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Hass und Gewalt - Saufen mit Hass und Gewalt

Hass und Gewalt - Saufen mit Hass und Gewalt

CD Eigenproduktion

Weitere Informationen:
http://www.myspace.com/357595126
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Wow, das ist ja mal etwas ungewöhnlich: Es steht ja gar keine Punktzahl als Bewertung bei dieser CD. Genau so ist es, meine lieben Asseln, Zecken und die, die gerne ihr Bier aus einem verfaulten Stiefel trinken. Es gibt bei diesem Review keine Bewertung! Das hat aber auch seinen guten Grund: Denn diese Platte dürfte wohl die Menschen mehr auseinandertreiben, als die Mauer in Berlin.

Doch was ist so besonders an diesem Album? Und warum sollte ICH, ein dauerbetrunkener, arbeitsloser Hartz4-Empfänger-Säufer-Punk (zumindest sagt das die Gesellschaft…) diese Disk anhören, wobei sie nicht einmal eine Bewertung in Form von lustigen Zahlen bekommen hat? Die Antwort liegt klar auf der Hand: Weil diese Scheibe genau richtig für dich ist! Es unterstützt dein arbeitsloses Hartz4-Empfänger-Säufer-Punk-Dasein im vollen Umfang. Denn – es mag noch so klischeehaft klingen – es geht in diesem Album nur um zwei Themen: 1) Bier bzw. Saufen und 2) Scheisse bzw. Was-mich-so-ankotzt. Mehr nicht. Selbst der Titel dieser Compact-Disk bezieht sich auf's Saufen. Als Beweis zeige ich einfach mal die Tracks, die man sich zu Gemüte führen kann:

1 - Alkohol
2 – Langeweile
3 – Liebe ist…
4 – Dosenbier
5 – Techno
6 – Karlsquell
7 – Ohne Bier
8 – Scheisse
9 – Saufen

„Das klingt aber langweilig“, dürfte sich manch einer dabei denken. Und genau an der Stelle setzt die Band auch an: Entweder findet man die CD einfach nur scheisse oder man findet sie einfach der Banalität, des Klischees, des einfachen Asozial-Seins wegen geil!

Die Texte sind einfach gestrickt und auch schnell gesungen. Mit 2:40 Minuten dürfte „Scheisse“ das wohl längste Lied des Albums sein. Es ist damit eines der wenigen Lieder, die über die 2-Minuten-Grenze hinaus gehen. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass das Album nach gut 15 Minuten seinem Ende entgegen geht. Die Lieder donnern und rollen nur so über die Lautsprecherboxen und lassen dabei einen Gedanken aufkommen: „Ganz schön….unkompliziert“.
Unkompliziert dürfte vor allem auf die Texte zutreffen. Man darf keine lyrischen Wunderwerke erwarten oder gar politisches Gedankengut. Ein paar Beispiele gefällig? „Heute bin ich wieder blau und benehme mich wie ein Sau“, „Liebe ist Scheisse! Liebe ist Scheisse!“, „Ich hab diese Musik satt, haut die Techno-Hippies platt! Wir wollen kein Techno hier, darum singen wir!“, „Saufen jeden Tag, saufen was ich mag!“. Diese und ähnliche Zeilen begleiten einen über das gesamte Album hinweg. Die Texte sind also alkoholiker-freundlich und animieren auch den letzten Penner dazu, mitzusingen.

