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Adrian Benavides - Same Time Next Life

Weitere Informationen:
http://www.adrianbenavides.com
http://www.unsung-productions.com
Man mag von Crossover-Experimenten mit elektrischer Musik denken, was man möchte. Wer jedoch so blöd ist und sich im Vornherein gegenüber solcher Musik sofort verschränkt, der verpasst nicht nur potenziell geile Musikstücke, sondern auch noch den Künstler Adrian Benavides. Und „schön“ wäre das nicht wirklich.
Der vom Schicksal grausam gezeichnete Musiker Adrian Benavides verarbeitet – mit freundlicher und debütierender Unterstützung von Markus Reuter und Pat Mastelotto - in dem 6-Track starken Download den Tod seiner Tochter. Mit geladenen Emotionen und dem Willen, seinen Gefühlen eine manifestierte Form geben zu wollen, hat der gebürtige Texaner ein sehr unterhaltsames und vor allem mitreißendes Album produziert.
Trotz der doch sehr überschaubaren Lied-Liste kommen die Lieder insgesamt auf fast 40 Minuten Spielzeit. Man möchte meinen, dass da doch was nicht zusammen passen kann, aber wenn man den Blick auf die einzelnen Lieder lenkt, entdeckt man sogar welche, die eine Laufzeit von fast 13 Minuten haben. Freunde des schnellen Endes haben - in etwa so wie Frauen beim ehelichen und heiß ersehnten Beischlaf- hier also weniger Spaß zu erwarten.
In dieser doch überraschend langen Spielzeit habe ich es auch nach mehrmaligem Durchhören nicht geschafft den Herrn Benavides in eine Schublade zu stecken. Nachdem ich aber die Idee hatte, ihn in meinen Schrank zu sperren, hat sich das Problem (nach vielen Kratz- und Kampfwunden) erledigt.
Leider lässt sich folgendes Problem nicht mit Schränken lösen: Was spielt besagter Herr eigentlich für eine Musik? Es gibt harte Instrumente zu hören, beispielsweise stark verzerrte Gitarren, ein tiefer und böser Bass und natürlich ein verdammt hartes (und somit auch geiles) Schlagzeug. Während diese Klänge doch recht langsam vor sich hin fließen, findet man elektronische Aspekte in den Liedern wieder. Manches klingt sehr „industriell“, anderes wieder typisch „elektronisch“, also die klangtypische Unterstützung mit dem beliebten Tasteninstrument. Da es jedoch immer wieder was Neues (aber doch irgendwie Vertrautes) zu hören gibt, kann ich da keine eindeutige Definition treffen.
Selbst der Gesang macht, was er will. Obwohl es teilweise ein Fünkchen härter zugeht, bleibt Herr Benavides doch trotzdem seiner Linie treu und beschränkt sich auf seinen dezenten und fast schon „ruhigen“ Gesang. Das verleiht den Liedern, sofern sie nicht nur Instrumentals sind, nochmal eine etwas düsterere Note. Die Atmosphäre wirkt beklemmend, aber doch irgendwie faszinierend und – ähnlich wie beim bereits erwähnten ehelichen Beischlaf - fesselnd. Trotz der Unbeschreiblichkeit ist es doch ein toller Klang, den man unbedingt gehört haben sollte!
Dieses Album grenzt sich (bewußt?) von anderen Alben stark ab, indem es im Gegensatz zu seinen Konkurrenten nicht in den Vordergrund rückt, sondern sich eher hinter den Kulissen aufhält. Die Musik eignet sich wunderbar dazu, um einfach abzuschalten und dabei im Hintergrund dieser Klänge die Seele und andere Körper“teile“ baumeln zu lassen (zum Beispiel die Arme). Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass man hier fast schon Filmmusik mit Gesang produziert hat, welche es nur darauf anlegt, mit Bildern (am besten mit denen aus der eigenen Fantasie) kombiniert zu werden, um ein eigenes kleines Kopfkino zu starten.
Abwechslungssüchtige sollten hier jedoch einen Bogen drum machen, denn sie könnten dank einem weiten Stilmittel von Langeweile geplagt werden: Die Monotonie. Die Musik auf diesem Album lebt nämlich von ihren Klängen und der Fähigkeit des Zuhörers, sich treiben zu lassen und dabei auf den Klängen mit zu schwimmen. Aus diesem Grund sind viele Stellen in den Liedern bewußt in die Länge gezogen, sodass sich vieles wiederholt oder ähnlich klingt. Wer also großartig Abwechslung INNERHALB der einzelnen Lieder sucht, der wird nach wenigen Minuten wieder auf „Nächstes Lied“ drücken. Wer jedoch gerne im Musik-Nirwana treibt und dabei locker ein paar Minuten seines Lebens mit träumen verbringt, der wird mit dieser Platte auf jeden Fall seine Freude haben.
Für mich persönlich hat Adrian Benavides ein unglaubliches Werk geschaffen, welches er mit hörbarer Leidenschaft produziert hat. Ich lausche immer noch fast verliebt den lieblichen Klängen von „Reflection ll“ oder den unglaublichen und atmosphärischen Instrumenten/Gesangseinlagen im Lied „Exterior Of A Heart“. DANKE, Herr Benavides.
Einmal rein hören ist ja wohl das Mindeste!
Geschrieben von ChaosZx2 am 11.06.2012, 00:00 Uhr
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