem vorletzten Album, glaube ich, schon mit der Band vorproduziert. Der Carsten und ich, wir haben nächtelang immer, auch in der Woche, im Studio gesessen und gebastelt. Ich denke, von daher war es naheliegend, dass der Carsten mich gefragt hat, ob ich nicht Lust darauf hab, auch weil ich schon länger eng verbunden war mit den Leuten. Musikalisch muss ich ganz ehrlich sagen, komme ich nicht aus dem Deutschpunkbereich, sondern eher aus dem Rock-und Rock´n´Roll- Bereich. Aber ich fühle mich hier sauwohl!
Frank: Am 28.07.2017 ist euer neues Album “Wolle was Komme“ erschienen. Was wollt Ihr mit dem Albumtitel aussagen?
Lars: Eine Freundin hat mir diesen Satz einfach mal präsentiert, “Wolle was Komme“ Sie war total begeistert davon. Sie hat eher das positive darin gesehen. Es ging im Grunde darum, dass sie eine schwere Erkrankung durchgemacht hat. Sie hat diesen Satz“Wolle was Komme“ irgendwo gelesen und hat ihn dann für sich angenommen, dass sie einfach leben will und die Zukunft positiv sehen will. Als sie mir den Satz gesagt hat, hab ich direkt so als alter Kritiker und Schwarzmaler, gesagt, dass man den Satz auch komplett anders sehen kann. Als ich den Satz gehört habe, hatte ich direkt so eine Masse vor Augen gehabt, die irgendwie in Nürnberg dem Hitler zu ruft, oder so. Von wegen “Wolle was Komme“...friss das was du kriegst,oder stirb.
Dementsprechend fand ich den Satz eigentlich sehr cool, weil er sehr zweideutig ist und man sich da viele Gedanken drüber machen kann, was der aussagen soll. Jeder kann da auch seine eigene Interpretation reinsetzen.
Und dann kam die Idee mit dem Gesicht. Die Fratze die vorne auf dem Frontcover drauf ist. Die Fratze soll die Angst vor der Zukunft ausdrücken.
Also wirklich “Wolle was Komme“ oder eben auch nicht.
Udo: Wir hatten ursprünglich eine andere Cover-Idee.
Eine Menschenmenge...zu der Zeit wo viele Flüchtlinge kamen. Für mich hatte das eher einen positiven Gedanken. Also “Wolle was Komme“, also...die Situation einfach annehmen und das Beste daraus machen!
Carsten: Genau!
Gerade in der heutigen Zeit, wo die “Zukunftsangst“ ein ganz großes Thema ist, überhaupt die ganzen Veränderungen. Überall hört man von irgendwelchen Ängsten und so. Das wollen wir mit dem Titel und dem Cover auch ausdrücken. Die angsterfüllte Fratze...was kommt jetzt alles auf mich zu? Wie werde ich damit fertig? Wenn “Wolle was Komme“, o.k., ich muss da irgendwie durch, in die Zukunft.
Frank: Der erste Song auf der “Wolle was Komme“ heißt “Fairtrade, Fairkauft, Fairarscht“. Mit diesem Song kritisiert Ihr ja auch Fairtrade und Bio- Lebensmittel. Warum macht Ihr das?
Lars: Es ist keine Kritik an Fairtrade oder Bio-Lebensmitteln!
Der Song soll vielmehr darauf hinweisen und die Leute zum nachdenken anregen, nicht einfach alles zu konsumieren, nur weil Fairtrade drauf steht, oder Bio oder irgendwas. Die Leute sollen einfach mal überlegen, ob das wirklich alles so sein kann. Das Ganze muss man, denke ich, weiter sehen! Fairtrade ist eine super Sache. Aber, nicht einfach alles glauben, was einem vorgesetzt wird, sondern einfach mal nachdenken.
Carsten: Genau!
Also das ist natürlich so ein...wenn man so ein Begriff wie “Fairtrade“ zitiert, ist das natürlich auch ein bisschen provokant ausgedrückt. Wir haben da auch so ein paar Reaktionen bekommen, wie “Ey, was soll der Scheiß?“ oder “Wie könnt Ihr so etwas kritisieren?!“. Es ist eigentlich nicht die Kritik direkt daran. Es ist einfach nur gesagt: Du läufst durch den Supermarkt und siehst 100 Produkte und auf jedem Produkt steht irgendein Gütesiegel drauf. Das liest du und denkst “Super!“, da steht “Fairtrade“ und du denkst, dass du es kaufen mußt. Dann nimmst du ein weiteres Produkt in die Hand und da steht irgendein anderes tolles Sternchen drauf, was suggeriert, dass dieses Produkt das beste ist. Jedes Produkt ist immer das Beste! Es geht eigentlich nicht speziell darum, “Fairtrade“ zu kritisieren, weil es natürlich eine gute Sache ist, aber es stecken natürlich auch immer Sachen dahinter. Sachen, die derjenige der durch den Supermarkt läuft, nicht weiß, z.B. das in den Ländern aus denen Fairtrade- Produkte kommen eben nicht alle Sachen o.k. laufen. In diesen Ländern findet trotzdem Ausbeutung statt. Uns geht es genau darum, dass man sich Gedanken darüber macht, was auf den Produkten steht und muss ich da überhaupt direkt zugreifen, weil alles immer das Geilste ist? Jeder hat das beste Produkt! Einfach zu hinterfragen, was bedeutet das Siegel? Was bedeuten die Aussagen auf dem Produkt?