Musikalisch hält sich die Band auch eher an einfache Strukturen. Das ist bei der Kürze dieser Songs auch bitter nötig, schließlich hat man keine Zeit für große musikalische Spielereien. Alles scheppert, alles knallt und alles schrammelt, während im Hintergrund ein scheinbar besoffener Hartz4-Empfänger-Säufer-Punk die Texte in das Mikrophon brüllt. Verstehen kann man die Texte nur mit Mühe, denn die Qualität ist an und für sich nicht nur nicht die Beste, sondern ist auch der Herkunft des Sängers zu verschulden. Die Band kommt nämlich aus Holland, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Deutschpunk zu machen. Texte gibt es im Internet keine (ich habe zumindest keine gefunden), aber wenn man sich ein bisschen anstrengt, der kann kleine Textfetzen aufschnappen und Stück für Stück zusammenfügen. Gut, bei Liedern wie „Ohne Bier“ verzweifle sogar ich geduldige Natur, denn bei diesem Lied dürfte es sich um das Epizentrum der Schnelligkeit handeln. Es ist zwar nicht das kürzeste Lied (1:09 Minuten), ist aber trotzdem verdammt nah dran. Das dürfte wohl eine ausreichende Entschuldigung dafür sein, dass man nicht mehr, als den Refrain versteht. Aber wer will schon überanstrengt mehr gröhlen, als wirklich nötig? „Ohne Bier, ohne Bier, ohne Bier ist’s scheisse hier!“ reicht doch vollkommen aus!

Ich kann mir bereits lebhaft vorstellen, wie der Leser dieses Artikels ungläubig diese Zeilen herunterliest und sich fragt, was er tun soll. Soll er dieser Band eine Chance geben oder nicht? Ich würde raten: Erst einmal die Myspace-Seite der vier Herren besuchen! Dort sind Songs verzeichnet (inklusive einiger Proberaum-Stücke, die nicht auf dem Album sind!),  die völlig dafür ausreichen dürften, um sich ein Bild über „Hass und Gewalt“ machen zu können.

Für mich persönlich war diese CD einfach nur ein absoluter Knaller! Ich stehe ja nicht wirklich auf Klischee-Musik oder fehlende Abwechslung. Aber als ich die ersten Lieder dieser Band gehört habe, konnte ich mich aufgrund der Banalität und Einfachheit der Lieder nicht mehr halten vor lachen. Ich fand die Musik einfach super! Ob man nun saufen oder einfach nur sein Umfeld mit seiner Anwesenheit beschmutzen möchte: Dieser Silberling ist ein treuer und vor allem gut geeigneter Wegbegleiter. Wer die Musik jedoch in Gesellschaft von etwas „feineren“ oder anspruchsvolleren Herren hört, der darf sich aber nicht wundern, dass man vielleicht gnadenlos verstoßen werden könnte. Das ist jedoch auch irgendwie egal…man schnappt sich halt einfach eine Pennertonne, zündet ein bisschen Papier darin an und tanzt dann um das brennende Teil einfach herum, während man seinen Spaß an den Klängen hat. DAS ist wohl die tiefgründige Philosophie, die uns die vier Leutchen aus den Niederlanden mitteilen wollen. „Mach dein Ding!“.

Die CD gab es mal bei Impact Records zu kaufen, wurde jedoch wieder entfernt. Wer ein bisschen Glück hat, der kann bei der Nachfolge-Band „DE Kaaskoppen“ (mit dem gleichen Sänger) anfragen, ob sie noch das ein oder andere Exemplar besitzen. Mit 3,50€ kommt der frisch gebrannte DIY-Rohling in einer abgenutzten Papp-Verpackung - und einem bärtigen Kerl mit Bier und Frauen auf dem Cover - zu euch nach Hause. Für mich persönlich haben sich diese 3,50€ mehr als nur bezahlt gemacht, gemessen daran, wie oft ich es schon gehört habe und immer wieder meinen Spaß daran hatte (und noch haben werde).

Wer also auf unkomplizierte und wirklich hirnlose – ohne, dass ich das abwertend meine – Saufmusik steht, der kann bei diesem Album bestimmt nichts falsch machen. Bevor wir uns dem Ende nähern, noch eine kleine Randbemerkung: Seit ich dieses Review schreibe, läuft die Scheibe bereits zum dritten Mal. Wer sie nicht mit eigenen Ohren gehört und vielleicht sogar lieben gelernt hat, der wird wohl niemals verstehen, was für eine „Magie“ diese Band besitzt. Vielleicht bin ich aber auch nur verrückt. Aber an dieser Stelle soll das nun wirklich scheissegal sein!

In dem Sinne: PROST!!


Geschrieben von ChaosZx2 am 09.06.2011, 00:00 Uhr


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