Design wechseln

Start » Reviews » Goldener Anker - dto.

Goldener Anker - dto.

Goldener Anker - dto.

CD SuperKamiokandeDetektor (Major Label) 06.01.2012
  7 / 10

Weitere Informationen:
http://www.myspace.com/goldneranker
http://majorlabel.biz/


So verbringt man gerne seinen letzten Arbeitstag vor dem lang ersehnten Wochenende: Da darf man ein bisschen früher raus und endlich die Sachen wirklich tun, von denen man während der Arbeit träumt, und dann liegt auf dem hauseigenen Schreibtisch wieder Arbeit herum. Gedanklich vollende ich die Postsendung mit den Worten: „Ein Review davon. Schnell, sonst setzt es was! Liebe Grüße, Präsi“. Ich setze schon mal den Kaffee auf…

Ich schlürfe genüsslich, spucke wieder aus, da ich eigentlich keinen Kaffee trinke und lasse die Packung noch einmal auf mich wirken. „Goldener Anker“ sind die Worte, die den unteren Rand des Albums zieren. Sieht auf dem ersten Blick nicht wirklich besonders aufregend aus, denn wenn ich so ein Album irgendwo anders gefunden hätte, hätte ich es mit fast angrenzender Sicherheit liegen gelassen. Aber da man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen soll, möchte ich mal nicht so sein und trotzdem versuchen so sachlich wie möglich darüber zu schreiben.

Nachdem ich ein paar Tränen für das fehlende Booklet geweint habe , mache ich mich an die Arbeit und lege die CD in den Rechner ein.
Während die ersten Töne mein Trommelfell erreichen, lese ich mir den beigelegten Infozettel durch und schaue verdutzt. Ich habe tatsächlich eine Punkrock-Band erwischt, die aus Frauen besteht (abgesehen vom Bassisten) und auch von selbigen besungen wird. Gut zu wissen. Das macht die Sache deutlich interessanter, da der Musiker-Markt von Testosteron geradezu überschwemmt ist. Da ist ein bisschen Östrogen dazwischen sicher nicht schlecht.
  Dann spielt sich nun auch der Gesang ein und ich lausche weiter interessiert zu. Ich finde es immer wieder komisch, dass es so wenige Frauen-Bands gibt. Denn der rotzige und manchmal doch leicht poppige Gesang klingt ziemlich gut und vermitteln einen wirklich eine Art „Punkrock-Stimmung“, die einen Mittelfinger auf die Stirn gebrandmarkt bekommen hat. Die Instrumente fügen sich auch gut ein. Vor allem, weil die Klangkulisse ein bisschen was von einem Proberaum-Feeling hat, was noch einmal ein paar Sympathie-Punkte einbringt. Den "Hauch" eines muffigen Proberaumes kann ich mir natürlich auch nur einbilden, aber trotzdem weiß es zu gefallen. Der Gesang sticht dadurch zwar durch diese „Reinheit“ in etwa so heraus, wie eine Osterhasen-Tätowierung auf dem Bizeps eines Insassen eines Hochsicherheitstraktes, aber trotzdem wird erfolgreich eine Brücke zwischen diesen beiden Welten geschlagen.
Kräftig unterstützt werden die Frauen durch den männlichen Bassisten, der nebenbei auch noch die Tasten (also am Keyboard, nicht bei den Frauen) betätigt und somit für das jeweilige Lied den passenden Sound hat. Weder kommt die Klimperei zu oft vor, noch wird sie zu selten benutzt, es besteht hier ein gesunder Mittelweg, in dem diese „Orgel“-Klänge dem musikalischen Moment noch einmal die Würze gibt.

„Goldener Anker“ bieten mit „dto.“ (waurm heißt das eigentlich so??) einen netten und kurzen Ausflug ihn ihre Musikwelt, die mich teilweise ein wenig an die „Guano Apes“ erinnert. Das sage ich zwar bei auffällig vielen Bands, die Frauen bei sich halt…äähh, bei der Frauen tätig sind, aber hier ist das auch irgendwie der Fall. Komisch.
Schade ist allerdings, dass das Album nicht länger ist, als 10 Songs, und auch trotz der vielseitigen Möglichkeit die Instrumente einzusetzen, nicht mehrere Stimmungen erzeugt werden. Die Songs sind zwar alle gut voneinander zu unterscheiden, aber die „Rotzigkeit“ der Sängerin führt den Stil und die Spielweise der Band auf eine eindeutige Schiene, die sich langfristig gesehen zu stark abnutzt. Schade, denn der Ansatz ist mit „Only You“ eigentlich schon gut angegeben, ist aber insgesamt gesehen doch ein bisschen dünn und ausbaufähig. Wer jedoch kein Problem mit so etwas hat und solche Musik liebt, der kann höchstens über die Länge meckern und sich ansonsten auf eine schöne Alternative freuen, die mal ein bisschen abseits der ganzen Männer-Möglichkeiten steht.

Gar nicht schlecht, darum gibt es 7 Punkte von mir.


Geschrieben von ChaosZx2 am 18.11.2011, 00:00 Uhr


Teilen:                    

Kommentieren



Weitere interessante Reviews

Lord Bishop Rocks - Tear Down The Empire

Geiler Typ, wie konnte der so lange unter meinem Radar fliegen? Über 30 Jahre rockt LORD BISHOP schon, war unterwegs mit Superstars der harten Stromgitarren und ist auch äußerlich ein...

Weiterlesen

RONG KONG KOMA - SMILE

Da fängt das Gitarrenspiel so leise an, dass ich fast dachte, meine Anlage wäre kaputt oder auch meine Ohren oder beides. Kaum, dass ich mich an den leisen Klang gewöhnt hatte, am entspannen...

Weiterlesen

FEINE SAHNE FISCHFILET - WIR KOMMEN IN FRIEDEN

...Aus Jarmen losgefahren, mit einem beschissenen Namen... Und wo ist FEINE SAHNE FISCHFILET jetzt? Die Jungs aus Mecklenburg-Vorpommern sind eine der bekanntesten Bands die gefällige...

Weiterlesen

THE NO - DAS LEBEN IST SCHÖN

Was passiert wenn Musiker eine Band gründen, diese dann auflösen und doch wieder Bock darauf haben gemeinsam Musik zu machen, die wie die Band klingen darf die sie aufgelöst haben? Dann...

Weiterlesen

BLONDIE - NO EXIT

BLONDIE gründete sich, da war ich bestenfalls in Planung. So lange ist es schon her, dass diese Band Musikgeschichte geschrieben hat. Nun erscheint ihr siebtes Album, ursprünglich 1999...

Weiterlesen

DEATH BY HORSE - LIMINAL STATE

DEATH BY HORSE hatten 2019 das Album “Reality hits hard“ über das Label Twisted Chords veröffentlicht. Ein Label was für interessante Musik steht. Genau das boten DEATH BY HORSE auf diesem...

Weiterlesen