Frank: Ist das für euch eher eine Art großflächiger Konsumkritik?
Carsten: Speziell in dem Song geht es nicht um Konsumkritk als solche.
O.k., konsumiert wird natürlich ohne Ende. Uns geht es eher um das bewusstere Einkaufen. Eben beim Einkauf drauf zu achten, wie man durch den Laden läuft. Sich darum Gedanken machen. Eben nicht, Sachen einfach nur zu kaufen weil sie gut aussehen.
Frank: In Deutschland sind in den letzten Jahren viele Jobs geschaffen worden. Man hört ja immer wieder, das die Arbeitslosigkeit sehr gering ist. Viele dieser Jobs sind aber trotz Mindestlohn schlecht bezahlt. Viele Menschen haben gar nicht die Möglichkeit, selbst wenn sie es wollten, Fairtrade-oder Bio-Produkte zu kaufen, weil sie einfach nicht das Geld dafür haben. Was kann man eurer Meinung nach dagegen tun?
Lars: Generell ist natürlich das große Ziel eines jeden Sozialstaates..sollte das Ziel eines jeden Sozialstaates sein, dass es allen Menschen gut geht. Da muss man natürlich an verschiedenen Punkten ansetzen. Löhne spielen da eine ganz große Rolle. Auf der anderen Seite muss man natürlich auch sagen, dass das Bewusstsein der Menschen anders werden muss. Es gibt sicherlich viele Menschen die nicht viel Geld haben. Das heißt aber nicht, dass ich mein Schnitzel für 50 Cent irgendwo einkaufen muss. Das wiederum führt dazu, dass Tiere halt in einer Weise gehalten werden, die einfach überhaupt nicht geht! Andere Menschen werden dafür auch wieder ausgebeutet. Das wiederum ist das Thema des “Bewusstsein Schaffen“.
Carsten: Das ist genau auch das zweite Thema. Genau mit dem Song!
Dieser Billigwahn, die Jagd nach dem Schnäppchen, Geiz ist Geil. Immer diese Angebote die nochmal einen Cent günstiger sind als bei der Konkurrenz. Was alles wieder dahintersteckt. Dieser Teufelskreislauf...
Klar, der Konsument will natürlich das Günstigste haben. Der Discounter wird dann dafür angemacht. Der sagt dann “Na, o.k., aber die Leute wollen halt das Günstigste. Die Konkurrenz macht das doch auch“. Dann kommt der Konsument und sagt “Ich kauf da wo es am günstigsten ist“. Da entsteht genau das Problem! Das wird dann alles auf die Spitze getrieben.
Udo: Auch die Schnelllebigkeit auf dem Markt.
Ich kauf ein billiges Produkt, das geht schnell kaputt und ich kann es anschließend wegwerfen, muss mir ein Neues kaufen. Aber wenn ich einmal ein bisschen mehr Geld ausgebe, habe ich auch länger was davon.
Lars: Ich denke jeder kann für sich, in seinem Rahmen, einfach darauf achten. Nicht immer das billigste Produkt kaufen. Für ein langlebigeres Produkt einmal mehr Geld ausgeben und dann auf etwas anderes verzichten. Dann kann ich eben nicht zehn Schnitzel kaufen sondern nur fünf. Es muss ja auch nicht jeden Tag ein Schnitzel sein!
Carsten: Da sei noch erwähnt. Ich weiß nicht ob es die bundesweit gibt, diese Supermarktkette “Kaufland“...
Frank: ...also in Berlin gibt es die auch.
Carsten: Das ist ganz, ganz furchtbar. Einerseits sind die so sehr günstig, da gehen einen Haufen Leute hin, die eher nicht so die Mittel haben um vielleicht zu “Edeka“ zu gehen, aber das ist echt so krass, was da läuft.
Dieser Billigwahn!
Und dann dieses Überangebot... Es ist echt zum Kotzen!
Lars: Genau, es ist z.B. einfach auch so: Warum muss ich im Winter halt irgendwelche Südfrüchte essen? Früher gab es das nicht!
