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DIE NERVEN - wir waren hier (CD/LP/MC)


Ich muss ja zugeben, dass ich DIE NERVEN bisher nur vom Namen her kannte und dass sie NOISE Musik machen sollen. Von daher war ich sehr gespannt auf sie, als sich die Möglichkeit bot ihr Album zu besprechen.

So extrem NOISE fängt ihr sechstes Album „Wir waren hier“ überhaupt gar nicht an…..
Ja, die Gitarre ist üppig, das Bass ist fett verzehrt am Hämmern und das Schlagzeug trägt die 10 Songs, so wie es von einer 3-Mann Band liebe. Mein Tanzbein schwingt auf jeden Fall schon gleich beim ersten Mal hören der knapp 40 Minuten mit.
Ein gutes Zeichen.

Die Mischung der ersten Songs aus Punk, Rock und Indie macht einfach nur Spaß und kommt bei mir sehr gut an !
Dazu Texte, die direkt ins Ohr gehen und beim zweiten Mal hören zum Mitsingen ermutigen. Ein Beispiel gleich aus dem zweiten Song „Wir nehmen die letzten Stunden fette Jahre gerne mit, warum hab ich Angst aber du nicht, das Glas zerbricht und ich gleich mit“.

Und der Bass geht so tief rein beim Song „Wir waren hier“ auf „Wir waren hier“, da kriege ich gleich eine (positive) Gänsehaut und endlich gibt es auch einen Noise Ansatz ab der Mitte des Songs. Damit NERVEN DIE NERVEN mich auf jeden Fall nicht !!!!

Der fünfte und sechste Song sind dann ziemlich wavig, langsam, düster…
„Und ich fühl mich so fremd, weiß nicht wie man es nennt“ aus „Wie man es nennt“ oder „Tausend Nadelstiche, treiben sich ins Fleisch, ich hör dich sprechen, aber weiß nicht was du meinst, ich will nie mehr achtzehn sein, ich will nie mehr achtzehn sein“ aus „Achtzehn“ (mit Streichern!), die gehen richtig tief ins (kleine schwarze) Herz…

Noch ein Beispiel, im Prechorus von Song 7 „Bis ans Meer“ wird die Melodie ganz weich, wie in einem melancholischeren TON STEINE SCHERBEN Song und der Text „Kann auf meiner Haut die Sonnenstrahlen spüren, lege mich ins Gras, kann es fast wachsen hören, kann auf meiner Haut die Sonnenstrahlen spüren, lege mich ins Gras, und mach die Augen zu“ könnte auch von Rio Reiser sein.

Mit dem schwermütigen Song „Disruption“, was „unterbrechen“ oder „zerstören“ übersetzt heißt, endet „Wir waren hier“ ziemlich bedrückend. Das ist ein Song für kalte, lange Winterabende, aber wir haben`s doch erst September. Und damit ein Album beenden zu lassen, deutet ja schon auf ein Ende der Band hin. Wollen wir das mal nicht hoffen, denn ich habe (spät) meine Liebe zu DIE NERVEN gefunden.


Geschrieben von Karsten Conform am 15.09.2024, 16:35 Uhr


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