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Shellycoat - Hours Left To Stay Awake

Weitere Informationen:
http://www.shellycoat.de
http://www.myspace.com/shellycoatband
„Schweine, sexistische! Ihr könnt mich alle mal! Ihr werdet es noch bereuen, mich und meine Genossinnen auf klägliche Oberflächlichkeiten zu reduzieren!“. Wer bei sich zu Hause eine Frau hat und die Frage „Bin ich zu dick?“ gekonnt mit der Antwort „Ach, die paar Pfunde mehr stehen dir echt gut!“ erwidert, dem wird das genannte Zitat sicher bekannt vorkommen. Selber Schuld, sage ich da nur!
Ich für meinen Teil mag Frauen. Das mag zwar irgendwie an den Hormonen liegen, aber wenn sie auch sonst okay sind, dann ließen sich sogar noch mehr Gründe dafür finden. Ich bin wirklich gespannt, ob es „Shellycoat“ schaffen, mich mit "Hours Left To Stay Awake" als Musik-Sympathisanten zu gewinnen.
Bevor wieder die ledigen Fragen kommen: Ja, bei der Punkrock-Band aus Hamburg ist eine Frau aktiv dabei, nämlich am Mikrophon. Das macht die Musiker schon mal ein bisschen attraktiver und interessanter, da die Szene eher durch männliche Vertreter geflutet ist und eine Frau somit eher auffällt.
Die Songs dudeln zwischen mittlerer und schneller Geschwindigkeit aus den Boxen und ich versuche die Hamburger irgendwie in Form von Worten fassbar zu machen. An dieser Stelle fällt mir auch auf, dass „dudeln“ ungemein gut passt. Auch wenn die ersten Minuten zwischen uns beiden (also mir und der Band) nicht unbedingt schlecht sind, so sind sie doch auch irgendwie ernüchternd. Erst ab dem vierten Lied „Never Giving Up“ beginnt meine Aufmerksamkeit zu wachsen. Zwar klingt es – wie auch die drei Songs davor – gut produziert und abgemischt, aber nun kommt auch ein bisschen „Charakter“ ins Spiel. Man merkt, dass das Herz der Scheibe etwas zu schlagen beginnt und einen mit dem Fuß wippen lässt. Es geht zwar mittelmäßig los, beginnt dann dennoch allmählich interessanter zu werden.
Die Spannung spinnt sich weiter: „Hackpfüffel“ (das ist ein Ortsteil der Gemeinde „Brücken-Hackpfüffel“, falls es jemanden interessiert) mag zwar seltsam klingen, ist aber dennoch eines meiner dicken Favoriten der „“Hours Left To Stay Awake“. Ob es nun ein gutes Zeichen für das Album ist oder nicht, da es sich hierbei um ein reines Instrumental handelt, mag man zwischenmenschlich ausdiskutieren. Fakt für mich jedoch ist, dass es durch die tolle gespielte Gitarre atmosphärisch dick etwas her macht und auch schön zum Lied „Broken Chord“ überleitet, das nun doch ein wenig härter ausfällt als der Rest und meine Aufmerksamkeit weiter zu fesseln beginnt. Leider lässt das SM-Spielchen des Liedes ein wenig nach, weil die Härte und Tiefe nach den ersten Sekunden wieder abzuflachen beginnt. Schade, die Stimme hält mit dem Hintergrund nicht mit und es bleiben bei mir gemischte Gefühle übrig. Denn die Instrumente sind wirklich sauber gespielt. Alles wirkt irgendwie harmonisch, jedoch fehlt ein bisschen die "Würze", die den Liedern den nötigen "Kick" gibt...