Und erst heutzutage wo alles günstig und immer noch günstiger ist, muss ich dann im Winter unbedingt meine Südfrüchte haben. Was das alles bedeutet, also jetzt mal global gesehen. Also für die Leute in den Ländern, für das Klima, einfach generell. Das muss halt einfach nicht sein!
Jeder will immer das Geilste haben und das Schönste. Aber vielleicht sollte man einfach mal ein bisschen nachdenken und auch selbst mal auf was verzichten.
Udo: Ganz aktuell habe ich heute eine Zahl gelesen.
Jedes Jahr sterben neun Millionen Menschen früher, aufgrund von Umwelteinflüssen.
Frank: Im Song “Der Kapitalismus ist schuld“ singt Ihr, dass der Kapitalismus Schuld ist, das wir so sind. Wie ist eine Änderung des Systems möglich, wenn die meisten Menschen trotz allem ihr Hamsterrad nicht verlassen?
Carsten: Also, natürlich...
Klar, dass man natürlich nicht von Heute auf Morgen den kompletten Kapitalismus über Bord werfen und das komplette System ändern kann, das ist schon klar. Auch in dem Song geht es wieder darum, dass jeder einfach darüber nachdenken soll, wie das hier überhaupt abläuft. Dass es hier eigentlich immer krasser wird. Das ist so ein schleichender Prozess, denn man Jahr für Jahr gar nicht so richtig bemerkt und wenn man dann irgendwann mal überlegt...
Keine Ahnung, jetzt mal von der Arbeit her gesehen, z.B. wenn man darüber nachdenkt, wie es heute ist und wie es vor vielleicht zehn oder zwanzig Jahren war. Damals war es so, da konnte man es sich nicht vorstellen, wie krass die Konditionen und die Gesamtsituation heute ist. Wie auch in dem Song gesagt wird, ist es aber trotzdem für jeden normal, weil es eben so ein schleichender Prozess ist. Es ist eben nicht so, dass es einen großen Knall gab und jetzt alles so krass ist, sondern es entwickelt sich schleichend, Jahr um Jahr.
Es wird immer krasser, dieses schnelllebige... Ausbeutung und so weiter.
Jeder macht irgendwie mit. Alles muss man irgendwie haben. Jeden Scheiß muss man mitmachen. Dann gibt es irgendwann eine Statistik oder eine Analyse, dass soundsoviel Prozent der Menschen wieder auf der Strecke geblieben sind.
Ja, o.k., das ist eben der Lauf der Dinge.
Es läuft einfach immer weiter. Du wirst das alles nicht komplett ändern können, aber es geht darum, jeder soll sich mal Gedanken machen.
Was ist wirklich wichtig?
Was gebe ich mir alles jeden Tag?
Worüber rege ich mich auf?
Was mache ich alles mit, was mir gar nicht richtig bewusst ist?
Lars: Finde ich auch.
Ein kleines Beispiel: Ehrenamt.
Früher gab es unglaublich viel ehrenamtliche Helfer in Deutschland. Mittlerweile ist es, soweit ich weiß, sehr stark zusammengeschmolzen.
Das ist eine Sache des Bewusstseins der Menschen!
Ein ganz simples Beispiel:
Ich war im Kindergarten von einem meiner Söhne. Da ging es darum, wer kann was für die Gruppe machen? Wer kann sich einbringen? Im Grunde was ganz simples. Da saßen, keine Ahnung wieviel Gesichter...meinste, einer hat sich gemeldet? Keine Sau hat sich gemeldet! Ich hatte mich dann gemeldet und mir gedacht “Wie kann das sein?“.
Das ist ein Unding!
Da sitzen da zehn Nasen und keiner ist bereit irgendetwas für die Gruppe zu tun. Alle haben eine Ausrede.
Es ist keiner bereit, etwas umsonst für einen anderen Menschen zu machen!
Das ist einfach eine so ätzende Entwicklung. Die geht durch alle Bevölkerungsschichten. Es ist eine Abwärtsspirale, in der wir uns befinden.
Carsten: Genau.
Immer nur die angenehmen Sachen mitnehmen. Alles schön abgreifen. Immer das Beste für einen selber rausholen, aber wenn es darum geht, einfach mal sich selber einzubringen oder einem anderen Menschen einen Gefallen zu tun, dann kommt nichts mehr. Dann gibt es nur noch:
“Auf den Boden gucken“.
Udo: Es gibt aber auch, jetzt politisch gesehen, Konzepte wie man das durchbrechen kann, z.B. bedingungsloses Grundeinkommen.
Das bedingungslose Grundeinkommen wird in verschiedenen Teilen der Erde getestet. Ich denke, damit kann man die Spirale des Kapitalismuses etwas durchbrechen. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen kann der Mensch wieder mehr selber bestimmen. Jetzt ist es nur “Friss oder Stirb!“
Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen hat jeder die Wahl sein Leben ein Stück selber zu gestalten.
