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BERLINSKIBEAT, DISTEMPER & TALCO am 22.03.2013 im Astra Kulturhaus in Berlin

25.03.2013

Konzerte der italienischen Band TALCO sind in Berlin seit Jahren Höhepunkte. Die Band hat viele Fans in Berlin und die Begeisterung ist entsprechend groß wenn die Band auf der Bühne steht. Im letzten Jahr hat die Band zwei Mal im S.O. 36 gespielt und zwei Mal waren die Konzerte sehr gut besucht. Zwei Sets hat die Band gespielt, so dass es sich gelohnt hat, zwei Mal ins S.O. 36 zu gehen.

Nun hieß es, statt zwei Mal im S.O. 36, einmal im Astra aufzutreten. Ein größerer Club, mit zwei weiteren Bands zu einem extrem fairen Eintrittspreis.

Von Frühlingserwachen war an diesem Freitag nicht viel zu spüren. Dauerfrost war auch an diesem Tag und für das ganze Wochenende angesagt. Statt T-Shirt-Wetter, Schal und Mütze. Davon ließ sich jedoch keiner der Besucher die gute Laune verderben, und so war die Stimmung vor dem Astra schon sehr gut und sollte im Club selber noch besser werden.

Der Einlass begann pünktlich um 20.00 Uhr und wer das beheizte Vorzelt des Clubs betrat und sich dann aufgewärmt hatte, freute sich auf einen schönen Konzertabend.

BERLINSKIBEAT eröffneten um 20.45 Uhr. Acht Männer, 5 Nationalitäten, Berliner Schnauze und eine große Mixtur aus allem was die Welt der Musik zu bieten hat. Mit zwei Drummern begann die Band ihren Gig. Die beiden Drummer wechselten ihre Instrumente noch, wie die anderen Bandmitglieder auch. Unzählige Instrumente wurden gespielt und genauso unzählig waren die stilistischen Einflüsse. Klezmer, Balkanbeat, Punk, Ska, Reggae, Straßenmusik, Folk, Mittelalterrock, Dancehall und noch viele weitere Stile prägen den Sound der Band. Von alten Schlagern in neuem Gewand wie “Berliner Pflanze“ bis zu kompletten Eigenkompositionen reicht das Programm. Die Songs sind extrem tanzbar und die Band macht auf der Bühne eine große Show so, dass sowohl für die Beine als auch für´s Auge was dabei ist. Die Band setzt sich aus gestandenen Musikern zusammen, wie z.B. Steve the Machine ( u.a. Ex-Terrorgruppe ) an den Drums. Der Balkansound ist momentan ja sehr beliebt und die Partys der Szene füllen immer größere Clubs. Das Musik die Menschen vereint, zeigten die Fans von BERLINSKIBEAT an diesem Abend eindrucksvoll, waren hier doch alle Altersschichten von 20 - 45 Jahre vertreten, Alt und Jung, Normalo und Subkultur, alle hatten zusammen Spaß und der Band schien es auch zu gefallen. Ab der Mitte des Sets gab die Band ein paar Songs die sehr an Seeed erinnerten, zum Besten, was natürlich dann so ein bisschen die Vermutung weckt, das die Band was von dem Kuchen an dem Seeed sitzt, abhaben möchte. Ich will hier keinen Kommerzvorwurf bringen, aber man versucht Bands ja irgendwo einzuordnen, und da war die Seed - Schublade all zu offensichtlich.

Der Auftritt von BERLINSKIBEAT wusste definitiv zu gefallen und hat Spaß gemacht. Das sah das Publikum auch so. Gut halbvoll war das Astra und zum Auftritt der nächsten Band, DISTEMPER aus Russland, war das Astra dann knapp ¾ voll.

DISTEMPER aus Russland machen seit vielen Jahren mit ihrem schnellen Skapunk die Bühnen Europas unsicher. Die letzten Konzerte in Berlin und Umgebung waren auf kleineren Bühnen und so war ich gespannt, wie die Moskauer auf der großen Bühne des Astras klar kommen würden. Die Frage hätte ich mir allerdings nicht stellen müssen, ist die Band doch schon lange genug dabei um auch locker größere Bühnen bespielen zu können. Das zeigten sie dann auch eindrucksvoll und gingen sofort mit schnellen Skapunk - Nummern zur Sache. Das Maskottchen und stetes Symbol der Band, der Hund, tanzte nach den ersten Songs enthusiastisch auf der Bühne mit. Das Publikum tat es ihm gleich. Vor der Bühne wurde sich ordentlich bewegt, die Stimmung war großartig und immer mehr Leute drängten nach vorne um die Band besser sehen zu können und um sich dem tanzenden Mob anzuschließen. DISTEMPER spielten ein druckvolles Ska-Punk Set mit einigen Songs die ich schon länger nicht mehr gehört hatte. Die Band schloss mit “Moscow Reggae“ ihrer Version

von “ Sunshine Reggae“. DISTEMPER gelten leider immer noch als Geheimtipp, obwohl die Band schon seit Jahren durch stetes Touren und energiegeladene Shows auf sich aufmerksam gemacht hat. DISTEMPER ernten langsam die Früchte ihrer Arbeit. Ich gönne ihnen das von ganzem Herzen.

Nun hieß es noch mal durchatmen, frische Getränke zu sich nehmen und das Herzklopfen noch unter Kontrolle halten. Die letzte Umbaupause des Abends. Für TALCO wurde alles vorbereitet. Als die Band die Bühne betrat war die knisternde Anspannung förmlich zu spüren. Die ersten Takte der Band aus Marghera /Venedig erklangen und das Astra verwandelte sich in ein Tollhaus. Mindestens der halbe Saal sprang, tanzte, sang mit und genoss den Auftritt der Band, die begeistert war, dass sie auch im Astra frenetisch empfangen wurden. Die Band die mit ihrem Sound aus Patchanka, Ska und Punk quasi einen eigenen Stil kreiert hat, fasziniert mich live immer wieder. Perfektes, enthusiastisches Zusammenspiel, gepaart mit einer Lässigkeit die ihresgleichen sucht. So sah es auch das Publikum. Der Auftritt war ein einziges Fest und die Stimmung im Publikum extrem gut und freundschaftlich. Die Band spielte vornehmlich Songs ihrer letzten Alben “La Cretina Comedia“ und “Mazel Tov“, vor allem aber auch Songs ihres aktuellen Albums “Gran Gala“.

TALCO sind eine Band die einen immer wieder vom Hocker haut, auch wenn man sie schon länger kennt. Die Musik geht automatisch in die Beine, die Texte der Band, stets in italienisch gehalten in den Booklets der Alben aber immer englisch übersetzt, sind antifaschistisch, sozialkritisch und vor allem kritisch im Umgang des eigenen Landes und des Feindbildes Berlusconi. Berlusconi, der mit seiner Politik, seinem Handeln und seiner Einflussnahme eine ganze Nation kurz vor den Abgrund gebracht hat. Der Mensch, der das Land runtergewirtschaftet hat und ein System von Korruption, Vetternwirtschaft sowie medialer Einflussnahme so perfekt aufgebaut hat, dass ein anderes Italien kaum möglich erscheint. All das besingen TALCO. Man kann mitfühlen, dass die Band jede Zeile von Herzen geschrieben hat und auch genauso meint, wie sie gesungen wird.

Das Konzert von TALCO war wieder mal grandios, insgesamt betrachtet nicht ganz so gut wie im S.O. 36, was aber eher am Club lag als an der Band.


Geschrieben von Frank am 26.03.2013, 00:00 Uhr


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