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Molotow Soda - Live im Sonic Ballroom

Molotow Soda - Live im Sonic Ballroom

CD

Während sich dieses Wochenende die Peace and Love and Reggae Gemeinde am Fühlinger See die Birne wegrauchte oder sich zu sanften Musikklängen gegenseitig beklaute, machte ich mich doch lieber mal wieder zu einem kleinen Punkkonzert auf. Molotow Soda spielten im Sonic Ballroom. Oje, ich ahnte schlimmes. Die Kombination von Molotow Soda und dem Sonic Ballroom führt vermutlich zu dem selben Ergebnis wie die Kombination von meinem Fuß und einem Schuh mit Schuhgröße 36. Es wird unangenehm eng werden. Naja, wollen wir doch erst mal gucken gehen. Auf dem Weg zum Sonic Ballroom versuchte ich erst mal ein alkoholfreies Bier aufzutreiben, was sich in Ehrenfeld als undurchführbar herausstellte und mich zum Vita Malz Trinker machte. Zum Glück verkauft der Sonic Ballroom zu meiner Überraschung Bitburger Alkoholfrei, sodass ich den Abend über nicht ständig die süße Plörre trinken musste und trotzdem weiter mein derzeitiges alkoholfreies Leben führen konnte. Nach dem typischen vormusikalischem Unterhaltungsprogramm auf so Konzerten (Bier trinken und Blabla machen) ging es dann auch mit der ersten Band los. Drei junge Kerle, die sich Destyl nennen und aus Prag kommen, legten einen echt geilen Auftritt hin. Ziemlich gelungener Hardcorepunk wurde dem Zuschauer geboten. Das Schlagzeug wurde extrem druckvoll gespielt, der Sänger/Bassist brüllte sich schön einen zurecht und machte die ganze Zeit über lustige Faxen. Machte echt Spaß, denen zuzuhören und zuzusehen. Der Publikumsraum war angenehm leer, weil das ganze Volk noch draußen rumasselte und ein paar Leute nutzten die freie Fläche für ein bisschen Rumpogerei. Die Band kam durchweg sympathisch rüber und ich hätte mir gerne einen Tonträger von denen gekauft, aber sie hatten nichts dergleichen im Gepäck. In der Zwischenzeit war der Sonic Ballroom ausverkauft und irgendwann legten die Mollis dann los. Von draußen hörte ich mir die ersten fünf Songs an und entschloss mich anschließend dann doch die Kuschelsauna zu betreten. Am schlimmsten ist dann immer der Eingangsbereich, wo ich dann aber auch immer wieder rumstehe. Dieses Quetschgedränge, wenn jemand vom Thekenbereich nach draußen oder von draußen zur Theke will, ist echt nervtötend. Eigentlich sehe ich das ja gelassen, aber irgendwann bemerkte ich, dass sich immer die selben fünf Fressen auf Wanderschaft befanden und habe es im Nachhinein dann doch bedauert, Hammer und Nägel zu Hause gelassen zu haben, womit ich die sonst irgendwo festgenagelt hätte. Molotow Soda legten jedenfalls ganz routiniert einen töften Auftritt hin. Bei den Zugaben wurden die Instrumente getauscht und es gab Canalterror für die Ohren. Ein technischer Defekt auf der Bühne und ein klingelndes Handy in meiner Hose ließen mich mal wieder vor die Tür gehen, wo ich dann auch blieb und gar nicht mehr mitbekam, ob ein Kanister Molotow Soda ins Publikum gereicht wurde oder nicht. Auf jeden Fall gab es aber noch ein paar Canalterror Songs. Als alles vorbei war, ging es in die Richtung einer Kneipe, die Boots heißt und laut einigen Hundebesitzern die einzige richtige Punkerkneipe in Köln ist. Bei solchem Gefasel hatte ich dann eigentlich schon keinen Bock mehr, mitzugehen, da Kneipengäste, die ihre Stammkneipe für die einzig wahre Sonstwaskneipe halten, oft durch Engstirnigkeit und niedrigen Horizont glänzen. Aber genau das schien eine spannungsgeladene Odyssee zu versprechen, also: mitgehen. Notfalls wohnt der Herr Bruder ja um die Ecke und man kann da noch ein Weilchen rumgammeln. Auf dem Weg dorthin ging es an der Live Music Hall vorbei. Meine Fresse! Hier ein tränenreiches Beziehungsdrama, da eine sich anbahnende Schlägerei, dort eine gerade beendete Schlägerei, durch die Gegend rennende Türsteher, mit Blaulicht vorfahrende Bullenschleudern, ein Auto, dass Fahrerflucht begeht, nachdem es sich beim Versuch einzuparken, die komplette Seite an einem Blumenkübel anraspelt...Scheinbar treffen sich freitags alle gewaltbereiten Arschlöcher und Dumpfbacken Kölns in der Live Music Hall. Obwohl von denen auch immer genug auf den Punkkonzerten zu finden sind, bloß dass die aggressiven Punkkonzertbesucher anders aussehen, als der LMH-Proll. Also merken: Arschlöcher gibt es überall! Vorm Boots angekommen wurde dann noch schnell das Kioskbier ausgetrunken und dann teilte sich das Grüppchen. Die eine Hälfte ging in die Kneipe mit dem Hunderudel im Inneren, um sich dem einzig richtigen Punkfeeling hinzugeben, die andere zu meinem Bruder in die Wohnung, um den einzigen richtigen Punk zu beerdigen.

Geschrieben von Christian am 01.01.2010, 00:00 Uhr


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