Das bedingungslose Grundeinkommen wäre für mich durchaus ein Ansatz oder eine Überlegung. Ob die gut oder schlecht ist, kann man natürlich nur sagen, wenn man es auch ausreichend getestet hat.
Frank: Traut sich die Politik oder trauen sich die Menschen nicht, so etwas durchzusetzen?
Wäre das ein Bruch mit dem System oder zumindest eine Infragestellung des Systems?
Udo: Na klar, stellt man dadurch das System in Frage.
Ich denke die Schere die im Moment entsteht, immer mehr Leute die ärmer werden und immer mehr Leute die reicher werden... Ich glaube schon, dass man damit das System so ein bisschen durchbrechen könnte. Was meiner Ansicht nach gerechter wäre.
Carsten: In der Politik...wenn da mal was entstehen könnte, was etwas verändern würde... Also ich rede jetzt nicht von irgendeiner Alternative oder so.
Also die Alternative...
Udo: Wären die Grünen?!
Carsten: Die Grünen zum Beispiel, genau!
Dann entsteht mal etwas sehr, sehr gutes, mit sehr guten Ideen und Gedanken. So, und sobald dann jemand in diesem Spiel mit drin ist und entsprechend die ganzen Connections hat, jeder klopft irgendwie an und dann sind sie irgendwann genauso in dem System drin. Dann ist es egal ob Grüne, SPD, CDU, FDP, dann ist es einfach scheißegal.
Ich meine, jetzt ist ja eh die große Frage: Die Koalition!
Ich meine, wie soll sowas zusammenpassen? Wie wird der Urgedanke der Grünen...wie weit wird der einfließen? Wenn die sagen “O.k., einen Teil werden wir durchbringen und bei dem Rest müssen wir Kompromisse eingehen“. Ja, o.k., sie werden genauso in dieser Maschinerie mitlaufen. Wenn der Boss von Unternehmen XY anruft, dann läuft es genauso wie es halt immer läuft.
Das ist das Problem!
Frank: Ich finde eueren Song “Humanity“...
Carsten: Scheiße?!
Frank: Nein, gar nicht!
Carsten: Was denkst du darüber?
Frank: Für mich ist “Humanity“ ein Sehnsuchtssong nach Menschlichkeit. Woher kommt eurer Meinung nach der immer stärker werdende Hass auf Homosexuelle, Andersdenkende, Ausländer etc.?
Lars: Ich denke, in erster Linie von der Angst der Menschen etwas von seinem Reichtum preiszugeben.
Gerade in Russland ist es anscheinend sehr schlecht bestellt um die Homosexuellen. Ich denke, da ist es sehr vielschichtig! Das ist sicherlich kulturell bedingt, auch von der ganzen Entwicklung von der Sowjetunion zu Russland und so weiter. Aber, im Grunde ist es doch sehr häufig, denke ich, die Angst von den Machos ihren Status irgendwo zu verlieren. Alles andere, was dann so ein bisschen anders ist, was das Ganze so aufweichen könnte, das muss alles vernichtet werden. Das sieht man in vielen anderen Ländern auch.
Das geht einfach gar nicht!
Udo: Ich denke mit mehr Menschlichkeit, wären viele Probleme die wir schon angesprochen haben, die wären einfach nicht da.
Wenn man sich mehr Gedanken macht über das Zusammenleben...
Carsten: Genau!
Udo: ...und über Toleranz...dann gäbe es viele Probleme nicht.
Carsten: Genau!
Vieles davon ist einfach verursacht durch die Gewohnheiten, weil es halt immer so war, kennt man es...zum Beispiel Russland sage ich mal, da kennt man es vielleicht nicht anders. Alles Neue wird abgeblockt.
Neues?
Bin ich dagegen!
Anstatt sich damit zu beschäftigen. Und wenn es mal einen Trend gegeben hätte oder wenn ein bisschen die Normalität eingekehrt wäre, wäre sicherlich auch jeder einverstanden damit.
Frank: Ihr habt Dirk von SLIME beim Song “Alcoholidays“ zu Gast. Warum habt Ihr Dirk eingeladen zu euch ins Studio zu kommen? Und Warum ist Dirk Gast bei diesem Song?
Carsten: Teil Eins der Frage zuerst. Warum haben wir ihn eingeladen?
Wir kennen uns schon seit der Rubberslime-Tour von 2004. Da haben wir mal den Support von Rubberslime gemacht. Dann haben wir uns mit Dirk und Elf (Anm. d. Verfassers: Gitarrist von Slime) direkt angefreundet. Wir haben eine supertolle Tour gespielt. Wir hatten jeden Abend Spaß ohne Ende gehabt, mit den Jungs.
