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SIENA ROOT + THE MUGGS – Bielefeld "Forum"

02.06.2015

Nach dem ich vor einem halben Jahr das aktuelle Album "Pioneers" des schwedischen Quintetts SIENA ROOT (http://www.ramtatta.de/s/reviews/f/details/id/7084/) mit ihrem geilen 70er Jahre Stoner / Psychodelic / Progressiv Rock so in den Himmel gelobt habe, war ich heiß drauf, die Stockholmer mal live zu sehen. Diese hätte ich allerdings auch schon vor fast 10 Jahren haben können, 2006 spielten sie nämlich auf dem Umsonst & Draußen Festival in Stemwede, ich war da (http://verbotenefruechte.de.tl/Gemischtes.htm), hab die 5 Jungs damals aber leider nicht gesehen :-(
Wer sich die Zeit genommen hat den letzten Link mal durchzulesen, dem dürfte eventuell aufgefallen sein, dass ich über viele Konzerte berichtet habe. Vor 10 Jahren war es auch noch so, dass es in OWL (von Minden über Herford, Bielefeld, Detmold, Gütersloh bis Paderborn) im Sommer einige wenige, aber bezahlbare (oder sogar kostenlose) Festivals gab und in der Herbst- bis Frühjahrszeit auch viele weitere interessante Konzerte. Vor 20 Jahren waren es sogar noch mehr ! Anfang bis Mitte der 90er war ich auf 25-30 Konzerte pro Jahr ! Und jetzt ???
Nichts mehr !!! Oder sagen wir mal, es sind deutlich weniger Konzerte geworden. Das liegt zum einen daran das einige Club zumachen mussten, wie das JZ Kamp. Dafür gibt es aber neue Clubs wie das JZ Stricker. Aber generell sind es einfach viel weniger Konzerte hier in OWL geworden. Die Konzertveranstalter weichen immer öfters nach Münster aus. Bielefeld ist einfach out. In Herford finden auch von Jahr zu Jahr weniger die Konzerte statt. Gütersloh - Paderborn - Minden, von dort bekomme ich kaum noch etwas mit, trotz Internet (ich sag nur Facebook)... Und Detmold ist komplett tot :-(
So, genug rumgeheult !
Kommen wir zum Konzi, an einem Dienstag in das Bielefelder "Forum", was eigentlich keine gute Ausgangslage bedeutet. Mitten in der Woche, Sommeranfang und 15,- Euro Eintritt. Eigentlich sind 15,- Euro für uns Ostwestfalen viel Zaster für zwei Bands die kaum jemand kennt. Wir haben es halt nicht so dicke in der Tasche wie die Bayern, die Baden-Württemberger, die Berliner, die Ruhris, den Rheinländern & Co. Wir sind sparsam... Und wer sich nicht daran hält, der wird ausgewiesen zu den Schwaben oder den Schotten ;-) Daher haben die Umsonst & Draußen Festivals hier auch noch so einen guten Zulauf, während die restliche Republik nach Wacken, Scheeßel, zum Southside oder Rock im Park / am Ring fährt und dort hunderte an Euros zu lassen. Ich schweife schon wieder ab.
Also 15,- Euro waren absolut okay für die beiden Bands und als erstes betrat das Trio THE MUGGS aus Detroit die kleine Bühne des "Forums". Auch wenn es die Band bereits seit 15 Jahren gibt, mir waren sie völligst unbekannt. So erging es sicherlich den meisten Besuchern, aber die drei Kerle schafften es, das für ihre "Sturheit" bekannte ostwestfälische Publikum sehr schnell mitzureißen. Auch mich hatten sie schnell in Ihnen Bann, obwohl ich eigentlich kein Freund von Hard-Rock-Blues bin. Aber Ihre Energie die sie 60 Minuten auf der Bühne zauberten, Ihr fetter Sound und der ausdruckstarke Gesang von Mastermind Danny Methric brachte jedes Publikumsbein und -Torso zum mit wippen bzw. mit zucken. Showmäßig hatten es die Amis wirklich drauf ohne dafür irgendwelche Hilfsmittel nutzen zu müssen. Ich fühlte mich wie in den goldenen 70ern und das nicht nur weil der Duft von Räucherkerzen in dem kleinen, gut