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Konzertbericht: PSYCHOMANIA RUMBLE Nr. 5 FESTIVAL, 11.06.2011 - 12.06.2011 Lindenpark in Potsdam
Bereits zum fünften Mal fand das Psychomania Rumble im Potsdamer Lindenpark statt. Schon das erste Festival konnte die absoluten Größen des Psychobilly & Rockabilly nach Potsdam locken. Das hat sich die Jahre über nicht geändert. Das hohe Niveau wurde gehalten und so ist es kein Wunder, dass das Festival mittlerweile eine feste Größe in der Szene ist.
Schon beim Weg zum Lindenpark fiel auf, wie viele Autos von auswärts an der Straße parkten. Sogar einige Campingmobile waren dabei.
Der Beginn des Festivals, bei dem pro Tag acht Bands spielen, war auf 18.30 Uhr fixiert worden. Als wir 19.15 Uhr am Lindenpark ankamen, stand schon eine beachtliche Schlange am Einlass, die sogar die Straße blockierte. Wenn ein Auto kam, wurde jedoch bereitwillig Platz gemacht, von den Besuchern, die die Tore zur Hölle an diesem Abend aufstoßen wollten. Beim Anstehen konnte man schon hören, dass viele Besucher eine weite Anreise hatten, es wurde von 6 Stunden Fahrzeit gesprochen, Sächsisch, Rheinländisch und breiter Hamburger Dialekt waren zu vernehmen.
Im Saal des Lindenparks angekommen, spielten gerade LUNATICS ihre letzten Songs.
Die erste Band, The Bodybags hatten wir verpasst.
LUNATICS zeigten mit ihren letzten Songs, dass sie ordentlich nach vorne gehenden melodischen Psychobilly spielen können, der durchaus zu gefallen weiß. Der Saal war schon gut gefüllt und den anwesenden Freunden des Wahnsinns gefiel die Band ebenfalls.
Was sofort beim Betreten des Saals auffiel war die feuchte Hitze die einem massiv entgegenschlug. Das Klima verwunderte, besitzt der Lindenpark doch eine ordentliche Lüftung, die auch bei einem ausverkauften Saal noch für annehmbares Klima sorgt. Was war geschehen? Pünktlich zum Festival war die Lüftung ausgefallen. Der Notdienst war wohl schon gerufen, aber würde er es auch schaffen, die Lüftung zu reparieren oder würde man in zwei Stunden das erste Mal sagen können “Musik, live aus der Sauna“?
Nachdem der erste Klimaschock überwunden war, und die LUNATICS aus Köln die Bühne verlassen hatten, wurde der Biergarten ins Visier genommen, wo sich schon allerlei tätowierte Psychobillys herumtrieben und es sich bei Bier, Steak und Bratwurst gut gehen ließen. Die Stimmung war ausgesprochen friedlich und sehr entspannt. Man freute sich auf den gemeinsamen Abend, traf alte Freunde wieder, lernte neue Leute kennen und genoss einfach die Zeit.
Als dritte Band des Abends machten sich die Berliner von BONSAI KITTEN bereit, die schwitzende Meute zu unterhalten. Sängerin Tiger Lilly Marleen sah in ihrem roten, knappen Glitzerkostüm wieder bezaubernd aus. Da das Publikum größtenteils noch draußen an der frischen Luft war, fing die Band vor vielleicht 150 Leuten an. Die Band gab vom ersten Moment an Gas, und Tiger Lilly Marleen bezauberte sofort, vor allem die anwesenden Männer mit ihren sexy Posen. Allerdings waren es exakt die gleichen Posen wie bei der Record-Release-Party der Band, vielleicht waren sie sogar exakt identisch, was der ganzen Sache einen schalen Nachgeschmack gab. Es war auch insgesamt ein bisschen zu viel Show. Es war etwas zu dick aufgetragen und machte einen etwas aufgesetzt Eindruck. Es war nicht schlecht, aber wenn man die Band kennt, war es nichts Besonderes. Natürlich fehlten im Set der Berliner die neuen Hit-Songs wie “Done with hell“ oder “Don´t mess with me“ nicht, und diese kamen natürlich super an, dem nach ein paar Songs zahlreich anwesenden Publikum gefiel es auch, aber mich persönlich haute es nicht vom Hocker. Ich schaute mir lieber in Ruhe die feilgebotenen Waren am Merchandise an und genoss die frische Luft im Außenbereich. Drinnen war es mittlerweile schon hart an der Saunagrenze, und ich machte mir ernsthaft Gedanken, wann wohl der Kreislauf schlapp machen würde. Die Hitze kurbelte natürlich das Getränkegeschäft an, und so wurde getrunken was Bar und Durst hergaben. Wer Psychobillys kennt, weiß, das da eine Menge geht.