Bei der SLIME-Reunion 2010 haben wir dann auch ein paar Konzerte als Support gespielt. Das war für uns eine Riesenehre, weil SLIME für uns eine der größten Einflüsse war. Dann haben wir uns gedacht, dass wäre doch der Hammer wenn der Dirk da mal irgendwie mit uns was machen würde. Also wir haben wirklich, ohne Scheiß, mit denen so geile Partys gefeiert. Das war echt so kumpelmäßig...
Dann waren wir im Studio und hatten dann so die Idee. Dann habe ich ihn im Studio einfach so angerufen. Ich hatte noch seine Handynummer, als wir mal in Trier gemeinsam unterwegs waren. Und dann sagte er “Ja, klar! Mach ich doch!“. Da hätte ich dann vor Freude direkt in die Luft springen können. Das war für uns ein absoluter Hammer!
Warum “Alcoholidays“? Als wir am Aufnehmen waren...da war noch nichts eingesungen von den sechzehn Songs, die wir aufgenommen haben...und...dann habe ich so gesagt, wir haben da ein paar Songs in der engeren Auswahl. Songs die wir uns gut mit Dirk vorstellen können. Dann haben wir ihm vier Songs rübergeschickt. Da war noch nichts eingesungen. Wir haben ihm also nur die Musik zu kommen lassen und die Texte dazu, obwohl er den Gesang noch gar nicht gehört hatte...
Lars: Er hat die Texte als Mail bekommen und sie nur als Mail gelesen.
Carsten: Genau!
Er hat den Text gelesen und die Musik gehört. Das ist natürlich auch sehr schwierig dann ohne Gesang dann einfach einen Song zu hören und dann zu entscheiden “Ja genau, ey voll super!“. Da waren dann nur noch zwei, drei Songs...
Lars: Ich glaube “Der Kapitalismus ist schuld“ war dabei...
Carsten: Und er sagte...weg von der Politschiene... vielleicht der Abwechslung halber oder so...
Naja, er hat dann gesagt: “Machen wir “Alcoholidays““.
Also ich persönlich konnte mir auf allen vier Stücken den Dirk super gut vorstellen. Wir wollten jetzt aber auch keine vier Songs mit ihm machen.
Frank: Jetzt kommt natürlich auch ein bisschen Kritik von mir.
Lars: Hast du den Schluss von “Alcoholidays“ gehört?
Frank: Ja. Finde ich super! In “El Arenal“ bin ich immer dabei...
Also ich finde ja bei Punkkonzerten, also nach den Konzerten, sind ja viele Besucher ziemlich blau. Ist das nicht auch eine Art von “Alcoholidays“?
Carsten: Also ich finde die Leute krasser, die vor den Konzerten schon so blau sind, dass sie gar nicht mehr wissen, welche Bands sie gerade verpassen.
Lars: An sich hast du Recht, aber es ist immer noch die Frage, wie man das dann rüberbringt.
Ich meine...klar, wenn man sich irgendwo einen ansäuft, dann sind die meisten Menschen doch relativ peinlich, aber ich glaube der Gipfel der Peinlichkeit, ist einfach mal das “El Arenal-Klientel“. Unter anderem geht ja darum auch der Song.
In ein oder zwei Reviews wurde das gar nicht verstanden!
Carsten: Das ist doch der Hammer!
Lars: Da wurde dann wirklich geschrieben “Wie die Popperklopper einen so dämlichen Song machen könnten. Das wäre ja wirklich unter ihrem Niveau!“.
Ich glaube diejenigen die das Review geschrieben haben, haben den Song einfach nicht verstanden!
Carsten: Das die das gar nicht gerafft haben, dass dieser Song...die haben gedacht, wir feiern das ab! Wir fahren jedes Jahr zum Oktoberfest und im Sommer nach Malle. Das ist ja nur einmal im Jahr. Also: Scheiß drauf!
Ich denke der Unterschied zu...
Ich denke heute Abend werden sich auch alle besaufen, oder zumindest ein Großteil.
Es geht halt wirklich um diese Massenveranstaltungen wo ganz klar ist, wo Programm ist...wo Leute, in der Gruppe, 20 oder 25 Leute, die zu Haus halt...
wie es im Text so schön heißt, die größten Spießer sind und sich über jeden Scheißdreck aufregen, auch über den Typ der halt nebenan am saufen ist, weil er gerade am abschmieren ist.
Zu Hause halt Spießer sind, so rumlaufen und sich so verhalten und dann “Jetzt ist das Jahres-Highlight, und jetzt wird so richtig die Sau rausgelassen“. Das ist vorprogrammiert! Und egal wie peinlich! Ist doch alles geil! Und wenn wir wieder zurück fliegen, sind wir genau die Arschlöcher die wir davor schon immer waren.
