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Mad Caddies - Dirty Rice

Weitere Informationen:
http://madcaddies.com/
http://www.fatwreck.com/
Ich hab nichts gegen Skapunk! Einige meiner liebsten Bands sind Skapunker! Aber...
Es gab eine End-Neunziger-Phase, wo man einfach nicht auf ein Punk-Konzert gehen konnte, ohne dazu noch eine Band mit lustiger Zirkusmusik ertragen zu müssen. Zugegeben, dadurch kamen wenigstens mehr Mädchen zu den Konzerten. Aber zusätzlich fühlten sich etliche Punkbands wiederum dazu angeregt, einige ihrer stumpfen Schrammelsongs einfach in einem dilettantischen Offbeat zu spielen, um in der Hinsicht auch etwas zu bieten haben. Nein, zuviel ist zuviel, und das nervte einfach nur. (Ich ahnte nicht, dass mit der Emo-Welle ein noch viel schlimmerer Hype in den Startlöchern stand, aber das ist ein anderes Kapitel.)
Es gab in der Masse der Skapunk-Bands wenige, die ich mir abseits der Bühne anhören konnte, ohne nach ein paar Songs genervt zu sein, und die hatten in der Regel einfach etwas mehr zu bieten als nur ständige Wechsel zwischen Hüpfmusik mit Tröten und verzerrter Gitarre. Die MAD CADDIES konnten mit ihrem ersten Album „Quality Softcore“ auf jeden Fall mehr aus dem Genre herausholen, mal nach vorn preschend und dann wieder getragen, mit schönen Melodien und bissigen Texten. Dann verlor ich die Band aus den Augen, holte die alte Scheibe dann und wann (in mp3 konvertiert) raus und sah die Irren Einkaufswagen letztes Jahr im Vorprogramm von NOFX, SLIME und BAD RELIGION wieder. Da wiederum gingen sie halbwegs an mir vorbei, was vielleicht daran lag, dass ich in dem Moment lieber mit alten Freunden auf unser Wiedersehen anstoßen wollte. Vielleicht war es aber auch die Musik, und damit wären wir bei der aktuellen Veröffentlichung.
Dirty Rice ist das erste Album seit sieben Jahren, und es wurde im Schaffensprozess mindestens einmal alles über den Haufen geworfen, um ein noch besseres Album daraus zu machen. Gleich im ersten Stück geht es mit Klavier los, was noch häufiger passieren wird und den Stücken jeweils eine jazzige Barstimmung gibt. Nicht schlecht, wenn auch etwas viel Schunkel-Beat für mein Gusto.
Ab Stück zwei wird zum Einstieg gerockt, insgesamt bleiben solche Passagen auf der Platte rar gesät. Überhaupt passt das Etikett Skapunk nicht mehr, das ist mehr Ska-Pop-Rock mit starkem Mitsingfaktor. Die vielstimmigen Harmonien sind allgegenwärtig und werden alle Gothics in Hörweite vertreiben. Eher was für Sonnenschein, Kalifornien eben.
Nummer vier, „Ska City“, sticht heraus, weil es nicht ganz so offensiv fröhlich klingt, sondern wie wenn man auf Antibiotika Schnaps gesoffen hat und irgendwie neben sich steht. Interessante Abwechslung. Dagegen ist das folgende Stück „Airplane“ reinster sehnsüchtiger Gitarrenpop. Lehrbuchmäßig, aber schön. Genauso gefällt mir „Little Town“ mit seinem wunderbaren Strand-und-Reggae-Feeling, der eigentlich ein LESS THAN JAKE-Song sein müsste, behandelt er doch deren Lieblingsthema des Versauerns in der Kleinstadt. Aber gut so, Solidarität mit denen, die sich in der Provinz der Verödung entgegenstellen! Zwischendurch noch zwei Liebeslieder und zum Abschluss das minimalistisch instrumentierte „Drinking the Night Away“. Das klingt so wie die After Hour, wenn nach dem Konzert an irgendeinem fremden Ort in der weiten Welt die Stühle hochgestellt werden, die Band noch die restlichen Getränke killt und sich dabei noch gemeinsam einen letzten Song anstimmt. Nicht schlecht, wobei ich da eigentlich auf den Pub-Gesang hätte verzichten können, um den Song so noch stiller zu gestalten.
OK, und jetzt weiß ich auch, warum mich die MAD CADDIES bei der letzten Begegnung nicht in die erste Reihe gelockt haben. Abgesehen von ihrem schweren Stand gegen die Hauptbands ist da insgesamt der Ungestüm ihrer Jugend irgendwo über die Jahre flöten gegangen. Im Beipackzettel freut sich die Band, sowohl bei Punk-Shows als auch bei familienfreundlichen Konzerten auftreten zu können, und das ist vielleicht das Problem. Alles top gesungen, gespielt und arrangiert, aber für mich zu harmlos. Zu wenige mitreißende Momente, eher Musik zum Einstimmen auf der Fahrt, wenn man in Urlaub fährt. Jeder Band sei eine Weiterentwicklung zugestanden, und besonders wenn die Band nicht allzu viel Zucker auffährt und stattdessen den Song schön entspannt groovt, hat das seinen Reiz. Ich habe allerdings mehr Punk-Attitüde erwartet, da geht noch was.
Geschrieben von King Kraut am 16.05.2014, 16:35 Uhr
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