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Slime - Sich fügen heißt lügen

Weitere Informationen:
http://www.slime.de/
„Slime haben sich endgültig aufgelöst, es wird KEINE Reunion geben“.
Sowas und Ähnliches gab es lange Zeit auf der Homepage der Urgestein-Punker zu lesen. Es sollte eine Art Online-Grabstein für eine Legende sein, die die Punkrockbewegung stark geprägt hat und nun scheinbar in die ewigen Rock-Jagdgründe eingegangen ist. Umso verwunderlicher ist es, dass urplötzlich Tourdaten und ein neues Album die Zeilen ihrer Heimseite schmücken. Was ist denn da passiert? Wurden die Herren (wie öffentlich bekannt gegeben) etwa schwach und wollten tatsächlich noch einmal „zum Spaß und für die jüngeren Fans“ Deutschland unsicher machen? Oder hat das liebe Geld gerufen?
Letztlich ist es egal was der Grund war, das neue Album „Sich fügen heißt lügen“ reiht sich gerne in diese durchwachsene Geschichte ein.
„Durchwachsen“ trifft genau so gut auch das neue Album zu, denn meine Meinung ist im Bezug auf den neuen Silberling doch sehr gespalten.
Positiv ist beispielsweise die gute Qualität, die musikalischen Fähigkeiten der Band und auch ein paar vereinzelte Lieder, die mit großartiger Atmosphäre und ordentlich Laune aus den Boxen kommen. Dazu reihe ich gerne die Lieder „Rebellen“, „Ein Bett aus Lehm und Jauche“ und „Bauchweh“ ein, die bei mir sogar immer öfter mal aufliegen dürfen. Nebenbei hat sich der Sänger sprachtechnisch "weiterentwickelt", was man anhand seiner Wort"wahl" bemerkt. Die Texte klingen wie Gedichte und haben ein angenehm hohes Niveau. Gepaart mit einigen sehr gut klingenden Instrumenten kommen einige nette Songs heraus, die das Hören durchaus lohnen.
Blöd ist nur, dass die eben angesprochene Wortwahl noch lange keinen "guten" Text macht (dazu später mehr). Hier schlagen die Hamburger nämlich wieder in die alte, verstaubte Kerbe und packen alte Klischees aus, die von Politikern, Wirtschaftsbossen und Soldaten handeln. Ertränkt werden die alten, flatternden Fahnen mit anderen trivialen Themen wie Alkohol, „Wir-sind-der-Abschaum-der-Gesellschaft“ oder Widerstands-Aufrufen, um endlich eine Revolution lostreten zu können. Das war vor einigen Jahrzehnten vielleicht noch authentisch oder im weitesten Sinne „cool“, aber nach Unmengen an vergangenen Jahren wirkt das heute fast schon lächerlich borniert. Das Lied „Revoluzzer“ ist wohl das einzige, was ein bisschen Neues mit sich bringt, indem es eine fast schon lustige Geschichte eines Lampenputzers innerhalb einer Revolution beschreibt. Leider bildet dieses Lied eine Ausnahme, innerhalb vieler fast schon monotoner Regelfälle. Das sorgt natürlich dafür, dass ein Großteil der Lieder nach kurzer Zeit auch schon keinen Spaß mehr machen und somit nur noch ein trauriger, kleiner und vor allem markanter Rest übrig bleibt, der das Album gerade noch über Wasser hält.
Das traurigste daran ist, dass die Texte nicht einmal selber geschrieben wurden. Diese wurden vom Dichter "Erich Mühsam" entnommen und im Slime-Gewandt vertont. An sich ist das eine nette Idee, aber um viele Jahre zu spät, denn zeitgemäß und authentisch ist es heute definitiv nicht mehr. Dazu haben sich Slime bereits oft genug selbst geäußert und bieten somit nur kalten Kaffee.
Am Ende bleibt eigentlich nur noch wenig übrig. Das Album wird seinen Erfolg (oder seine Sympathie) wohl aus alten Sympathien und einer glorreichen Bandgeschichte heraus schöpfen, anstatt mit überzeugenden Qualitäten zu begeistern. Würde der Name „Slime“ nicht als Überschrift dieses Albums dienen, würde ich sogar so weit gehen zu behaupten, dass jede andere Band bei diesen herausgebrachten Liedern schlechter abgeschnitten hätte.
Es kam zwar nicht viel, aber es kamen wenigstens ein paar gute Einzellieder und 5 Punkte heraus. Selbst die Zusatz-Live-Lieder trösten nicht über den enttäuschenden Sachverhalt hinweg. Schade, dass eine große Band nur noch so kleine Brötchen auf einen Teller mit beschränkter Weitsicht zu legen vermag. Ein Blick über den Rand hätte sicher nicht geschadet.
Geschrieben von ChaosZx2 am 30.06.2012, 00:00 Uhr
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