Nun weiß ich es! Ich habe die ganze Zeit irgendwelche Bands im Kopf, mit denen ich „Shellycoat“ in Verbindung bringen möchte. Genau, ich muss besonders bei „What’s Inside“ an „Jingo De Lunch“ und die „Guano Apes“ denken. Die Assoziation finde ich ziemlich schön und ich werde auch sonst nicht enttäuscht. Das Lied reiht sich mit „Cold Sailoer Grave“ in die Liste der Lieder ein, die in mir großen Gefallen wecken. Vor allem die Refrains sind nicht selten gut gelungen, indem auch das ein oder andere Mal von einer Zweitstimme Gebrauch gemacht wird. Diese fügt sich nämlich gut in den Hintergrund ein und lässt die etwas hohe Stimme nicht zu sehr im Stich zwischen all den bösen Instrumenten.
Schade: Das Ende ist genau so wie der Anfang. Abgesehen von ein paar netten musikalischen Einlagen bietet das Ende wenig Spektakuläres, wobei „Every Single One Of You“ als Ballade eine kleine Abwechslung bringt. Allerdings bleibt auch hier der große „Wiedererkennungswert“ aus und die Band ist darauf angewiesen, dass ein richtiger Fan vor den Lautsprecherboxen sitzt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Lieder beim ersten Durchlauf nicht mehr gehört werden.
Lyrisch konnte ich leider wenig in Erfahrung bringen, wobei es dennoch löblich ist, dass die Band ihre Texte auf die CD-„Hülle“ verewigt hat. Ich bevorzuge zwar kleine Bücher, aber immerhin ist das besser als gar nichts. Ich konnte beim Lesen der Texte zwar nicht alles im Zusammenhang sehen (ganz zu schweigen von erklären), jedoch maße ich mir an zu sagen, dass die Band einen schönen Stil hat, ihre Gefühlslagen und Erlebnisse in englischer Sprache darzulegen. Das trifft sich gut, denn die Texte sind – obwohl teilweise kritisch verfasst – immer stark persönlich gefärbt. Entweder wird von sich selbst gesungen oder es wird der Mensch gegenüber angesprochen, wodurch beim Zuhörer ein stetes „Ich“-Gefühl erzeugt wird. Textfetischisten fühlen sich dabei wohl und lesen gerne zur musikalischen Begleitung mit. Fein!
Zusammenfassend kann man sagen, dass die CD von „Shellycoat“ ihre Höhen und Tiefen hat. Das mag es zwar bei jeder CD geben und wir benutzen diesen Spruch auch irgendwie ständig, aber dieses Mal ist es wirklich so. Bevor man wirklich realisieren kann, wie man zu dem Silberling stehen soll, läuft schon das nächste Lied und wirft die vorigen Gedanken wieder durcheinander. Es ist schade, dass die Band einen mäßigen Anfang hat und am Ende auch ein bisschen nachlässt. Im Gegensatz dafür steht jedoch ein festes und tolles Fundament in der „Mitte“ mit grandioser musikalischer Begleitung und einer Stimme, die gewisse Ähnlichkeiten mit den bereits genannten Bands besitzt.
Da ich von „Jingo De Lunch“ und „Guano Apes“ etwas halte, habe ich mich dennoch zu 7 Punkten durchgerungen, da ein Nostalgie-Bonus bei mir immer groß punkten kann. Umso wichtiger jedoch ist es an dieser Stelle, dass man sich bewußt macht, dass man eben diesen Bonus von der Wertung abzieht, wenn man wenig bis gar nichts mit diesen Bands verbindet. Wer sogar noch Antipathie übrig hat, darf noch weiter nach unten gehen.
Bei Myspace und auf der Homepage gibt es aber etwas auf die Ohren, sodass man sich vor dem Kauf (oder dem illegalen Download) ein gutes Bild über die Hansestädter machen kann. Also: Reinhören, entscheiden und ausführen!
Achja, wer noch ein bisschen mit unnützem Wissen prahlen möchte: Als "Shellycoat" wird ein schottischer Wassergeist bezeichnet, der ahnungslosen Wanderern einen nassen (natürlich nass, ich würde auch heulen, wenn ich sterben müsste!) Tod beschert. Glücklicherweise verschont uns dieses Album vor so einem Schicksal. Hurra!
Geschrieben von ChaosZx2 am 20.09.2011, 00:00 Uhr
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