Frank: Das habe ich auch gedacht. Dann kam mir aber noch ein zweiter Gedanke und zwar: Ist das System oder wer auch immer, Schuld, dass man so krass ausbrechen will?
Ist das nicht vielleicht auch ein bewusster Ausbruch, auch in die Niveaulosigkeit, mal ohne Zwänge zu leben, weil man sich an immer mehr Regeln halten muss, man immer mehr in ein Schema gepresst wird?
Lars: Dann sollen die Menschen es auch mal versuchen, sich so durchzusetzen und nicht immer nur die eine Woche auf Mallorca!
Und vor allem ist es immer noch eine Frage des “Wie“ und des Niveaus!
Wenn ich mir einen ansaufe...o.k., aber wenn ich mich verhalte wie ein Vollarschloch, dann ist es nicht mehr o.k.!
Dann ist es auch völlig egal ob das die Malle-Prolls sind oder hier Prolls auf einem Konzert.
Carsten: Genau!
Ich meine, du hast Arschlöcher natürlich überall! In jeder Szene!
Es geht halt darum... Ich sag jetzt nicht, die sollen irgendwie anständig sein..., aber das ist so das primitive...das ist so krass primitiv.
Das primitive ist ja auch Programm. Und dieses Vorführen wie “Schaut mal, der ist total besoffen. Der hat sich in die Hose gepisst!“. Und dieses “Das ist doch jetzt egal“.
Zu Hause ist dann wieder alles normal.
Frank: Es ist verlogen?!
Carsten: Ja! Es ist so...eine Woche mal eben alles ausgeschaltet. Keine Regeln mehr! Jetzt geht es hier total ab. Alles ist erlaubt! Egal wie asozial.
Udo: Ähnlich wie auch Karneval!
Frank: Daran hab ich auch gerade gedacht.
Carsten: Am Schluss von “Alcoholidays“ dieser “Malle-Beat“.
Es ist Mallorca.
Es ist Karneval.
Für manche ist auch irgendwie Silvester. Um Mitternacht fallen die notgeilen Idioten den Mädels um den Hals und holen sich dann einen runter, weil sie ein Mädel irgendwie geküsst haben.
Oder es ist “Rock am Ring“, irgendwo auf dem Zeltplatz, wo die alle total ausrasten auf einmal...Böhse Onkelz aufdrehen und dabei mit Bierbüchsen um sich werfen.
Solche Arten von Massenveranstaltungen, das ist nicht nur Mallorca.
Es ist einfach unterträglich!
Frank: Ich habe den Eindruck, dass die Lieder von “Wolle was Komme“ euren Blick auf die Welt und auf die Ungerechtigkeit darstellen. Viele Texte haben einen negativen Inhalt. Gibt es eurer Meinung nach auch positive Entwicklungen?
Carsten: Natürlich gibt es auch positive Sachen.
Wenn du Texte schreibst, dann ist es, denke ich, sehr schwierig, irgendwelche positiven Sachen zu erwähnen und darüber zu singen.
Es ist einfacher, oder auch wichtiger...es fällt einem vielleicht leichter, wenn einen etwas geärgert hat oder man sich über etwas aufgeregt hat, sowas in einem Song zu schildern. Als wenn man einen Text schreibt über das schöne Wetter in der letzten Woche. Da könnte man natürlich auch ein Lied drüber machen, am besten in C-Dur, damit es richtig gut rüberkommt.
Natürlich gibt es positive Sachen, aber ich...wenn ich einen Text schreibe, dann ist er schon, wie du eben schon gesagt hast, meistens eher negativ.
Frank: Was ist denn positiv?
Carsten: Es ist dann vielleicht auch so, dass einem die positiven Sachen auch gar nicht so richtig auffallen. Die negativen Sachen fallen mehr auf.
Ein Beispiel in meinem Fall oder auch in unserem Fall, ist, dass es uns halt sehr gut geht, das wir extrem gut klar kommen irgendwie und...
Das sind halt Sachen die fallen einem einfach nicht so auf.
Keine Ahnung, wenn du dann Abends einfach mal auf der Couch liegst und denkst “Ey, eigentlich geht es mir doch verdammt gut“. Da singst du aber nicht direkt drüber, dass du auf der Couch liegst und alles cool ist.
Lars: Gute Frage.
Ich musste auch gerade ...ich musste echt überlegen.
Mir fällt auch so, also alleine politisch gesehen, einfach nichts ein.
Europa wird zunehmend von irgendwelchen Populisten kaputt gemacht.
Alle wollen raus aus der EU. Dann haben wir Erdogan.
Dann haben wir den Trump.
Dann haben wir die Entwicklung in Frankreich und in Holland von den Rechten.
Dann hier die AfD, also momentan würde ich alles ziemlich schwarz sehen.
Carsten: Politisch gesehen auf jeden Fall. Ganz klar!
