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Rotzflash - Since 2003

Rotzflash - Since 2003

CD Eigenproduktion 01.03.2008
  2 / 10

Weitere Informationen:
http://www.rotzflash.de/
http://www.myspace.com/rotzflash


Man mag von Zusammenhalt ja denken, was man will. Zum Beispiel, wie man ihn im Detail definiert. Oder wer nun aus welchen Gründen zusammenhalten soll(te). Da scheiden sich die Geister, denn jeder dürfte diesbezüglich seine eigene Meinung haben. Ich ebenfalls. Mein Zusammenhalt mit anderen endet zum Beispiel da, wenn man beginnt, andere Menschen zu töten oder zu verletzen. Oder wenn man es darauf anlegt, mir Ohrmuschelkrebs oder andere böse Krankheiten auf eine ganz perverse Art und Weise anzuhängen.

Das dürfte wohl auch der Grund dafür sein, warum die Hardcore-Punks aus Wolfsburg so eine Miese von mir kassieren und keine „Hey, immerhin leben wir in derselben Stadt!“-Punkte bekommen. Auch wenn man die Band live durchaus ertragen kann (wobei das Erfahrungen sind, die schon Jahre zurück liegen, also auch nicht unbedingt als Empfehlung zu sehen sind), so bietet die Platte kaum irgendwelche nennenswerten Eigenschaften.

„Qualität“ wäre – genau so wie das Thema „Zusammenhalt“ weiter oben – ein Punkt, an dem man sich streiten kann. Es gibt Bands, die eine beschissene Musikqualität haben, weil die Mittel dazu gefehlt haben. Als Beispiele könnte man die Band „The Buttocks“ oder „Die Toten Hosen“ (die alten Stücke) nehmen. Was ist die Qualität – gemessen an den heutigen Standards – doch schlecht! Aber trotzdem ist es verdammt geil anzuhören! Warum? Weil es trotzdem seinen eigenen Charme, seinen eigenen Stil und somit seine eigenen Liebenswürdigkeiten hat. Im Gegenzug stehen dazu Bands, die wirklich eine klasse Musikqualität besitzen, aber trotzdem so klingen, als würde man einen Hundehaufen anzünden. Denn es fehlt der Charakter, das Herz, die wirkliche Energie in den Zeilen.

Rotzflash erfüllt keines dieser beiden Kriterien. Denn sie haben nicht nur schlechte Qualität zu bieten, sondern haben nicht mal so etwas, wie „Charme“ oder Charakter in ihrer Musik.
Fangen wir doch mal mit der Klangqualität der Songs an. Ja, fangen wir mal damit an…äh. Gut, hier mag sich das erste Problem schon anbahnen. Die Klänge sind irgendwie nicht nennenswert, weil sie kaum auffallen. Denn nach einigen Songs beginnt man den Verdacht zu hegen, dass der Silberling einen Sprung hat, was zur Folge hätte, dass man denkt, dass stets dasselbe Lied laufen würde. Okay, das mag ein wenig übertrieben sein, aber die Lieder haben so gut wie keinen Wiedererkennungswert. Sei es die Gitarre, die bei fast jedem Lied gleich klingt, der Bass, der irgendwie keiner ist (weil man ihn nicht hört!) oder das Schlagzeug, das so verdammt leise ist, sodass man dazu verleitet ist zu denken, dass man die Aufnahmen mit einem Kinderspielzeug mit integriertem Drum-Computer aufgenommen hätte. Die Stimme klingt auch irgendwie jedes Mal gleich, sodass die Platte – obwohl sie beim ersten oder zweiten Mal durchhören noch relativ annehmbar ist – schnell an Reiz verliert und in der ewigen Versenkung des hiesigen CD-Schrankes verschwindet. Für immer!

Die Texte sind eine Zumutung. Belanglos, langweilig und auf Demonstrationen sicherlich auch schon dermaßen abgedroschen, dass man die Parolen-Gröhler am liebsten auf Gleise fesseln würde, nachdem man diese geteert und gefedert hätte. Natürlich geht es um Bier, um Bullen, um „Wir-sind-das-Volk“-Mentalitäten, den Staat und natürlich Nazis. Nicht, dass ich gegen solche Lieder etwas hätte – andere Bands setzen diese Ideen nämlich verdammt gut und intelligent um -, aber es handelt sich bei Rotzflash um weitaus weniger. Es mögen zwar keine Texte zu finden sein, die sich auf dem Album befinden, aber wer die anderen Texte der Band durchliest (Google hilft dabei), bekommt einen Vorgeschmack auf das, was ihn bei „Since 2003“ erwarten wird.
Es wird einfach nur alles runter gespielt, rein gesungen und fertig ist die Scheibe. Selbst die 4 Zusatz-Songs, die sich als Live-Mitschnitte präsentieren, retten das Album nicht. Es ist genau dasselbe, nur in grün. Von daher wäre es auch verschwendete Lebensmühe, auf diese vier Lieder ebenfalls noch einzugehen.
Aber wo bleibt denn meine Fairness? Gut, ich muss zugeben, dass es zwei Lieder gibt, die man sich wirklich anhören kann. Mit „Vergessene Jugend“ oder „Keine Chance“ gibt es doch noch zwei Vertreter auf dem 15-Stücke starken Album, die ich mir (aber auch nur einmal…in einem Zeitraum von mehreren Monaten) anhören kann.
Das „DIY“-Logo, mit welchen auf dem Plattencover geworben wird, macht die Sache sicherlich irgendwo attraktiver (schließlich ist DIY einfach eine tolle Sache), aber besser macht sie in diesem Fall leider nichts. Es gibt dabei würdigere Vertreter im Punk-Genre, die man sich antun kann.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die Wolfsburger Hardcore-Rocker noch einmal fangen werden und das nächste Mal eine Revolution in ihre Musik-Reihen hinbekommen werden. Denn anderwertig dürften sie nur die typischen Parolen-Punker, die nicht mehr, als ihren eigenen Namen und ihre politische Gesinnung schreien können, ansprechen. Denn mit „Anspruch“ oder „Intelligenter Musik“ hat das alles leider nichts mehr zu tun.

Wer jedoch einen überteuerten Bierdeckel, ein Schrottwichtel-Geschenk für seine kleine Schwester oder einen Kündigungsgrund beim Chef sucht, der kann bei der CD sicher fündig werden.

Sorry Leute, da geht doch wirklich ein bisschen mehr. Für mehr, als 2 von 10 Punkten, reicht es leider nicht.


Geschrieben von ChaosZx2 am 06.06.2011, 00:00 Uhr


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