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Fonstock Festival 8 und 9 Juli

27.08.2011

Fonsstock Festival 8. + 9. Juli 2011 in Nordenham, am Weserstand

Line Up Freitag:
Don’t drop the soap
State of Evidence
Three Minutes Record
Bitume
Radio Havanna

Line Up Samstag:
Mianus
The Clubs
Shanty Chor
Jolly Roger
Coconut But
Skafield
Jamie Clarke’s Perfect
Sondaschule

Das Fonsstock Festival wurde 1994, als Geburtstagsfeier von zwei Nordenhamer Schülern, gegründet 1995 und 1996 fanden ebenfalls Geburtstagsfeiern statt. Ab 1998 wurde das Fonsstock erstmals ein richtiges Festival, für jedermann zugänglich. Im Jahr darauf wurde der Verein gegründet, der das Festival von da an ausrichtete. Mittlerweile hat der Fonsstock-Verein über 50 Mitglieder und dieses Jahr fand das 17. Festival statt. Beliebt und berühmt wurde das Fonsstock-Festival vor allem durch seine günstigen Eintritts- und Getränkepreise und die familiäre Stimmung. Dazu kommen mittlerweile „legendäre“ Auftritte des Shantychors und die in früheren Jahren ausgetragene "Fonsparade“.

Dieser Bericht wird wahrscheinlich der erste und letzte sein, in dem Security Leute eine gute Kritik erhalten. Denn normalerweise kennt man ja diese unfreundlichen Gesichter, die einen mit kurzen Sätzen auf die Regeln aufmerksam machen. Auf dem Fonsstock sind völlig andere Normen vorhanden. Das erste und wahrscheinliche erstaunlichste, was man auf diesem Festival erlebte, war, dass die Securitys den Besuchern anboten, ihnen beim Aufbau der Zelte zu helfen. Wo hat man das denn schon mal erlebt???? Auch sonst war ein sehr nettes Klima zwischen Besuchern und Securitys. Wenn es mal einen Regelbruch gab, dann wurde sehr nett darauf hingewiesen und es gab nicht eine handfeste Auseinandersetzung. Auch die Veranstalter, die man meistens vor der Bühne antraf, grüßten jeden freundlich, ließen sich auch gerne mal auf eine nette Unterhaltung ein oder spendierten das ein oder andere Bier. Herr Lieberberg würde das mit Sicherheit nicht tun. Auch bei einem kleinen Rettungsdiensteinsatz, der durch akute Atemnot einer Besucherin ausgelöst wurde, stand innerhalb Sekunden einer der Veranstalter daneben und kümmerte sich und stellte der Besucherin alles zur Verfügung, was sie zu ihrer Besserung brauchte. Auch ein selten gesehenes Bild, nicht wahr?!

Kleines Manko, das den Einsatz eines Rettungswagens erst auslöste, war, dass die Sanitäter, laut des Veranstalters, nicht zum vereinbarten Zeitpunkt ihren Dienst antraten, so dass ein Notruf abgesetzt werden musste, um der Besucherin zu helfen.

Als zusätzlichen Luxus, gab es jeden Morgen, gegen wirklich kleines Geld, ein leckeres Frühstück nach Wunsch und duschen konnte man sich gegen eine kleine Bezahlung auch.

Radio Havanna
Wer diese Berliner Band noch nicht kennt, ist das selbst schuld. Ein Punkrockkracher der extraklasse.
Persönlich könnte man die Jungs als Gentlemen-Punks bezeichnen, denn wenn man sich ihren Lebenslauf anschaut, findet man fast ausschließlich Benefiz-Auftritte. Außen wild und schrill, innen bedacht und mit Verstand. Ein perfekter Mix um den ersten Tag des Fonsstock Festivals zu beenden. Schon vor Beginn des Gigs, wurde Radio Havanna lauthals von den Zuschauern gefordert. Mit knappen 10 Minuten Verspätung kamen die Vier auf die Bühne und überzogen dafür fast eine halbe Stunde, was beides allerdings relativ wenig auffiel. Bei solch einem geladenen Auftritt hat niemand die Zeit auf die Uhr zu gucken. Es war eine Mischung zwischen Punk und Animation. Die Jungs haben das Publikum und ihre Musik so genial gefeiert, dass selbst ein Hip Hop Püppchen mitgetanzt hätte.

Die Band hat den letzten Zentimeter Platz ausgereizt und auch den letzten Tropfen Schweiß aus den Zuschauern geholt.
Man hat selten ein so großes und wildes Bühnenbild von nur vier Musikern gesehen wie an dem Abend. Wofür 3D wenn man sich auch Radio Havanna anschauen kann?! Ganz großes Kino.
Und viele viele lachende Gesichter.

Jolly Roger
Was bei vier befreundeten Fans und ca. 10 betrunkenen Punks anfing, endete in großem Beifall von mehreren 100 Paar Händen und einem fast leeren Merchandise Stand. Das ist so in etwa die Zusammenfassung der schwierigen Aufgabe einer jungen Band, die in einer völlig fremden Stadt als 3. am Nachmittag um 17 Uhr auf einem Festival auftreten muss.
Mit Sicherheit sind Jolly Roger allen Lesern der Rockzentrale bekannt, falls nicht schaut doch einfach mal in die CD Review oder in die Bands des Monats da findet ihr alles über die Piraten!