Positiv natürlich an den ganzen Sachen, die Lars gerade geschildert hat, ist, dass die Punkbands Glück haben, wieder ganz leicht Texte schreiben zu können.
Frank: Ich finde das schizophren. Trump kommt an die Macht und alle Punk-und Hardcore-Bands kommen wieder aus ihren Löchern. Kaum kommen irgendwelche Vollidioten an die Macht oder es entstehen Diktaturen, dann bringt das was für die Punkszene.
Carsten: Das war jetzt genau so ein Spruch gerade gewesen. Das hat man schon öfter gehört, von vielen Bands. Viele sagen “Ja, ja, es ist genau wie in den 80ern. Reagan, Thatcher und so“.
Ich glaube aber nicht, dass deswegen die Punkbands wieder angekrochen kommen. Es ist einfach Zufall, dass viele alte Punkbands vielleicht wieder da sind. Aber jetzt ist natürlich wieder richtig...wo die meisten überzeugt sind:
“Jetzt haben wir wieder was zu sagen!“.
Lars: Es ist ja eigentlich auch die logische Konsequenz daraus.
Wenn es irgendwo scheiße ist, dann sind es ja häufig die Punk-oder auch die Hardcore-Bands die dagegen was sagen und das dann auch präsentieren.
Frank: Stimmt.
Lars: Von daher finde ich das jetzt nicht...
So gesehen, dass es jetzt...jetzt passiert was und endlich kommen dann die Bands wieder, sondern es ist ja logisch!
Es gibt ja immer Menschen die was dagegen sagen aber vor allem dann die politisierten Bands. Und es ist ja logisch, dass, wenn es scheiße läuft, die Bands dann dagegen singen.
Udo: Punk ist ja auch ein bisschen querdenken und aufmüpfen und gegen verschiedene Strömungen sein. Das ist ja auch einer der Urgedanken des Punk.
Klar, bieten sich momentan mehr Gelegenheiten als vielleicht vor 15 Jahren.
Carsten: In dem Zusammenhang, fällt mir gerade ein, wir machen ja nun auch schon ein paar Jahre Musik. Da hast du dann die Einstellung die logischerweise bei einer Punkband wie uns da ist und... Ich meine, es gibt natürlich irgendwie immer was zu meckern. Ob das jetzt mal mehr oder mal weniger ist, spielt keine Rolle.
Aber jetzt klar, Trump und Merkel...
“Nazis Raus“ ist eh klar, aber das brauch ich hier im SO36 nicht singen, dass ist denen hier eh klar. Aber die ganzen AfD-Wähler...weiß ich ob da heute Abend jemand dabei ist, der die AfD gewählt hat?
Im SO36 vermutlich eher nicht, aber...
Frank: Man weiß es nicht.
Carsten: Man weiß es wirklich nicht. Wenn das heute hier, sagen wir mal 800 Leute sind, kann doch einer dabei sein.
Udo: Also wenn wir uns auflösen würden, weil es keine Möglichkeiten mehr gäbe kritische Texte zu schreiben... Das wäre eigentlich eine geile Welt!
Carsten: Das wäre eine konsequente Sache!
Genauso wie SLIME mit “Unsere Lieder“ vom neuen Album! Ein super Text!
Da ist was dran.
Frank: Udo, du hast gesagt, du kommst eher aus der Rock´n´Roll Ecke. Jetzt bist du in der Punk-Ecke. Fühlst du dich in der Punk-Ecke wohler?
Haben sich dadurch deine Empfindungen geändert?
Bist du jetzt mehr politisch interessiert?
Udo: Politisch war ich schon immer sehr interessiert. Es macht für mich keinen Unterschied. Probleme hatte ich immer mit diesen typischen “Ufta, Ufta“- Nummern, wobei ich sagen muss, ich hab auch viel Trash-Metal in den 80ern gehört oder aus den 80ern. Und wo ich mir mittlerweile auch eingestehen muss, dass mir die ein oder andere Nummer auch sehr gut gefällt...wenn man sie selber spielt.
Meine politische Einstellung hat sich nicht geändert, die war vorher schon so.
Sonst könnte ich sowas auch gar nicht machen. Wenn der Carsten gewusst hätte, dass ich eine andere politische Einstellung hätte, oder dass mir Politik egal wäre oder mir die Welt egal wäre, dann hätte er mich nicht gefragt ob ich mitmachen will bei POPPERKLOPPER.
Carsten: Ich denke auch, das wäre undenkbar.
Udo: Wir kennen uns und wir haben uns viele Nächte über Politik unterhalten.
Frank: POPPERKLOPPER gibt es jetzt seit 28 Jahren. Wenn ich eure ersten Platten höre, dann fällt mir auf, das viele eurer Texte noch aktuell sind. Wie geht Ihr mit dieser Tatsache um?
