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Thekenprominenz & Martens Army - Sing mein Sachse, sing

Thekenprominenz & Martens Army - Sing mein Sachse, sing

CD KB-Records 02.09.2011
  4 / 10

Stumpf ist Trumpf. Diese alte Weisheit hat sich das ein oder andere Mal durchaus bewähren können, doch es unterliegt (wie vieles sonst auch) einem grausamen und irgendwie immer gültigen Gesetz: Ausnahmen bestätigen die Regel. So ist es nicht verwunderlich, dass „Sing mein Sachse, sing“ von „Thekenprominenz“ und „Martens Army“ ganz zufällig unter eben dieses Gesetz fallen.

Ich muss zugeben, dass ich von Anfang an nicht sonderlich viel erwartet habe, da „Oi“ nie wirklich (außer, wenn mein Promillewert über meinem IQ lag) meinen Geschmack getroffen hat.
Apropos „Promillewerte bei 2,3“:  Die Aufmachung des Albums ist seltsam. Auf der Rückseite sind zwar die Titel aufgezeichnet, aber irgendwie scheinen die Jungs ein bisschen zu viel Grog gebechert zu haben, da die Stücke in falscher Reihenfolge stehen. Das mag zwar ganz lustig sein, aber es ist dennoch ziemlich unpraktisch, wenn man bereits alles so auf seinen Rechner übernommen hat.

Na gut, nun zum Album. Der erste Blick bereitet einen schon vor: Eine große Gruppe Bier trinkender Menschen sitzen an einem Tisch und scheinen ziemlich lustig aufgelegt zu sein. Okay, ich habe schon ein flaues Gefühl im Magen, was die Thematik und die Musikrichtung angeht. Und dieses Gefühl sollte mich nicht täuschen, denn textlich halten sich die beiden Bands (die ich übrigens NICHT trenne, sondern einfach vom Album an sich rede) – um es mal gelinde zu sagen – sehr simpel. Es geht um typische Themen: Bier trinken, Freundschaft, Saufen, Gewalt und Alkoholkonsum.  Hier klingt es mal ein bisschen abgestumpft („Görlitzer Halunken“, „Thekenprominenz“, „Martensprominenz“), da klingt es doch schon etwas dümmlich („Putz deine Stiefel“) und stellenweise sogar mal ganz nett („Wo bist du?“, „F.Müller“). Die beiden letztgenannten Titel handeln von ein bisschen was Persönlichem, in dem auch ein Hauch Kritik versteckt ist. Der Rest der Lieder jedoch hat in etwa denselben Anspruch, die Unkraut seinen an die Umwelt hat. Also quasi fast gar keinen. Entweder geht es um das hirnlose Gesichter-Zermatschen von Typen, die einen falsch angucken oder um die Beliebtheit der nächstbesten Kneipe, die um die Ecke ist. Für Konzerte und heimische Musik-Abende eher weniger geeignet, als für Bierzelte oder hoffnungslos zugedröhnte Geburtstage, bei denen der durchschnittliche Promillewert (bei einem Dutzend Gäste) in etwa 3,0 beträgt.
Als einzig neu für mich stellt sich jedoch für mich heraus, dass es wohl auch auf einer Oi!-Platte um Politik gehen kann. Hier wird aber jedoch lediglich Parolendrescherei betrieben, indem schön auf Vater Staat, Politiker oder Parteien gespuckt wird. Da sich dies als nicht sonderlich originell herausstellt, sollte es nicht verwunderlich sein, dass ich das hier eher kritisch begutachte.
Gehirnakrobaten dürften sich bereits lustvoll die Hände reiben, da sie bereits bemerkt haben sollten, dass Leute mit Anspruch hier vergeblich nach tiefgründigen oder gutenTexten suchen. Gute Zuhörer und bewanderte Menschen in der Musikszene dürfte auch noch auffallen, dass einige Texte ganz grob nach „Böhse Onkelz“ klingen oder zumindest nach anderen Oi!-Bands. Es heißt zwar, dass gut geklaut besser sei, als schlecht selbst gemacht, aber selbst beim Klauen scheint es Schwierigkeiten gegeben zu haben.

Schade eigentlich, denn der Klang ist an sich ganz ordentlich. Die Stimme hört sich zwar im Vergleich zu anderen Band dieses Genres sehr ähnlich an, ist jedoch ziemlich erträglich. Auch die Instrumente sind nett gespielt, wobei man natürlich kein Feuerwerk der Unterhaltungskunst erwarten dürfte.
Die Gitarre, der Bass und das Schlagzeug sind also eher schlicht und einfach gehalten, wobei das natürlich nicht automatisch schlecht sein muss. Ein bisschen „Professionalität“ spielt in Form von gut abgemischten Hintergrundgesängen auch noch mit rein, weshalb man nicht komplett von „simplen Tönen“ sprechen kann. Aber immerhin klingt es ganz nett, wobei sich die Langzeitmotivation nicht wirklich einstellen möchte.

Irgendwie schallt das Wort (unterer) „Durchschnitt“ immer wieder durch meinen Kopf. Und ich muss der Stimme wirklich recht geben. Denn mehr als 1,5 Durchläufe habe ich nicht geschafft, da mir die Texte zu unüberlegt und dumpf und die instrumentale Ausarbeitung zu wenig abwechslungsreich war. Meine Einstellung hat sich demnach also wenig geändert: Abgesehen von Abstand halte ich von Oi! nicht wirklich viel. Wenn sich meine Kumpels jedoch wieder einmal richtig volllaufen lassen, dann könnte der Silberling vielleicht doch noch einen kleinen (und guten) Zweck erfüllen. Für mehr reicht es dann leider doch nicht. Vielleicht kommt diese Scheibe ja noch einmal in ein paar Wochen/Monaten aus den tiefen meines Zimmers wieder und stattet meinem Gehör noch einmal einen Besuch ab. Denn momentan habe ich andere Bands im Kopf, als die hier vorliegenden.

Da ich noch ein bisschen Platz und Zeit habe, kommt um Schluss noch ein Witz: „Thekenprominenz und Martens Army gehen an einer Kneipe vorbei“.  HAHAHA!


Geschrieben von ChaosZx2 am 26.09.2011, 00:00 Uhr


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