Design wechseln

Start » Reviews » Get Dead - Tall Cans and Loose Ends

Get Dead - Tall Cans and Loose Ends

Get Dead - Tall Cans and Loose Ends

CD Gunner Records 07.08.2015
  8 / 10

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/getdeadband/
http://gunnerrecords.com/index.php/artists/get-dead/


Folkpunk, und damit könnte alles gesagt sein. Zum Glück spielen GET DEAD aus „San Fran“ auf ihrem nun wiederveröffentlichten Debut eine so gute Palette halbakustischer Gitarrensongs, dass ein paar Zeilen mehr sich lohnen. Die Grundelemente der Musik sind akustisch, Gitarren, Schlagzeug, viel Melodie, wenig Härte. Aber der Härtetest: Schaffe ich es, auch ohne die Sprengkraft des verzerrten Gitarrenbretts, mitzureißen?

Der Einstieg ist dezent, aber schon die ersten Töne lösen in mir eine Regung aus, wie es nur diese wunderbaren melancholischen Rocksongs können. Dafür gibt es sicher eine musikwissenschaftliche Erklärung – ich fühle Sehnsucht, sehe Landstraßen, sehe unwiederbringliche Momente, die das Leben bedeuten. Die Songs bleiben trotzdem trocken, nicht verstopft mit dem Pathos der Schmalzkanone. Das kann man live so spielen, und hörbar tut die Band nichts lieber als das. Der Gesang klingt rotzig, aber nicht in pseudopunkiger Weise kaputt. In den besten Momenten kommen noch passend arrangierte Gastmusiker hinzu, mit Bläsern, Banjo (Joe Raposo von RKL und Lagwagon) und Cello. Und dann gibt es die Momente, wo oben drauf eine verzerrte Gitarre ihre elektrisierenden Töne hinzugibt. Wenn die restliche Zeit alles nur akustisch war, entfaltet sich dieser Sound besonders wirksam.

Was haben GET DEAD also richtig gemacht? Sie haben zunächst ein Händchen für das Songwriting. Kein Lied auf dieser Platte klingt wie das andere, und somit wurde schon gleich die erste Klippe umschifft, die stilistische Schublade. Klar gibt es hier mal einen offensichtlichen Country-Song, oder Mike Ness steht mit seinen Solo-Sachen unüberhörbar Pate. Über die Albumlänge hinweg gibt es aber kein offensichtliches Schema F, nach dem die Band operiert.

Was noch absolut stimmt ist das Arrangement. Es klingt nie nach zu wenig, nie nach zuviel. Eigentlich hat man in diesem akustischen Ensemble aber sehr viel versteckt, was den Hörer aber nicht anspringt, sondern sich erst bei aktivem Hinhören offenbart.
Insgesamt finde ich die erste Hälfte der Stücke besser, wenn es das also als einseitig bespielte Schallplatte gäbe, empfiehl ich diese. So wie es aussieht, gibt es aber nur das Komplettpaket, und da ist neben reichlich Perlen auch kein schlechter Song drauf.

Geschrieben von King Kraut am 20.01.2016, 22:20 Uhr


Teilen:                    

Kommentieren



Weitere interessante Reviews

FIDDLER´S GREEN - SEVEN HOLY NIGHTS

Letztes Jahr haben BROILERS mit “Santa Claus“ ( die Review bei ramtatta.de ist hier nach zu lesen: https://www.ramtatta.de/s/reviews/f/details/id/9033/ ) ein Weihnachtsalbum veröffentlicht...

Weiterlesen

NOFX - DOUBLE ALBUM

Was soll man noch zu NOFX sagen? Es ist doch schon alles zu dieser stilprägenden Band gesagt die Punkrock-Geschichte geschrieben hat und weiter schreibt. NOFX haben Generationen von Punks und...

Weiterlesen

What you leave behind – A Tribute to The Bates

It′s getting dark again And I'm feeling good again The night it comforts me like wine And it takes me out again To look for you my friend There were the bright big city lights shine And I...

Weiterlesen

TALCO - 20TH ANNIVERSARY LIVE

TALCO feiern mit einem Live-Album, ihrem zweiten in der Bandgeschichte, ihren zwanzigsten Geburtstag...zumindest ihren Bühnen-Geburtstag. 20 Jahre sind nun also TALCO aus Venedig schon...

Weiterlesen

FAHNENFLUCHT - molotov zitrone (CD/LP)

FAHNENFLUCHT habe ich das erste Mal in den 90ern auf `nen Schlachtrufe BRD Sampler gehört, das liegt bald 30 Jahre zurück. Ich muss allerdings zugeben, dass mich andere Punkrockbands in der...

Weiterlesen

DIE NETTEN JUNGS VON NEBENAN - DANKE, REICHT

Einst sangen 4PROMILLE aus Düsseldorf “Wir sind die Jungs von Nebenan...“ und haben damit nicht nur einen tollen Oi-Punk-Song zum mitsingen auf die Menschheit losgelassen, sondern auch...

Weiterlesen