Derweil hatten BONSAI KITTEN ihr Set beendet. Es wurde umgebaut für den ersten Höhepunkt des Abends, für SIR PSYKO & HIS MONSTERS aus Österreich. Spätestens mit ihrem aktuellen Album “Reapers Tale“, welches bei P.Paul Fenech abgemixt wurde, haben sie sich in der Psychobilly-Szene einen Namen gemacht. Die Österreicher sind die Speerspitze der jungen wilden Garde, die schnellen, harten Psychobilly mit Melodie verbindet.
Der Auftritt von SIR PSYKO war ein einziges Fest. Der Konzertraum war mit ungefähr 500 Leuten sehr gut gefüllt, und in der Mitte des Saals entstand in kürzester Zeit ein amtlicher Wrecking-Pit, bei dem keine Gefangenen gemacht wurden. Im Pit ging es mindestens genauso hart zu, wie auf der Bühne. Sänger und Kontrabasser Sir Psyko gab alles, genau wie der Rest der Band. Da die Lüftung immer noch defekt war, war die Luft zum schneiden. Viele entblößte, muskulöse Männeroberkörper zeigten sich. Dabei waren auch einige sehr geile Tattoos zu sehen. Die Ansagen ab Mitte des Sets keuchte Sir Psyko mehr, als das er sie sprach. Es war eine üble Luft, aber die Band hielt durch, und Sir Psyko spielte am Schluss sogar noch zwei Songs mit der Quetschkommode. Es war Wahnsinn! Die Band stellte an diesem Abend massiv unter Beweis, dass sie zu einer der besten Bands der jungen, wilden Garde gehören.
…Psychobilly is not a fashion. Psychobilly is our passion. Psychobilly is our life, the dark side of Rock´n´Roll…
Diese Zeilen nimmt man der Band ohne mit der Wimper zu zucken ab.
So ist es auch kein Wunder, dass sie in diesem Jahr beim Psychobilly-Meeting in Pineda de Mar in Spanien spielen.
Als die Band an die frische Luft ging, ging die Meute mit. Es war im Saal mittlerweile unangenehm schwülwarm. Es war wie im Dampfbad, nur mit Klamotten und Alkohol.
So war auch die Pause, die sich die meisten gönnten länger, und die nächste Band des Abends musste vor ca. 50 Leuten im Saal anfangen. Es waren THE GRISWALDS.
Die Band entspannte die aufgeheizte Stimmung. Sie spielten Rockabilly mit viel Einfluss des guten alten Rock´n´Roll. Dazu trugen Sie Hawaiihemden und machten im Ganzen den Eindruck, dass sie sich selber nicht so ganz ernst nehmen und den Billy auch mit Humor tragen können. Das war natürlich ein starkes Kontrastprogramm zur Band davor. Trotzdem machte die Band viel Spaß und der Saal füllte sich auch wieder Stück für Stück. Es fühlte sich klimatisch trotzdem nicht schlechter an, und tatsächlich, die Lüftung war repariert und es gab Hoffnung den Abend zu überleben, mit all den Freaks.