gefüllten Raum lag. Irgendwie passte die ganze Performance perfekt zusammen, die Hammond (?) Orgel gespielt von Tony DeNardo als füllender basslastiger Raumtiefenklang, das Schlagzeugtiming von Todd Glass (der mich irgendwie an das "Tier", dem zottelhaarige Schlagzeuger aus der Sesamstraße, erinnerte) perfekt auf den Punkt gebracht mit dem entsprechenden Druck und natürlich der dynamische Gitarrensound incl. den Solis von Danny Methric. Die 3 Amis verstehen halt Ihr Handwerk. Leider spielten sie trotz stürmischen Applaus keine Zugabe :-(
Da nicht viel umzubauen war, ging es ´ne halbe Stunde später auch schon weiter mit den SIENA ROOT. Aber irgendwas fehlte da in den ersten knapp 10 Minuten.... Und warum waren die Schweden nur zu viert auf der Bühne ? Ganz einfach, die ersten 2 Songs waren nur Instrumental und so kam Sänger Jonas "Joe Nash" Åhlen erst zum dritten Song auf die Bühne. Und schon wieder fühlte ich mich per Zeitreise in die 70er zurückgesetzt. Der Fluxkompensator war an diesem Abend aber eher die Gitarre von Matte Gustavsson. Was der Schwede aus den sechs Seiten samt Marshall Verstärker heraus zauberte war schon der Hammer.... Alter Schwede ;-)
Ebenfalls mit einen Marshall Verstärker ausgerüstet war Bassist Sam Riffer, der sich während der gesamten Show nicht von der Stelle rührte. Was mich (als aktiver Bassist) aber viel mehr interessierte war sein Bass, ein 4003er Rickenbacker und davon hatte er gleich zwei von. Diese Schätzchen sind sehr sehr teuer... und bisher kannte ich nur drei Bassisten die mit solchen edlen Instrumenten spielen, Paul McCartney, Lemmy Kilmister und Carl-Johan Fogelklou von MANDO DIAO. Aber zu dem Sound von SIENA ROOT passt der Basssound perfekt. Ebenso die Hohner Elektroorgel von Erik Pettersson, die sicherlich schon seit 40 Jahren nicht mehr hergestellt wird. Instrumental passt also alles zu dem 70er Jahresound und das auf teurem und sehr hohem Niveau. Um die Band komplett zu machen fehlt nur noch Drummer Love Forsberg, der seinem Vornamen alle Ehre machte, seht Euch die Bilder an ;-) Wobei auch seine von innen beleuchtete Bass-Drum ein hingucker war ;-)
Und so gaben SIENA ROOT 90 Minuten lang volles Programm und auch hier zuckte mein Fuß und mein Körper über die volle Spielzeit, obwohl dieser Stoner - Psychodelic - Progressiv - Rock nicht ganz oben auf meiner Lieblingsmusikliste steht. Aber die Band verstand es einfach die Zuschauer, im kleineren Konzertraum des mittlerweile vollen Forums, mitzuziehen. Gelernt ist gelernt, in der über 15jährigen Bandgeschichte und an dem Abend stimmte einfach alles. Auch als Joe Nash von der Bühne ging (zweimal glaub ich ?), es also nur Instrumental-Mucke gab, schwebte die Musik im Raum, vor allem bei den kurzweiligen Gitarrensolis von Matte Gustavsson. Das Publikum hing grade zu an der Musik, am Sound.... Hammer....
Leider gab es nur eine Zugabe, aber die hatte es in sich.... Da brannte die Bühne... Und das nicht nur wörtlich gemeint sondern real... Aus den Beckenständern, den Sticks (!) und der Orgel schlugen Flammen !!! Natürlich ist den Instrumenten nichts passiert, aber als Showeinlage war es eine Augenweide !!!
Eine zweite Zugabe gab es leider nicht, trotz heftigem Applaus (im ansonsten recht störrischen Ostwestfalen). Kurz vor Mitternacht war das Spektakel somit zu Ende und das es den Zuschauern gefallen hat, konnte man an der Belagerung des Verkaufsstandes erkennen. TOP !


Geschrieben von Karsten Conform am 16.06.2015, 20:12 Uhr


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