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BENJAMIN ST. BABYLON - GEDANKENJAZZ

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/benjaminsanktbabylon/
https://www.make-a-book.de/
Benjamin St. Babylon trat vor vielen Jahren mit seinem ersten Musikprojekt "Die neuen Leiden des jungen Bertha" das erste Mal in Erscheinung. Dieses erste Projekt sollte nicht von langer Dauer sein, aber einmal Blut geleckt, gründete er die Band "Alice D. (aus Berlin)" welche innerhalb und außerhalb der Hauptstadt für Aufsehen sorgte. Musikalisch im deutschsprachigen Punk unterwegs war es besonders Benjamin St. Babylon der mit seinen oft exzentrisch-provokanten Bühnenauftritten in Erinnerung blieb. Die Band gab es viele Jahre und als sie sich auflöste hatte sie durchaus überregionale Bekanntheit erlangt. Hiernach wurde es kurze Zeit still um St. Babylon, bis er in Kneipen und Kleinkunstbühnen alleine oder zu zweit Lesungen gab. Er las eigene aber auch fremde Texte.
Parallel gründete er mit drei Mitgliedern von "Alice D. (aus Berlin)" die Band "Partyfleisch", die allerdings bis heute viel weniger Konzerte gespielt und viel weniger Bekanntheit erlangt hat als seinerzeit "Alice D. (aus Berlin)".
Benjamin probierte sich die nachfolgende Zeit aus, als Texter, Vorleser und Musiker.
Der Wille etwas eigenes, vielleicht sogar etwas Neues zu erschaffen trieb ihn in die Hände des umtriebigen Gitarristen Tex Morton (Ex Mad Sin, Sunny Domestosz, Nitro 17, Freunde der italienischen Oper u.a.) der ihm nicht nur das Spielen auf der Gitarre näher brachte sondern ihn mittlerweile auch bei seinen musikalischen Auftritten begleitet.
Neben dem musikalischen Wirken hat St. Babylon in den letzten Jahren viele eigene Texte, Essays, Kurzgeschichten und schlicht Gedanken zur Zeit verfasst.
“Gedankenjazz“, das erste Buch von Benjamin St. Babylon, wurde bereits im Jahr 2018 veröffentlicht.
"Gedankenjazz" ist als Sammlung zu verstehen, von Verfasstem über Politik, Gesellschaft, Punk und Punkrock, Liebe, Sehnsucht, Wut und allem was dazu gehört.
In dem Buch mit 246 Seiten gibt Benjamin St. Babylon viel von seinem Leben preis. Es sind oft persönliche Texte, die oft sein innerstes Empfinden zeigen und die somit eine Tiefe, ja eine Persönlichkeit haben, die sehr nahe geht. Er verarbeitet seine letzten zwanzig Jahre in Berlin, sein Auftreten mit Band, sein Leben, sein Dasein. Es ist trotz dessen wahrlich kein Buch in dem jemand auf über zweihundert Seiten seinen Weltschmerz heraus würgt. Es ist vielmehr ein Blick durch ein Fenster, welches eine Zeit offenbart, die geprägt hat. Das hängt natürlich mit dem Alter des Verfassers aber eben auch mit den Umbrüchen in Berlin zusammen, die nach der Wende das Leben so schnell und außergewöhnlich spannend gemacht haben. Es sind Texte über Orte die es nicht mehr gibt. Orte an denen das Leben gelebt wurde. Orte an denen Kontakte geknüpft worden sind, Freunde für´s Leben gefunden wurden und bis tief in die Nacht diskutiert wurde. Es war eine Welt die noch ohne Whatsapp und (größtenteils) ohne Handys funktionierte.
Benjamin zeigt sich in anderen Texten als kluger Beobachter der Gesellschaft. Er zeigt Widersprüche auf, er bohrt mit seinem Finger in der Wunde, nicht gewalttätig sondern eher fragend und provozierend. Manch derbe Worte finden so seinen Weg in dieses Buch. Durch die tiefe Abneigung gegen Nazis und Dummheit, insbesondere in Form von Menschen die unseren Planeten bewohnen, lässt sich Benjamin fast zu Hasstiraden verleiten. Tatsächlich schreibt er sehr viel Wahres.
St. Babylon hat noch Träume, möchte eine andere Gesellschaft, eine Gesellschaft in der sich nicht alles um Geld und Macht und materielle Dinge dreht. Er verfasst die Sehnsucht hierzu in Zeilen die vielleicht manchmal naiv klingen, dadurch aber auch menschlicher als manche in teuren Büchern und in gehobenem Bildungsniveau mit Fremdwörtern überladenen, verfassten Texten.
Wo die Sehnsucht ist, ist die Liebe nicht weit. Die Liebe, die wir alle suchen. Diese hat St. Babylon auch gesucht, gefunden und ist sich bewusst, was das für ein Geschenk sie ist. Die Texte hierüber sind auch als großer Dank zu verstehen, an die Frau die seit vielen Jahren an seiner Seite lebt.
"Gedankenjazz" ist kein Buch was in eine Richtung geht. St. Babylon bietet alles an was er hat. Das Buch offenbart die Vielschichtigkeit des Verfassers der immer noch auf der Suche ist.
"Gedankenjazz" ist die Veröffentlichung eines empfindsamen Künstlers das als Gesamtwerk zu verstehen ist, um im musikalischen zu bleiben, eine Art "Jam Session" ist. Man weiß nicht genau wohin die Reise geht, aber mitfahren möchte man schon gerne. Viel interessantes wird der Leser und die Leserin auf dem Weg erfahren, viel von sich, von uns und von dem Verfasser, Benjamin St. Babylon.
Geschrieben von Frank am 27.09.2020, 12:06 Uhr
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