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Hellgreaser - Bloody Moonshine Dance

Hellgreaser - Bloody Moonshine Dance

CD Vladek Records 05.10.2013
  9 / 10

Weitere Informationen:
http://hellgreaser.de/


Wie Forrest Gump schon richtig sagte, ist das Leben eine Pralinenschachtel. Man wisse nie, so sagt er, was man bekäme, bediene man sich der kleinen Leckereien innerhalb der – meißt herzförmigen – Pappbox.
Genau dieser Gedanke flog flüchtig an mir vorbei, als mein mich „Sahneherz“ nennender Fahrer eine CD in das Autoradio einführte und mir lüsternen Blickes das Blaue vom Himmel versprach. „Die Band ist noch ziemlich jung, aber die haben es echt drauf. Ich glaube, dass dir das gefallen könnte“. Es kam, wie es kommen musste: Ich habe ein wahres Prachtstück von einer Praline erwischt! Dieses Stückchen trägt den Namen „Hellgreaser“...

Auf eine Nachfrage des Autors dieser Zeilen, antworte die Band auf die Frage nach der persönlichen Selbsteinschätzung wie folgt:

„Harte Gitarren-Riffs und eingängige Rhythmen werden von einer sehr melodischen und prägnanten Stimme abgerundet.“

Was soll ich sagen? Genau so, wie es dort geschrieben steht, bekommt es der Hörer auf die Ohren, gäbe es nicht eine kleine verschwiegene Tatsache: Das, was aus den Boxen kommt, hat weitaus mehr zu bieten, als das, was diese Worte einem suggerieren könnten…
Was jedoch schon einmal gut ins Bild passt, ist der Bezug zu den Instrumenten. Nach typischer Punkrock-Manier wird nach allen Regeln der Kunst rumgerockt und rumgespielt, natürlich darauf achtend, dass es nicht immer gleich klingt. Manchmal ist ein wenig mehr Punk im Rock und dann gibt es doch ein klein wenig mehr Rock im Punk, die Mischung variiert da mal ganz gerne.
Die Gitarre verzichtet dabei auf großartige Spielereien und sorgt zusammen mit dem (hörbaren!) Bass dafür, dass eine zu dem jeweiligen Lied passende „Grundstimmung“ geschaffen wird. Zusammen mit dem  stimmungsvollen Schlagzeug wird ein Gemälde gemalt, das vom Sänger interpretiert wird und somit auf magische Art und Weise einen Hauch „Leben“ bekommt. Denn nun will ich zu dem Faktor kommen, die im obigen Zitat auch Erwähnung findet…

…die Stimme!
Die Stimme der Band kann man getrost als eine Art "fleischgewordene Variation" betrachten, wenn man sich durch die ersten Lieder hört. Ähnlich wie eine Mischung aus Milch und Honig geht die Verbalisierung der Songtexte runter wie Öl und weiß dem musikalischen Gaumen mit Kunstfertigkeit und Abwechslung zu schmeicheln. Melodisch und prägnant sind auf meiner gedanklichen Liste also schon mal dankbar abgehakt.
Man kann nämlich nicht nur einem schönen, bass-ähnlichen und dennoch weichen Gesang entgegenfiebern, sondern sich auch auf die ein oder andere Passage freuen, wo mal ein wenig geschrien (nicht gekreischt!) oder mindestens sehr kraftvoll gesungen wird, wobei sich diese Momente doch eher zurückhaltend darstellen. Das ist aber auch nicht wirklich schlimm, denn der „normale“ Gesang steht der Band verdammt gut zu Gesicht und wird auch nach dem x-ten Durchlauf nicht langweilig.
 Gemixt wird dieses Erlebnis durch einen Faktor, der  - zumindest bei mir – bei zu großer Nutzung immerzu Negativpunkte gesammelt hat, mit dem Unterschied, dass es hier diesmal Positivpunkte regnet: Der Hintergrundgesang.
Diese sogenannten „Backing Vocals“, die hier eigentlich keine Worte im eigentlichen Sinne sind, sondern eher der Natur der „Aaahh“‘s, „Oooohhh“‘s oder „Wohoooo“‘s entsprechen, sind essentielle und notwendige Bestandteile dieser Band, quasi eine Art „Charakterzug“.  Dabei gehen genau diese Gesangselemente eine perfekte Verbindung zu den oben beschriebenen Instrumenten ein und bilden damit eine Einheit, die sich in Form eines Werkes Musik manifestiert, das eine verzaubernde Wirkung auf den Zuhörer und Verfasser dieser Zeilen hat. Ebenso atmosphärisch, wie großartig. Sehr gut!

Textlich konnte ich leider kein verlässliches Material beschaffen, darum musste ich mich bedauerlicherweise auf meine Ohren und meine Englischkenntnisse verlassen.
Soweit es mir meine bescheidenen Fähigkeiten erlaubt haben, orientieren sich „Hellgreaser“ an den klassichen Themen des Horrorpunk-Genres: Dunkelheit, Zombies (inklusive Geschlechtsverkehr), traurige Balladen über Monster oder gruselige Liebesgeschichten fügen sich perfekt ein und runden damit das authentische Meinungsbild der Band ab, das sich im Laufe der Zeit immer weiter festigt.
Obwohl ich mit dem Genre „Horrorpunk“ relativ wenig vertraut bin, habe ich mich vom ersten Song an sofort geborgen und sehr gut unterhalten gefühlt. Es wird eine seltsame – ich möchte sagen: positiv-unheimliche – Stimmung erzeugt, die ich nicht wirklich erklären kann. Und genau das ist letzten Endes etwas, was einer Band immer gut tut: Eine einwandfreie und echte Identifikation!

An der Stelle komme ich nicht herum zu erwähnen, wie schwer es mir trotz der eindeutig guten Bewertung gefallen ist, dieses erstaunliche Musikerlebnis so widerzugeben, wie ich es gefühlt in Erinnerung habe. Eine Hörprobe von wenigen Sekunden alleine sagt bereits mehr aus, als die Sätze, die ihr hier gerade gelesen habt.

Für mich persönlich ist mit „Bloody Moonshine Dance“ ein wahrer Knaller gekommen, ein unglaublich packendes und mitreißendes Musikerlebnis, das nur durch Klänge und nicht durch Worte beschrieben werden kann. Wenn man mich fragen würde, was mein persönliches „Album des Jahres“ wäre, so hätte „Bloody Moonshine Dance“ wohl sehr gute Chancen, diesen Titel für sich beanspruchen zu können.
Wer so einen Start hinzulegen vermag, kann sich wirklich glücklich schätzen. Wahnsinns Scheibe!


Geschrieben von ChaosZx2 am 28.11.2013, 15:52 Uhr


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