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ANNA LOHR - AMOKLAUF IN DISNEYLAND

ANNA LOHR - AMOKLAUF IN DISNEYLAND

CD Eigenproduktion 01.04.2011
  7 / 10

Weitere Informationen:
http://annalohr.de.tl/
http://www.myspace.com/annalohr/


Es ist doch immer wieder schön wenn im digitalen Zeitalter sich noch Menschen Zeit nehmen um ein paar persönliche Zeilen auf ein Blatt Papier zu schreiben. So geschehen bei ANNA LOHR aus dem Raum Nürnberg. Das freut das Herz des Rezensenten und gibt schon mal Sympathiepunkte im voraus. Sogar eine Micky Mouse wurde für mich gemalt, schön mit einem Pfeil durch den Schädel, als kleiner Verweis auf den Titel des Debütalbums.

ANNA LOHR treiben seit 2008 auf den Bühnen im Nürnberger Umland ihr Unwesen und haben mit “Amoklauf in Disneyland“ ihren ersten Longplayer fertig gestellt.

Das Trio bietet dem geneigten Hörer 15 Songs, die alles sind, aber nicht ein rundes Gesamtwerk. Es scheint so, als ob ANNA LOHR mit der Maxime an die Produktion gegangen sind, möglichst viele Stile zu spielen und so dem Hörer ein Bild einer extrem kreativen Band zu übermitteln. Das schafft die Band tatsächlich, auch wenn es die Combo einem dadurch nicht einfach macht. Hier passt einfach keine Schublade wo man die Band reinpacken könnte.

Beim Hören fallen mir Anleihen zu Knorkator, Blutjungs, Wizo, Die Kassierer, Fluchtweg, Strom, Berliner Weisse und Die Ärzte ( die alten Sachen, also bis zur “Die Ärzte Früher“ ) ein.

Das ist eine enorme Bandbreite die die Band abdeckt, und dabei doch nur die Stile ansatzweise berührt. ANNA LOHR hat einen ganz eigenen Stil, der schwer einzuordnen ist.

Irgendwo zwischen avantgardistischem Deutschpunk und Blutjungs ist die Band grob gesagt zu Hause. Die englischsprachigen Songs lasse ich da mal außen vor, sonst passt das alles schon nicht mehr. Es ist selten, dass ich so was wie ANNA LOHR zu hören bekomme. Meistens ist es doch so, dass sich Bands einen bestimmten Stil auf die Fahnen schreiben und sich in diesen Grenzen dann bewegen. Grenzen kennen ANNA LOHR nicht. Dies dürfte es der Band sicher nicht einfacher machen, bei der Suche nach Auftritten.

Nach mehrmaligem Hören haben sich einige Songs rauskristallisiert die besonders gut gelungen sind, und somit hier besondere Erwähnung finden sollen:

- [ALT] - Ein Song der den Wahnsinn des Alltags einmal schockierend und trocken rüberbringt, und ihn damit selber fast schon wieder abstrakt macht und einmal die Fesseln des normalen Lebens als Grund für das Durchdrehen ausmacht.

- Maximale Verflüssigung - Eine verwirrende Nummer die von Knorkator stammen könnte.

- Gedärm im Haar - Der Titel heißt wirklich so! Eine Nummer, ganz nah an den Kassierern dran. Quatsch? Dadaistische Provokation? Entscheidet selbst.

- Chef - Eine kunstvolle, tanzbare Ska - Nummer, besonders der Teil mit den Mädchen in Thailand ist ein Brüller. Für Freunde des morbiden Humors was ganz feines.

Für Fans der etwas anderen Musik ist ANNA LOHR ein neuer Stern am Himmel.

An den stilistisch eingefahrenen Rest: “Reißt euch mal die Scheuklappen vom Kopf, es gibt noch mehr am Wegesrand zu entdecken“.


Geschrieben von Frank am 07.09.2011, 00:00 Uhr


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