Kafkas - Privilegienthron

Hach nein, wie aufregend! Das Päckchen liegt fast ehrfurchterregend vor mir und lädt mich zum Aufmachen ein. Soll ich es aufmachen? Naja, warum eigentlich nicht? Erstens habe ich diese Sendung schon lange herbeigesehnt und zweitens möchte ich das mir bereits bekannte Cover nochmal in seinen vollen Details genießen.

Wovon die Rede ist? Sag mal, liest denn hier keiner den Titel? Es handelt sich hierbei natürlich um die Band „Kafkas“, die mich mit ihrem Album „Privilegienthron“ beglücken und einen alten Traum wahr werden lassen. Seit ich die Platte vor Jahren einmal gehört habe, war ich stets darauf bedacht, mir dieses großartige Werk selber anzueignen. Blöderweise wurde die CD nicht mehr nachproduziert und war auch dementsprechend nicht mehr zu kaufen. Verdammt!
Doch ich kam in die glückliche Lage bei einer „Lagerräumung“ selber ordentlich abräumen zu können. Nach ein paar Gesprächen mit der Band glomm ein kleiner Funken Hoffnung auf: Die vegetarisch-veganen Menschen erzählten, dass sie womöglich noch das ein oder andere Exemplar herumfliegen hätten…es war also völlig klar, dass ich mich sofort als erfreuten Abnehmer bestimmt habe.

Soviel zur Vorgeschichte, jetzt nun zur Platte:
Wer an dieser Stelle Wert auf harte, schnelle und äußerst aggressive Musik steht und auch selbige bei den Kafkas erwartet, der kann sich enttäuschten Blickes nach einem anderen Review umsehen. Denn die Band ist nicht unbedingt für diese Art von Musik bekannt. Die Gitarre klingt zwar stellenweise etwas härter, der Bass ein bisschen tiefer und das Schlagzeug sehr schnell, aber trotzdem sorgt auch die Stimme dafür, dass es im Gesamtpaket nicht allzu hart hergeht. Man könnte die Musik mehr im melodischen Bereich ansiedeln, der sehr sauber und auch gut klingt. Hier gibt es also nicht wirklich etwas zu meckern, sofern man keinen anderen Geschmack verfolgen sollte. Besonders die Lieder „Liebe hat kein Preisschild“, „Dein Herz“ oder „Friss den Trend“ lassen den musikalischen Himmel erstrahlen.  Es passt einfach alles zusammen. Die Melodie schwimmt im Hintergrund vor sich hin und erzeugt die passende Atmosphäre, während der Sänger die passenden Texte und Botschaften vermittelt…

…womit wir auch schon beim nächsten Thema wären: Botschaft und Vermittlung!
Die Texte reißen einen oft zum Singen mit oder laden immer wieder mal (auf ein Bier!) zum nachdenken ein. Viele Lieder überzeugen durch eine durchweg gute textliche Gestaltung, die sich flüssig anhören lässt und dabei die Gedanken sprudeln lässt. Ebenfalls positiv fällt der Inhalt auf. Man entfernt sich von typischen und abgedroschenen Parolen, während man eigene vorsetzt und diese noch sehr schön untermauert. Besonders auffallen tun dabei „Ihr Blut ist ein gutes Geschäft“, „Feudalismus“ oder „Lass sie leben!“. An der Stelle dürfte sich einem die Erkenntnis breit machen, dass sich die vier Herren aus Fulda ein besonderes Interesse an Themen wie „Vegetarismus/Veganismus“ oder „Tierrechte“ haben. Es kommen auch Geschichten vor, die von Liebe („Liebe hat kein Preisschild“) oder anderen persönlichen Erlebnissen („Poesiealbumgedichte“) handeln. Selbst Gesellschaftskritik („Friss den Trend“) findet einen Weg, sich gehört zu verschaffen.
Es wird also eine Menge Abwechslung geboten, wobei der Fokus natürlich darauf gelegt wird, dass Tierschützer ihre Fantasien ausleben können. Das ganze wird jedoch so flexibel gelöst, dass sich niemand vernachlässigt fühlen sollte. Also keine Angst vor Einseitigkeit!

Es gibt sogar noch ein kleines „i-Tüpfelchen“: Für alle, die sich für Tiere und ihre Rechte einsetzen wollen, gibt es ein paar Internetseiten oder Adressen auf dem Booklet. Nebenbei sind zwischen den Texten ein paar lustige und kritische Karikaturen zu finden, die den Lesespaß etwas auflockern und die eigentliche Botschaft der Band nur noch erhärten: Die Welt und ihre Bewohner sind keine Produkte oder Gegenstände! Na wenn das mal kein Einsatz ist!

Für jemanden wie mich, der sich ebenfalls alternativ ernährt, stellt dieses Album einen wichtigen Grundstein für die Punkrockbewegung dar. Abseits von typischen und dumm-abgedroschenen „Scheiss Staat/Arbeit/Bullen“-Parolen oder aggressiven Klängen, gibt es melodischen und intelligenten Punkrock serviert, dem jeder eine Chance geben sollte. Wer also auf der Suche nach einem leckeren Happen ist und mal etwas hören möchte, das mal weniger härter auftritt aber dennoch hochwertige Kost verspricht, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer auch noch Vegetarier oder Veganer ist, der kann sowieso etwas mit dieser Band anfangen.

Also, zugreifen! Garantiert frei von tierischen Produkten!

Geschrieben von ChaosZx2 am 28.06.2011, 00:00 Uhr