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Enorm - Dosis E

Weitere Informationen:
http://www.enorm-band.de/
http://www.myspace.com/enorm2
Ich frage mich, ob es auf dieser Welt einen Menschen gegeben hat, der seit der Auflösung der „Böhsen Onkelz“ im Jahre 2005 geschrien hat: „Neue Onkelz-Bands braucht das Land!“. Das würde nicht nur erklären, warum es so elendig viele Nachahmer der Frankfurter-Combo gibt, sondern auch, warum sich die Band „Enorm“ dazu entschlossen hat, ihr Album „Dosis E“ auf den Weg zu bringen.
Ja, ihr habt schon richtig verstanden: „Enorm“ weist ziemliche Ähnlichkeiten mit den Onkelz auf, wobei diese Parallelen sogar noch stärker zu der berühmten „Nachahmer-Fraktion“ zu ziehen ist.
Dies zeigt sich ganz besonders schön bei den textlichen Ergüssen, die die Band netterweise in ihr Booklet gezaubert haben. Denn in diesen wird deutlich, dass es wohl vier weitere Menschen auf diesem Planeten gibt, die „ihren Weg gehen“, anderen Leuten gerne feste Ausscheidungsprodukte aus ihrem Einbahnstraßen-Verdauungssystem auf den Teller legen und sich ferner um Themen wie „Bier“ bemühen.
Es wird langsam alt, wirklich. Wieder einmal darf man sich bei der Scheibe „Dosis E“ über Selbstweihräucherung, „Du-Bist-Ein-Arschloch-Und-Ich-Bin-Ein-Cooler-Kerl-Weil-Ich-Meinen-Tollen-Weg-Gehe“-Texte und natürlich Bierzelt-Songs freuen, bei denen man maximal den IQ eines Nacktmulls haben müsste.
Allerdings könnten es viele Hörer schon kontrovers finden, wenn der Text „Farbe unserer Herzen“ ertönt. Es ist eine Botschaft an alle Leute, die Musik und Botschaften politisch färben wollen. Es heißt: „Deutschrock (DR) ist nicht braun, DR ist nicht rot, versucht das zu ändern, ihr kriegt uns nicht tot. DR bleibt deutsch, auch wenn ihr das nicht wollt. Die Farbe unserer Herzen schlägt schwarz-rot-gold“. Ich freue mich jetzt schon über die typischen Grabenkämpfe, die sich Fans oder Anhänger dieser Zeilen mit denen liefern, die gegen diese Worte sind. Damit hätten wieder ein paar Menschen mehr eine Lebensaufgabe.
Der einzige Grund, weshalb diese Scheibe im Vergleich zum Silberling von „Thekenprominenz & Martens Army“ noch relativ gut da steht, ist die Ausarbeitung der Lieder. Auch wenn die Struktur der Lieder extrem einfach und ähnlich gehalten wurde (man könnte ziemlich viele Texte auf die ein und dieselbe Melodie legen, sie würden alle gut passen), so macht es doch ein wenig Spaß der Stimme – die ziemlich rotzig und dreckig klingt – und den Instrumenten zuzuhören. Das entschärft zwar die Stumpfheit der Texte nicht wirklich, aber man ist trotzdem bereit ein wenig darüber hinweg zu sehen. Außerdem wirken die vier Berliner so, als wenn sie bei einem Liveauftritt wirklich etwas Stimmung machen könnten, jedoch nur als Vorband. Für mehr, als Alkoholiker oder extrem eitle Menschen vor die Bühne locken, reicht es leider noch nicht. Abgesehen davon werde ich das Gefühl nicht los, dass stellenweise bei anderen Bands „geklaut“ wurde…entweder klingt es von den eigenen Songs grob recycelt oder man hat bei der eigenen Lieblingsscheibe so gerne zugehört, dass die Akkorde doch glatt auf die eigene Gitarre rübergerutscht sind. Klingt nett, aber teilweise doch nach „Hab ich schon mal gehört“.
Es ist wirklich schade, dass Menschen mit einem musikalischen Talent ihre Energie in etwas stecken, was bereits in Massen vorhanden ist. Dabei sieht das an und für sich gar nicht schlecht aus: Mit Liedern wie „Blut“, „Ein Tag am Meer“ „Enorm vs. Bonkers“ oder „Proklamation“ haben die Leutchen durchaus ein paar Werke, die man sich nebenbei öfters antun kann, ohne bereits vom Stil genervt zu sein. Wozu also noch diese unnötige Auslegung auf das eigene Ego? Warum igeln sich „Enorm“ dermaßen ein? Will man sich (wie andere auch) so deutlich wie möglich von „den Anderen“ abgrenzen, um sich als „verschriene Minderheit“ auf der stärkeren Seite zu wissen?
Ich verstehe es nicht, es reichen doch 1-2 Lieder, aber dass sich solche Botschaften über fast das ganze Album ausbreiten, zeugt eher von Unsicherheit und Verkrampftheit, die der CD nicht gut tun. Glücklicherweise wird dieser Absturz durch ein paar Ausnahmen abgefedert und lassen mich in der Hoffnung, dass „Enorm“ sich im Laufe ihres Musiker-Daseins noch ein wenig weiterentwickeln werden. Es wäre wirklich schade drum.
Das Album ist zwar eher mittelmäßig gehalten und wirklich nur „Fans“ dieser „Richtung“ zu empfehlen, aber mit ein paar netten Pluspunkten rettet sich die „Dosis E“ auf das 6-Punkte-Niveau. Mal sehen, ob sich in der nächsten Zeit ein bisschen was tut, denn das Potenzial der Schreihälse verspricht womöglich in Zukunft eine höhere Punktzahl. Ich für meinen Teil werde ein Auge auf die Jungs werfen und hoffe, dass sie mein Vertrauen belohnen werden.
Geschrieben von ChaosZx2 am 02.10.2011, 00:00 Uhr
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