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DIE KLEINEN GÖTTER - Zuhause
Zuerst muss ich meckern: Wenn ich ein Album von Pillemannfotzearsch besprechen soll, dann will ich auch das Album! Und nicht eine Promo-CD mit lediglich gedruckten Booklet-Außenseiten. Für mich gehört zu einem Produkt auch das Booklet, das gesamte Layout und gerne auch abgedruckte Texte. Das mag altmodisch klingen, aber ansonsten könnte man mir die Songs auch per E-Mail schicken - und Wegwerfmentalität gibt es bei Musikkonsumenten mittlerweile schon genug. Vermutlich möchte man so einen Zeitvorsprung vor der eigentlichen Veröffentlichung gewinnen, aber da habt ihr euch bei mir echt geschnitten! Hier dauert's gerne was länger. Da ich aber ein netter Kerl bin und die Band auf der CD eine sympathische Ausstrahlung besitzt, gibt es jetzt die Kritik. Absatz. Punkt. Ab geht's. "Zuhause" sind die vier Musikanten in Konstanz am schönen Bodensee. Und da haben sie auch ihr eigenes Label, wo die Scheibe veröffentlicht wurde. Das gibt schon mal den ersten Pluspunkt. Da die ersten beiden Alben der selbsternannten Götter komplett an mir vorbeigegangen sind, gehe ich völlig ohne Vorkenntnis ans Dritte. Es ist Pop-Punkrock bis Indie-Rock irgendwo in der Schnittmenge der Ärzte und Kettcar für Freibad, Studenten-Grillparty oder Sommerfestival. Mit dem Unterschied, dass andere Bands, die diese Zielgruppe anvisieren, oft viel, viel belanglosere Texte zu bieten haben. Diese hier sind bei den Gesellschaftskritischen durchdacht und bei den Emotionalen authentisch. Ein "Manifest" schadet nie, die große Mitte zu besingen genausowenig ("Mittendrin") und "mit dir frühstücken gehen" möchte ich auch ("Was bleibt"). Die Stimme des Frontmanns erinnert zeitweise extrem an Farin Urlaub. Gemastert wurden die Aufnahmen von Michael Schwabe aus Düsseldorf, der arbeitet auch für die Toten Hosen, die Beatsteaks und Wir sind Helden. Trotz allem plätschern Musik und Gesang aber ziemlich ohne Ecken und Kanten recht poppig an mir vorbei. Jeder Song ist okay bis gut, 'nen absoluten Überhit gibt es aus meiner Sicht aber nicht, dafür bieten sie konstant gehobeneres Rockmusik-Niveau ohne Ausfälle. Und der fehlende Überhit wird vielleicht auch der Grund sein, wieso das Presse-Info so geschrieben wurde wie es ist. Es erscheint ein wenig so, als wollte man mal den großen Durchbruch schaffen (man spielte auch schon beim Southside Festival und bei Rock am See), hat's nicht ganz geschafft und richtet sich jetzt gut da ein, wo man ankommt. Dafür bin ich bei der Punktevergabe hin- und hergerissen wie lange nicht, für manche Texte und den ein oder anderen Song gäbe es wohl 'nen Punkt mehr. So trifft die Band zwar nicht so richtig meinen persönlichen Geschmack, aber ich würde ihr zigmal mehr den kommerziellen Erfolg gönnen als stilistisch vergleichbaren Bands. Und wenn ich beim Rheinkultur-Festival in Bonn mal wieder mit zwei Bechern Bier über die Wiese torkele, würde ich mich über 'nen Auftritt der Kleinen Götter freuen! Also bewerben...
Andy
Geschrieben von Andy am 19.06.2008, 00:00 Uhr
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