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Bigfood, Kill Your Kitty, Delusive Utopia – Jugendclub Maxim, Berlin


Es macht Spaß, Bands über die Jahre zu beobachten. Gestern wurde mir dieses Vergnügen zuteil, als ich ein Konzert von KILL YOUR KITTY und DELUSIVE UTOPIA besuchte, im Jugendclub Maxim in Berlin-Weißensee. Viele alte Bekannte vor und auf der Bühne, ausgelassene Stimmung, ich habe nur leider die erste Band verpasst, BIGFOOD, über die ich daher nichts berichten kann. Stattdessen kam ich gleich in die ersten Songs der Katzenhasser geschneit, die definitiv den dicksten Sound hergestellt haben, den ich an diesem Konzertort bisher vernommen habe. Hatte ich die Band für mich selbst einigermassen Nu Metal verortet, so muss ich mich doch korrigieren, haben sie doch eine deutlich größere Bandbreite als die meisten dieser langsamen Stumpfbands. Groovige Bretter wechseln sich mit schnelleren, beinahe punkigen Parts ab, da merkt man ab und an sogar den Nachhall aus der Zeit, als die Gründungsmitglieder in einer Horrorpunk-Band spukten. Trotz abwechslungsreich konstruierter Songs spielen die Jungs so exakt, und auch der Sound wirkte so aufgeräumt, dass diverse Breaks und Taktwechsel ihre Wirkung nicht verfehlten. Das musste auch das Publikum anerkennen, das vermutlich die meiste Zeit eher Punk hört, aber diese Darbietung zumindest nicht ohne weiteres ignorieren konnte. Das ist übrigens auch der Fluch von KILL YOUR KITTY: Aus der Punkszene kommend, sind sie ihr musikalisch entwachsen und sitzen so bei ihrer Hörerschaft zwischen den Stühlen. Die Punks sind oft skeptisch gegenüber dem Metal, die Metaller wiederum bewegen sich in ihren eigenen Bahnen und bekommen daher selten etwas von der Existenz dieser Band mit.

Der Qualität des Gigs tat dies keinen Abbruch, man merkte der Band den Spaß an und sogar eine Unterbrechung wegen des undichten Dachs konnte die Stimmung nicht trüben. Schönes Gepose unterstrich zusätzlich die Härte der Musik, zum Glück braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass die Band sich bei dem Gehabe übertrieben ernst nimmt – Songtexte über das Sexualleben des Ameisenigels (ein vierköpfiger Penis!) oder eine nerdige Verneigung vor Darth – pardon, Lord – Vader machen deutlich, dass da relativ unbekümmert alles mögliche verarbeitet wird, was der Truppe gerade Spaß macht. Sehr positiv aufgefallen ist mir schließlich der Einsatz eines zweiten Gitarristen, welcher der Band auch durch seinen Gesang ermöglicht hat, sich bei neuen Songs stilistisch weiterzuentwickeln. Dennis ist seit letztem Jahr dabei, ich bin gespannt, was da demnächst noch kommt.


Dann DELUSIVE UTOPIA, die ich auch seit einigen Jahren immer wieder mal zu hören bekomme, aber meistens schwierig objektiv beurteilen kann, weil ich beim Auftritt meistens schon leicht angetütelt bin. Das trägt wiederum zu meiner Empfänglichkeit für diese Portion krustigen Hardcores bei, den die Band dank langer Erfahrung und Zusammenspiel ohne große Umschweife aus den Saiten schüttelt. Da gibt es im Wesentlichen zwei Stufen der Intensität, laut oder sehr laut, vom Tempo immer mal variabel und im Mittelpunkt des Gewitters Sängerin Peacey mit ihren endlos langen Dreadlocks, die mal versonnen in die Musik ihrer Mitstreiter reinhorcht, um dann wieder loszubrüllen wie eine Löwin. Insgesamt war der Sound hier roher und krachiger, wodurch leider der Teil der Musik schwerer zu hören war, der gerade nicht volle Kanne auf die Umme ging. Dennoch, der Saal war trotz später Uhrzeit gut besucht, auch hier kamen sowohl Musiker als auch Publikum auf ihre Kosten, und den Bassisten abgehen zu sehen wie Taz von den Looney Tunes macht mir auch immer Freude. Für mich bleibt ein Höhepunkt der Konzerte das Stones-Cover „Paint it Black“, von dem ein Freund mal sagte, so sei der Song bestimmt eigentlich gedacht gewesen. Definitiv eine zeitgemäße Umsetzung, der man die Finsternis im Herzen abnimmt. Nur vom Hören wohlgemerkt, denn was die Band da feiert bleibt bei aller Härte eine Party, und daher sind ihre Auftritte auch als sichere Bank dafür, dass man sich ohne Firlefanz das Gehör föhnen lassen kann. Schöner Abend mit guten Leuten und wüster Musik, I'll be back!


Setlist KILL YOUR KITTY:
Can´t You See
Live in a Mirror
W.H.Y. (We Hate YOU)
I Eat Your Heart
Echidna
Song For Your Funeral
The Ocean Between
How to Kill a Kitty
Can You Remember
My Name is Vader
Sailor
Like Fireflies
Die Schnulze
Inside My Head
Into Darkness
Krümelmonster
Dark Days and Black Clouds


Setlist DELUSIVE UTOPIA:
Intro
Redrum
Oblivion
Age of Paranioa
TV-Stupidity
Perfect Machine
Paint it Black
Anthem of Misanthropy
Gentrification
False Prophet
Ship Breaker
Black Blood
Consume or Die

Geschrieben von King Kraut am 25.05.2014, 12:08 Uhr


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Bilder

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