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With Full Force Festival driftet nach rechts


Das With Full Force Festival möchte sich politisch eindeutiger positionieren. Ganz am rechten Rand scheint man nun einen lauschigen Platz für sich gefunden zu haben. Passend zu der Neuorientierung wurde die nationalistische Rockband Frei.Wild für das diesjährige Open Air Festival in die Headliner-Liste aufgenommen. Dass man sich damit den ganzen faschistischen Pöbel ins Publikum holt scheint zum Einen bekannt und zudem nicht ganz unerwünscht zu sein. Der Veranstalter kommentiert die Verpflichtung wie folgt: Frei.Wild sei die "angesagteste, zugkräftigste und umjubeltste, aber auch eine der umstrittensten Bands des Streetpunk-Sektors". Abzuwarten bleibt, ob die anderen Bands mit dem braunen Pack eine Bühne teilen wollen.

Update: Das Three Monkeys sagt angesichts dieser Bandverpflichtung die WarmUp Party für das With Full Force Festival ab. Hier das komplette Statement:

Keine "With Full Force" WarmUp-Party 2013 im Three Monkeys!

Aufgrund der jüngsten Festivalbuchung, die unter anderem die Band "Frei.Wild" bestätigt, sehen wir im Three Monkeys davon ab, die WFF WarmUp Party für Hamburg durchzuführen.

Wir bedanken uns dennoch für eine tolle Zusammenarbeit mit dem WFF-Team in den letzten 4 Jahren, wo wir für Hamburg die einzige, offizielle WarmUp-Party veranstalten durften.

Keine Macht den Nazis. Nirgends. Niemals.

PS: Wir freuen uns dafür umso mehr, euch in diesem Jahr (erneut) die Party.San WarmUp Nacht und (ganz neu) das ExtremFest WarmUp präsentieren zu können! Also: Augen offen halten.

Das Visions Musikmagazin stellt nun sämtliche Promotion für das Festival ein. Das Visions war bisher offizieller Unterstützer des WFF. Das Statement des Herausgebers Michael Lohrmann liest sich wie folgt:

guten tag! ich mische mich mal ungefragt ein. natürlich werden über die band tickets verkauft - das ist der grund, warum ein veranstalter viel kohle für die gage in die hand nimmt. alleine in dortmund waren 12.000 leute - es ist ja nun wahrlich nicht so, als wenn freiwild keine fans hätten (und tagestickets wird man vermutlich wohl auch kaufen können?). ganz zu schweigen davon, dass die band musikalisch unfassbarer müll ist, bin ich der meinung, dass einige freiwild-songs, darunter auch neue, textlich absolut inakzeptabel sind - national-tümmelnde und extremistische texte werden durch bekenntnisse, dass man gegen rechts und extremismus an sich sei, leider auch nicht besser. und welche leute sich in deutschland von heimatstolz-parolen und diesem scheiss märtyrer-pathos ("wir gegen die", "feinde deiner feinde") abgeholt fühlen, sollte uns allen klar sein. NPD-funktionäre sagen nicht umsonst, dass sie mit einem großteil der freiwild-textaussagen konform gehen und verloten die "gegen nazis"-aussagen der band als besten weg, um im im sinne von nährboden und unterwanderung eine breite masse zu erreichen - es ist wie seinerzeit bei den onkelz: die band bedient am ende des tages zwei lager, und das mit gezieltem kalkül und durchaus großem geschick. Natürlich ist es dabei nicht so, dass leute, die zu einer freiwild-show gehen, automatisch nazis bzw. rechts von der mitte sind. und vielleicht ist gerade das genau das problem, denn ein nicht kleiner anteil von freiwild-fans schwingt eben rechts von der mitte, denn jede band zieht das publikum, das sie verdient - es gibt ja gute gründe, warum NPD-funktionäre freiwild für sich entdecken und nicht die beatsteaks oder deichkind. und für die, die politisch eher unorientiert sind, wird so eine show somit zu einem möglichen ort, um in bedenkliche gefilde abzudriften. weil man unter umständen mit den falschen leuten feiert. weil da eine verbrüderung und ein zusammenhalt entsteht (wir gegen die, feinde deiner feinde, jaja). weil man dadurch teil einer sache wird, die man später bis aufs blut verteidigt, denn: "das sind doch keine nazis, die haben doch sogar von der bühne aus gesagt, dass sie gegen nazis sind!". und schwuppsdiwupps ist man parteiisch und sieht in jedem, der die band kritisiert einen linken antifa-spinner, der deutschland scheisse findet und der der mainstream-presse nachlabert (schön nachzuempfinden auf der WWF-seite bei facebook). wo bitteschön führt sowas hin? abschließend: ich bin gespannt, was auf dem festival so abgeht, wenn tendenziell linke und punks auf frei.wild-jünger treffen. das hat potential für extrem unschöne szenen. kurzum: visions wird von der präsentation des festivals zurücktreten. wir können unseren lesern nicht empfehlen, ein festival zu besuchen, wo mit deren geld eine band wie frei.wild bezahlt wird.

