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Disposed To Mirth, All You Can Eat, Tasters und Texas in July - Hardcore in Wolfsburg

30.10.2011

Es sollte eigentlich kein großartiger Mittwoch-Abend werden. Wer schließlich Urlaub hat und die Tage davor immer mal etwas intus hatte, der macht sich keine großen Gedanken darüber, wie er einen „Ruhe-Tag“ eigentlich am liebsten verbringen möchte.
Noch bevor ich in Gedanken versinken konnte, meldet sich „Oigen“, der treue Trommler unserer kleinen, unbedeutenden Keller-Band, um mich spontan auf ein Konzert einzuladen, das im „Jugendhaus Ost“ in Wolfsburg stattfinden soll. „Gute Sache“, dachte ich mir, da ich mal wieder etwas Live-Musik vertragen könnte, ganz zu schweigen von den Leuten, die ich endlich mal wieder sehen würde. Auf geht’s!

Nur 5€ kostet der Spaß, der unter Woche auf uns warten sollte. So wie man mir das erklärt hat, gibt es immer mal wieder Veranstaltungen im „Ost“, die am frühen Abend beginnen, damit die Feier nicht bis in die Nacht geht. Das sei wohl für all jene, die am Tag danach immer noch ihren Job machen mussten. Immerhin, eine nette Idee!
Erwarten würden uns an diesem Abend folgende Bands: „Disposed To Mirth“, „All You Can Eat“, „Tasters“ (die ersatzweise für „Noise Of Minority“ gespielt haben) und „Texas In July“. Besonders beide letztgenannte Bands haben einen guten Ruf und sind auch relativ bekannt. Hardcore-Fans freuen sich!

Wir kamen zwar etwas spät, aber dennoch früh genug, um einen Eindruck von der ersten Band „Disposed To Mirth“ zu bekommen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir sogar noch ein bisschen später kommen können, denn der Sänger hat mir mit seinem Getue den letzten Nerv geraubt. Die Musik – auch wenn sie handelsüblich nach Hardcore klang – war nicht sonderlich mitreißend und klang auch nicht wirklich danach, als dass ich sie jemals wieder erkennen würde. Nichts, als runter gespielter und durchschnittlicher Hardcore. Verschlimmert wurde der Auftritt – wie bereits erwähnt – vom Sänger. Dieser hatte nämlich – sofern er nicht sein Versprechen brach, indem er nach dem „wirklich letzten Lied“ noch eigenwillig 2-3 Zugaben spielte, obwohl diese Musik offensichtlich kaum jemand interessierte – nichts besseres zu tun, als ständig mit dem Publikum zu reden und zu sagen: „Kommt nach vorne ey, los schon“. Dass man sowas sagt ist verständlich und auch nicht unüblich, aber es nach fast jedem Song (und sogar währenddessen!!) immer wieder zu erwähnen ist echt nervtötend.

Glücklicherweise endete diese Misere und „All You Can Eat“ betrat die Bühne. Diese Jungs waren nicht nur etwas jünger (fast schon niedlich), sondern waren mir aus einem Grund auch noch weitaus sympathischer: Sie haben sich die überflüssigen Worte gespart und haben sie stattdessen in ihre Songs gepackt; und das in Form von Gesang. Sie waren auch kein großartiger Knaller, aber deutlich besser als die Band davor. Es mag zwar musikalisch alles „ok“ gewesen sein, aber es klang wie jeder handelsübliche Hardcore.  Es war ganz nett, aber auch hier fehlte mir etwas die Abwechslung und ich beschloss mich mit Oigen in Richtung Bar zu begeben, um ein paar alte Gesichter wieder zu sehen. Die Zeitreise sollte beginnen!

