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KICK JONESES und Biestig - Schokoladen Berlin
Der Schokoladen, das ist ein kleiner, netter Klub in Berlin Mitte und ist Teil des Wohn- und Kulturprojektes Schokoladen e.V., heißt neben dem Konzertraum sind in dem Haus auch noch ein Theater und verschiedene Künstlerateliers. Wie zur Zeit auch andere, größere Berliner Klubs, hat auch der Schokoladen um sein Fortbestehen zu kämpfen. Zwar war die letzte Räumungsklage des Hauseigentümers (zum Glück) erfolglos, das soll aber nicht heißen, dass es keinen weiteren Versuch der Mietkündigung seitens des Vermieters geben wird. Da gilt es nächstes Jahr dem Schokoladen beide Daumen zu drücken.
Das letzte Mal war ich dort beim Konzert der Berliner Band Hausvabot. Und das war etwa Anfang 2005, also ein guter Grund, dem Schokoladen mal wieder einen Besuch abzustatten, da kam das Konzert von KICK JONESES mit der Vorband BIESTIG gerade recht. Auf dem Hinweg zum „Laden“ durfte ich erstmal feststellen, dass ich vergessen hatte, wo genau dieser eigentlich war und ich schlauerweise im Vorfeld des Abend auch nicht nachgeschaut hatte. Einige Suchminuten später hatte sich das Problem jedoch von selbst gelöst, als ich über die Ackerstraße stolperte.
Der Klub war zu diesem Zeitpunkt, etwa 21.30, schon recht gut gefüllt, um nicht zu sagen voll, es fanden nämlich etwa 50 Leute den Weg zum Konzert. Gemessen an der Größe des Konzertraumes, der etwa die Maße eines größeren Wohnzimmers aufweist, ist das schon ordentlich. Um 22 Uhr sollte das Konzert beginnen, so blieb mir noch kurze Zeit, mich mit der Vorband zu unterhalten. BIESTIG, das sind zwei sympathische 16-jährige Zwillings-Mädels aus Karlsruhe, die dabei sind, neben der Schule ihre ersten Konzerte in Städten fern der Heimat zu spielen mit ungewohnterweise Wasser statt Alkohol und der anscheinend gesamten Familie im Schlepptau. Im Alter von 16 Jahren hat man schließlich gesetzliche Probleme, das Tour-Auto selbst zu fahren, ein Vater, der auch als Fahrer fungiert, ist da natürlich enorm nützlich. Die beiden freuten sich jedenfalls, auch Berlin musikalisch bereisen zu können.
22 Uhr ging das Konzert los. Man bemerkte den Vorteil minimalistischer Studioaufnahmen: Biestig klangen live wie auf CD, die pop-punkigen Lieder ihrer CD „Nebenan“ klangen live fast identisch. Beide Mädels teilten sich den Hauptgesang, sangen gut zweistimmig zusammen und es entstanden nett anzuhörende Refrains, die auch ins Ohr gingen. Jedoch fehlte mir instrumental (und das nicht nur aufgrund der lediglich zwei Instrumente: Gitarre und Schlagzeug) der Druck und die Energie eines Live-Konzerts. Mit der Zeit wird bei den beiden hoffentlich noch mehr Bühnensicherheit durch Erfahrung zustande kommen und die Musik nach vorn zielen, sodass sie überzeugender wirken könnten. Nach aufgerundet 30 Minuten war das Set von Biestig erschöpft und es war Zeit für KICK JONESES.
Den meisten wird diese Band vom Namen her sicher fremd erscheinen, das sind sie aber ganz und gar nicht: Sie gründete sich nämlich 1992 aus der im Jahr 1982 gegründeten Band WALTER ELF, die in den 80er Jahren weit über die heimischen Kaiserslautener Stadtgrenzen für Aufsehen sorgte. Und man merkte den sechs Bandmitgliedern ihre langjährige Musikerfahrung an, mit viel Witz, Charme und professionell gespielter Musik eroberten sie die Bühne, überzeugten, verbreiteten gute Stimmung und zwangen das Publikums mindestens zum Mitwippen.
Sie bewegten sich hierbei hauptsächlich im englischsprachigen Bereich, erinnerten mich teilweise an den Pop-Punk von NOFX bis hin zu den Ramones der 80er Jahre, gingen zurück bis auf eingängige Rockmusik, fächerten ihren Stil aber noch weiter aus.
Beide Frontsänger griffen zwischendurch zu ihren Blasinstrumenten, die Gitarre spielte bis hin zu Funk-Melodien ein Spektrum vieler Stile durch und ein dezent zu hörendes Keyboard in einigen Liedern ließ entsprechende Titel sogar an die Neue Deutsche Welle erinnern.
So ließen sie ihr Set von weit über einer Stunde wie im Flug vergehen und hätte ab 0 Uhr nicht Ruhe herrschen müssen, so hätten sie sicher noch länger weitergespielt.
Alles in allem ein netter Konzertabend und ich werde den Schokoladen gern wieder besuchen. Bleibt zu hoffen, dass die Anwohner den Schokoladen im Fortbestehen unterstützen und die Vorteile eines Konzerts im Nachbarhaus sehen, anstatt sich vermutlich zu beschweren, dass man Samstag Abend nicht ungestört Volksmusik-Musikantenstadl gucken kann.
Geschrieben von Chris am 01.12.2009, 00:00 Uhr
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