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Schlachtrufe Tour 2009 in Berlin im SO36

14.02.2009

Kultstatus hat sie schon lange, die gute Schlachtrufe BRD-Tour.
Missbrauch, Kafkas, Alarmsignal, SS-Kaliert, Rasta Knast und ein lokaler Support gaben sich am 14.2. dieses Jahr im Rahmen der Tour im SO36 die Ehre. Rasta Knast und Alarmsignal scheint es ganz gut in Berlin zu gefallen, für beide ist es schon das dritte Konzert innerhalb von nur sechs Monaten (Resist to Exist-Festival 08, Punk im Pott im Exil 08 und nun die Schlachtrufe-Tour).

Ich machte mich extra früh auf den Weg ins Konzert, da ich dachte, dass das Konzert pünktlich beginnen würde bei solch einem prallen Abendprogramm und tatsächlich, um 20.20 Uhr betrat der lokale Support „Frei Schnauze“ die Bühne. Ich kannte die Band bis dato noch nicht, hätte ich sie nicht kennen gelernt, hätte ich aber auch nichts verpasst. Richtige Konzertatmosphäre wollte noch nicht aufkommen, was auch sicherlich daran lag, dass zu diesem Zeitpunkt erst maximal 100 Besucher den Weg ins SO fanden, diese dort sehr verloren wirkten. Laut Puke Music verlief der Kartenvorverkauf auch „eher schleppend“.

Mit einem „herzlichen Grüß Gott“ begannen nach dem Support nun Missbrauch aus Bayern mit ihrem Programm. Die sechs Münchner lieferten eine musikalisch gute Leistung ab, brachten mit ihrem Saxophon auch andere Töne in das Genre des Deutschpunkrocks, hatten selbst anscheinend Spaß am Spielen doch leider bestand die Pogomasse, falls man sie so nennen darf, lediglich aus fünf Menschen. Wie nicht anders zu erwarten, wie auch bei den anderen Bands, kam ihr Schlachtrufe-Beitrag „Maden im Speck“ am besten an, das Publikum konnte mit ausgezeichneter Textkenntnis glänzen.

Als drittes waren die Herren Kafkas an der Reihe. Mit ihrem selbsternannten Punk ohne Nietenlederjacke blieben sie ihrem Klischee treu, etwas anders als die anderen zu sein. So spielten sie nicht nur als Intro „Blau blüht der Enzian“ von Heino ab, hatten während des Konzerts grelle Neonperrücken auf, sondern forderten ihre Zuschauer erfolgreich zur Polognese und zur Mund-zu-Mund-Bierweitergabe auf. Sie sprachen Einzelne aus ihrem Publikum direkt an und holten sie auf die Bühne, was dazu führte, dass teilweise mehr Konzertbesucher als Bandmitglieder auf der Bühne standen. Dass ihre Musik darunter litt, schien sie nicht zu stören. Leider waren die Kafkas die Band, bei der die Tonqualität um einiges schlechter war als bei den anderen Bands, ich erkannte die Lieder, die ich schon vorher kannte, erst viel zu spät. Äußerungen wie „Wie spielen hier nur des Geldes wegen“ und die vielen Publikumsbeleidigungen würde ich hierbei eher als reinste Ironie abtun, was andere Zuschauer nicht so sahen, was wiederum zu einigen Buh-Rufen führte und dazu, dass es vor der Bühne um einiges leerer wurde. Ich fand trotzdem, die Band hat sehr viel Humor und sie haben auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Sänger von den Kafkas meinte nach ihrem Auftritt auf meine Frage hin: „Am Vorabend in Chemnitz war zwar drei Mal so viel los, unsere viereinhalb Stunden Fahrt nach Berlin haben sich trotzdem gelohnt.“ Recht amüsant fand ich, dass der Gitarrist, wie ich auch nach ihrem Auftritt bei einem Gespräch an ihrem Merch-Stand feststellte, dem Bandfreibier ganz und gar nicht abgeneigt schien und ich erhebliche Probleme hatte, ihn zu verstehen, als er mir etwas von MTV und VIVA erzählen wollte. Das macht die Band für mich jedoch nicht unsympathischer.

Um 23.00 Uhr spielten Alarmsignal auf, geschätzte 300 Besucher waren nun anwesend, voller sollte es ab jetzt nicht mehr werden, bei den Schlachtrufe-Touren in den Vorjahren waren es auf jeden Fall mehr Besucher. Menschen, die auf der Bühne eigentlich nix verloren haben, wurden wieder vor die Bühne gescheucht, dafür gab es nun wenigstens ordentlichen Pogotanz. Alarmsignal glänzten mit allen bekannten Liedern und Mitsinghymnen wie „Mittelfinger“, „Klassenkampf“ und „Zivilkrank“ und es kam gute Stimmung auf.
Leider trat anschließend die Band mit zweifelhaftem Namen auf: SS-Kaliert mit ihrem Hardcore-Punk. Und wie es so oft der Fall ist, je härter die Musik, desto bewegungsloser das Publikum. So auch an diesem Abend. Zwar war das Rumgespringe der Band auf der Bühne recht amüsant doch verstand ich bis zum Ende des Auftritts nicht, welche Lieder der Band auf englisch und welche auf deutsch gesungen waren, da ich kein einziges Wort verstand. Schade. Auch hoben sich die Lieder nur unwesentlich voneinander ab, so empfand ich es. Anderen ging es genauso, so machte sich ein allgemeines Warten breit, bis denn Rasta Knast die Bühne betreten würden.

Rasta Knast waren danach der unbestrittene Höhepunkt des Abends. Die Besucher gerieten nach dem ersten Ton schon wieder in Bewegung, das Warten hatte sich gelohnt. Sie gaben den besten Bühnensound des Abends zum besten, was sicherlich auch an der sauberen Spielweise durch die langjährige (nun schon 12 Jahre) Erfahrung liegt, das Bühnenprogramm wirkte regelrecht perfekt. Fast ein jeder konnte mitsingen, auch wurden alle Klassiker gespielt von „Die Katze beißt in` Draht“ bis hin zum letzten Lied „Blut, Tod und Tränen“. Durch Lieder wie „Ost-Berlin“ haben Rasta Knast natürlich auch in West-Berlin gerechtfertigter Weise viele Sympathiepunkte. Ihre Spielzeit verging viel zu schnell und trotz drei Zugaben war halb zwei der Konzertabend beendet und ehe man sich versah, war das SO36 wie leergefegt.

Wie der Sänger von den Kafkas meinte, dass sich ihre viereinhalb Stunden Fahrtzeit gelohnt hätten, meine halbe Stunde Fahrzeit hat sich bestens gelohnt, werde bei der nächsten Schlachtrufe-Tour wieder dabei sein.

Geschrieben von Chris am 15.02.2009, 00:00 Uhr


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