Design wechseln

Start » Reviews » The Pussywarmers & Réka - I Saw Them Leaving

The Pussywarmers & Réka - I Saw Them Leaving

The Pussywarmers & Réka - I Saw Them Leaving

LP Wild Honey Records 28.02.2014
  7 / 10

Weitere Informationen:
http://www.thepussywarmers.com/
http://www.wildhoneyrecords.org/


Man kann ja von den US-Geheimdiensten halten, was man will, als sie das pazifistische Bedrohungspotential der Hippiebewegung durch die Versorgung mit Acid etc. zu drosseln versuchten, gaben sie sicherlich den Startschuss für die vielleicht abgedrehteste Experimentierphase, die Rock und Pop erleben sollten. Die kreativeren unter den Künstlern wären vielleicht auch nüchtern auf psychedelische Sounds gekommen, aber wer hätte sie sich dann angehört? Niemals so viele Menschen, wie es dann letztlich der Fall war. Flower Power ist heute passé, die Hippies, die nicht auf dem Trip hängengeblieben waren, suchten sich einen Job, und der Vietnamkrieg wurde trotzdem irgendwann verloren.

Über 40 Jahre später...

Die Pussywarmers kommen aus der Schweiz, Sängerin Réka aus Ungarn, die Musik vermutlich von einem Tape, das die BEATLES zugedröhnt irgendwo haben herumliegen lassen. So eiert sich dann die Band von der ersten Minute an munter durch zehn bunte Psychedelia-Stücke, absolut gekonnt und dabei niemals unhörbar schräg. Von den Songs her ist das lupenreiner 60ies-Pop, nur klingt er natürlich so, als wäre er unter Wasser oder durch ein galaktisches Wurmloch aufgenommen worden, durch das noch vielfarbige Wölkchen und Einhörner fliegen. Die Instrumentierung ist auch in bester BEACH-BOYS-Tradition experimentierfreudig, so wusste ich bis jetzt noch nichts von der Existenz einer speziellen Orgel namens Optigan, die eine Frühform des Samplers darzustellen scheint. Banjo, Kontrabass, Posaune, alles fließt mit ein und fliegt munter durch die Blumenwelt. Zum Glück konnte ich in den 32 Minuten auch keinen Sitar vernehmen, dafür nochmal Krishna oder wem auch immer sei Dank. Die katzenfreundlichen Eidgenossen nehmen sich vermutlich auch nicht so ernst, dass sie meinen, ihre Hörer durch solche Maßnahmen erleuchten zu müssen. Hingegen verspielen sie meiner Ansicht nach die Chance, hier und da ihre schönen Melodien genügend in den Vordergrund zu stellen, weil diese schließlich unter dem pausenlos spacigen Sound ins Hintertreffen geraten. Hier ist die eine oder andere Pop-Perle enthalten, die man aber erst aufmerksam heraushören muss. So bleibt das ganze zwar gefällig, aber ohne wirklich Höhepunkte. Hut ab vor dem Unterfangen, so einen historischen Stil in die Gegenwart zu holen, wenn diese Band erst einmal ihre Stärken selbstbewusster einsetzt, kann das noch eine spannende Reise werden.

Geschrieben von King Kraut am 05.05.2014, 00:30 Uhr


Teilen:                    

Kommentieren



Weitere interessante Reviews

THE DROWNS / THE LAST GANG - THE DROWNS / THE LAST GANG

Mit dem Vinyl-Boom kommt auch immer wieder das auf, was seit vielen Jahren eine große Rarität war. 7“Split-Singles. Zwei Bands, maximal zwei Songs pro Band und ein schönes Artwork, fertig ist...

Weiterlesen

IN EXTREMO - Wolkenschieber (CD/LP)

Die Zeit hinterlässt Spuren und man entwickelt sich (hoffentlich) weiter. Mal zum guten, mal zum schlechten. Und während ich vor 20-25 Jahren die Songs von IN EXTREMO von der ersten Sekunde...

Weiterlesen

GYFTH - MUSS LOS

Ich habe nicht um GYFTH gebeten. Ich habe GYFTH bekommen. Ich muss mit GYFTH umgehen. Wer oder was ist eigentlich GYFTH? GYFTH ist eine Band aus Österreich, deren Mitglieder aus Wien und...

Weiterlesen

SEIZED UP - MODIFY THE SACRED

SEIZED UP aus Santa Cruz in Kalifornien haben während der COVID-19-Pandemie ihr erstes Album herausgebracht und legen nun nach. Mit “Modify the sacred“ kommt am 09.08.2024 ein Album heraus...

Weiterlesen

A DEER A HORSE - TEXAS MATH

A DEER A HORSE bringen ihr zweites Album am 27.09.2024 heraus. Das Album soll musikalisch sehr abwechslungsreich sein. Es wird von Einflüssen aus Metal, Punk, Industrial und Stoner Rock...

Weiterlesen

THE CALMATIX - THE CALMATIX

THE CALMATIX bringen ihr Debüt-Album auf Hellcat Records heraus. Das ist wie ein Ritterschlag, gehört Hellcat Records doch keinem geringeren als Tim Armstrong, Kopf und Mastermind von Rancid. ...

Weiterlesen