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EUGEN B. - INNENFROST

EUGEN B. - INNENFROST

LP eubala records 01.09.2023
  7 / 10

Weitere Informationen:
https://www.dieskeptiker.com/shop/
https://www.facebook.com/DieSkeptiker


Puh...was für ein Lebenswerk von EUGEN B..

Hinter EUGEN B. steckt niemand anderes als Eugen Balanskat, Kopf und Sänger von der Punkband Die Skeptiker.

EUGEN B. hatte 2019 seinen Gedichtband “Innenfrost“ veröffentlicht. Aus diesem Band fruchten die Songs auf diesem wahrlich epischen Werk, was auf zwei Vinyl-Scheiben oder einer CD am 01.09.2023 erscheinen wird.

DIE SKEPTIKER sind mittlerweile, das kann...nein, muss man sagen, eine Institution. Es gibt nicht viele Punkbands, die es zu DDR-Zeiten schon gab und die immer noch relevant sind. Diese Relevanz kommt auch von den Texten, die Eugen nicht nur geschrieben sondern vor allem vertont hat. Die ganz besondere Stimme, die Volumen, Kraft und Deutlichkeit verkörpert. Der besondere Gesangsstil, der mich immer wieder an die Lieder der alten Akustik-Gruppen wie den Comedian Harmonists erinnert, ist einzigartig. Mit der Stimme steht und fällt vieles. Wenn man die Stimme nicht mag, ist es schwierig eine Band wirklich zu mögen. Das ist bei Die Skeptiker so und das wird natürlich hier auf der Solo-Veröffentlichung nicht anders sein.

Die 21 Lieder sind unterteilt in ein “Rock-Album“ und ein “Symphonic Album“. Ich orientiere mich an der Vinyl-Veröffentlichung und nehme mir als erstes das “Symphonic Album“ vor.

Wie der Name schon andeutet, gibt es hier stilistisch ein Potpourri von Symphonic-Metal, Dark-Rock, Mittelalter-Sound und Bombast-/Orchestral- Rock. Das ist schon mal was ganz anderes, als das was ich von Die Skeptiker kenne. So soll es auch sein, sagt die Information zu dieser Veröffentlichung und so ist es.

Die dem Lyrikband “Innenfrost“ angelegten Texte sind etwas speziell in ihrer Wortwahl und dem Aufbau. Es ist eine eher klassische, sehr bildhafte Sprache, die einem Lyrikband oder auch einem alten Märchenbuch entnommen sein könnte. Dies wird kraftvoll durch die Kompositionen verstärkt. Sehr wuchtig, mit viel Charakter kommen die Lieder aus den Boxen.

EUGEN B. vertraut jedoch nicht nur auf seine Stimme und die Kompositionen. Er hat auch einige Gäste ins Studio eingeladen, wie Jerome Reuter (Rome), Vaile Fuchs oder Tiger Lilly Marleen (Bonsai Kitten). Die Gäste bringen alle mit ihrer eigenen Stimme, die ausreichend Platz bekommt, noch mehr Charakter in die Lieder.

Für mich ist das “Symphonic Album“ auch nach mehrmaligem Hören immer noch etwas sperrig und anspruchsvoll im Hörgenuss. Handwerklich ist hier kein Zweifel an der Qualität angebracht aber ein Faible für diese Art von Musik zu haben, schadet auch nicht.

Nach zehn wahrlich großen Liedern endet das “Symphonic Album“.

Weiter geht es mit dem “Rock Album“.

Ich atme durch. Endlich wieder eine gradlinig nach vorne gehende Melodie. Das ist ja ein richtiger Punkrock-Song. Das tut gut, nach 40 Minuten künstlerischem Ausleben in Bereich des Bombast. Jetzt regiert der Sound der mir gefällt. Und humorvoll ist der erste Song des “Rock-Albums“ auch noch. Ach “Kontakt“ ist doch ein dufter Song. Mit Humor geschrieben, mit flotter Zunge gesungen und sauber nach vorne gespielt.

Danach wird über die dunkle Corona-Zeit und die fehlende Einsicht gesungen, fast ein richtiger Song von Die Skeptiker. Ich bin ja fast begeistert.

Die weiteren musikalischen Ausarbeitungen des “Rock-Albums“ sind schon näher an Die Skeptiker dran, als EUGEN B. vielleicht will. Die Songs sind keine Die Skeptiker-Songs, sagt er und das stimmt prinzipiell schon, vor allem beim “Symphonic Album“. Beim “Rock-Album“ ist die Entfernung überschaubar, was sowohl an den Themen liegt, die besungen werden als auch an der Musik.

Das ist nicht schlimm, ganz im Gegenteil.

Die Skeptiker sind ein großer Teil des Lebens von EUGEN B.. Mit dieser Band hat er Erfolge gefeiert und mit dieser Band wird er in Verbindung gebracht. Kein Wunder bei einer Band die 1986 gegründet wurde und mit Unterbrechungen bis heute existiert.

Das “Rock-Album“ und das “Symphonic Album“ sind sich rein textlich sehr ähnlich. Das ist eine andere lyrische Ausarbeitung als bei seiner Band. Dadurch gibt es natürlich auch eine Trennung zu Songs von Die Skeptiker. Natürlich ist dieser Vergleich vielleicht auch nervig für den über 60jährigen Berliner, der sich hier sehr viel Mühe gegeben hat, jedoch eigentlich auch natürlich, denn das eigene Leben besteht nun mal aus Erfahrungen die man nicht einfach so abschütteln kann wie eine alte olle Lederjacke.

Mit Fug und Recht ist diese Veröffentlichung etwas Besonderes.

Puh...was für ein Lebenswerk


Geschrieben von Frank am 21.08.2023, 20:23 Uhr


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