Nach einem kleinen Trip nach draußen (den wir nach unserem Besuch in der Bar starteten) und ein paar Bierchen beschlossen wir, uns wieder nach drinnen zu begeben, denn die Gruppe „Tasters“ aus Italien sollte bald zu spielen anfangen.
Doch kaum waren die sechs Herren anwesend, ging es los! Wow!! Ein extrem fetter Sound, körperlich sehr aktive Bandmitglieder und Leidenschaft ohne Ende! So könnte man den Auftritt wohl am besten beschreiben, wenn man es denn wirklich wollte. Sie rissen das Publikum förmlich mit und sagten auch in einem sehr ordentlichen Englisch, wie „Fucking Awesome“ (also „verdammt geil“) die Leute doch seien, die diese Band feierten. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn „Tasters“ haben schon verdammt geil gespielt. Hartes und heftiges Riffing, grandioses Shouting und eine riesige Menge an Energie, die die Italiener versprüht haben. Meinem Kopf tat es zwar nicht gut, da ich direkt neben den Boxen stand, aber diesen Sound auch noch im Herzen zu spüren (ob das gesund ist?...) machte die Kopfschmerzen wieder wett! Geil! Natürlich sollte es auch so sein, dass ich mir von dieser Band einen Silberling besorgen würde (das Review dazu gibt es auch schon).

Nach etwas längerer Pause und vielen bekannten Gesichtern kamen auch nun „Texas In July“ auf die Bühne, um Wolfsburg endgültig den Rest zu geben!
Allerdings habe ich von diesen Leuten nicht mehr so viel mitbekommen, wie vom Rest davor. Das, was ich gehört habe, klang zwar gut und auch weitaus besser, als das, was die ersten beiden Vorbands lieferten, allerdings blieben „Tasters“ das Highlight des Abends. Das soll natürlich nicht das Ergebnis schmälern, was die Jungs auf der Bühne gezeigt haben. Außerdem schien ich alleine mit dieser Meinung zu sein, denn die Zuschauer gingen noch einmal richtig ab und sorgten für dicke Luft innerhalb des Raumes. „Texas In July“ schienen also ordentlich aufzuräumen, indem sie die ganzen Reihen von Fans wegzubrüllen drohten. Dass auch die Klangkulisse entsprechen gut war, ließ sich nicht von der Hand weisen.

Doch leider wurde das Konzertvergnügen durch die „Fans“ ziemlich geschmälert. Ich habe nichts gegen Pogo, der etwas heftiger ausfällt, aber ich finde dieses affige Rumgehüpfe und „Wilde-Um-Sich-Schlagen-Und-Treten“ ziemlich bescheuert. Erstens wurden ein paar Leute verletzt, die eigentlich nur das Konzert genießen wollten und zweitens war prinzipiell zu wenig Platz übrig für so einen Schwachsinn. Wer auf solche kampfkunstähnlichen Stückchen steht, der kann das entweder zu Hause in seinem Keller machen oder dann fabrizieren, wenn wirklich genug Platz dafür ist, um andere Zuhörer nicht auch noch in Mitleidenschaft zu ziehen. Wer trotz allem so hirnamputiert rumfuchtelt und damit billigend größere Schäden an Unbeteiligten in Kauf nimmt, der scheint ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst und seinem Leben zu haben, wenn man um jeden Preis die eigene Scheisse so dermaßen aus sich heraus „tanzen“ muss. Sorry, aber für so etwas habe ich NULL Verständnis. Wahrscheinlich genau so viel, wie das Mädel, das dann schließlich unter großen Schmerzen heraus gezogen wurde, da sie keine Luft mehr bekam…ob sie nun mit gemacht hat kann man schwerlich sagen, aber die Blicke derer, die ebenfalls getroffen (und im besten Falle nur geschrammt wurden) wurden, sprachen ebenfalls Bände.

Alles in Allem war es jedoch ein toller Abend mit viel Wiedersehensfreude und Bands, die mir diesen „nicht großartigen Mittwoch-Abend“ versüßt haben. Ich habe nicht nur eine neue Band kennen gelernt, die ich dauerhaft in mein Musik-Repertoire aufnehme, sondern auch endlich mal den alten Schuppen von innen wiedergesehen, in dem ich vor ein paar Jahren auch noch etwas häufiger gewesen bin. Es ist einfach nur schön, wenn man wieder mal ein wenig in der Vergangenheit herumhängen kann. Hurra!


Geschrieben von ChaosZx2 am 31.10.2011, 00:00 Uhr


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