Design wechseln

Start » Reviews » Banane Metalik - Nice to meat you

Banane Metalik - Nice to meat you

Banane Metalik - Nice to meat you

CD Killer Bananas 10.10.2008
  9 / 10

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/bananemetalik


Ein gruseliges Ambiente tut sich vor mir auf: Die knarrige, alte Tür öffnet sich und enthüllt einen seltsamen Mann vor mir. Er begrüßt mich mit einem seltsamen Akzent:
-„Hellcome, my guest“, sagt er jovial.
-„Entschuldigen Sie, heißt es nicht eigentlich ,Welcome my…`…?“
Noch bevor der Satz in meinem Kopf zu Ende gedacht wurde, beginnt mich der Mann zu unterbrechen:
- „NICE TO MEAT YOU!“

Alles, was nach diesem 0815-Horrorszenario folgt, ist pure Lust und Freude am Spielen und an der Musik. Die aus Frankreich stammenden Musiker kommen mit einer interessanten Mischung aus Psychobilly, Punkrock und Rock’n’Roll an, die sie selbst „Gore’n’Roll“ („Gore“ kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie: Blut) getauft haben. Klingt seltsam und verstörend? Ja, aber auf eine sehr schöne Art und Weise!

Das einzige, was sich bei der Band nämlich als konstant erweist, ist der stets morbide und wahnsinnige Charakter. Der Rest darf getrost als eine gelungene bunte Tüte angesehen werden.
Gepaart mit einem seltsamen Auftreten, wie etwa blutigen Masken und Zombieoutfits, gesellen sich noch Texte dazu, die inhaltlich nicht selten von Blut, Gewalt, Horror oder diverse Rock’n’Roll –Themen (Sex, Drugs, Rock!) handeln. Hübsch:

“Quand le goût de ton sang s'écoule entre mes dents / La saveur de la mort s'évapore de ton corps”
(“Wenn der Geschmack deines Blutes durch meine Zähne fließt, verflüchtigt sich der Geschmack des Todes von deiner Leiche“ – Eine sinngemäße Übersetzung)

Solche und ähnliche Gedanken ziehen sich konsequent durch das Album durch und sollten den fleißigen Zuhörer eigentlich ständig verstören.
Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Durch eine räudige, fiese Stimme und durch die sehr launige Musikkulisse wirken die Songs sehr tanzanregend und laden in jeder Situation zu Bewegungen und zum gedanklichen Mitsingen ein. Die Instrumente spielen in verschiedenen Tempi und nach allen Klassen der Kunst einen sehr anregenden Rock, der mal ein wenig deftiger und schneller („Murder Party“), mal ein wenig langsamer („Strip or die“) oder einfach nur „cool“ („Nice to meat you“, „Mon Oiuseau Rare“) rüberkommen. Die Texte weisen weiterhin eine interessante Mischung aus verschiedenen Sprachen auf: Die Strophen sind (abgesehen vom Lied „Pussycat“) allesamt auf Französisch verfasst. Die Refrains dagegen haben immer wieder mal ein paar Fremdsprach-Gastauftritte, wie beispielsweise Spanisch oder Englisch. Die Mischung weiß sehr zu gefallen.
Einen weiteren großen Beitrag zu dieser hörenswerten Scheibe leistet das Instrument, das im Psychobilly die wohl – meiner Meinung nach – wichtigste Rolle spielt: Der Kontrabass. Zwischen den ganzen abwechslungsreichen Melodien, Schlagzeugtakten und bösartigen Sprachergüssen schleicht sich immer wieder dieser besondere, tiefe Geist des Basses dazwischen, der die Musik mit „dieser ganz bestimmten Komponente“ würzt und somit zu etwas ganz Besonderem macht. Bemerkbar macht sich der Bass vor allem in Liedern, wie „Nice to meat you“, wo er die gesamte, unheimliche Atmosphäre perfekt mit einer fast schon groovigen Linie unterfüttert und begleitet. Grundlegend kann man sagen, dass der Bass in jeder erdenklichen Situation und in so gut wie jedem Lied einen markanten Charakter mit reinbringt und damit der Band genau diesen gewisen „Hauch“ gibt, der bei mir im Kopf einen Kippschalter umklappen lässt.
Zusammen mit den anderen Instrumenten schwappt eine ordentliche Combo über die Boxen, die auch über einen längeren Zeitraum durch Witz, Spaß und Kunstfertigkeit zu begeistern weiß, ohne dabei den „ernsten“ Charakter von Blut, Tod und Gewalt zu verlieren.

Banane Metalik haben mit „Nice to meat you“ einen wirklich tollen Silberling zustande gebracht, der sowohl Freunde des Psychobilliys, des Punkrocks als auch des Rock’n’Rolls zu begeistern versteht. Wer auch noch auf fremdsprachige Musik steht, der sollte sowieso in Aussicht stellen, sich noch weiter mit dieser Band zu beschäftigen. Ganz dicke Empfehlung!

Geschrieben von ChaosZx2 am 04.03.2014, 21:36 Uhr


Teilen:                    

Kommentieren



Weitere interessante Reviews

FAREWELL SIGNS - dead body language

Es ist immer wieder erstaunlich, dass aus Bayern so geile Musik kommt, bei so schwierigen Voraussetzungen (CSU, Freie Wähler, Katholisch, Konservativ...) !!! Allerdings veranstaltet auch Pumuckl...

Weiterlesen

PROPAGANDHI - AT PEACE

Seit 1986 gibt es PROPAGANDHI aus Manitoba (Kanada). Mit ihren ersten Alben haben sie Geschichte geschrieben und sollten jedem gesellschaftlich und / oder politisch engagierten Menschen ein...

Weiterlesen

ACHT EIMER HÜHNERHERZEN - LIEDER

Was haben Konny, Klaus und Dada gemeinsam? Ihnen hat das Trio aus Berlin, ACHT EIMER HÜHNERHERZEN, auf ihrem neuen Album je einen Song gewidmet. Wobei die gute Dada mit dem Song vielleicht...

Weiterlesen

SHIRLEY HOLMES - MEIN BESTES SELBST

Ich habe ja schon viele Plattencover gesehen, aber das Cover von “Mein bestes Selbst“ von dem Berliner Trio SHIRLEY HOLMES toppt fast alles. Ein verstrahltes Gesicht, mit riesigen Augen und...

Weiterlesen

Tito & Tarantula - !Brincamos!

Ich fahre sinnlos und zugedröhnt durch das nächtliche Hollywood in einem gestohlenen Cadillac. Willy Deville dröhnt aus den Boxen. Ich versacke in einer verrauchten Kaschemme, wo ich mit einer...

Weiterlesen

THE ROXIES - KEEP YOU UP AT NIGHT

THE ROXIES aus Berlin bringen ihr zweites Album am 07.03.2025 auf dem bekannten Label “Flight13 Records“ heraus. Das Label ist mir bekannt, die Band war es bisher nicht, obwohl ich aus...

Weiterlesen