Nach einem aufmerksamkeitserregenden Start füllten sich die noch recht leeren Zuschauerreihen doch sehr schnell, trotz immer wiederkehrender kurzer Regenschauer. Die Set List war ein Mix zwischen dem mittlerweile etwas älteren Album „Wohin es uns führt“ und den Liedern, die voraussichtlich alle auf das neue Album, für das die Düsseldorfer momentan im Studio stehen, kommen. Auf Grund von mehreren technischen Schwierigkeiten mit seiner Gitarre und seinem Stimmgerät musste Sänger und Gitarrist Christian „Chri“ Hoffmeier seinen ganzen Charme auf die Bühne packen: „Sorry Leute, meine Gitarre und ich, wir werden heute keine Freunde mehr.“ Was allerdings gut beim Publikum ankam, weshalb dann doch trotz verstimmter Gitarre getanzt, gefeiert und gelacht wurde.
Nach dem Konzert wurde der Merchandise Stand überfallen, auf den, durch einen netten Gruß von der Bühne zu Merchendiser Max Becker, dezent hingewiesen wurde.
Fazit: Gute Laune steckt an und die Düsseldorfer werden mit Sicherheit nächstes Jahr wieder zum Fonsstock eingeladen. Die vier 20 – 28 jährigen Musiker wickelten die Fans ohne Probleme mit viel Charme um die Finger und erzielten beim Publikum eine stetig wachsende Begeisterung, die am Ende nicht mehr abebben wollte.
Gerne mehr!

Jamie Clarke’s Perfect

Besteht die Möglichkeit der Objektivität, wenn man weiß, dass der Sänger und Gitarrist dieser Band von den Pogues und der Gitarrist von den Frantic Flintstones kommt?! Nein! Dass heißt, man steht im Publikum summt die ganze Zeit „Dirty old Town“ oder „Irish Rover“ aus lauter freudiger Erwartungen vor sich her und wartet, dass diese Männer, die von diesen ganzen Musikern auf dem Fonsstock wahrscheinlich am längsten in der Szene dabei sind und sicherlich am meisten erlebt haben, endlich anfangen. Viele fragen sich sowieso, weshalb Perfect nicht als Headliner spielen. Denn man kann nun wirklich nicht behaupten, dass man zwischen Sondaschule, einer natürlich tollen Band, die auch Spaß macht, und Perfect, von denen schon zwei Männer tatsächlich Musikgeschichte geschrieben haben, einen Vergleich ziehen kann.
Nun denn. Die Männer starten mit dem Soundcheck und beginnen ihre Banjos und Gitarren zu stimmen. Doch schon beim betreten der Bühne für den Soundcheck spürt man sofort eine solche Ausstrahlung dieser Männer, dass eine riesige Spannung in der Luft liegt, wie noch nie an diesem Wochenende. Es ist bereits dunkel und Perfects, die einem, allein durch das auf die Bühne gehen ohne etwas zu sagen, das erste Mal, mit Sicherheit ungewollt, deutlich den Eindruck vermitteln, dass die Bühne definitiv höher liegt als der Publikumsbereich, fangen an einen Witz nach dem anderen zu reißen und verbreiten, sobald sie anfangen miteinander, dem Publikum oder den Technikern zu sprechen, einen solchen Spaß, dass die Erfurcht vor diesen Geschichtsschreibern ein bisschen nachlässt und der kaum aushaltbaren Vorfreude weicht.

Wenn man dann mal den Blick von der Bühne reißen kann, bekommt man leicht den Eindruck, dass die meisten Zuschauer überhaupt keine Ahnung haben, mit wem sie es da zu tun haben. Doch beunruhigt einen das nicht, denn schon seit dem Soundcheck strömen unaufhaltsam immer mehr Leute Richtung Bühne. Es ist mit Sicherheit viel Neugier dabei, denn die meisten waren schon beim Anblick der Instrumente begeistert. Banjos, Gitarren, Mandolinen und Folk-Gitarren. Allein Jamie Clarke musste beim Line-Check drei Instrumente einspielen.
Also Neugier geweckt und los geht’s.
Die Musikrichtung dieser Band müsste man eigentlich „Tanzbar“ nennen. Es sind so viele verschiedene Einflüsse darin, unter anderem Rockabilly, Irish Folk und Punk, die allerdings alle so wunderbar fließend miteinander vereint werden, dass man daraus eine neue Musikrichtung erschaffen sollte. Auch die meisten Musiker, die in den vergangenen Tagen dort gespielt haben und noch geblieben sind, werden nun vor die Bühne gelockt und sind auch völlig begeistert. Denn diese Band hebt natürlich den Altersdurchschnitt ganz deutlich und die jüngeren Musiker bewundern, was gerade vor ihnen auf der Bühne passiert. Mit einer solchen Selbstverständlichkeit hat man selten Leute auf der Bühne stehen gesehen. Nach den vielen Jahren der Musik und der Auftritte können diese Männer auf der Bühne mit Sicherheit von einem heimischen Gefühl sprechen. Es wurde eine Stunde lang getanzt und gelacht und die Band musste drei Mal zurück auf die Bühne für Zugaben, denn die Jubelrufe nahmen kein Ende.  


Geschrieben von chinawild am 28.08.2011, 00:00 Uhr


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