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BOYKOTT - PLAN B

Weitere Informationen:
http://boykottiert.de/
http://www.myspace.com/bandboykott
BOYKOTT ? Kannte bisher nur BOIKOT, eine spanische Punkband.
BOYKOTT kommen aus Schwedt / Oder, was erstmal generell Pluspunkte gibt. Ist doch das Bundesland Brandenburg nicht gerade mit guten Bands gesegnet und aus Schwedt / Oder ist mir tatsächlich keine einzige Band bekannt.
Nun liegt hier also eine Scheibe in einem schönen Digipack vor mir, auf der die fünf Jungs nun ihr zweites Album präsentieren. Beim Recherchieren bekam ich erstmal einen Schreck, den die Band gibt es schon seit 10 Jahren. Das ist eine Menge Holz! Das zeigt allerdings auch, wie schwer es ist, als kleine Band sich hochzuspielen. Das tun die Jungs allerdings in den nächsten Monaten mit viel Engagement. So ziemlich jeder kleine und größere Club in Berlin wird bespielt, bis es am 19.11.2011 dann einen Gala-Abend für die Band geben wird. Dann spielen sie nämlich mit Kumpelbasis und Toxpack im Berliner S.O. 36.. Hierfür schon mal alles Gute, Jungs!
Kommen wir zum eigentlichen Objekt der Begierde.
Das Cover von “Plan B“ weckt bei mir Assoziationen zu Broilers. Es wird eine Straße imr warmen Süden gezeigt und auf einer Mauer ist groß und deutlich der Titel des Albums zu lesen. Broilers hatten mal ein ganz ähnliches Cover-Artwork mit der “La Vida Loca E.P.“. Im Innencover macht die Band einen auf dicke Hose und zeigt sich beim Armdrücken auf einem Hochglanzbild. Gut inszeniert, aber mir zu viel Fassade. Irgendwie hab ich eine böse Vorahnung was mich da erwartet.
Der erste Song fängt nach einem recht coolen Intro an. Passt super zur Subkultur. Das Zitat im Intro “Ich hatte eigentlich immer gesunde, normale Menschen um mich“ ist schon sehr passend. Ähnlich haben das wahrscheinlich alle Leser erlebt, als es mit dem Rebellieren losging. Dann sagten das die Lehrer, die Verwandten und alle Spießer mit ihren Scheuklappen und ihrer selbstgefälligen Vorstellung von Gut und Böse. Da sind wir auch gleich beim Thema. Das erste Lied “Letzte Grüße“ ist musikalisch ein ordentlicher Rockkracher. Würde hier, trotz der Bekenntnis der Band gegen den Deutschrock zu sein, diese Schublade aufmachen. So viel anders ist der Sound nicht. Der Text hat allerdings mehr Substanz. Ist teils kryptisch, teils anspielend, teils reflektierend und dabei in sich rund. Trotzdem würde ich die folgenden Textzeilen gerne mal von der Band erklärt bekommen:
…nehmt ein Feuerzeug zur Hand
denn eure Dummheit die steckt an
Wer mit Fug und Recht behauptet Deutsch zu sein,
der ist nicht allein.
Im Kontext zum gesamten Song denke ich, dass ich weiß wo die Band hin will, aber die Zeilen kann man auch anders verstehen. Gedanken an brennende Asylantenheime spuken da durch meinen Kopf. Könnte, sollte man bei der Band noch mal hinterfragen. Im weiteren Text wird ordentlich gegen Deutschrockbands gewettert, was mich allerdings wundert, da der Sound von BOYKOTT wirklich nicht viel anders ist. Nun ja, man kann die Konkurrenz auch durch Tritte auf Distanz halten.
Der zweite Song “In Gottes Namen“ passt wie die Faust auf das runzlige Gesicht von Papst Benedikt der heute im Olympiastadion eine Massenmesse gehalten hat. Dort wo bereits die Nazis aufmarschiert sind und die Kirche diesen Krieg durchaus unterstützt hat. So schließt sich der Kreis. “In Gottes Namen“ ist ein intelligenter Song der den Missbrauch in der katholischen Kirche aus Sicht eines Missbrauchsopfers aufzeigt. Ein Text der tief rein geht.
Danach geht es, zumindest textlich, stark in die persönliche, in die Emo-Ecke. Kann man mögen, kann man langweilig finden. Auf jeden Fall geht es ein bisschen weg aus der Deutschrockecke, den diese Texte würde man von einer 08/15 - Deutschrockband so nicht geboten bekommen. Stimmt also doch das wettern aus dem ersten Song?
Mit “Ohne Kurs kein Ziel“ geht es dann aus der persönlichen, nachdenklich, melancholischen Ecke raus in Richtung Frankfurt / Main. Richtung Onkelz. Es ist wieder diese immergleiche Attitüde “Ich alleine gegen den Rest der Welt“ die aufgewärmt wird und die immer wieder bei genug Leuten ankommt. Warum nur? Immerhin bietet der Song ganz interessantes Gitarrenspiel aber textlich ist er nicht besser als all die anderen, bereits geschriebenen Songs über die Einstellung, in der sich alle Onkelz-Fans wieder finden. Diese Schiene war noch nie meine und wird auch nie meine sein.
Beim Lesen des Titels des nächsten Songs “Ein kleines bisschen Subkultur“, musste ich sofort an Zaunpfahl denken. Diese haben mit “Subkultur“ einen Song geschrieben, der vom Refrain dem Titel sehr ähnlich ist. Der Text passt auch. Haben hier BOYKOTT ein bisschen nach Teterow geschielt?
Muss ja nicht schlecht sein, mal zu schauen was die anderen machen, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Song nicht ganz zufällig Ähnlichkeiten mit Zaunpfahl aufweist. Eine andere Band zu mögen, wird dann mit dem Cover von “Durstige Männer“, dem wohl bekanntesten Song der Dimple Minds, zelebriert. Den Song hab ich schon besser gehört, aber live wird der Song sicher abgefeiert werden.
Als letzter Song kommt mit “Plan B“ dann der titelgebende Song des Albums. Kein schlechter Track, allerdings kann ich diese Songs zum zehn-, fünfzehnjährigen oder welchem Jahresjubiläum auch immer, langsam nicht mehr hören. In den Texten geht es doch immer um die gleichen Themen.
Insgesamt ist “Plan B“ von BOYKOTT anders als normaler Deutschrock. Allerdings ist der Sound so rockig, dass sie ganz aus der Ecke nicht rauskommen. Würde das Emo-Rock nennen, wobei das die Faust nicht ganz auf die Nase trifft, aber die Richtung stimmt.
Vielleicht sind BOYKOTT für die Deutschrockszene das, was Broilers für die Oi-Szene sind.
Geschrieben von Frank am 22.09.2011, 00:00 Uhr
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