Carsten: Tatsächlich durch den Song “Unsere Lieder“ von SLIME habe ich auch an unsere Songs gedacht. Es ist tatsächlich so, wenn du... Ich höre unseren alten Kram, ich höre unsere Musik eigentlich kaum an.
Wir nehmen ein Album auf, dann hab ich die Songs 400 Mal im Studio gehört. Wenn die Platte draußen ist, höre ich mir sie vielleicht noch 10 Mal an und dann höre ich mir die Sachen normalerweise nicht mehr an.
Wenn wir einen alten Song nochmal neu einspielen oder proben weil wir ihn live spielen wollen, dann denkst du auch so “Ja, o.k., ist eigentlich noch genauso frisch und aktuell wie damals“. Andererseits haben wir “Welkrieg III“ nochmal einproben wollen (Anm. des Verfassers: Ein Song vom ersten Album der Band “Kalashnikov Blues“ von 1996), ich lese mir so den Text durch und lese die Krisenherde die da im Text genannt sind und da war tatsächlich kaum einer noch aktuell. Ich kann jetzt nicht mehr singen, in Jugoslawien herrscht Bürgerkrieg oder so was.
Gut, manche Sachen sind noch aktuell. Da denke ich so “Ja o.k.. Da habe ich heute auch noch was dazu zu sagen“.
Andere Sachen müsste man entweder umtexten oder man spielt sie einfach im Original, weil der Song eben so ist und es zu der Zeit wo der Song geschrieben wurde eben so war wie im Song dargestellt.
Lars: Deswegen finde ich den Slime-Song “Unsere Lieder“ auch so geil, weil er genau das aussagt. An sich muss man sagen, es wäre schön, wenn es halt nicht mehr so wäre, aber leider ist es so.
Frank: Wie habt Ihr es geschafft 28 Jahre lang Musik zu machen?
Lars: Ich denke es liegt vor allem daran, dass wir uns untereinander saugut verstehen und einfach richtig Bock haben Musik zu machen. Und wir halt eine politische Einstellung und eine Sicht auf die Welt haben die uns einfach auch nicht ruhen lässt, sondern uns immer wieder anspornt weiter zu machen.
Carsten: Also, das wichtigste für mich in einer Band zu spielen ist:
Wir müssen halt alle Kumpels sein!
Ich spiele nicht in einer Band wo einfach nur ein Gitarrist gesucht wird und da spiele ich jetzt mal mit. Wir müssen auf jeden Fall Kumpels sein, von vorne bis hinten. Wir haben heute acht Stunden im Auto zusammengesessen. Das muss einfach von vorne bis hinten passen!
Anders, kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen.
Dann ja...28 Jahre...Musik ist halt unsere Leidenschaft. Es gibt halt zwei Teile davon. Die eine Sache ist, weil ich auch die Songs schreibe, also musikalisch gesehen...wenn ich einen Song schreibe und ich finde die Musik total geil, dann will ich die auch veröffentlichen. Die andere Sache ist, wenn ich ein Thema für einen Text habe und das gerne sagen will, dann muss das halt einfach raus.
Ich hab auch ein paar Bekannte, die machen zu Hause Musik. Die nehmen auch Sachen auf und so weiter. Die haben 100 Songs aufgenommen, die sie dann für sich zu Hause hören. Das wäre nicht mein Ding! Ich will die Sachen auch rausbringen. Das hat uns über all die Jahre, von Album zu Album, irgendwie zusammengehalten. Ich kann mir das anders auch gar nicht vorstellen. Das ist eine ganz klare Sache. Das ist ein wichtiger Bestandteil.
Lars: Die Tatsache, dass das schon so lange funktioniert, erklärt sich sicherlich auch daher, dass es einfach auch ein Lebensinhalt für uns geworden ist. Es ist ja schon auch zeitaufwendig. Man investiert unglaublich viel von seiner Freizeit in die Band, beim Proben, beim Songschreiben, beim Aufnehmen und beim Spielen von Konzerten. Das funktioniert natürlich auch nur, wenn einem das auch so wichtig ist.
Carsten: Und wenn auch alles harmonisch ist.
Wir haben keine Streitereien untereinander.
Das ist halt einfach der Hammer, die Jungs einmal in der Woche zu treffen im Proberaum, Krach zu machen, Bierchen zu trinken und Quatsch zu labern. Das ist halt einfach das Geilste!
Frank: Es geht also mit POPPERKLOPPER weiter.
Carsten: Auf jeden Fall!
Lars: In zwei Jahren feiern wir ja unser 30jähriges. Da sind wir auch schon schwer dran, ein neues Album zu machen. Wir haben schon Songs am Start. Es wird auf jeden Fall ein neues Album geben.
Frank: Vielen Dank.
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