Update: Das offizielle Statement der Visions zur Abkündigung des Supports findet sich inzwischen auf ihrer Homepage: With Full Force - Mit Frei.Wild, ohne uns

Auch Jägermeister denkt offen darüber nach, die Unterstützung für das Festival zu beenden. Schön, dass sich auch die Industrie noch Sorgen macht um ihren Ruf. Hier die Antwort des Likör-Herstellers auf eine Anfrage.

Die Mast-Jägermeister SE hat in ihrem Leitbild Werte wie Weltoffenheit, Toleranz und Respekt fest verankert. Zu diesen Werten stehen wir. Diese Werte leben wir. Jägermeister wird heute in rund 90 Ländern weltweit konsumiert und ist damit nicht nur im niedersächsischen Wolfenbüttel, sondern auf der ganzen Welt in vielfältigen Kulturen zu Hause.

Vor dem Hintergrund unserer Werte werden wir das geplante Sponsoring des Festivals „With Full Force“ zunächst stoppen. Wir erwarten vom Veranstalter zum geplanten Auftritt der umstrittenen Band Frei.Wild auf dem Festival eine klare Stellungnahme. Sollte der Veranstalter weiterhin das Booking der Band bestätigen, werden wir unsere Sponsoring-Aktivitäten einstellen.

Der Festivalguide hat wie so viele öffentlich eine Erklärung der Veranstalter gefordert. Bis dahin lässt die Webseite ihre Präsentation des WFF zunächst ruhen. Hier nachzulesen: Frei.Wild beim With Full Force.

Update: Am Abend des 15. Februar gibt es eine erfreuliche Nachricht zu vermelden. Frei.Wild selbst sagt den Auftritt auf dem With Full Force ab. Natürlich wie es sich für diese Band so gehört nicht, ohne sich selbst als die Guten hinzustellen die Schuldlos von ein paar wenigen Denunzianten angegangen werden. Für die Band wieder ein Mosaikstein in ihrer Selbstdarstellung als ehrhafte Kömpfer gegen eine böse und ungerechte Welt. Dass der Veranstalter trotz aller Kritik an dieser Band festhielt sollte man dabei nicht gleich vergessen, denn die Devise "Kommerz vor politischem Anstand" sollte grundsätzlich nicht unterstützt werden.

Frei.Wild werden nicht auf dem "With Full Force Festival" auftreten. Die Band bedauert es sehr, dass ein Auftritt unter den gegebenen Umständen nicht möglich ist. Philipp Burger: "Wir haben uns wirklich ganz besonders auf den Auftritt und auf eine erneute Begegnung mit den Festivalbesuchern des With Full Force gefreut. Wir erinnern uns mit Freude an den WFF - Auftritt 2010. Dieser gehörte ohne Zweifel zu den Jahreshöhepunkten, aber wir wollen und werden keinesfalls die Existenz des Veranstalters und somit des Festivals aufs Spiel setzen."

Einer kleinen, aber effizienten Gruppe von Internet-Freaks ist es gelungen, einen sogenannten "Shitstorm", ein Phänomen im Rahmen von sozialen Netzwerken, bei dem Emotionalisierung zu Massenentrüstungen führt, zu starten, der eine hektische Medienberichterstattung zur Folge hatte. Die Veranstalter des Festivals sind hierdurch dermaßen unter Druck geraten, dass sich Frei.Wild gezwungen sehen, ihren Auftritt aus freien Stücken abzusagen. Philipp Burger dazu: "Wir spielen dort, wo man sich ungetrübt auf uns freut. Wir suchen nicht die Auseinandersetzung mit unseren Gegnern auf Gedeih und Verderben. Am meisten tut es uns für unsere Fans leid. Unser Publikum ist großartig und kennt unsere Positionen, teilt sie und fällt nicht auf die Stimmungsmache einiger Medien herein. Die Vorwürfe sind alte Hüte mit faulen Löchern, die aber scheinbar bis heute nicht an medialer Brisanz verloren haben, leider."

Update: Jupiter Jones, die Frei.Wild bekanntlich sehr skeptisch gegenüberstehen haben ein offizielles Statement zu der Absage des Auftritts veröffentlicht. Hier findet sich das PDF. Ein Interview, oder was man so nennen mag, hat die Visions mit dem Veranstalter geführt, der nach wie vor kein Problem dabei sieht, rechtsoffene Bands zu verpflichten. Gut, irgendwie lässt das Interview auch Rückschlüsse über die geistige Leistungsfähigkeit des Befragten ziehen. With Full Force - Macher im Interview.


Geschrieben von aaaaaprvdgrwwelt am 12.02.2013, 22:32 Uhr


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1 Kommentar

Avatar
Klaus Günther (unregistriert)
Geschrieben am 12.02.2013, 22:41 Uhr

Wirklich sehr objektiver und seriöser Bericht.


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