Freaks ist das richtige Stichwort, denn nach THE GRISWALDS kam der Auftritt der legendären Psycho-Clowns, KLINGONZ.
Die Band kam in schon wirklich sehenswerten Clown-Kostümen auf die Bühne, aber das Beste war echt die Hupe des Sängers, die er in seiner viel zu großen Hose immer mit sich rum trug, und spaßig durch die Gegend hupte. Der Saal war logischerweise sehr voll der Pit war auch bei den Engländern nicht von schlechten Eltern. Die ganze Show war schwer abgedreht, aber musikalisch einwandfrei. Schräger Psychobilly mit ganz viel Circus und viel Humor.
If you like to be on a psychobilly Circus, go to KLINGONZ! Es war ein Fest!
Und dabei standen ja noch zwei Bands auf der Playliste.
Den Anfang von LONG TALL TEXANS verpassten wir, weil wir nach den Engländern noch die laue Abendluft genossen, und uns für die letzten beiden Bands mit leckerer Bratwurst stärkten
LONG TALL TEXANS spielten schon eine ganze Weile, als wir wieder den warmen und vollen Konzertsaal betraten. Es waren mindestens 600 Leute im Saal, vielleicht auch mehr. Der Wrecking Pit war etwas kleiner, was vielleicht auch daran lag, dass einige Besucher schon am Ende ihrer Kräfte waren. Der Sound der UK-Combo zeichnete sich durch eingängige Melodien, angenehmen Rock´n´Roll und Rock-Einfluss aus. Melodischer Psychobilly der vor allem vom Sänger und Kontrabasser Mark Carew lebt. Mark ist ein extrem guter Slap-Bass-Spieler und auf der Bühne unglaublich charismatisch. Am heutigen Abend machte er mit seinem perfekt durchtrainierten, athletischen Oberkörper auch optisch eine Menge her. So gab es also nicht nur was auf die Ohren. LONG TALL TEXANS sind immer wieder ein Genuss. Eine Band die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Ebenso wenig wie den Hauptact des Abends, die Könige des Psychobilly, THE METEORS!
Zu der Band um Mastermind P. Paul Fenech braucht man nichts mehr zu sagen. Sie haben es geschafft schon zu Lebzeiten Kult zu sein, und haben nicht nur viele Bands mit ihrem Stil beeinflusst, sondern wahrscheinlich den Psychobilly erfunden und somit einen Stil nachhaltig geprägt. Keine Frage, dass jetzt der Raum komplett voll war. Jeder wollte die Band sehen, hören und genießen. THE METEORS zogen ab dem ersten Riff das Publikum in ihren Bann und es folgte ihnen in die Untiefen der Seele, des Horrors und der düsteren Träume. Der Wrecking Pit füllte sich. Dort ging es hart, aber selten unfair zu. Ein paar Kabbeleien gab es, was aber wahrscheinlich eher am Alkohol einiger Fans lag, als an wirklich aggressiven Absichten. THE METEORS spielten eher ältere Songs, zogen Jung wie Alt in ihren Bann und zeigten an diesem Abend wieder, dass sie nicht umsonst die Könige des Psychobilly sind.
Wer danach noch nicht genug hatte, wurde vom DJ noch mit tanzbarem Billy bis zum Morgengrauen unterhalten.
Ein großartiger Abend war das! Tolle Bands, tolle Stimmung. Insgesamt ein fast perfekter Konzertabend in Potsdam!
Hätten mich nicht persönliche Dinge kurzfristig davon abgehalten auch den zweiten Tag in Potsdam zu verbringen, hätte ich auch vom zweiten Tag berichten können. Mit Frenzy und Skitzo waren zwei großartige Headliner auf der Bühne:
Wir sehen uns im nächsten Jahr beim PSYCHOMANIA RUMBLE Nr. 6 !
Geschrieben von Frank am 25.06.2011, 00:00 Uhr
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