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TALCO, THE DREADNOUGHTS & ASHPIPE am 05.02.2011 im S.O. 36 in Berlin

07.02.2011

Was macht man, wenn man sich auf ein Konzert schon wochenlang vorher freut und dann kurz davor von einem fiesen grippalen Infekt niedergestreckt wird? Man könnte sich ärgern und zu Hause bleiben. Man könnte aber auch alles dran setzen sich irgendwie aufzuputschen um das Konzert zu erleben. So geschehen an diesem Abend. Gute zwei Gramm Paracetamol und Koffein in rauen Mengen machten vergessen, dass man noch Stunden vorher mit Triefnase und dickem Kopf zu Hause saß. Ich lass mir doch TALCO nicht entgehen!

TALCO hatten ja schon ein paar Mal im S.O. 36 gespielt. Da war es auch immer voll, teilweise über die Abendkasse ausverkauft aber dass die Band dieses Mal den Club im Vorverkauf ausverkauft hatte, verwunderte mich dann doch. Gut 50 Hoffnungsvolle ohne Karte warteten noch vor dem Club in der Erwartung vielleicht doch noch irgendwie rein zu kommen, als wir diesen um 20.30 Uhr betraten.

Drinnen war es noch nicht all zu voll, da ja schon alle Karten hatten, konnte man es auch geruhsam angehen . Allerdings hat man dann vielleicht die erste Band ASHPIPE verpasst.

Die Italiener eröffneten den Abend und überraschten mit einer selten Besetzung für den Bereich Folk-Punk / Ska-Punk. Die beiden Sänger, die sowohl zusammen als auch abwechselnd sangen, waren optisch zusätzlich markant. Dazu kam noch ein Geiger. Vom Stil her bot die Band eine bunte Mixtur an. Stilistisch wie ein Blumenstrauß, der aus verschiedenen Blumen besteht, deren Stängel jedoch alle die gleiche Farbe haben. Die Band tobte sich, mal in englischer und mal in ihrer Heimatsprache zwischen Skapunk, Folkpunk und Melodic Punkrock aus. Insbesondere die beiden Sänger waren hier optisch als auch vom Gesang her ein Highlight. Seit diesem Samstag weiß ich auch, dass Costa Cannabis ( Sänger von Sondaschule ) einen italienischen Bruder hat.

Dem Publikum gefiel die Band und so wurde die Schar vor der Bühne immer zahlreicher. Besonders die anwesende Weiblichkeit bewegte sich, während sich der maskuline Teil durch Beinwippen langsam eingroovte. Tolle Show, klasse Sound, klasse Band.

ASHPIPE, muss man sich merken!

Als zweite Band an dem Abend betraten nach der Umbaupause THE DREADNOUGHTS aus Vancouver in Kanada die Bühne. Bevor es mit der Musik losging, durfte das Publikum das Bühnengetränk des Bassers, der ein bisschen wie Bruder Tuck aus der Geschichte von Robin Hood aussah, kosten. Danach ging es dann endlich los.

Der erste Song der Band überraschte mit schnellem, perfektem Zusammenspiel und mitreißender Bühnenperfomance. Das war Celtic Punkrock, wie ihn vielleicht The Real Mc Kenzies in jungen Jahren gespielt hatten. Das war schnell, irre, mitreißend, schlichtweg begeisternd. Das anwesende Publikum, von dem überraschend viele die mir bis dato unbekannte Band kannten, drehte sofort durch, und hatte eine Menge Spaß. So hätte es weitergehen können. Danach läutete allerdings der Song “Polka never dies“ eine Kehrtwende ein. Polka und Punk wurde dann geboten. Ungefähr 45 Minuten lang. Die Band drehte auf der Bühne komplett durch. Die Jungs gaben schlichtweg alles. Sie sprangen ins Publikum, machten schlechte Witze, noch schlechtere Ansagen und spielten eine eindrucksvolle Show. Allerdings waren einige Songs von den Texten recht flach und auch der Auftritt der Band im gesamten zeigte, dass die Jungs mehr eine Partyband sind. Das können sie verdammt gut und da haben sie auch eine Menge Spaß. Mehr suchte man bei der kanadischen Band, zumindest an diesem Abend, vergebens.

Sei´s drum, Politik, gesellschaftliche Themen und entsprechendes Engagement gab es danach, von TALCO. Der Saal war, als die Jungs anfingen zu spielen, trotz seit Anbeginn laufender Lüftung sehr warm und natürlich knüppeldickevoll. Das anwesende Publikum tanzte bei den ersten Takten sofort los. Die sowieso gute Stimmung stieg noch mehr an. TALCO trug allerdings auch seinen Teil dazu bei. Die Band sah auf ihrem letzten Konzert der Tour frisch und unverbraucht aus. Besonders Trompeter Sandokan betätigte sich an diesem Abend intensiv als virtuos aufspielender Animateur.

TALCO bedankte sich mehrmals beim Publikum für die tolle Stimmung und bei den anwesenden Freunden für die Organisation des Gigs. Hochmelodischer Punkrock trifft Ska und Einflüsse aus Südosteuropa, so könnte man TALCO beschreiben. Dazu nehme man noch die angenehme italienische Sprache, perfektes Zusammenspiel und eine Liebe zu Geschwindigkeit. TALCO treiben nun schon etlichen Jahren in Unwesen. Auch wenn ich schon einige Shows der Band gesehen habe, faszinieren sie mich immer wieder. So auch an diesem Abend. Da es der Tourabschluss war, wurde auf der Bühne mit den Leuten aus Kanada auch ein bisschen zusammengefeiert. Es war eine klasse Zeit in einem sehr heißen und sehr feuchten Saal. Egal, tanzen, Spaß haben und die Zeit genießen. Dabei nicht vergessen, dass Silvio Berlusconi immer noch ein Arschloch ist, Antifaschismus keine Meinung, sondern ein Verbrechen ist und dies auch leider immer wieder gesagt werden muss.

Nach zwei Zugaben, von denen die letzte garantiert nicht eingeplant war, ging es dann langsam aber sehr zufrieden nach Hause. Glückliche verschwitzte Gesichter im Publikum bestätigten mir, dass ich mit meinen Empfindungen nicht alleine war.

Es war vielleicht nicht der beste Gig von TALCO in Berlin, aber das kann auch an meinem Zustand gelegen haben. Selbst wenn es stimmen sollte, so wäre es Jammern auf hohem Niveau. So hoch, dass es an sich Quatsch ist, darüber überhaupt Worte zu verlieren.


Geschrieben von Frank am 08.02.2011, 00:00 Uhr


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