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Tasters - Reckless 'Till The End

Tasters - Reckless 'Till The End

CD Nuclear Blast 25.07.2011
  8 / 10

Weitere Informationen:
http://www.myspace.com/tasterschoice7
https://www.facebook.com/tastersmusic


Das Jahr 2012 wird allen Erwartungen nach wohl doch schrecklich werden, mit dem Unterschied, dass das Szenario anders aussehen wird: Zwei riesige Frauenköpfe mit Schlangenzungen werden diese Welt (auf eine unbekannte Art und Weise) zerstören! Die italienischen Hard- und Metalcore-Musiker „Tasters“ haben sich durch ihr ähnlich gestaltetes Cover auf den Status eines Propheten katapultiert. Ich habe Angst.

Da ich durch diese schlechte Nachricht sowieso nichts mehr zu verlieren habe, kann ich mir eben so gut Musik anhören, die mir so ein Gefühl vermitteln. Ganz zufällig liegt auch das Album „Reckless ‘Till The End“ von dieser Band neben mir. Wenn ich also schon dabei bin über diese Band krankhafte Theorien zu entwickeln, kann ich mich auch genau so gut über ihre Musik auslassen.

Wahrlich: „Tasters“ sind Hard/Metalcore vom Feinsten! „Weltuntergangsstimmung“ war doch kein schlecht gewählter Begriff. Dabei kann ich nicht einmal zweifelsfrei sagen, dass hier durchgehend Hardcore oder Metal geboten wird. Natürlich muss ich an dieser Stelle einräumen, dass an und für sich alles dabei ist, was zu einer guten Band dieses Genres gehört: Donnernde Double-Basedrums, heftige Saiteninstrumente, die mit dem besagten Schlagzeug für heftigen Lärm sorgen (und nicht so „schnell“, sondern punktuell druckvoll) und natürlich ein Sänger, der das Brüllen wirklich mehr als drauf hat. Allerdings kommen noch ein paar hübsche Sachen dazu, die die Band besonders schmackhaft machen. Als erstes nenne ich die Fähigkeiten des Sängers, die er nicht nur für Lautstärke benutzt, sondern auch phasenweise „singt“, wie es bei einigen anderen Vertretern dieser Musikrichtung auch der Fall ist. Aber abgesehen von vielen anderen Bands finde ich das wirklich gut gelungen und auch stimmig zur Musik. So kommen Druck, Aggressivität und viel Gefühl auf einmal zu Stande.
Unterstützt wird das ganze durch ein weiteres Bandmitglied: Den Keyboarder. Dieser lustige kleine Kerl steht etwas weiter hinten, tippt in vielen Liedern seine Tasten, um ein Feeling á la „Rammstein“ zu erzeugen und brüllt fleißig mit dem Sänger mit, was mich wohl am meißten überrascht hat. Ich bin Backgroundgesang eigentlich von Gitarristen gewohnt, aber dass das mal von einem Keyboarder so gekonnt rüberkommt, hätte ich nun auch nicht erwartet. Aber immerhin: Sowohl die instrumentale, als auch die gesangstechnische Arbeit passt wunderbar ins Bild und ergänzt sich mit dem Rest der Band. Klasse!
Doch damit nicht genug: Es wird auch mit elektronischen Elementen gearbeitet. So kommt es manchmal vor, dass der Sänger kurzzeitig eine elektrische Stimme bekommt, um im nächsten verbal aufzuspringen, um einen den Stiefel ins Gesicht zu treten. Anderenfalls kommt es auch vor, dass ganz kurz Elektro-„Instrumente“ zum Einsatz kommen und abrupt von der großen Musikkulisse dieser Band unterbrochen wird. So gestaltet sich beispielsweise der Anfang dieses Albums, welches durch ein kleines Glockenspiel und eine knarrende Tür eingeleitet wird, bevor ein wahrer Saitensturm losgebrettert wird.

Zu meckern gibt es eigentlich relativ wenig, da alles ganz gut passt. Ich würde den Rotstift höchstens bei einzelnen Liedern ansetzen, da diese weniger gut herausstechen, als die wirklichen Highlights („Katherine‘ Got A Secret“, „Please Destory This World“, „Sleeping With Spritits“, „How Easy to Die“ etc.)  des Albums. Das mag zwar nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, kann aber dennoch dafür sorgen, dass diverse Titel ein wenig untergehen. Aber das ist ein Problem, das ich höchstens mit den Jungs habe. Andere wieder können gar nicht beschreiben, welches ihr Lieblingslied ist, weil sie einfach alles geil finden!

Wer Hardcore oder Metal mag ist mit „Reckless ‚Till The End“ sehr gut beraten und sollte einen Blick auf diese Band werfen. Dann wäre es vielleicht möglich, dass sich im kopfeigenen Italienisch-Wörterbuch das Wort „Tasters“ neben die Worte „Pizza“ und „Berlusconi“ einreiht und somit einen nicht nur sprachtechnisch, sondern auch musikalisch bereichert.


Geschrieben von ChaosZx2 am 30.10.2011, 00:00 Uhr


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