Design wechseln

Start » Reviews » Mobina Galore - Cities Away

Mobina Galore - Cities Away

Mobina Galore - Cities Away

CD Gunner Records (Broken Silence) 07.08.2015
  8 / 10

Weitere Informationen:
http://www.mobinagalore.com/
https://mobinagalore.bandcamp.com/


Ein Duo aus Kanada mit ordentlichem Schwung. Weder der Name noch das Cover-Artwork lassen eine wirkliche Einordnung zu. Das ist gut, denn dadurch kann ich mich ganz auf das konzentrieren, was aus meinen Kopfhörern braust. Ziemlich wütender Rock, dann wieder melodischer Punkrock mit melancholischem Grundton, wie wir ihn aus den 90ern vor allem aus Kalifornien kennen. Zu vage? Vielleicht könnte man dann als Referenzen L7 und DOMINATRIX anführen. Ja, Vergleiche mit anderen Bands sind immer eine Notlösung, und vor allem hat MOBINA GALORE genügend auf dem Kasten, um nicht als Abklatsch gelten zu müssen.

Zum Beispiel dieser ernsthaft angepisste Gesang in „Not 23 Anymore“. Uff. Als wollte die Sängerin mir gleich die Fresse einhauen! So geht Punk, Ihr Metal-Emos, und nicht mit einer aufgesetzten Böseböse-Attitüde! Wobei der Song sich nach 53maligem (sic!) Durchhören eigentlich als ein recht dynamisches Stück herausstellt. Einmal die Vordertür mit voller Wucht eintreten, und dann kann auch mal ein harmonischer Teil hinterhergeschoben werden, ohne dass der Song lasch wird. Das kann auch nicht jede Band.

Bei den ohnehin schon pop-punkigen Stücken hätte ich mir hingegen dann und wann einen Tacken mehr Tempo gewünscht. Das ist mein Fluch als Skatepunk-Kind. Exkurs: Meine Tante hatte einen Kassettenrekorder mit Geschwindigkeitsregler. Als ich mal als Punkrock-Kiddie im Urlaub bei Ihr war, habe ich SOCIAL DISTORTION endlich in der richtigen Geschwindigkeit genossen. Holla! Im Ernst, die einzige Punk-Mucke, die von Langsamkeit profitiert, war meine ausgeleierte SEX PISTOLS-Kassette, die derartig eiernd extra asozial klang.

Zurück zum eigentlichen Thema. „Cities Away” ist eine kleine Schummelei, weil das Album nach absolutem Minimalsound der rauen Gangart aussieht. In Wirklichkeit sind die Musikerinnen keineswegs nur zu zweit, sondern haben nebst Gitarre und Drums noch einen wunderbar brummenden Bass oder Tasten am Start. Die Stücke sind oft auf hinterhältige Weise poppig, wodurch sie ewig im Ohr hängen bleiben. Und somit ist diese Platte wesentlich haltbarer, als es ein reiner LoFi-Wutanfall wäre. Viel Potential und ein guter Erstling, bei dem es sich das Reinhören lohnt.

Geschrieben von King Kraut am 03.05.2016, 22:26 Uhr


Teilen:                    

Kommentieren



Weitere interessante Reviews

PROPAGANDHI - AT PEACE

Seit 1986 gibt es PROPAGANDHI aus Manitoba (Kanada). Mit ihren ersten Alben haben sie Geschichte geschrieben und sollten jedem gesellschaftlich und / oder politisch engagierten Menschen ein...

Weiterlesen

APÉRO - Cold Drinks, Cool Snacks  (Tape)

Eine interessante Band aus Hamburg und Sénas (das liegt zwischen Marseille und Avignon) habe ich nun auf meinen Ohren. APÉRO präsentieren mir ungewöhnlichen Minimal-Electro-Punkrock der...

Weiterlesen

THEILEN - niederbrennen weitermachen (LP / Stream)

Gut das es heutzutage noch junge kreative Punkrockbands gibt, die ihr eigenes Ding machen und auf den Mainstream scheißen… So wie es Fritz Theilen gemacht hat, der seinem HJ-Jungzugführer in...

Weiterlesen

DEATH BY HORSE - LIMINAL STATE

DEATH BY HORSE hatten 2019 das Album “Reality hits hard“ über das Label Twisted Chords veröffentlicht. Ein Label was für interessante Musik steht. Genau das boten DEATH BY HORSE auf diesem...

Weiterlesen

Slime - 3!+7hoch1

Es gibt Bands, die altern wie ein guter Whisky: Sie werden komplexer, gewinnen an Tiefe, verlieren aber nichts von ihrer Schärfe. Und dann gibt es Bands wie SLIME – die mal kein Whisky,...

Weiterlesen

THE SEXY DRUGS - RECKLESS MEMORIES

Drogen können so viel bewirken. Drogen können Gefühle wecken, uns euphorisieren und uns berauschen. Drogen schaffen es, dass wir unsere Hemmungen fallen lassen und man kann mit ihnen in...

Weiterlesen